Limited Editiones

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Frodo
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Limited Editiones

Beitrag von Frodo »

Hallo Füllerfreunde
Ich hab wieder mal eine dumme Frage. Bezahlt MB eigentlich Tantiemen für die namensgebundenen Limited Editions? Und wenn nicht, warum nicht? Zwar wurden als Namensgeber bekannte Berühmtheiten gewählt, die schon längere Zeit verstorben sind und damit gegebenenfalls von deren Nachkommen keine erblichen Rechte mehr verlangt werden können. Warum sollte es dem Luxusproduzenten aber schlecht anstehen etwas von dem ansehnlichen Einkommen durch die LE für eine Stiftung im Sinne des Namensgebers oder für die wissenschaftliche Aufarbeitung oder den Erhalt des Nachlasses abzugeben? Wenn ichs recht überlege glaube nicht, dass es der Firma primär um eine Ehrung der Person oder um den Erhalt des Andenkens geht, es geht um Gewinn der durch geläufige Berühmtheiten noch besonnt werden soll.
Besonders auffällig wird das Missverhältnis zwischen Profit und dem Genius des Namensgebers bei der LE Mahatma Gandhi. Sicher wäre Gandhi zu seiner Zeit glücklich gewesen, wenn jedes indische Kind ein Heft und einen Bleistift gehabt hätte. In diesem Sinne halte ich die Herausgabe eines Füllers in einer Auflage von 241 Stück für je 17.000 E für eine anmaßende Monströsität.
Gruß, Frodo
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Re: Limited Editiones

Beitrag von fountainpen.de »

Hallo Frodo,

zu Deiner Frage:
Bezahlt MB eigentlich Tantiemen für die namensgebundenen Limited Editions?
Ja, klar ... "umsonst" bekommt man die Rechte nicht. D.h. wenn MB eine Idee für eine Edition hat, wird zunächst geklärt, wie teuer es ist, die Rechte dafür zu bekommen ... es soll z.B. auch schon Ideen für Writers Editions gegeben haben, die nicht realisiert werden konnten, weil es einfach zu teuer gewesen wäre ... das Geld geht dann an die jeweiligen Rechteinhaber, also Stiftungen und Nachkommen.

Ich hoffe, dies beantwortet auch Deine weiteren Fragen? (Letztlich sind es ja nur rhetorische Fragen, weil Du davon ausgegangen bist, dass MB einfach "kostenlos" die Namen nutzt.)

Was den Sinn von den Limited Editions und der Nutzung von anderen Namen betrifft ... letztlich wird das nur als Win-Win Situation klappen.

Es ist sicher ganz normal, dass ein Unternehmen Geld verdienen will. Nimmt man aber mal nur die Writers, dann fällt doch auf, dass diese sehr viel komplexer als die normalen Meisterstücke sind. In Relation zum Aufwand kann ich mir gut vorstellen, dass MB daran weniger als für ein normales Schreibgerät Gewinn (oder besser Deckungsbeitrag) macht. Die Writers sind aus meiner Sicht aber natürlich ein gutes Instrument der Markt-Positionierung (als Förderer der Kultur) und stärken so die Marke Montblanc.

Andererseits ist die Nutzung der Namen auch für die Rechteinhaber nur dann sinnvoll, wenn die eigene Marke (also z.B. der Name des Dichters) keinen Schaden nimmt... keiner gibt jemandem das Recht, einen Namen zu nutzen, wenn er befürchten muss, dass seine Einnahmequelle dadurch langfristig Schaden nimmt.

Andererseits ist es auch eine Möglichkeit, Geld zu verdienen und aber auch die Marke zu stärken... ich weiß nicht, aber ich habe mir nach dem Kauf einiger Writers auch mal einige der dazu passenden Werke gekauft (auch wenn solche cross-selling Potenziale sicher insgesamt recht klein sind). Durch die Werbung, die MB z.B. für seine Writers macht, wird zumindest auch die Aufmerksamkeit für die Namensgeber erhöht, so dass die Kaufwahrscheinlichkeit für deren Werke sicher eher steigt.

Was den "Gandhi" betrifft: ich weiß nicht, wie viel Montblanc für die Rechte bezahlt hat, insofern könnte ich nicht einschätzen, ob hier nun ein Missverhältnis vorliegt oder nicht. Wenn der Füllhalter eine Limitierung von über 200 Stück hat und 17.000 Euro kostet, dann heißt das natürlich noch lange nicht, dass die auch alle verkauft werden. Von einer "Limitierung" kann man hier sicher eher weniger sprechen. Aber da sind wir bei einem anderen Thema ... ich würde an Deiner Stelle aber erst einmal nicht davon ausgehen, dass die Gandhi Füllhalter alle verkauft sind und MB sofort einen riesigen Gewinn gemacht hat.


