Saarländerin hat geschrieben:Freue mich, dass die Diskussion ganz unaufgeregt weiter geht
Seit die Uhren ins Spiel gekommen sind, grüble ich nun darüber nach, ob (sehr) teure Uhren ebenso wie (sehr) teure Füllfederhalter nicht tatsächlich überwiegend die Funktion eines Schmuckstücks, allerdings mit Funktion, besitzen. Eine sehr teure Uhr zeigt mir
auch die Zeit, mit einem sehr teuren Füllfederhalter kann ich
auch schreiben. Aber wenn ich mir sehr teure Uhren, Füllfederhalter gönne, dann will ich damit nicht überwiegend die noch exaktere Zeit wissen bzw. ein noch besseres Schriftbild erreichen als mit wesentlich weniger teuren Modellen, sondern will mir und der Umwelt beweisen, dass ich "Stil" habe, exakt das, was ich auch mit einem "funktionslosen" Schmuckstück beabsichtige. Bleibt die Frage: Warum? Bin ich unsicher? Habe ich ohne diese Attribute keinen "Stil"? Möchte ich z.B. von den Kollegen, vom Chef, den Geschäftspartnern als "dazugehörend" angesehen werden, versehen mit den "must have", die man(n)/frau als unerlässlich erachtet, um mehr akzeptiert zu werden als bisher?
Bitte korrigiert mich, wenn ich dies falsch sehe.
Ich möchte da eine ganz kleine Korrektur anbringen:
Es geht hier letztlich um Luxus pur. Das ist ein Thema, das nicht nur den Füllhaltern vorbehalten ist. Uhren sind da auch sicher ein gutes Beispiel oder auch Autos. Bei Kleidung ist das häufig genau so.
Warum leistet man sich Luxusgüter? Nun, ich kann da nur aus der eigenen Sicht sprechen: Weil die Nutzung oder der Besitz Spass machen.
Nehmen wir das Beispiel Autos. Ein VW Passat ist völlig ausreichend, um jede irgendwie geartete Dienstreise damit durchzuführen. Das Auto ist auch hinreichend sicher und bietet eigentlich genügend Komfort. Welchen Grund gibt es also, eine Mercedes S-Klasse zu fahren? Nun, wer schon mal mitgefahren ist, weiß es. Es ist einfach Luxus und es macht einfach Spass, das Leder, den Geruch und das Ambiente zu genießen. Das gilt insbesondere, wenn es ein Zwölfzylinder ist. Das muss man dem Auto auch nicht ansehen. So würde ich einen solchen Wagen nie fahren, wenn die Typenbezeichnung oder das überhaupt nicht dezente V12 an der C-Säule angebracht ist. Allerdings verkörpert eine S-Klasse eigentlich niemals echtes Understatement. Bei Uhren ganz genau so: Warum kaufe ich mir eine Breguet? Nun, weil es einfach Spass macht, auf dieser Uhr die Zeit abzulesen. Gerade bei der Breguet gehe ich auch mal davon aus, dass viele den Wert überhaupt nicht einschätzen können (und das ist auch gut so). Beispiel Kleidung: Den Anzug von der Stange bekomme ich für 250 Euro. Allerdings gibt es dann noch die Anzüge von bekannten Modedesignern, die deutlich teurer sind. Ich persönlich kaufe beides nicht, sondern gehe zu meinem Schneider, suche mir den Stoff aus und habe anschließend einen Anzug, der perfekt passt. Das ist bei meiner Figur leider bei Anzügen von der Stange nicht gewährleistet. Und ich fühle mich in dem Anzug einfach wohl.
Letztlich muss jeder selber wissen, wofür er Geld ausgibt. Luxus ist sicher nicht lebensnotwendig, aber Luxusgüter erfreuen eben. Und jeder definiert Luxus anders. Für den Einen ist es eine teure Uhr, für den anderen ein teurer Füllhalter oder auch ein guter Wein. Luxus kann aber auch etwas mit völlig imateriellen Dingen zu tun haben. So sind für mich die zweit Stunden, die wir jeden Sonntag mit der Familie am Frühstückstisch verbringen, die höchste Form des Luxus. Und ich möchte diese zwei Stunden um nichts missen.
Gruß
Thobie