Schöne Schreibgeräte und der "persönliche Stil"

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Saarländerin
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Re: Schöne Schreibgeräte und der "persönliche Stil"

Beitrag von Saarländerin »

Hi Barbara und alle, die mitlesen und mitschreiben,

schön, dass dieser Faden weitergeführt wird :D
Bryan Ferry ist mir bis dato kein Begriff (obwohl in etwa gleichaltrig mit mir), aber ich werde ihn mit Hilfe Deiner Links, Barbara, kennenlernen (wenn auch leider nicht akkustisch, sondern nur optisch und durch weitere Berichte, die google anzeigt).
Mich beschäftigt das Thema nach wie vor, zumal ich mich im Laufe des Threads zum Teil ein wenig missverstanden gefühlt habe. "Protzen" (mit was auch immer) kann (in meinen Augen) niemals "stilvoll" sein, aber es gibt eine Art, schöne Dinge wertzuschätzen, die keineswegs prollig rüberkommt, sondern eine selbstsichere, selbstbewusste, in sich ruhende Persönlichkeit demonstriert, ohne dass beim unvoreingenommenen Beobachter irgendwelche Zweifel an der - wie soll man es formulieren - Authentizität der Lebenshaltung aufkommen.
Else Marie hat ein sehr schönes Beispiel gebracht, das ich mir erneut erlaube, zu zitieren
meinauda hat geschrieben:...Ich hatte einen Klienten, dem waren viele alltägliche Dinge nicht mehr im Blick, dementsprechend sah er, und es bei ihm, manchmal aus. Aber für seine behördlichen Angelegenheiten und seltene private Briefe zog er immer seinen Pelikan 200 aus der Tasche, den er sogar immer wieder in warmen Wasser säuberte. Gute Schreibgeräte waren ihm wichtig.
Das fand ich nicht nur bemerkenswert in Bezug auf seine sonstige Außendarstellung, sondern in seinem selbstverständlichen Umgang mit dem Pelikan auch stilvoll.
Gleichgültig in welcher Lebenslage - wenn erkennbar ist, dass jemand die Möglichkeiten, die er/sie (noch) hat, (selbst-)bewusst wahrnimmt, in dem Beispiel von Else Marie eben den 200er Pelikan, dann setze ich ein solches Verhalten mit "Stil" gleich.
Dirk schrieb diesbezüglich:
DiBa hat geschrieben:...Ob es stilvoller ist, in einer Besprechnung die Feder des güldnen Sicherheitshalters herauszudrehen, als nach erheblich unauffälligerem Druck auf einen Kugelschreiber einfach zu schreiben?
Nach meinem Empfinden hat Stil derzeit zuviel mit Konsum zu tun. Aber auch bei konsumfernen Gebrauchs des Begriffs geht es eher um die Stilreinheit im Sinne der vorgefertigten Meinung: Ein Punk hat (wenn überhaupt) mit Billigkuli, ein Anzugträger mit teurem Füller zu schreiben.
Daher lehne ich den Begriff Stil ab.
Dem Begriff "stillos" begegnet man laufend - warum fällt es so leicht, darüber zu urteilen, was "stillos" ist - im Gegensatz zu einer Definition von Stil, einer Definition, die insbesondere das uns alle interessierende Thema Füllfederhalter mit eibezieht?
Oder besteht tatsächlich überhaupt keinerlei Zusammenhang zwischen Dingen (welcher Art auch immer) und "Stil"?
Barbara, das Thema beschäftigt Dich, wie Du schreibst, aber Du schließt auch "Sachen" wie z.B. Füllfederhalter in diesem Zusammenhang aus?
Barbara HH hat geschrieben:...Auch für mich hat Stil im emphatischen Sinn viel mit Manieren, Charakter, Ehrlichkeit, ethischem Verhalten, Bodenständigkeit und Bescheidenheit zu tun, britisches Understatement kommt mir dazu in den Sinn...
Wenn der größte Teil der Schreibgerätefreunde dies so sieht, hat sich das Thema natürlich erledigt.
Andererseits kann ich es mir nicht verkneifen, ein Video zu verlinken, das den Titel hat Einfach Stil: Schreiben Sie mit der Hand :D

