Sammlerfrust - nur eine vorübergehende Phase?

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Saarländerin
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Sammlerfrust - nur eine vorübergehende Phase?

Beitrag von Saarländerin »

Liebe Freunde der schönen Füllfederhalter,
nachdem ich als Wiedereinsteigerin in das wirklich hervorragende "penexchange" mit großem Interesse (Chapeau – ziehe meine Mütze vor der geballten Kompetenz der sehr engagierten Leute hier) vieles davon nachgelesen habe, was mir in den letzten Jahren entgangen ist, möchte ich dennoch sehr gerne ein Problem ansprechen, das seit einiger Zeit mein FH-Liebhaber- und Sammlerherz bedrückt:
Meine "quer-durch-den-Garten"-Sammlung ist inzwischen so groß geworden, dass ich nicht mehr wirklich Freude an der Vielfalt habe.
Nein! Ich werde mich von keinem einzigen Exemplar trennen (können)!
Mit (nahezu) jeder Neuerwerbung war ich glücklich wie ein Kind zu Weihnachten. Stets hatte ich, nach dem Ausprobieren, dem anschließenden sorgfältigen Reinigen und Eingliedern in ein entsprechendes Behältnis den festen Vorsatz, das gute Stück in die Rotation einzubeziehen und mich daran zu erfreuen.
Beim Vorsatz ist es geblieben.
Realität: in der Rotation für die täglichen Schreibarbeiten sind bestenfalls zwei oder drei Exemplare – nicht die Schönsten, nicht die Teuersten, sondern die handlichen, "praktischen" und wirklich zuverlässigen FHs. (Leider treffen diese Eigenschaften nicht unbedingt auf die schönsten und teuersten FH zu).
Wenn ich (fast täglich) meine Sammlung inspiziere, mich daran erfreue, dann lege ich zwei oder drei Modelle auf den Schreibtisch mit der Absicht, sie am nächsten Tag einzusetzen. Aber in der Realität greife ich immer und immer wieder nur zum 400er Pelikan und zum Lamy 2000...
Es gibt unendlich viele wunderschöne FH, die ich nicht besitze. Insbesondere der neue Diplomat "Balance" hat es mir angetan.
Aber ich weiss jetzt schon, wenn ich ihn endlich habe, werde ich mich riesig darüber freuen, ihn bewundern, streicheln, jedes feinste Stäubchen fernzuhalten suchen – und meinen täglichen Schreibkram dennoch wie gehabt mit dem 400er Pelikan und dem Lamy 2000 erledigen...
Selbst wenn ich mich zwinge, nun das Modell X mindestens für einen Teil meiner täglichen Schreiberei zu nutzen – ein Kratzen, ein Aussetzer beim Tintenfluss, eine kleine Unbequemlichkeit reichen aus, um wieder – mit einem Seufzer der Erleichterung – zu den o.a. Exemplaren zu greifen...
Wie schaut das bei Euch aus? In ungeschönter Realität?
Kennt jemand einen Weg, aus diesem Frust wieder rauszufinden?
Fragende Grüsse
von der Saarländerin :(
Zuletzt geändert von Saarländerin am 08.12.2008 0:10, insgesamt 1-mal geändert.
isegrimmgo

Beitrag von isegrimmgo »

Hallo,
ich habe nach zweijährigem relativ ungezieltem und lustbetonten Einkauf - manchen Kaufimpuls habe ich hier aus dem Forum erhalten- auch einen festen Stamm an Füllfedern. Die oft vorgenommene Rotation geht nicht sehr in die Tiefe. Immerhin - ich schleppe mindestens 3x soviel Gerät mit mir durch die Gegend wie ich eigentlich benötige. Ich bin auch bei ca. fünf Geräten hängengeblieben, von denen ich mir schwerlich vorstellen kann, dass sie so leicht verdrängt werden können: Sie schreiben excellent und ich habe keine Skruppel, sie mit dem harten Alltag zu konfrontieren. Manch anderer Füller stand schon auf der Wunschliste - Meine Vernunft sagt mir aber, dass eines der beiden vorab genannten Kriterien nicht zutreffen wird und der Füller mehr oder weniger schnell in der Schublade verschwindet. So war es dann meistens auch.
Jetzt habe ich endlich mal Zeit, mich mit all meinen Schätzchen gründlich zu befassen.
Grüße
Wolfgang
yoda
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Beitrag von yoda »

