Passender MB für mich?

[Lukas74]

Hallo zusammen,

ich habe bereits einen Lamy2000 (mit dem über die Maße zufrieden bin) und einen Pelikan M400 (mit dem ich quasi gar nicht schreibe).
Nun würde ich mir gerne einen MB holen. Dazu folgende Fragen:
1. Rechtfertigt der Preis das Schreibgefühl?
Ich weiß, dass das ziemlich subjektiv ist und das man natürlich einen großen Teil auch für den Namen zahlt. Aber ich habe hier schon häufig gelesen, dass die Federn lange nicht mehr "so gut wie früher" sind und das hat mich ein wenig verunsichert.
2. Welcher MB ist der richtige?
Ich habe es gerne klassisch (also gerne ein Meisterstück), es muss ein Kolbenfüller sein, sollte eine Goldfeder haben und er sollte eine gut schreibende (nasse) F oder EF Feder haben.
Ich benutze den Füller hauptsächlich zum Klausuren schreiben, von daher ist es wichtig, dass der Füller 5 Std ohne Schreibabbrüche etc durchhält. Wenn es mehrere Modelle gibt, die meine Ansprüche erfüllen, würde ich gerne den kleinsten nehmen.
Ich bin bereit zu zahlen was der Füller eben kostet, aber ich muss dein Preis auch nicht unnötig in die Höhe treiben

Soweit ich es gesehen habe, gibt es Meisterstücke mit Kolben und Meisterstücke mit Patrone. Dort konnte ich jedoch noch nicht herausfinden woran es liegt, ob das eine oder das andere vorliegt.

LG Lukas

[SimDreams]

Hallo Lukas,

1. Rechtfertigt der Preis das Schreibgefühl?

Nur das Schreibgefühl? Nein. Es gibt ähnlich gute Federn und "Handlagen" anderer Hersteller, die weniger kosten. Aber wie du schon schreibst, gibt es neben der rein praktischen Performance andere Eigenschaften, die den Preis eines Montblancs angemessen machen. Generell waren die Federn früher nicht besser - das ist Geschichtsromantik. Sie waren anders (oft nachgiebiger). In einer Klausur geht es ja gegen Ende manchmal etwas hektisch zu, da wäre ein flexender Oldie nicht das passende Gerät. Die Feder muss zum Schreibstil und zum Anlass passen. Und da wäre eine moderne üppige F eine gute Wahl.

2. Welcher MB ist der richtige?

Das ist schwierig - musst du eigentlich angrabbeln. Wenn wir die Patronenfüller aussortieren, springt als erstes der Le Grand ins Auge (Meisterstück 146), der aber natürlich in deine Hand passen muss. Gibt es den Rouge et Noir noch offiziell? Der wäre schlanker. Es wird daneben schnell ziemlich teuer. Was tatsächlich ziemlich pervers ist angesichts der Preise, dass man der Webseite das Füllsystem nicht mehr entnehmen kann.

Classique und Starwalker sind jedenfalls Patronenfüller.

Größe, Uwe

[Killerturnschuh]

Hallo Lukas 74,

zuerst einmal willkommen im Forum, und keine Sorge du musst nicht erst eine Kurzbiographie abliefern oder dich anderweitig erklären bevor du hier Auskunft auf deine Fragen erhältst.

1) Wie du selbst schon festgestellt hast ist das Schreibgefühl bei einem Füller höchst subjektiv und hängt von vielen Faktoren ab. Verschaffe dir also am besten selbst einen Eindruck.

Selbstverständlich zahlst du den Namen mit. Das tust du aber bei jedem anderem Markenhersteller ebenfalls. Prozentual gesehen zahlst du bei einem Lamy, Pelikan oder Kaweco teilweise nicht weniger... alles immer eine Sache der Betrachtungsweise. Philantrophen sind in einem gewinnorientierten Unternehmen eher nicht anzutreffen.
Ob es ein Montblanc sein muss, entscheidest du selbst.

Moderne Federn sind anders, aber das liegt auch an den veränderten Schreibgewohnheiten denen die Hersteller Rechnung tragen.
Montblanc Federn ( Vorsicht subjektiv und durch Erfahrung voreingenommen ) sind vorzüglich und machen richtig Spaß, sobald die Federn gut eingeschrieben sind. Der Tintenfluss ist in der Regel sehr ausgewogen.

2) Unter den modernen Meisterstücken kommt für dich nur ein 146er Le Grand in Frage.
Mit etwas Glück findest du sie gebraucht um die 250-300€. Beim Kauf sollten aber mögliche Service Pauschalen am besten mit in den Kaufpreis eingeplant sein.

Eine F oder EF Feder hält bequem deinen Anforderungen Stand.

Der Traveler 146er Größe, Starwalker, M,der Classique und der Mozart sind Patronenfüller.
Nicht jeder mag Kolbenfüller.

Lieber Uwe,

man findet die Rouge et Noir noch bei Händlern, Montblanc hat sie aber nicht mehr im Programm. Sie gehören zur Heritage Collection in der aktuellen nur der Nachfolger, der Egyptonania erhältlich ist.

[ralph]

Hallo Lukas,

auch ein willkommen von mir, habe Dir eine PN gesandt.

Gruss aus Köln
Ralph

[hoppenstedt]

@Lukas: Die Antworten, die du schon bekommen hast, sind sehr fundiert, deshalb gebe ich nur noch zu bedenken, dass du wirklich wegen der Größe des ins Auge gefassten Montblanc Obacht geben solltest.

Wir alle kennen deine Handgröße und Vorlieben nicht, und du schriebst, dass du tendenziell den kleinsten Füller nähmst, der zur Auswahl stünde. Im modern(er)en Sortiment von Montblanc geht es bei Kolbenfüllern eben, wie schon geschrieben, erst ab Größe LeGrand los. Und das muss eben passen.