Stillos (?) auf der Tastatur klimpernde Grüße von Roswitha
(wobei - nicht nur in Anbetracht der Uhrzeit - auch Wechselstaben verbuxeln "Stil" haben kann) :D
Barbara HH
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Re: Schöne Schreibgeräte und der "persönliche Stil"

Beitrag von Barbara HH »

Saarländerin hat geschrieben:Barbara, das Thema beschäftigt Dich, wie Du schreibst, aber Du schließt auch "Sachen" wie z.B. Füllfederhalter in diesem Zusammenhang aus?
Barbara HH hat geschrieben:...Auch für mich hat Stil im emphatischen Sinn viel mit Manieren, Charakter, Ehrlichkeit, ethischem Verhalten, Bodenständigkeit und Bescheidenheit zu tun, britisches Understatement kommt mir dazu in den Sinn...
Hallo Roswitha,

oops...so war's nicht gemeint... Ich finde das Schreiben mit Füllfederhalter im allgemeinen, sowie schöne Füllfederhalter, elegante Kleidung usw. sogar sehr stilvoll. Nur dass ich eben finde, dass "teure Klunkern" alleine nix mit Stil zu tun haben. Ich finde, damit man sagen kann, dass jemand "Stil hat" müssen noch diese anderen Eigenschaften dazu kommen. Oder vielleicht sollte ich lieber sagen: damit ich das sagen mag :)

Liebe Grüße,

Barbara
„Ich denke tatsächlich mit der Feder, denn mein Kopf weiß oft nichts von dem, was meine Hand schreibt.“ Wittgenstein, Vermischte Bemerkungen
Barbara HH
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Re: Schöne Schreibgeräte und der "persönliche Stil"

Beitrag von Barbara HH »

Ich habe zu meinem Entsetzen vor ein paar Monaten einen Bericht über Bryan Ferry gesehen, in dem man sehen konnte, dass er mit einem Kugelschreiber schrieb... wenn es einen Rockmusiker gibt, von dem ich gedacht hätte, dass er mit Füller schreibt, dann er. Aber na gut, nobody's perfect ;)
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Saarländerin
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Re: Schöne Schreibgeräte und der "persönliche Stil"

Beitrag von Saarländerin »

Barbara HH hat geschrieben:
Saarländerin hat geschrieben:Barbara, das Thema beschäftigt Dich, wie Du schreibst, aber Du schließt auch "Sachen" wie z.B. Füllfederhalter in diesem Zusammenhang aus?
Barbara HH hat geschrieben:...Auch für mich hat Stil im emphatischen Sinn viel mit Manieren, Charakter, Ehrlichkeit, ethischem Verhalten, Bodenständigkeit und Bescheidenheit zu tun, britisches Understatement kommt mir dazu in den Sinn...
Hallo Roswitha,

oops...so war's nicht gemeint... Ich finde das Schreiben mit Füllfederhalter im allgemeinen, sowie schöne Füllfederhalter, elegante Kleidung usw. sogar sehr stilvoll. Nur dass ich eben finde, dass "teure Klunkern" alleine nix mit Stil zu tun haben. Ich finde, damit man sagen kann, dass jemand "Stil hat" müssen noch diese anderen Eigenschaften dazu kommen. Oder vielleicht sollte ich lieber sagen: damit ich das sagen mag :)

