Faszination Montblanc?

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stift
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Re: Faszination Montblanc?

Beitrag von stift »

hallo
für mich hast du den nagel auf den kopf getroffen genau so ist es ....die befriedigung der sammelleidenschaft.......

für mich ist es ein muß das jagen nach alten und seltenen füller wie montblanc.
ich hatte nicht einmal das gefühl wunschlos glücklich zu sein.

aber das verfliegt und es geht die jagt weiter.
die befriedigung der eigenen begierden ist aber ein schönes gefühl. :oops:
mlg
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Bene
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Re: Faszination Montblanc?

Beitrag von Bene »

Wenn es nur um die Befriedigung irgendwelcher Gelüste geht-warum dann Füller? ch selbst kam eigentlich auf Umwegen dazu, nämlich hat das Interesse an Handschriften den Grundstein dafür gelegt, weniger die Analyse derselben sondern die Schrift als ein Abbild der Persönlichkeit eines Menschen. Viele kleine Kunstwerke und je weniger sich der Schreiber um Schönschrift bemüht umso interessanter. Da jede Schrift zu einem bes.Zeitpunkt, an einem bes.Ort, auf best. Papier mit bes.Tinte, bes.Gefühlslage des Schreibers etc und eben einem bestimmten Füller (bzw einem anderen Schreibgerät) geschaffen wurde/wird ist es absolut unmöglich sie zu kopieren. Und genau da hebt sich meiner bescheidenen Meinung nach der Füller von Krimskrams ab, eine Uhr z.b. zeigt die Uhrzeit an und braucht um das zu tun (wofür sie da ist)keinen Menschen. Ein Füller kann nur durch den Menschen das "tun" wozu er geschaffen wurde. Eine Uhr zeigt die Uhrzeit wie jede andere, egal wer sie trägt. Ein Füller schreibt nicht nur bei jedem Menschan anders sondern auch je nach oben bereits genannten Umständen Gefühlslage,Papier,Tinte etc. Es sind Werkzeuge. Jeder Künstler,Autor,Tischler ,Mechaniker wählt sich das Werkzeug mit dem er seine Vorstellungen und Gedanken verwirklichen kann, nur mit diesem Werkzeug kann er das tun womit er sich inentifiziert, ohne könnte er nicht sein was er ist. Darum hegt und pflegt er es und gibt darauf acht als wärs ein Teil von ihm selbst. Und dabei ist es egal wie teuer der das Werkzeug ist solange er schreibt denn jeder ist anders, mit jedem sind andere Kombinationen Mensch/Füller/Papier...und dadurch neue Kunstwerke möglich. Das ist was völlig anderes als Materialismus, dessen einziges Ziel es ist so viel und teuer wie möglich zu besitzen. Unersättlich, bodenlos, seelenlos. Hedonistisch. Das ist der Grund warum ich verstehe das jemand MB Füller kauft und nicht verstehe warum jemand viel Geld für Krimskrams ausgibt, Spaß machts vielleicht, Freude wahrscheinlich weniger.
MfG Bene
Thorsten71
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Re: Faszination Montblanc?

Beitrag von Thorsten71 »

Guten Morgen Bene,
Bene hat geschrieben:Wenn es nur um die Befriedigung irgendwelcher Gelüste geht-warum dann Füller?
Auf diese Frage gibt es keine allgemeine Antwort. Warum sammelt jemand Uhren, Autos oder Briefmarken? Wenn man eine allgemeine Antwort geben möchte so, dass das jeweilige Objekt einen besonderen Reiz für den Sammler ausmacht. Nur hast Du z.B. 10 Auto/ Uhr/ FH/ ... -Sammler, so kannst Du auch 10 unterschiedliche Gründe haben, warum sie sammeln.
Bene hat geschrieben:Und genau da hebt sich meiner bescheidenen Meinung nach der Füller von Krimskrams ab, eine Uhr z.b. zeigt die Uhrzeit an und braucht um das zu tun (wofür sie da ist)keinen Menschen.
Hmm, für die Herstellung schon. Und genau das ist es, was für viele die Faszination einer Uhr ausmacht. Natürlich hast Du recht, sie ist kein "Werkzeug" wie ein Füller und zeigt bei jedem die gleiche Uhrzeit an. Aber das muss es für mich auch gar nicht. Wie ich schon oben geschrieben habe, so hat jeder unterschiedliche Gründe für das Sammeln. Für mich ist nichtsdestotrotz ein Füller "nur" ein Füller. Ich betrachte ihn bspw. nicht als Werkzeug. Wie viele sammeln z.B. limitierte Editionen ohne sie jemals zu befüllen?
Für mich gilt da eher die Ästhetik des Instrumentes. Sowohl bei der Uhr als auch beim Füller. Ich nutze meinen jetzigen und auch die zukünftigen Füller "nur" zum schreiben, so wie die Uhr zum Zeit anzeigen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ich messe im Vergleich zu Dir dem Schreiben vielleicht weniger Bedeutung bei.

