agathon hat geschrieben: ↑15.07.2020 13:17
Meiner Meinung nach ist das Unfug. Auf die Qualität des Schreibgerätes kommt es an. „Unter ferner liefen“ dann meinetwegen die Zweckmäßigkeit der Verpackung. Alles, was darüber hinaus geht, kümmert mich einen feuchten Kehricht, auch bei Montblanc.
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Grundsätzlich stimme ich dir da zu. Aber, dass berühmte Aber. Natürlich kommt es auf die Qualität des Schreibgerätes an und im Grunde kommt es nur darauf an. Nur wenn ich vom reinen Materialwert des Schreibgerätes ausgehe, also Material plus Verarbeitung, liege ich bei einem Le Grand 149er bei kaum 50€. Damit ist die Qualität und Funktion des Schreibgerätes hergestellt. Das gilt übrigens so genauso für Pelikan, Sailor, Montegrappa, "You Name it". Ich lasse hier mal exklusive Materialien, viel das Lava Zeug von Visconti, Ebonit, Zelluloid und ähnliche Extravaganzen mit Absicht außen vor. Einfach ein Stift, gefertigt aus Kunststoff mit (wahrscheinlich) Messingteilen für die Mechanik, etwas Gummi und einer zumindest per Hand feingetunten Feder. Das sind 50€ per Schreibgerät.
Nur Montblanc verlangt für so ein Schreibgerät 700€. Heißt im Klartext, die 650€ Differenz sind der Marke und dem Marketing geschuldet. Ich will über den Betrag als solches gar nicht diskutieren. Es gibt andere Beispiele, da geht die Schere noch weiter auseinander. Am Ende obliegt es ja jedem selbst, ob er bereit ist diese Summen zu zahlen.
Und genau da liegt der Hase im Pfeffer, ein Teil der Rechtfertigung die Montblanc für den Preis anbringt ist das Renommee der Marke und die überaus hohe Perfektion des verkauften Gegenstandes. Leidet dieser Eindruck, sprich dass hier die Wertigkeit des Produktes herabgesetzt wird, aus welchen Gründen auch immer, leiden sowohl Renommee als auch Glaubwürdigkeit. Marketing für Anfänger so zu sagen. Montblanc schadet beides, dass der Eindruck entsteht, das Produkt wäre "billiger", in Form von weniger wertig, genauso wie die Option, dass das Produkt wirklich günstiger wird, also weniger kostet. Ein Teil des Renommees ist eben, das Montblanc teuer ist. Also das arme Fußvolk kann sich das nicht leisten.
Das Handbuch ist Teil des Produkts, Teil der Präsentation, Teil des Kauferlebnisses und damit die Basis für das Renommee. Wer schonmal ein Fahrzeug bei Porsche, Abt oder AMG übernommen hat, der weiß sicher was ich meine.
Es ist eben nicht nur das Schreibgerät was in diesem Falle die Marke Montblanc ausmacht. Ich kann da auch nur spekulieren was der Beweggrund ist, das Handbuch optisch herabzusetzen, den wertigen Eindruck zu marginalisieren. Mit Sicherheit wird der Produktionsprozess dadurch kostenoptimiert. Ich finde es interessant anzusehen, dass das passiert. Andere sehr hochpreisige Schreibgerätehersteller, ich nenne hier mal Sailor als Beispiel, treiben die Präsentation des Produkts immer weiter. Ich habe vor Kurzem einen recht exklusiven Stift geschenkt bekommen, der zugegeben individueller ist, aber eben auch sehr teuer ist. Da gibt es eine veredelte Hinoki Schatulle dazu und ein per Hand kalligrafiertes Beibuch. Dazu eben ein edel laminiertes Kärtchen zum Nachweis der Echtheit.
Wer einen Nakaya in Japan schon einmal direkt in Japan übernommen hat, weiß sicher auch wie viel Aufwand dort betrieben wird um des Renommee zu stärken und den Preis zu rechtfertigen. Der Markt ist klein für Schreibgeräte um die 700€ und aufwärts.
Am Ende schreiben wir natürlich nur mit dem Stift, da bin ich voll dabei und am Ende bräuchte es für mich auch nur genau das. Aber der Preis und irgendwo dann damit auch der Wert des Schreibgerätes wird eben auch über alles andere rund um den Stift definiert. Da ist ein "billiges" Handbuch irgendwo schon ein Ärgernis.
M