Liebe Grüße,

Barbara
Ja, Barbara, glaub ich Dir sofort.
Man(n)/frau wird bei dieser Frage sehr leicht missverstanden - so wie ich, als ich das Thema gestartet habe, ohne auf die wirklich exakte Formulierung zu achten.
Ich denke auch, dass einzig und allein "Verhalten" nicht ausreicht, um bei anderen den Eindruck von "Stil" (was auch immer die korrekte Definition dieses Begriffes beinhalten mag) zu erwecken.
Früher sah man öfter die Queen von England auf Fotos, wie sie mit Kopftuch, Schürze, dreckigen Schuhen, verschmutzt und verschwitzt von Kopf bis Fuß und einer Mistgabel in der Hand einen Pferdestall ausmistete. Sie konnte/kann es "sich leisten", sich so in der Öffentlichkeit zu zeigen. Es hat wohl auch viel mit dem gesellschaftlichen/beruflichen Status, der Erziehung und der Umgebung zu tun, ob man ganz selbstverständlich und auch ungerührt gegen den Trend bei dem bleibt (bleiben kann), was man als gut und richtig (z.B. Schreiben mit dem FH) erkannt hat.
Souverän wegstecken können, wenn man weiß, dass Kollegen und Kolleginnen sich gegenseitig den Vogel zeigen, während man(n)/frau umständlich die FH-Kappe abschraubt und nach der Notiz/Unterschrift über die noch feuchte Tinte pustet...
Kann man es auch dann souverän wegstecken, d.h. "Stil" - als Authentizität sowohl im Verhalten als auch im Gebrauch von in den Augen vieler als "nogo"-Gegenstände gesehenen Dinge wie dem altmodischen FH - demonstrieren, wenn Cheffe deshalb zu der Ansicht gelangt, der/die muss 'ne gewaltige Macke haben, Kollege Controller den Zeitaufwand hochrechnet und die Reduzierung von Vollzeit auf Teilzeit empfiehlt und der Rest der Belegschaft von elitärem Gehabe munkelt, dem allerdings [hier bitte schlechte Eigenschaft nach Wahl einsetzen] völlig entgegenstehe? Oder sind nahezu ausnahmslos alle FH-Nutzer in Positionen, die derartige Bedenken gegenstandslos sein lassen?

Grübelnde Grüße von Roswitha
Rafael
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Re: Schöne Schreibgeräte und der "persönliche Stil"

Beitrag von Rafael »

Stil haben für mich viele schön gestaltete Sachen, die leider oft auch teuer sind. Von Kennern die oft auch Neider sind werden diese Sachen dann auch schon mal als Protzerei angefeindet. Ich habe ein tolles Beispiel das jetzt zwar nichts mit Schreibgeräten zu tun hat aber wie die Faust aufs Auge passt: Ich gebe seit Jahren Fotokurse und leite Fotoexkursionen. Meine zur Zeit der Analogfotografie geliebte Kamera war eine Leica M6. Aus Metall in der Zeit der Kunststoffknipsen, vollmechanisch in einer Zeit der AF-Vollautomaticknipsen und einfach nur schön (mein Geschmack / mein Stil). Von ,,Insidern" trotz ihrer unauffälligen Größe als Protzkiste bezeichnet weil das kleine Dingelchen schon recht teuer war, von Leuten die nicht wußten was das für ein Gerät war wurde sie als ,,stilvoll" angesehen. Heute zur Zeit der Digitalfotografie habe ich eine Fuji X100. Sie sieht meiner Leica von damals verdammt ähnlich, ist hochwertig verarbeitet und hat nur ein Sechstel einer vergleichbaren Leica gekostet. Ich liebe die Kamera. Neulich traf ich durch Zufall bei einer Fotoexkursion einen Fotofreund der damals meine kleine Leica als Protzgerät niedergemacht hat. Er sah meine Fuji und meinte: ,,Ach, Du hast immer noch so eine Protzknipse." und zog mit seiner 4000 Euro Japan-Spiegelreflex die durch einen wuchtigen Handgriff der mit Akkus vollgepackt war noch wuchtiger (protziger ?) aussah, seiner 70x40x40 cm ,,Profi-Fototasche" die vollgepackt mit großen ,,auffälligen" Profi-Objektiven war und einem schweren 120 cm hohen ,,Profistativ" vollkommen überladen weiter. Ich grinste, packte meine ,,Protz-Profi-Fotoausrüstung" in ein kleines Leder-Umhängetäschchen und freute mich das ich bei meinem Stil abends keine Rückenschmerzen vom Schleppen haben werde. Achja: Sorry für meine Abschweifung in die Welt der ,,Nicht-Schreibgeräte", aber es paßt so schön zum Thema.
Gruß, Rafael
Cori
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Re: Schöne Schreibgeräte und der "persönliche Stil"