Und ja, ich bin auch bereit für (in Deinem Sinne) Krimskrams - nämlich einer Uhr - weitaus mehr Geld auszugeben als für einen Füllhalter (oder wie in meinem Falle, für fast alle geplanten Investitionen in die Schreibgeräte) zusammen und überlegen eher bei jedem einzelnen Füller als bei der Uhr.

Das schöne an der ganzen Geschichte ist aber, das es weder ein Richtig noch ein Falsch gibt. Jeder hat seinen eigenen Grund, seine eigene Sichtweise. Die kann sich mit der von Anderen decken. Sie muss es aber nicht und trotzdem hat man eine gemeinsame Leidenschaft.

Beste Grüße
Thorsten
PS: Ich möchte niemanden mit meinen Beiträgen persönlich angreifen. Sorry, falls ich mich unglücklich ausgedrückt habe.

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Cori
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Re: Faszination Montblanc?

Beitrag von Cori »

Ja, das ist komisch. Ich widerrum gebe für Füllhalter mehr Geld aus und für die Oper. Es ist ja eigentlich egal, wofür. Wenn ich eben in die Oper gehe, könnte ich mich auch auf`s "Juchee" setzen und nur 50 Euro zahlen, aber nein, ich zahle das 3-fache und sitze im 1.Rang oder Parkett, weil ICH DAS SO WILL. Das und Füllhalter sind für mich etwas Besonderes und das zelebriere ich. Schreiben zelebriere ich extrem. Das Papier zurecht gerückt, natürlich nur das Beste, (übrigens, für das gebe ich auch sehr viel Geld aus!!) Füllhalter aufgeschraubt, ansetzen und schreiben. Das ist ein Liebesakt.
Und mit einer MB ist das natürlich etwas ganz Besonderes, weil (falls man keinen Starwalker hat (den mag ich nicht)) die Feder wunderschön ist und kaum Geräusche macht beim Schreiben. Kratzige Federn mag ich gar nicht... und das schlichte schwarz (beim Meisterstück) ohne Schnickschnack - das ist schon etwas Edles. Ja, kaufen tu ich ungern, weil man sich, hab ich erwähnt, grausig fühlt danach. Statt sich zu freuen und lächelnd aus dem Geschäft zu gehen, grummelt man vor sich hin.
Schade.
Thorsten71
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Re: Faszination Montblanc?

Beitrag von Thorsten71 »

Cori hat geschrieben:Ja, kaufen tu ich ungern, weil man sich, hab ich erwähnt, grausig fühlt danach. Statt sich zu freuen und lächelnd aus dem Geschäft zu gehen, grummelt man vor sich hin.
Schade.
Hallo Cori,

auch das sehe ich (!!!) ein wenig anders. Als ich gestern Abend den Kugelschreiber, den Bleifstift und das Etui passend für meinen Caran d`Ache abgeholt habe, bin ich mit einem Grinsen aus dem Laden raus. U.a. auch, weil ich schon meine drei nächsten Füller in der Hand hatte.

Ich habe mir auch die Beiträge mit den sozial Schwächeren durchgelesen und mein Standpunkt da ist auch recht pragmatisch. Ich bin nicht verantwortlich für deren Schicksal, so bedauerlich dies in Einzelfällen auch sein mag und ich spende auch gerne etwas. Nur muss ich auch täglich für das Geld das ich verdiene arbeiten gehen. Ich bekomme es auch nicht geschenkt und gebe es dahe auch gerne aus.

Ich gebe auch gerne zu, dass ich nicht Ghandis Vorbild folgen will. Und ich sehe es auch ehrlich gesagt nicht ein, warum ich mir nicht etwas gönnen und geniessen soll, nur weil es Menschen gibt, denen es schlechter geht. Dann müsste ich in letztendlicher Konsequenz (!!!) ständig und bei allem (und nicht nur beim Kauf eines Füllers) ein schlechtes Gewissen haben: bei Essen, beim Wohnen, beim Fernsehen, beim Auto fahren, ...