Käme ggf. ein Konverter in Frage? Dann könntest du auch mit der Classique Größe arbeiten.
Allerdings verstehe ich ganz persönlich und subjektiv deine Vorliebe für echte Kolbenfüller sehr gut, von daher verstünde ich auch gut, wenn du sagtest, ein Konverter käme eben nicht in Frage

[JulieParadise]

Wenn ein gebrauchter & älterer Füller in Frage kommt, dann könnte am ehesten ein Modell der vintage 144/244/344-Reihe etwas für Dich sein, da passt die Größe am ehesten zu dem, was Dir offenbar bei den M200ern gut gefällt.

[RichardRoss]

1. Die Federn waren früher definitiv nicht besser, aber definitiv anders. Geschmackssache.

2. Montblanc ist niemals etwas, was man braucht, die Frage ist, ob du einen haben willst. Jeder hat dafür seine eigenen Gründe, wie er die Ausgabe erklärt und rechtfertigt. Meine sind mir das Geld wert und das hängt eher mit der persönlichen Geschichte zusammen.

3. Ich habe fast alle meine Klausuren an der Uni und in der Schule mit schlanken Patronen-Füllern von MB geschrieben: 144er, mit einer OF Feder, sehr zuverlässig über Stunden und die Patrone ist immer schnell gewechselt. Aber Kugelschreiber für den Notfall waren auch immer dabei. Slim Line mit einer M Feder: mein erster Füller überhaupt und auch optimal in jeder Hinsicht für diesen Zweck. Zwischendurch MB 32 (oder 34?) mit OM. Durch ihn bin ich an O-Federn gekommen und gemerkt wie viel besser das zu meiner Haltung und Schrift passt! Aber der war nicht oft im Einsatz, weil ich damals Patronen praktischer fand. Und die sind glaube ich der Form und Feder nach am ähnlichsten einem Lamy 2000.

Ein guter 144er aus den 80ern kostet weniger als 250€, die anderen mit Glück etwa 120€, günstiger und teurer geht immer.

Einen Monte Rosa oder 3-32G kann ich auch noch wärmstens empfehlen. Der erste war früher ein Schulfüller und der andere ist im Prinzip baugleich. Sehr komfortable Dauerläufer!

Ich hoffe, das war ein bisschen hilfreich.

4. Es ist völlig okay zu testen, Erfahrungen zu sammeln und sich dagegen zu entscheiden und bei dem geliebten Lamy zu bleiben. MB muss nicht für jeden richtig sein.

[eisbaer-kiel]

Hallo Lukas,
zu den vielen richtigen Dingen, die hier schon geschrieben wurden, kann ich nur empfehlen, einen Montblanc einmal zur Probe zu schreiben. Nicht nur, weil man das am besten immer machen sollte, sondern weil nach meiner Erfahrung eine Montblanc-Feder ganz anders daherkommt, als die Dir bekannten Pelikan- oder die Lamy 2000-Federn.
Und gerade bei den EF-Federn ist das Schreibgefühl sehr unterschiedlich.
Auch beim Tintenfluss unterscheiden sich die Füller. Nach meiner Erfahrung haben die Pelikane meistens einen sehr guten Tintenfluss, dann kommt der Lamy 2000 und erst dann Montblanc. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber bei den vier MBs, die ich bisher hatte, war das so.
Unabhängig davon sind die Hamburger Füller aber sehr schön .
Viele Grüße
Manfred

[Chia]

Käme ggf. ein Konverter in Frage?

Wenn der Haupteinsatzzweck 5-stündige Klausuren sind, halte ich das nicht für so sinnvoll.

Sowohl bzgl. Tintenmenge als auch bzgl. schneller Nachfüllbarkeit dürfte bei Kolbenfüllen-vs-Patronen-vs-Konverter letzterer am Schlechtesten abschneiden.

[Lukas74]

Vielen Dank für die vielen ausführlichen Beiträge!
Der Grund dafür, dass ich einen Kolben bevorzugen würde, liegt schlicht im subjektiven Purismus. Wobei natürlich die Füllmenge ein nicht von der Hand zuweisendes rationales Argument ist - kurz, es soll auf jeden Fall ein Kolbenfüller werden.
Wie ich bereits selbst auch grob recherchieren konnte ist da die Auswahl an aktuellen Modellen (unter 1000€) gar nicht so groß.

Wie meine Anmerkung zu der möglichst kleinsten Größe schon vermuten ließ, finde ich es angenehmer mit kleineren Füllern zu schreiben. Ich habe zwar "große" Hände, aber alles was beim Schreiben über die Hand hinaus geht finde ich irgendwie unnütz und den Schwerpunkte unnötig verlagernd.

Ich werde wohl nicht drumherum kommen zu warten bis ich die in Frage kommenden Füller wieder normal im Geschäft ausprobieren kann.
Der Rouge et Noir gefällt mir übrigens super, kannte ich bisher noch nicht. Ist bei einigen Shops noch verfügbar und somit wirklich interessant für mich.
Ansonsten werde ich auch mal die Augen nach alten Modellreihen auf dem Gebrauchtmarkt offen halten, wobei ich mich da oft aufgrund der etlichen Angebote verschiedenster Füller aus unterschiedlichen Jahrzehnten erschlagen fühle

LG Lukas

[NicolausPiscator]

Ausprobieren lohnt sich immer! Nimm Dir die Zeit. Wenn es ein R&N sein soll, wirst Du einen finden, mindestens einen gebrauchten. Die Feder ist exzellent. Wenn es etwas kleines aber feines sein soll, dann probier mal einen Heritage.