Beitrag von Cori »

Süss...hab auch eine Leica M6 von Opa vererbt bekommen :-)

Protzen....sie steht im Kastl. Dort gehört sie hin.


Stil. Ich oute mich: Ich bin eine 500 Euro Schreiberin mit Schlabberpulli und 1500 Euro Ring, aber Schnürdlsamthose (Cord) und das ist mein Stil. Ich bin ein Mix aus verschiedenen Läden. Und das sind wir alle. Jeder entwickelt seinen Stil mühevollst, als Teenager bewusst, als Erwachsener bleibt man am liebsten Kleidungsstück hängen und sagt jedem: DAS IST MEIN STIL - zumeist, wenn man es verteidigend meint, wenn Mann/Frau schimpft, wenn man mit Jeans in die Oper gehen will oder so - !. Im Ernst. Stil ist sehr persönlich und ich finde es keineswegs peinlich, wenn man einen wertvollen Schreiberling mit sich trägt. Egal, was man dabei anhat.
Peinlich allerdings finde ich - muss ich gestehen, wenn jemand so auf "WICHTIG" tut und dann einen orangenen BIC herauszieht, vielleicht auch noch abgeknabbert. Ich achte auf so etwas. Andere wahrscheinlich nicht.
Cool finde ich auch einen Anzug mit Turnschuhen. Dazu muss man aber der Typ sein.
Und eine zerissene Jeans...tja, dafür bin ich leider zu alt. Schade, eigentlich. Ich mochte das. Jetzt kommt mir die Kotze hoch, wenn ich an so etwas denk. Also, Stil ist persönlich.
Ah, auch das Auftreten....immer mit Stil, bitte schön. Eine Ehe beenden, per SMS ist stillos, das hab ich gerade eben meinem besten Freund gesagt. Seine Frau schrieb, er solle ausziehen. Das bezeichne ich als proletoid. Also, wer stillos ist, ist ein Prolet - manchmal. Nicht immer. Aber meistens. Und das bezieht sich nicht auf`s Äußere.

Schlabbernde Grüsse,

Cori
Zuletzt geändert von Cori am 29.12.2011 12:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Andi36
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Re: Schöne Schreibgeräte und der "persönliche Stil"

Beitrag von Andi36 »

mit Stil verbinden wir in der Tat oft die schönen, häufig leider teuren Dinge, und deshalb gerät derjenige der sich das leistet (leisten kann, oder ab-spart) schnell in den Verdacht, dass er protzt. Ob derjenige nun protzt oder ob er seinen Stil verwirklicht zeigt sich aber schnell an seinem Verhalten, denn der Angeber blickt herablassend auf andere herab (äußert sich schlimmstenfalls noch herablassen, sh. Kamerabeispiel), während man dem stilvolle an keinem Wort, keiner Geste, keinem Tun anmerkt, dass er solche (teuren) Dinge benutzt. Für ihn sind sie das selbstverständlichste der Welt.

aber dann haben wir noch eine Ausprägung von Stil, die nichts mit teuren, schönen Dingen zu tun hat - man kann nämlich seinen "eigenen Stil" entwickeln:

Im Berliner Abgeordnetenhaus sitzt Claus-Brunner von der Piratenpartei, sein Markenzeichen kennt ihr.