Viele Grüße
Michael
Zuletzt geändert von fountainpen.de am 23.09.2009 9:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Dirk Barmeyer

Re: Limited Editiones

Beitrag von Dirk Barmeyer »

Guten Morgen Frodo,
diese Frage interessiert mich auch. Leider habe ich derzeit keinen so guten Draht zu MB, daß ich einfach mal dort fragen möchte.
Selbstverständlich kann es nur um Gewinn und nicht um eine Ehrung einer Person gehen. Seit dem ich vor etlichen Jahren die HaWAM erwarb frage ich mich bei allem Respekt und aller Sympathie für die (wenigen) Leute von MB, die ich kenne: wie kann man auf den Gedanken kommen, durch einen solchen Stift Mozart "ehren" zu können? Da könnte ich auch "Mozart-Milch" in limitierter Edition zu 20 ct. mehr je Liter kaufen. Und bei dem "Gandhi"-Stift wird es wirklich peinlich. Vielleicht werden diese Füller hauptsächlich an indische Textilfabrikanten verkauft....die haben vielleicht noch genug Geld für soetwas, da ihre Angestellten genügsam sind :evil:
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Re: Limited Editiones

Beitrag von fountainpen.de »

Hallo Dirk,

hmm, ich versteh nicht ganz, was daran falsch wäre, auch Geld verdienen zu wollen... nur so kann ein Unternehmen überleben, ein Rechtsanwalt berät seine Kunden ja auch nicht, weil er so nett ist und nur helfen will und ein Lehrer will natürlich auch das beste für seine Schüler, zum Überleben braucht er aber auch Geld.

Bezogen auf das Beispiel hier:
Damit so etwas aber "klappt", muss die Botschaft aber glaubwürdig sein, d.h. Montblanc würde nichts verdienen, wenn es einfach überall "irgendwelche" Namen von Berühmtheiten "kleben" würde. Der Name und die damit verbundenen Assoziationen müssen also zusammen passen. Diesen "Fit" sehe ich schon bei Montblanc und Namen, die man mit Musik oder Literatur verbindet.


... und zugegeben, bei Gandhi ist dieser Zusammenhang sicher nicht so offensichtlich.

Trotzdem sollte man das alles nicht so schwarz/weiß sehen. Das Leben besteht doch eher aus "Grautönen", keiner ist "nur böse"...

Viele Grüße
Michael
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Dirk Barmeyer

Re: Limited Editiones

Beitrag von Dirk Barmeyer »

Hallo Michael,
ich wollte nicht sagen, daß Geld verdienen schlecht sei. Habe ich das so gesagt?
Was ich meinte ist, daß es überhaupt keinen Sinn macht, mit anderer Leute Leistung für ein Produkt zu werben. Ob das nun Sportler sind, die irgendeinen Joghurt löffeln oder Mozart, der mit einem MB seine Noten schreibt ;). MB (bzw. deren Stifte) hat mit den ganzen Namensgebern nichts zu tun. Sicherlich sind einige Werbefachleute der Meinung, daß gerade im Luxusgüterbereich eine solche Verbindung von Kunst und Kommerz viel Sinn macht. Aber ich bin da sehr skeptisch und traue den Kunden doch irgendwie etwas mehr Nachdenken zu. Möglicherweise sind Frodo und ich aber auch Ausnahmen, die nur auf die Qualität achten.
Daß es auch nach hinten los gehen kann zeigte Aurora mit dem Nobile: in Italien ist der Herr nämlich durchaus umstritten.
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Re: Limited Editiones

Beitrag von fountainpen.de »

Hallo Dirk,

ooch, ich denke schon, dass ich auch auf Qualität achte. Aber darum geht's ja nicht.

Man kann da sicher ganz unterschiedlicher Meinung sein. Insgesamt halt ich aber mal unkritische Punkte fest, nämlich
- dass Gandhi und Luxus tatsächlich nicht so ganz zusammenpassen (der Füllhalter aus der 3000er Edition gefällt mir trotzdem ... kann ihn mir aber nicht leisten) und
- dass MB die Namen sicher nicht nur aus reinem Gewinnstreben produziert, denn der Deckungsbeitrag ist bei einer Writers Edition sicher geringer als bei einem normalen Meisterstück (auch bei anderen Editionen wie dem Chaplin soll der DB vergleichsweise niedrig sein).