Hallo
Mir geht es ähnlich und doch ganz anders.
Auch bei mir ist es so, daß ich inzwischen eher vorsichtig geworden bin, was den Neuerwerb angeht und ich auch oft davon ausgehe, dass entweder der Tintenfluß oder das Schriftbild oder die Weichheit nicht so hindertprozentig sind. Hier im Forum hat mal einer geschrieben: "Füller die nicht schreiben habe ich eigentlich schon genug."
Ganz anders geht es mir deshalb, weil sich tatsächlich meine Präferenzen immer wieder verschieben. Ich habe gerade eine profane "M"-Feder im Einsatz und schreibe jetzt bis die Patrone leer ist. Und ich weiß danach will ich wieder etwas breites. Und wenn ich das einen weile hatte, dann will ich ein super tolles Schriftbild sehen das nicht ohne Zickenhaftigkeit abgehen wird und wenn dann der Tintenvorrat erschöpft ist bin ich froh wieder eine weich gleitende runde Feder benutzer zu können.
Kurz: Ich erfreue mich an der Vielfalt. An der Unterschiedlichkeit der Macken und immer wieder an der Abwechslung. Dennoch engt sich der Kreis der verwendeten Füller etwas ein und ab und zu nehme ich dann einen, fülle ihn und schreibe einfach damit nur damit ich den auch mal wieder in der Hand hatte.

Das ist das eine, was ich mache. Aber da ist noch mehr was einem die Freude an der Sammlung erhält: Zu jedem Füller habe ich eine kleine Geschichte für mich geschrieben, wie ich dazu gekommen bin und warum ich gerade diesen Füller habe musste.
Ich habe eine Datenbank gebastelt und wenn ich neue Programmiertechniken ausprobiere, dann oft mit einer Schreibgerätedatenbank. Die benutze ich als "Spieldatenbank" auch bei der Arbeit wenn es keine ernsthaften Daten zu dem entsprechenden Zeitpunkt gibt ich aber schon mal Datensätze brauche um zu entwickeln.

So hält sich der Frust, den Du beschrieben hast bei mir zumindest in Grenzen.

Vielleicht gibt Dir das die eine oder andere Idee

Alles Gute
Hugo
michi
Beiträge: 25
Registriert: 01.11.2008 18:10

Beitrag von michi »

Frust?
Aber warum denn? Genau auf diesen Zustand arbeiten wahrscheinlich Millionen von Menschen hin, nämlich zu den Werkzeugen gefunden zu haben, die zu einem passen.

Schließlich ist es auch ein Zeichen geistiger Reife, sich nicht mehr jeden Trend, jede Neuausgabe antun lassen zu müssen und sich sagen zu können: Ich hab mein Ding gefunden, mehr brauche ich nicht.

Dieserlei Art von Subsistenzwirtschaft wird künftig enorme Bedeutung erlangen.

Außerdem geht es doch letztlich um das Geschriebene und nicht um das Schreibgerät. Oder kritzelt jemand Zeilen, nur weil sich der Füller so schön greift?

In der Tat ist es paradox: Man muß die Dinge beseelen, um über den Konsumismus hinaus zu gelangen. Aber wer die Dinge allzusehr vergöttert, bleibt stehen, noch bevor der Weg überhaupt begangen wäre.
Das sind dann die am Besitz verhafteten, die Horter, die niemals hergeben würden, was sie nicht nutzen.

Das sind dann die Leute, die im Konjunktiv leben: Ich könnte das Ding, dessen ich nicht bedarf, ja doch einmal brauchen, in schlechten Zeiten.

Das sind dann die Leute, die alles zwanzigfach haben und nicht mehr wissen, wohin mit all dem Zeug und trotzdem kaufen wie wild.

Na ja, Hauptsache, die Wirtschaft belebt sich.
Saarländerin
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Beitrag von Saarländerin »