Ich hoffe die Worte kommen nicht zu hart rüber.

Beste Grüße
Thorsten
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Cori
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Re: Faszination Montblanc?

Beitrag von Cori »

Hi,
Caran d`Ache bekommt man aber nicht bei Montblanc. Wir sprechen ja im Negativen von den Boutiquen.

Habt Ihr vielleicht schon den Artikel im Stylus gelesen....? Über 85 Jahre MB Meisterstück. Nette Sache.
Gerry
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Re: Faszination Montblanc?

Beitrag von Gerry »

Jean-Claude Biver, CEO bei Hublot, sagte einmal, wer sich eine Uhr für 5000 € kaufe, um die Uhrzeit abzulesen, sei ein Idiot. Viele habe das missverstanden. So, wie der Thread seinen Verlauf genommen hat, finde ich, passt das gut hier hin.

Wenn ich ein Instrument zum Schreiben benötige, genügt ein Werbekuli. Wenn ich etwas für die exakte Uhrzeit benötige, genügt eine 20€ Quartz-Zwiebel. Wenn ich nur etwas benötige, um mich im Winter warm zu halten, warum kaufe ich dann nicht die nächstbeste und preiswerteste Jacke in meiner Größe?

Ich suche nicht nur einen Füller, der meinem Schriftbild schmeichelt. Ich möchte etwas haben, das in seiner Machart einen Reiz auf mich ausübt - in jeder Hinsicht... Ästhetik, Material, Technik, Haptik, Funktion usw. Und so sehe ich das auch mit Uhren oder anderen zweckmäßigen Dingen des Lebens. Wollten wir uns nur auf das praktisch notwendige beschränken, würde - mir zumindest - viel an Schönheit und Genuss fehlen.

Glücklich darf sich schätzen, wer sich den Sprung über das Profane hinaus leisten und als etwas Besonderes genießen kann. Wenn dazu ein Füller von Montblanc oder eine Premierenkarte im Parkett dienlich war, dann ist es doch in Ordnung.
Gruß
Gerhard
Cori
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Re: Faszination Montblanc?

Beitrag von Cori »

Ach, wir haben das schon verstanden, nur verstehen wir trotzdem nicht, wie die Preise von MB zustande kommen.
Eigentlich, die große Liebe war bei mir nur der Thomas Mann und da habe ich gern bezahlt... leider zu schwer, der Mann, wie seine Bücher ein Wälzer... aber, sonst ist Luxus schon was Schönes und für eine "blaue Vase 69 000 Euro zu bezahlen, mutet sich seltsam an, aber es ist doch MING Dynastie". - Jedem seine Freude. Find ich.
Wenn man bei MB für das Service mitzahlen müsste, wäre wenigstens alles recht günstig...hehehehe.
Bene
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Re: Faszination Montblanc?

Beitrag von Bene »

@Thorsten: das mit der Herstellung versteh ich nicht.
Wenns um die Ästhetik geht kann ich dir nur zustimmen, mit dem Zusatz das eben diese auch den Schreiber beeinflusst. Darum kann man den Schreibakt imho mit einem billigen Schulfüller ohne Geschichte weniger zelebrieren (Cori) wie mit einem Ansprechenderen-wobei beides jedenfalls neu (ohne Geschichte) zwar Massenprodukte sind doch bei letzteren mehr dahintersteht (Material, Fertigung, Qualitätskontrolle, Design, Service etc). Eben nicht die Masse da ich mir den Füller nicht kaufe "nur" damit er einen Zweck erfüllen kann (Gerry) -angenehmes Schreiben wär wohl auch mit einem Wegwerfrollerball eg uni-ball signo möglich) sondern weil ich einen bestimmten Füller aussuche der mich (auch ästhetisch) anspricht und den ausser mir nicht allzuviele benutzen. Wie gesagt ums praktisch notwendige gings mir nicht- für das Geld das ich für einen Füller ausgebe könnt ich mir nen Lebensvorrat Wegwerfrollerballs anschaffen sondern um die Motivation für das "Sammeln". Denke viele Sammler sind keine Sammler in dem Sinn wie du es verstehst sondern sind auf der Suche nach DEM Füller. Vielleicht werden sie ihn nie finden ihren heiligen Gral aber das Ziel ist klar definiert.
Und: das jeder seine Meinungen und Ansichten hat und die mitunter auch von denen der anderen abweichen ist klar nur wenn ich das groß in den Raum stelle wird jede Diskussion im Keim erstickt und es wird langweilig. Im Gespräch mit anderen wird sich ja jeder auch mehr über sich selbst im Klaren und kann sich "weiterentwickeln", es geht ja nicht drum seinem "Gegner" seine Meinung aufzudrücken sondern vielleicht auch mal die Sicht aus anderer Perspektive zu wagen.
MfG Bene
Thorsten71
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Re: Faszination Montblanc?