Und klar: Namen wirken ... ich habe mir z.B. den Friedrich Schiller v.a. wegen dem Namen gekauft... Auch sonst ist es sicher nicht ganz sooo schlecht, wenn man bekannte Namen in der Werbung nutzt. Vielleicht erinnerst Du Dich ja noch an die Werbung von AOL mit Boris Becker ("Bin ich drin ...? ... ich bin drin!"). Also die hat schon gewirkt, d.h. der Anteil der Internetnutzer wuchs gerade in dieser Zeit rasant.

Insofern, klar ... Herstellermarken und Testimonials "wirken". Das gleiche gilt natürlich auch für andere Bezeichnungen wie "Europe", "Africa" oder "Luna" ... letztlich steckt dahinter doch absolut die gleiche Idee. Mit einem Namen möchte man bestimmte Assoziationen und Gefühle wecken, die mit einem Schreibgerät verbunden werden sollen.

Eine Alternative wäre, wenn man den Schreibgeräten nur noch Nummern vergeben würde ... also 106, 124, 139, 149 usw. ... hatten wir auch schon mal... aber sag mal selbst... das ist doch viel zu kompliziert. :wink:


Aber ich glaub, wir sind vom eigentlichen Thema abgekommen.

Viele Grüße
Michael
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Dirk Barmeyer

Re: Limited Editiones

Beitrag von Dirk Barmeyer »

Michael, es freut mich, daß wir damit schon zu dritt sind ;) Aber sicherlich gibt es hier noch erheblich mehr Leute, die auf Qualität achten. Jedoch schriebst Du selbst, Du habest den Schiller vor allem wegen des Namens gekauft. Mir sind solche Namen eher unangenehm und ich hätte tatsächlich lieber Nummern. Auch Europa, Afrika, Ozeania, Firenze, Luna, Berlin finde ich als Bezeichnung blöd (teilweise machen die Namen wenigstens noch ein wenig Sinn durch die verwendeten Symbole), in einem Auto namens Tuareg würde ich nicht nur in Nordafrika ungern fahren. Oder anders gesagt: ich selbst habe eher unangenehme Gefühle bei solchen Produkten mit Namen.
Aber ich bleibe dabei, daß auch MB allein aus Gewinnstreben die Stifte herstellt. Ich selbst mag auch nur sehr wenige Mandanten so gerne, daß ich aus Freundschaft für sie arbeite!

Gandhi als limitierten Luxusfüller ist unschön, aber wie wäre es mit Franz von Assisi? :mrgreen:


edit: um ein wenig selbstkritischer zu werden: Aurora klingt auch nicht besser als der höchste Berg der Alpen und gerade reinige ich einen walzgüldenen Sarastro, der wirklich wenig mit Zarathustra (hoffentlich habe ich das nun richtig geschrieben) zu tun hat. Allein ein Stift macht keine Sorge: mein A.S.Co. Tischfüller. Was der Herstellername bedeuten soll weiß wohl niemand, ich hoffe: nichts!
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Re: Limited Editiones

Beitrag von fountainpen.de »

Hallo Dirk,
Franz von Assisi
hmm, äh ... naja, passt noch weniger 8) :lol:

Viele Grüße
Michael

PS: Thema Qualität
Jedoch schriebst Du selbst, Du habest den Schiller vor allem wegen des Namens gekauft.
... wenn ich einen Füllhalter der Marke MB kaufe, dann gehe ich einfach mal davon aus, dass er meinen Qualitätsansprüchen entspricht. Wenn in die engere Wahl für meinen nächsten Kauf also nur MB Füllhalter gekommen sind und ich vermute, dass alle ein vergleichbares Qualitätsniveau aufweisen, dann ist dieses Merkmal nicht mehr entscheidungsrelevant und ich kann mich auf andere Eigenschaften wie den Namen konzentrieren. Insofern ist es nicht unsinnig, wenn ich stark auf den Namen "Schiller" geachtet habe. Sorry, meine Beschreibung war tatsächlich etwas unpräzise.
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Dirk Barmeyer