Vielen Dank für die Antworten
isegrimmgo hat geschrieben: ...Jetzt habe ich endlich mal Zeit, mich mit all meinen Schätzchen gründlich zu befassen...
Mir geht es ebenso - und dies ist auch einer der Gründe für meinen Wiedereinstieg hier. Einige FH, die ich nach dem Erwerb als "Fehlkauf" eingeordnet hatte und in der Versenkung habe verschwinden lassen, entpuppen sich nach erneuter ausgiebiger Begutachtung als wahre "Goldstückchen". Ein Lamy Studio wollte und wollte nicht schreiben - nach Monaten in der Sammelmappe erfreut er mich überraschenderweise als dezenter, sehr gut funktionierender FH, den ich nicht mehr aus der Hand legen möchte. Nur - es ist nicht nur der Lamy Studio, es sind viele, die, seit ich viel Zeit habe, mir sehr viel mehr gefallen (Design und Funktion) als unmittelbar nach dem Erwerb.
yoda hat geschrieben: Zu jedem Füller habe ich eine kleine Geschichte für mich geschrieben, wie ich dazu gekommen bin und warum ich gerade diesen Füller habe musste.
Ich habe eine Datenbank gebastelt und wenn ich neue Programmiertechniken ausprobiere, dann oft mit einer Schreibgerätedatenbank. Die benutze ich als "Spieldatenbank" auch bei der Arbeit wenn es keine ernsthaften Daten zu dem entsprechenden Zeitpunkt gibt ich aber schon mal Datensätze brauche um zu entwickeln.
Das ist eine interessante Fortentwicklung des Hobbys. Auch wenn ich nicht mehr erinnere, wann ich warum einen FH woher unbedingt haben musste - eine Bestandsaufnahme, wenn auch nur als Excel-Sheet, werde ich angehen :D
michi hat geschrieben: Schließlich ist es auch ein Zeichen geistiger Reife, sich nicht mehr jeden Trend, jede Neuausgabe antun lassen zu müssen und sich sagen zu können: Ich hab mein Ding gefunden, mehr brauche ich nicht.
Diese Aussage ist mit Sicherheit für sehr viele Bereiche richtig - geht aber an der (Selbst-)Definition der "Jäger und Sammler" vorbei :?
michi hat geschrieben: Außerdem geht es doch letztlich um das Geschriebene und nicht um das Schreibgerät..
Wenn dem so wäre, dann würde ich mich nicht zu den FH-Sammlern und -Liebhabern zählen, sondern zu den Schriftstellern.
Und ich hätte mich nicht bei "Penexchange" angemeldet, sondern in einem Literatenportal.
Aber dieses statement, finde ich, weckt Diskussionsbedarf.
Sehen die anderen Leser und Leserinnen dies auch so wie michi?
fragt die Saarländerin
yoda
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Beitrag von yoda »

Saarländerin hat geschrieben:
michi hat geschrieben: Außerdem geht es doch letztlich um das Geschriebene und nicht um das Schreibgerät..
Wenn dem so wäre, dann würde ich mich nicht zu den FH-Sammlern und -Liebhabern zählen, sondern zu den Schriftstellern.
Und ich hätte mich nicht bei "Penexchange" angemeldet, sondern in einem Literatenportal.
Aber dieses statement, finde ich, weckt Diskussionsbedarf.
Sehen die anderen Leser und Leserinnen dies auch so wie michi?
fragt die Saarländerin
Ich bin beim Lesen über dieselbe Stelle gestolpert. Doch es geht um das Schreibgerät. Und ja, ich schreibe durchaus einiges von Hand zumindest im Entwurf, was später dennoch getippt werden muss, nur weil es so einen Spaß macht, die Schreibgeräte auch zu benutzen. Zu fühlen wie dieser oder jener Füller über das Papier gleitet und zu sehen wie sich das Schriftbild entwickelt.

Um also die Frage der Saarländerin zu beantworten: Nein ich sehe das nicht wie Michi sondern viel eher wie die Saarländerin.

Gruß an alle
Hugo
werner
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Beitrag von werner »

Hallo zusammen,

ich kann mich nur der Antwort von Hugo und der Meinung von der Saarländerin anschließen.

Auch mir geht es um das Schreibgerät. Ob es nur ein Notizzettel als Gedächtnisstütze, ein Einkaufszettel oder auch um einen Brief geht bei dem ich zum Ausdruck bringen will, dass ich mir für den Empfänger die Zeit für einen handschriftlichen Gruß genommen habe, geht es für mich persönlich immer um den Füller mit dem ich selbst Spaß beim Schreiben habe und mir die Freude des Benutzens machen will.