Beitrag von Thorsten71 »

Hallo Bene,

es ging mir dabei nicht nur um die Herstellung von Füllhaltern, sondern auch bspw. um die Herstellung von Uhren. So wie es die von Dir beschriebenen Unterschiede bei Füllhaltern gibt, so gibt es den auch bei Uhren:
Material, Fertigung, Qualitätskontrolle, Design, Service etc
Das kannst Du eins zu eins auch auf Uhren beziehen. Zum beispiel die 10 Euro Quarzuhr von Seikooder die 35.000 Euro Uhr von Lange und Söhne (die grosse Lange 1). Aber auch da findet man dann Uhren in allen Preislagen dazwischen. Genauso wie es auch bei den Füllern ist.

Die große Kunst bei den Uhren liegt in der Herstellung und Komplexität der Kaliber. Und im Gegensatz zu Füllhaltern kann sie jeder anschließend tragen, die Uhrzeit ablesen, aber nichts neues schaffen. Das ist etwas was durchaus den Füllhaltern zu eigen ist. Deswegen würde ich aber die Uhr nicht als etwas weniger wertvolles betrachten.
Eben nicht die Masse da ich mir den Füller nicht kaufe "nur" damit er einen Zweck erfüllen kann (Gerry) ... sondern weil ich einen bestimmten Füller aussuche der mich (auch ästhetisch) anspricht und den ausser mir nicht allzuviele benutzen.
Gleiches kann auch für eine Uhr gelten.
Denke viele Sammler sind keine Sammler in dem Sinn wie du es verstehst sondern sind auf der Suche nach DEM Füller. Vielleicht werden sie ihn nie finden ihren heiligen Gral aber das Ziel ist klar definiert.
Das kann durchaus sein. Allerdings habe ich auch nicht die Zeit das Schreiben so zu zelibrieren wie Cori. Ich nutze die Füllhalter täglich bei der Arbeit: in Workshops, Meetings, Interviews und sonst halt. Was anderes ist es, wenn ich einen Brief schreibe würde (will damit vielleicht wieder anfangen, daher noch der Konjunktiv). Da würde ich mir dann auch mehr Zeit nehmen, eine andere Tinte und besseres Papier wählen.
Vielleicht werde ich ja auch noch derart infiziert, dass ich nach MEINEM Füller suchen werde. Who knows? Ich habe ja gerade erst einmal nur einen und die Nächsten sind schon in der Pipeline. :wink:

Beste Grüße
Thorsten
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Saarländerin
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Re: Faszination Montblanc?

Beitrag von Saarländerin »