Re: Limited Editiones

Beitrag von Dirk Barmeyer »

fountainpen.de hat geschrieben: ... wenn ich einen Füllhalter der Marke MB kaufe, dann gehe ich einfach mal davon aus, dass er meinen Qualitätsansprüchen entspricht.
8) Hast Du den Garbo? :wink:
fountainpen.de hat geschrieben:dann ist dieses Merkmal nicht mehr entscheidungsrelevant und ich kann mich auf andere Eigenschaften wie den Namen konzentrieren.
Ja, das macht Sinn. Schillers Eltern haben damals ihren Nachwuchs ja auch nicht "149" oder so genannt ;)
hotap

Re: Limited Editiones

Beitrag von hotap »

Hallo zusammen,

Frodos nach eigener Aussage „dumme Frage“, ob MB für Namensgeber der LE Tantiemen bezahlt, wurde mit Michaels „Ja klar“ meiner Meinung nach beantwortet. Aber ich denke mal, dass MB uns normal "Schreiblichen" das nicht auf die Nase binden wird, wer-wie-wo-was an Euros bekommt.
Auch über Sinn, Unsinn oder Perversität mit ja oder nein zum „Mahatma Gandhi“ haben meine beiden Vorschreiber schon reichlich gute Aussagen gesetzt, sodass ich mich dazu nicht weiter äußern möchte.
Aber, wer etwas herstellt und vertreiben/verkaufen will, will einfach Reibach machen. Und dazu gehören eben bekannte oder historische Namensgeber.

Ich möchte jetzt Frodos obige Ausführungen etwas weiter führen oder auch spinnen, auch wenn es vielleicht nicht ganz seinem Artikel entspricht. Also etwas OT ist.

MB bewirbt auf ihrer Webseite ja die „limitierten Schriftsteller Ausgaben“ u.a. so:
Mit der Limited Writers Edition ehrt Montblanc seit 1992 jedes Jahr einen großen Schriftsteller, dessen Werke in die Weltliteratur eingegangen sind.

Ob MB vielleicht in Zukunft „die Traute hat“ nach den beiden deutschen Schriftstellern „Schiller“ und „Thomas Mann“ vielleicht, einen „Lion Feuchtwanger“ mit einer limitierten Ausgabe würdigt?
Ich glaube nein, da würde ja der gesamte arabische Markt bei dieser Ausgabe wegbrechen.

Aber wir wollen hier ja jetzt nicht eine Hitleiste (a la Lieblingsfüller etc.) aufmachen, welcher verstorbene, deutschsprachige Weltliterat eine Edition bekommen soll.

Viele Grüße
Günter
G_Paesold
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Re: Limited Editiones

Beitrag von G_Paesold »

Hallo miteinander

Die vorher schon hier besprochene Problematik des MB Gandhi hat nun anscheinend auch die breitere Öffentlichkeit erreicht:

http://www.tagesanzeiger.ch/panorama/ve ... y/19543937

Hab mir gedacht das passt ja recht gut zur Diskussion.

Beste Grüsse
Günther
G_Paesold
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Re: Limited Editiones

Beitrag von G_Paesold »

Hallo miteinander

Sind schon ein Monate seit dem letzten Beitrag vergangen, aber der Gandhi-Füller ist wiedermal in den Medien: http://www.tagesanzeiger.ch/panorama/ve ... y/25335057

Beste Grüsse
Günther
penparadise
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Re: Limited Editiones

Beitrag von penparadise »

Erstellt: 25.02.2010, 15:44 Uhr durch www.tagesanzeiger.ch

Eine indische Konsumentenschutz-Organisation hatte das Verfahren in die Wege geleitet. Der Vorwurf: Solch ein Luxusgut würde den Pazifisten Gandhi, der für seine Sparsamkeit und Schlichtheit bekannt war, herabwürdigen und das Land verhöhnen.

Missbrauch von Emblemen und Namen

Konsumentenschützer argumentierten zudem, das Vorhaben verletzte ein Gesetz, nach dem der Missbrauch von Emblemen und Namen verboten ist.

Nach indischen Medienberichten vom Donnerstag hat sich das deutsche Unternehmen Montblanc für den geplanten Verkauf der auf 241 Stifte limitierten Auflage entschuldigt. Der Schreibgeräte-Hersteller mit Sitz in Hamburg, der zum Schweizer Luxusgüterkonzern Richemont gehört, kündigte eine Erklärung an.
Auf die Erklärung bin ich gespannt! Hat da schon jemand etwas entdeckt, gelesen oder gehört?
Mit besten Grüßen
Axel
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