Viele Grüße
Werner
lion
Beiträge: 177
Registriert: 13.07.2005 8:41

Text oder Schreibgerät

Beitrag von lion »

Hallo michi,

ich kann Deiner Aussage ("... Außerdem geht es doch letztlich um das Geschriebene und nicht um das Schreibgerät..") ebenfalls nicht zustimmen. Wäre dem so, schriebe ich alle meine Gedanken, die mich über die Zeit bewegt haben, nicht mit einem liebgewonnenen Füller von Hand in mein Tagebuch, sondern ordentlich formatiert in den Computer. Doch gerade dem möchte ich ja entgehen, will das haptische Erlebnis beim Schreiben einbeziehen, will nachher beim Lesen des Hand-Geschriebenen am Schriftbild und vielen Kleinigkeiten meine damalige Stimmung wiedererkennen können und vieles andere mehr.
Ich gebe Dir recht, michi, daß Menschen auf den Zustand hinarbeiten, "... zu den Werkzeugen gefunden zu haben, die zu einem passen. ...". Das was Du da richtig feststellst, ist für mich die beste Begründung für eine Füllersammlung - nicht jeder Füller, der mir gefällt oder/und den ich besitze, paßt zu jeder Stimmung oder zum Inhalt des Textes. So besitze ich beispielsweise einen extra "Kondolenzfüller", einen M250 in bordeaux mit angenehm weicher, breiter Feder und schwarzer Pelikantinte, der für mich eine kleine Geschichte hat. Mit diesem Füller könnte ich nie "mal eben" ein Telefonprotokoll schreiben und werde umgekehrt auch nie mit bestimmten Füllern/Federn kondolieren - da wäre ich "emotional blockiert".
So sehe ich den Sammler, zumindest die Spezies, welche sich hier in diesem Forum austauscht, auch nicht als Horter, der/die niemals hergibt, was er/sie nicht nutzt, sondern eher als Schreib(geräte)liebhaber, welche/r unbewußt diese Verbindung aus Schreibgerät und geschriebenem Wort im Sinn hat. Ich für meinen Teil sammele Füller nicht um zu besitzen, sondern um zu benutzen und weil ich es aus Spaß tue. Ernst und nur vernünftig sein muß ich dienstlich oft genug.

Ich wünsche Dir und allen Sammlern eine ruhige Adventszeit,
Sebastian
Es ist eine Dummheit, sich von hier fortzusehnen, die meisten Anstalten sind noch schlechter. György Konrád
pelikaniac
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Registriert: 18.01.2006 11:48

Beitrag von pelikaniac »

michi hat geschrieben: Oder kritzelt jemand Zeilen, nur weil sich der Füller so schön greift?
JAAAAAAA!
Ich sammle Füllhalter, wenn ich nur schreiben wollte würde mir ein guter Bleistift reichen!
Und da ich als IT-Leiter das Schreiben an sich oft (zu oft) am PC mache, schreibe ich halt ganze Bücher mit sinnlosen Sätzen voll, nur um meine Schätze in die Hand zu nehmen. Ich habe auch ein Faible für Mopeds, es gibt Tage da fahre ich lieber dreimal mit einem alten Moped einkaufen als einmal mit dem Auto...
Gruss,
der niemals rationelle Jörg...
absia
Beiträge: 1018
Registriert: 19.12.2003 16:15
Wohnort: Augsburg

Re: Text oder Schreibgerät

Beitrag von absia »

lion hat geschrieben: So sehe ich den Sammler, zumindest die Spezies, welche sich hier in diesem Forum austauscht, auch nicht als Horter, der/die niemals hergibt, was er/sie nicht nutzt, sondern eher als Schreib(geräte)liebhaber, welche/r unbewußt diese Verbindung aus Schreibgerät und geschriebenem Wort im Sinn hat. Ich für meinen Teil sammele Füller nicht um zu besitzen, sondern um zu benutzen und weil ich es aus Spaß tue. Ernst und nur vernünftig sein muß ich dienstlich oft genug.
Sebastian
Mein Gott,

