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von Wrighter » 25.11.2020 11:06
Ach Du liebe Zeit....auch noch der Abifüller.
Herzliches und wirklich ernst gemeintes Beileid lieber Alfred.
Und vielen Dank für die offenen Infos, ich konnte mir wirklich nicht vorstellen, was man mit dieser Klemme an nem Füller machen könnte. Wollen wir hoffen, dass dadurch vielleicht noch andere von unkonventionellen Interventionsversuchen an den edlen Hamburgern abgehalten werden.
Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich dieser Tage auch fast ein Meisterstück übern Jordan geschickt habe. Ich habe einen wundervollen, alten 144er Kolbenfüller ergattern können, der jedoch leider auch nach längerem Wässern und auch baden in Rohrer&Klingners Füllerreiniger keine Tinte ziehen wollte. Da ich mich mechanisch nicht an das edle Teil herangetraut habe, dachte ich, ein wenig Ultraschall könnte ihm nicht schaden. Es zeigte sich auch, dass sich sehr schnell Verkrustungen lösten und sich rund um die Feder so dunkle "Fahnen" durchs Wasser zogen. Doch leider klappte das mit dem Tintenaufzug immer noch nicht so wirklich. So lange sich jedoch noch Verkrustungen lösten, wollte ich noch nicht aufgeben und hab den US-Reiniger fleißig schuften lassen, bis mir plötzlich eine kleine Beule im Schaft auffiel und auch im Tintenfenster etwas erschien, was vorher nicht dort war. Die Mechanik lief unverändert komisch unrund und hakelig, aber sie lief noch. Von daher habe ich dann einfach weiter versucht irgendwie Tinte ins Innere zu bekommen, da mir das Schreibverhalten der leicht flexiblen OB-Feder sehr gut gefiehl. Ich dachte schon darüber nach, ob es sich lohnen würde, den Füller einem Profi anzuvertrauen, bis ich bemerkte, dass er irgendwann begann mit jeder Füllung länger zu schreiben. Was soll ich sagen, inzwischen lässt er sich wieder ganz mit Tinte füllen und schreibt ganz wunderbar. Eigentlich ein toller Erfolg, wären da nicht die Spuren meiner dilletantischen Reinigungsversuche. Auch das Pollieren des Schaftes hat nicht so ganz geklappt, wie ich das sonst gewohnt bin und es half nur noch Micromesh um den Schaden zu begrenzen. Tja, wer hätte gedacht, dass mein Schnäppchen so alt ist, dass es noch aus Zelluloid besteht und das leider völlig anders reagiert, als die Füller die ich sonst so bearbeitet hatte. Tja, Versuch macht kluch und Gott sei Dank ist es bei mir bei optischen Abstrichen geblieben und ich kann den Füller ansonsten uneingeschränkt verwenden.
Also hier nochmals die eindringliche Warnung an alle Heimwerker, sich bei historischen Geräten zu bremsen und sich zumindest ausführlich und umfassend über das jeweilige Schreibgerät, Materialien, Technik und vor allem Risiken und Nebenwirkungen jedweder geplanten Intervention zu Informieren, bevor man unbedacht so einen wunderschönen Zeitzeugen ins Jenseits befördert.
Herzliche Grüße
Ralf