Freue mich, dass die Diskussion ganz unaufgeregt weiter geht :D
Seit die Uhren ins Spiel gekommen sind, grüble ich nun darüber nach, ob (sehr) teure Uhren ebenso wie (sehr) teure Füllfederhalter nicht tatsächlich überwiegend die Funktion eines Schmuckstücks, allerdings mit Funktion, besitzen. Eine sehr teure Uhr zeigt mir auch die Zeit, mit einem sehr teuren Füllfederhalter kann ich auch schreiben. Aber wenn ich mir sehr teure Uhren, Füllfederhalter gönne, dann will ich damit nicht überwiegend die noch exaktere Zeit wissen bzw. ein noch besseres Schriftbild erreichen als mit wesentlich weniger teuren Modellen, sondern will mir und der Umwelt beweisen, dass ich "Stil" habe, exakt das, was ich auch mit einem "funktionslosen" Schmuckstück beabsichtige. Bleibt die Frage: Warum? Bin ich unsicher? Habe ich ohne diese Attribute keinen "Stil"? Möchte ich z.B. von den Kollegen, vom Chef, den Geschäftspartnern als "dazugehörend" angesehen werden, versehen mit den "must have", die man(n)/frau als unerlässlich erachtet, um mehr akzeptiert zu werden als bisher?
Bitte korrigiert mich, wenn ich dies falsch sehe.
Bin ich "out", wenn ich bei einem schnieken superteuren Designerfummel das Etikett innen trage statt außen? Wenn ich mich an der Junghans und dem "karierten" Parker Sonnet (Markennamen zufällig gewählt) Jahrzehnte lang erfreuen kann und damit weder betont auf Understatement noch auf "nun schaut aber alle mal her" mache?
Wohl OT, aber doch im Zusammenhang mit Luxus: Mein Opa hatte bereits in den frühen 50ern ein Auto - mit Radio. Bevor er in die Straße einbog, in der wir wohnten, hielt er immer kurz an und schob die Antenne rein - niemand sollte sehen, dass er ein Auto mit Radio(!) hatte, dass er sich solch einen Luxus leisten konnte und wollte...
Heute läuft die Chose irgendwie andersrum :roll:
Als Threadstarterin fühle ich mich ein klein wenig in die Pflicht genommen, was den Diskussionsverlauf angeht - und eine gute Begründung, weshalb vielen ein Füllfederhalter für mehr als 500€ wichtig ist und dann doch immer noch ein weiterer für 600€, 700€...(bitte nicht als negative Wertung von uns Schreibgerätefreunden ansehen) her muss fehlt (mir) noch...
Dass die Herstellungskosten (mitsamt Verwaltung und Vetrieb) bei Nobelmarken kaum mehr Einfluss auf den Verkaufspreis haben, wurde schon oft in vergleichbaren Diskussionen hier sowohl behauptet als auch mehrheitlich bestätigt.
"Weil ich einfach Spaß dran habe" sehe ich nicht als ausreichendes Argument, eher als Totschlagsargument, das jede Diskussion im Keim erstickt. Wenn ich mir selbst gegenüber nicht begründen (oder eingestehen) will bzw. kann, warum es mir Freude macht, sehr viel Geld für ein Schreibgerät auszugeben, obwohl es von den (vermuteten) Herstellungs- und Vertriebskosten her gesehen kaum mehr Aufwand produziert als ein in der Funktionälität vergleichbares Produkt eines Wettbewerbers mit ansprechender Optik und Haptik - dann muss der kasus knaktus woanders liegen - etwa doch im "Image"?
Was rechtfertigt die enormen Preissteigerungen bei den Montblancs und warum sind wir bereit, immer mehr dafür zu zahlen? Einfach deshalb, weil ich die Tausende Euronen für den Ferrari niemals schaffen werde, die läppischen Tausend für den MB aber durchaus und dadurch wenigstens das Gefühl haben kann, "dazu zu gehören" - so lange niemand bemerkt, dass ich mit diesem "Schmuckstück" verschämt in den gebrauchten Golf einsteige...
Böse?
Keineswegs böse gemeint :wink:
Nachdenkliche Grüße von der Saarländerin Roswitha,
die einen nunmehr 10 Jahre alten Peugeot Diesel (206) fährt und sehr zufrieden mit diesem Wägelchen ist :D
Bene
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Re: Faszination Montblanc?

Beitrag von Bene »

Korrektur :) : wenn ich Dinger nur kauf um andere damit zu beeindrucken kann sich dann daraus eine Leidenschaft entwickeln, kann man daran Freude (nicht Spass!) haben?
Saarländerin
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Re: Faszination Montblanc?

Beitrag von Saarländerin »

Bene hat geschrieben:Korrektur :) : ...wenn ich Dinger nur kauf um andere damit zu beeindrucken...