ihr seid mir ja alle so nah', obwohl ihr so weit weg seid! (Wer hat bloß dieses Forum erfunden!?) Ich kann alle eure Beträge - auch michis - gut nachvollziehen, weil ich noch zu der seltenen (aussterbenden?) Spezies der Dauerhandschreiber gehöre und mir wirklich wichtig ist, dass dem Wert meines Füllers auch ein gewisser Wortwert entspricht: Stichwort "Kondolenzfüller". Das gilt für viele Lebensbereiche gerade jetzt vor Weihnachten: Für Briefe und Karten an bestimmte Menschen nehme ich oft den gleichen Füller, weil er emotional vorbesetzt (nicht "blockiert") ist. Viele dieser Füller haben eine eigene Geschichte, die immer auch ein bisschen Lebensgeschichte von mir selbst ist, sodass sie mich immer an bestimmte Menschen oder Ereignisse erinnern, wenn ich sie sehe und in die Hand nehme. Die Geschichte, wie, durch wen, auf welchem Weg usw. ich in den Besitz eines Schreibgerätes gekommen bin, spielt dabei ein ganz große Rolle. An manchen Tagen habe ich geradezu ein Bedürnis, einen ganz bestimmten Füller zu schreiben, auch wenn er sonst nicht zu meinen (ebenfalls wenigen (!), s.o.) erkorenen Lieblingen gehört. Aus diesem Grund ist auch mein allererster Schulfüller aus dem Jahre 1961 noch in meinem Bestand, funktionsfähig, wenn auch sichtlich angeschlagen, aber absolut unverkäuflich, wie viele andere, z. T. ganz einfache Sammlunsstücke. Solche Objekte sind einem vor Jahrtausenden mit ins Grab gelegt worden, weil sie mit der Person untrennbar verbunden waren, - etwa zur Unterzeichnung der persönlichen Sündenfreiheitsbescheinigung am Jüngsten Tag, wenn sie's damals schon gegeben hätte. Ein Notebook würde sich dazu nicht eignen, zumal heutzutage keiner weiß, welcher Datenträger anno dannemals noch lesbar sein wird. Handgeschriebenes dagegen war es Jahrtausende lang und wird es ebenso lange noch bleiben.

Im Übrigen haben wir die falsche Überschrift über unserem Thread: Vor kurzem erst bin ich eindringlich darüber aufgeklärt worden, dass wir, die wir uns alle für Sammler halten, gar keine sind. Der echte Sammler benutzt sein Schreibgerät nie und niemals nicht, sondern belässt es im Originalzustand, was i.d.R. heißt: im Neuzustand in Originalverpackung, wobei sogar im Extremfall die Verpackung wichtiger sein kann, als das, was sie enthält. In solch erlauchten, international agierenden Sammlerkreisen gehen wir - müde belächelt, weil auch gar nicht kapitalkräftig genug - gerade noch durch als "Schreibgeräteliebhaber mir Sammelneigung". Mehr sind wir da nicht. Ernstgenommen werden wir dort nicht, - es sei denn Zwitterwesen, die in beiderlei Aktionsfeldern zu Hause sind! Analogon: Wer kauft sich denn schon ein Brillantkollier, um es zu tragen? Das ist im Safe (resp. gesicherte Ausstellungsvitrine) doch viel sicherer. Etwa nicht?

Grüßle
Peter
"Du bist, wie du schreibst!" (Alfons Lüke)
michi
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Registriert: 01.11.2008 18:10

Beitrag von michi »

Ihm, dem es um Wiedergutmachung des Zukurzgekommenen geht, um die Verarztung des Mangels durch Wundbepflasterung, um Heilung eines zutiefst erfühlten humanoiden Selbstdefizites durch vitrinöse Bemengung mit Funktionseinfältigkeiten: Er ist nicht nur fortschrittsfeindlich, negiert nicht nur im Sammeln seinen Sammelgegenstand, sondern ist am Werkstück im Grunde gar nicht interessiert und reduziert sein Objekt auf seine bloße Gattungszugehörigkeit.

Zur Psychomorphologie des Sammlers folgende Geschichte:

Ein mir bekannter Schreiner, Seniorchef im eigenen Betrieb, sammelt Hobel.
Ganze Wände sind damit bedeckt und der Sohn, ebenfalls Schreiner, grummelt:

‚Diese Hobelmanie, das können Sie sich nur als Rentner leisten.
Ganze Tage streicht er in der Gegend herum und schwatzt den alten Kollegen die Hobel ab.
Dann wetzt er stundenlang am Schleifblock die Eisen und dann ruiniert er mir die schönsten Bretter, weil er sich am Klang vom Hobelschnitt erfreuen muß.
Und dann hängt er das Ding an die Wand und schauts nicht mehr an.’

‚Das stimmt nicht’, sagt der Senior, ‚erstens schau ich immer hin und dann schau ich von Zeit zu Zeit, ob sie noch ziehen.’

‚Schade um die Bretter’, sagt der Junior.

‚Das versteht du nicht’, sagt der Senior, ‚bist noch zu jung.’

‚Jung oder alt’, sagt der Junior, ‚wenn ich so umgänge, täten wir alle verhungern.’

