Hallo,fountainpen.de hat geschrieben: ...Letztlich ist es wie bei den Uhren ... die Marke ist wichtig...
hier wage ich zu widersprechen. Bei Uhren ist mir die Marke nicht wichtig. Eine Uhr, die ich mir kaufe, muss in erster Linie schön sein. Man muss sehen, dass sich Jemand richtig Gedanken gemacht hat, was die Komplikationen angeht. So etwas wie ein ewiger Kalender in Mechanik realisiert, ist für mich faszinierend. Schön ist auch eine Uhr mit Repetitions-Kaliber, also eine Armbanduhr, die in vorgegebenen Intervallen schlägt. Ich persönlich mag daher Uhren der Firmen Chronoswiss und Breguet. Es gibt sicher Hersteller, die bekannter sind und die vermutlich auch deutlich mehr Prestige genießen, nur darauf kommt es mir nicht an.
Zu der Ausgangsfrage: Warum Montblanc? Nun, ich bekenne, dass ich von dem Unternehmen zwei Füllhalter mein Eigen nenne: Ein Meisterstück 146 (habe ich 1985 zu Weihnachten bekommen) und eine Sonderedition Sir Solti (habe ich mir eher ungeplant gekauft. Eigentlich sollte es ein Meisterstück 149 oder noch eher ein Pelikan 1000 werden. Und dann hat mir Frau Blankenhorn die Sonderedition in die Hand gedrückt und ich konnte nicht mehr widerstehen). Was fasziniert nun so an den Schreibgeräten? Das Prestige ist es für mich nicht. In einigen Kreisen gilt hier eher das Gegenteil. Da wird die Nutzung eines Meisterstücks schon eher als prollig angesehen (es gibt einen sehr renomierten Hersteller von Uhren, für den das Gleiche gilt). Die Faszination macht für mich das Schreibgefühl aus. Die Federn in beiden Füllhaltern sind wie für meine Hand gemacht. Das Meisterstück 146 begleitet mich schon seit 24 Jahren und inzwischen besteht so etwas wie eine Einheit zwischen der Hand und der Feder. Und bei der Sonderedition hatte ich das Gefühl, dass jemand die Feder allein für meine Hand geschliffen hat. Ich habe noch einen 400er Pelikan. Da ist das Schreibgefühl nicht schlecht, kommt aber an das der Montblanc Füllhalter nicht heran. Das heißt aber nicht, dass jeder neue Füllhalter automatisch von Montblanc kommen muss. Denn ich hatte seinerzeit neben einem Meisterstück 149 auch einen Pelikan 1000 ausprobiert. Wenn ich mich da hätte entscheiden müssen, wäre es der Pelikan geworden.
Ich habe inzwischen auch feststellen müssen, dass es auch bei Montblanc wohl auch Schwankungen in der Produktion der Federn gibt. Deswegen würde ich niemals einen Halter kaufen, dessen Feder ich vorher nicht ausprobieren konnte. Mir gefällt auch nicht wirklich, wie das Unternehmen seine Produkte vermarktet. Ein Pelikan 1000 hat sicher deutlich mehr Understatement als ein Meisterstück 149. Das ist eigentlich schade, denn ich nutze einen Füllhalter ja, um damit zu schreiben und nicht, um damit anzugeben. Mir gefällt auch ganz sicher nicht, wie Montblanc mit seinen Händlern umgeht. Ich denke da nur in Richtung von Frau Blankenhorn. Da sie keine Konzession für Montblanc mehr hat, ist es eher unwahrscheinlich geworden, dass ich noch einmal ein Schreibgerät dieses Unternehmens erstehen werde. Denn mir hat seinerzeit sehr gut gefallen, dass bei Frau Blankenhorn ein Schreibtisch zur Verfügung stand, um in aller Ruhe verschiedene Füllhalter auszuprobieren. Und mir hat das insgesamt sehr große Angebot gefallen. Daher wird dieses Unternehmen für mich die erste Adressse sein, wenn ich mal wieder einen Füllhalter kaufen möchte (und das wird wohl bald sein, wobei ich da dann eher an Pelikan, Watermann oder Omas denke).
Schade finde ich auch, dass Montblanc die gesamten preiswerteren Serien aus dem Programm genommen hat. Ich persönlich glaube, dass sich das eines Tages rächen wird. Nämlich dann, wenn es einem Konkurrenten gelingt, mit einem ähnlichen Luxusanspruch den Markt zu erobern. Dann wird nämlich irgendwann die Basis fehlen, also die Käufer, die zunächst mit einem kleinen Montblanc, vielleicht schon in der Schulzeit, Erfahrungen sammeln konnten und nun der Marke treu bleiben. In diese Richtung sollte auf jeden Fall auch mal Pelikan denken. Das Potential hätten die.
Mir persönlich gefällt auch nicht das strikte Verbot, die Schreibgeräte über das Internet zu vertreiben - obwohl ich niemals einen Füllhalter über das Internet beziehen würde (Herr Thiel ist da eine Ausnahme, denn der lässt mich zu Hause ausprobieren). Aber dieses Verbot führt letztlich zu festgeschriebenen Preisen und zu Problemen bei kleinen Händlern. Das ist ein Trend, den es auch schon seit eh und je bei Luxusuhren gibt. Als Juwelier muss man es sich ganz genau überlegen, ob man Luxusuhren bestimmter Marken überhaupt führen will. Denn man muss regelmäßig ein gewisses Kontingent abnehmen und auch bezahlen. Ich vermute mal, dass das bei Montbanc ähnlich sein wird - lasse mich aber gern eines Besseren belehren. Nun ist die Spanne bei Luxusuhren zwar hoch, aber die Vorfinanzierung überfordert viele. Nun gibt es findige Aufkäufer, die kaufen dem Konzessionär die Uhren praktisch zum Einkaufspreis ab und bieten sie dann im Internet praktisch neu und natürlich noch mit Garantie an. Der Aufkäufer verdient, der Konzessionär leider nicht. Letztlich führt das dazu, dass die Anzahl der Konzessionäre kleiner wird. Und wenn ich mich hier in der Gegend umsehe (ich wohne in einer Stadt mit 70.000 Einwohner), so stelle ich fest, dass der nächste reguläre Händler für Montblanc inzwischen im nächstgelegenen Mittelzentrum (etwa 40 KM entfernt) seinen Sitz hat. Und das ist nicht einmal eine der größeren Niederlassungen. Das ist eigentlich schade.
Viele Grüße
Thomas