Nachmitternächtliche Korrektur der Korrektur :D
Meiner unmaßgeblichen Ansicht nach (neudeutsch: IMHO o.ä.) kaufen wohl nur wenige "die Dinger" nur um andere damit zu beeindrucken. Nein, sie wollen (auch - oder vor allem?) sich selbst bestätigen, dass dem hohen Niveau ihrer Kultur, ihres Stils ein funktionales (= Alibifunktion?) Schmuckstück von sehr hohem Wert und Ansehen schlichtweg (mehr als) angemessen ist. Diese Denke ist objektiv gesehen sehr selbstbewusst und zunächst einmal keineswegs abzuwerten, zu kritisieren, führt aber meist dazu, dass die lieben Mitmenschen ganz ungeniert beginnen, sie auf ihren Realitätsbezug abzuklopfen :wink:
Bene hat geschrieben:...kann sich dann daraus eine Leidenschaft entwickeln, kann man daran Freude (nicht Spass!) haben?
Das ist keine Korrektur, sondern eine weitere Frage :wink: , die ich mal ganz dreist mit "ja" beantworte, zumal eine exakte Differenzierung zwischen Spaß und Freude meine spärlichen psychologischen (und philosophischen) Kenntnisse arg überfordert :(
Die Leidenschaft, die Freude, der Spaß daran, durch erfolgreiche Täuschung Unwissender klüger, erfolgreicher, schöner zu sein als man(n)/frau tatsächlich ist (und davon schließe ich mich keineswegs aus), füllt riesige Bibliotheken der Weltliteratur, die Geschichtsbücher - und die OPs der Schönheitschirurgen :D
meint die Saarländerin Roswitha,
deren Langhaardackel Toni schon seit Stunden drängelt, dass sie sich endlich ins Bett neben seinem (daunenweich gepolsterten) Schlafkörbchen begibt :wink:
Bene
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Re: Faszination Montblanc?

Beitrag von Bene »

Na da bekomm ich ja zu so später Stunde noch moralische Bedenken bezüglich meiner bis dato offensichtlich unbewussten Einstellung zu meinem Hobby. :)
Die "Frage" war eher rhetorischer Art da ich davon ausging das es eben nicht möglich ist was es ja auch nicht ist, das bestätigst du in deiner Antwort. Das Schmuckstück ist darin Mittel zum Zweck also für diese Menschen nur indirekt verantwortlich für deren Glückseligkeit. Zu Spass und Freude sagt der schlaue Wiki (auch ich bin weder Philisoph noch Psychologe):Erich Fromm unterscheidet zwischen „Vergnügen“ als kurzzeitigem Hochgefühl und „Freude“ als dem Gefühl, das man auf dem Weg hin zur menschlichen Selbstverwirklichung verspüre. Freude als Lebensprinzip steht für Fromm somit im Gegensatz zu Vergnügen als Lebensprinzip (siehe auch Hedonismus), wobei letzteres nach Fromm ein Kennzeichen der Konsumgesellschaft ist. (Spassgesellschaft hab ich bis heut ebenfalls negativ interpretiert und weniger das die Leute so nett und gut drauf sind. :) )
Zu diesem Zweck ist es nicht notwendig, für das Ding und das drumherum eine Leidenschaft zu entwickeln und wirklich Freude daran haben wird man auch nicht.
Es zählt das Haben und ob andere auch sehen das ich das habe, hat jemand anderer etwas besseres (teureres, glänzenderes...) ist das was ich habe für mich schon wieder wertlos.
MfG Bene
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Re: Faszination Montblanc?

Beitrag von Cori »

Hallo Saarländerin, meine liebe sympathische (!) Roswitha,

man will nicht so viel Geld ausgeben. Das wär ja absurd. Es gibt ja Leute, die sich noch nie einen MB neu gekauft haben und sich viel sparen. Aber, wenn Du Deine Nase an der Auslage platt drückst und der Thomas Mann strahlt in seinem Glanz und dann - nein, Du willst sicher nicht kaufen - gehst Du Mal hinein, brauchst vielleicht Patronen, Tinte und ganz zufällig geht Dein Mund auf und Du fragst nach dem Mann und die Verkäuferin, der Verkäufer legt ihn Dir in Deine Hände. Und da beginnt Dein Körper zu vibrieren. Du setzt Dich zu den berühmt, berüchtigten "ich fang Dich jetzt"-Tischchen, ein Probeblock geht auf, die Verkäuferin/der Verkäufer taucht den Mann in Tinte, damit Du schreiben kannst - Du blickst noch verzweifelt in das lächelnde Gesicht ober Dir- es ist zu Spät! Die Feder berührt in Deinen Händen das Blatt und der Strich zeichnet Formen, er kringelt sich zu Deinem Namen, er schreibt Sätze, Du bist verloren.
Deshalb und nur deshalb gibt man so viel Geld aus. Der Verkäufer/die Verkäuferin schweigt und die Mundwinkel heben sich zu einem Lächeln, während sie ihn mit einem weichen Tuch putzt, ihn in die Schatulle zurücklegt und Dir den Kassabon hinlegt.
Wir wollen nicht, aber wir müssen, wir Süchtigen. Alles Liebe cori
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