Alle blicken wir auf die CNC-gesteuerte Hobelmaschine, bei der man am Terminal die Maße eingibt, worauf eine Art Holzfräser materialabtragend das Werkstück automatisch abfährt.
Der Alte deutet darauf und sagt: ‚Ich bin auch nicht verhungert und für das da brauchts keinen Schreiner nicht.’

‚Sonntagshobler!’, ruft der Sohn.
‚Verräter!, der Vater.


Später, daheim, denke ich an die automatisierte Spracheingabe beim Telefonbanking und an die daumengesteuerte sms-Generation, die mit deformiertem Handgelenk sowieso niemals wird einen Füller in der Hand halten können und ich denke mir, das Ganze ist bereits im selben Verrohungsstadium wie in der Uhrenindustrie, wo man sich zum vorgeblichen Zeitablesen eine Armbanduhr für 5000 Euro umbindet und wo die Funktion Alibi ist für unoriginäre Bedürfnisse und ich frage mich, ob und was ich damit zu schaffen habe.

Natürlich braucht der Schlosser für die Schraube den passenden Schlitzdreher; aber diesen Technizismus konsequent weitergedacht, müsste man dem Kollegen eine hohe Mortalitätsrate wünschen, damit er seinen Beileidsfüller arg oft in Genuss bringen kann.

Ich merke, mit zunehmendem Alter wird einem die ganze Anhäufung von Dingen lästig und pure Sentimentalität hindert mich daran, das ganze überflüssige Zeug zu verscherbeln.
Was für ein armseliges Herz, sage ich mir, das sich an all das hängen muß und nicht lassen kann.
absia
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Beitrag von absia »

Was für ein noch armseligeres Herz, das nicht einmal mehr schlichte Freude an der Vielfalt so einfältiger Dinge haben kann, ohne sich in seinen Worträuschen selbst zu ersäufen!
Zuletzt geändert von absia am 12.12.2008 22:33, insgesamt 1-mal geändert.
"Du bist, wie du schreibst!" (Alfons Lüke)
Saarländerin
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Beitrag von Saarländerin »

michi hat geschrieben:...viel...
Die Saarländerin grübelt nun intensiv darüber nach, was dieser Beitrag von "michi" den Freunden, Liebhabern, Sammlern von schönen Schreibgeräten vermitteln will...
michi hat geschrieben: Ich merke, mit zunehmendem Alter wird einem die ganze Anhäufung von Dingen lästig und pure Sentimentalität hindert mich daran, das ganze überflüssige Zeug zu verscherbeln.
Was für ein armseliges Herz, sage ich mir, das sich an all das hängen muß und nicht lassen kann.
Handelt es sich hier, im Portal der Freunde, Liebhaber und Sammler alter und neuer Kultur in Form edler Schreibgeräte, um wortgewaltiges Predigen eines "Rufers in der Wüste", d.h. missionarische Bestrebungen, umzukehren und allen irdschen Freuden zu entsagen?
Das hat vor mehr als zweitausend Jahren schon mal jemand versucht - ohne von Dingen wie Internet, Telefonbanking, SMS, Armbanduhren für 5000€ zu wissen - und dennoch sind sie vorhanden.
Oder handelt es sich schlicht und einfach um [Selbstzensur]?
Zumal von "michi" bisher lediglich extrem pauschalierende Beiträge gepostet werden, er/sie auf die Antworten diesbezüglich aber bisher nicht reagiert hat?
Fragen über Fragen...
Verwirrte Grüsse von der Saarländerin

edit: als *böse* empfundenes Wort selbst zensiert
Zuletzt geändert von Saarländerin am 13.12.2008 7:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Gehaha
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Beitrag von Gehaha »

...Verbaldiarrhoe...

uppsalla :scratch: ..... ------
war das jetzt nicht a bissel unter der Gürtellinie?
Mir jedenfalls gefällt die "Entwertung" nicht.
Saarländer sind doch für Gutmütigkeit bekannt, oder?

Freundliche Grüße von einer
Exilsaarländerin
yoda
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Beitrag von yoda »

Hallo allerseits
Das war eigentlich ein schöner Thread, der kaputt gemacht wurde.
Ich glaube wir haben es hier mit einem Troll zu tun. Siehe hierzu:

http://de.wikipedia.org/wiki/Troll_(Netzkultur)

Also am Besten wir beenden den Thread und "michi" wird sich einen neuen Nickname beschaffen müssen.

Gruß
Hugo
Antworten

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