Hat er nun Stil?

Andreas
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audace
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Re: Schöne Schreibgeräte und der "persönliche Stil"

Beitrag von audace »

Hallo zusammen,

was mir hier so in den Betrachtungen (der Umgang mit Tinte erweitert den Sprachgebrauch scheinbar bemerkenswert) auffällt ist, dass es eher ausschließlich nur um "positive und vor allem auch sichtbare Eigenschaften" geht, die Stil beschreiben. Stil und/oder Typ (einer Person) liegen da meiner Meinung nach auch sehr dicht beieinander. Die Art einer Person zeichnet sie doch aus letztendlich, macht sie wenn, dann bemerkenswert(er gegenüber anderen, durchschnittlichen(?) Menschen).
Was ist denn mit Dingen, die man allgemeingültig eher als Unart (an einer Person) bezeichnet, z.B., wenn jemand unpassend gekleidet ist (was je nach Anlass, Position usw. auch relativ sein kann), oder aber Jemand wortkarg, spitzfindig, besserwissend ist oder so subjektiv! so wahrgenommen würde ... Was ist damit dann, ist das Stil, Eigenschaft, Typ, Art?

Stil ist für mich Individualität - nicht mehr, nicht weniger. Diese Individualität ist oder kann mehr oder weniger intensiv und gleichzeitig auch unterschiedlich wahrnehmbar ausgeprägt sein: positiv, negativ (das ist dann das, wo man schnell sagt: der / die hat keinen Stil! :shock: - eine schlichte Behauptung, subjektive Empfindung in der unterschiedlich möglichen Wahrnehmung durch Dritte), auffallend, protzig, unauffällig, bescheiden ... Die Mischung positiver und negativer Wahrnehmungen kann schließlich doch auch Stil ausmachen, krass: schlecht angezogen <> gut erzogen - oder aber "umgekehrt" :D ...
Ich glaube, dass man das ins Unermessliche weiterführen könnte. Darum kann ich mich insgesamt dem hier am ehesten anschließen:
Barbara HH hat geschrieben:...
Ich glaube nicht, dass es eine allgemeinverbindliche Definition von "Stil" gibt, vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum ich fast allen Positionen hier irgendwie zustimmen kann, auch wenn einige davon scheinbar völlig gegensätzlich sind. ...
Interessant und vor allem hier in diesem Forum eher sehr bemerkenswert finde ich aber, dass auch so etwas hier mal im Wort genannt wird:
Barbara HH hat geschrieben:...
... nach der es verschiedene Stilrichtungen gibt, dabei denke ich nicht nur an Biedermeier und Barock, sondern auch an sowas wir Gothic oder Girly-Style... in meiner Jugend gab's noch Punks vs. Popper :)
...
Und wie wir alle (manche mit unterschiedlichen "Kundtuungszeugnissen") ja unlängst wissen, bietet dazu ja mittlerweile auch die Füllfederhalterindustrie namhafter Hersteller ihre spezielle Modellpalette, s. beispielhaft hier :shock:

Oder aber - mit Blick auf das Großgeschriebene - Bild

GG! :P

:D

Schöne Grüße, Audace

Il n'est jamais plus tard que minuit!
meinauda
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Re: Schöne Schreibgeräte und der "persönliche Stil"

Beitrag von meinauda »

pelikaniac hat geschrieben:Stil! Welches Wort wurde hier verstümmelt? Still oder Stiel? Was, wann oder vielleicht auch wo ist Stil?

Gruß,
der Jörg der findet das individuell kein Stil benötigt wird.
Hallo Jörg, das sagt uns Wikipedia dazu:
Stil ist seit dem 15. Jahrhundert im Deutschen bezeugt und geht auf gr. στύλος latinisiert stylus „Griffel“ zurück. Die Verbindung ist folgende: Man konnte an einem Schriftstück erkennen, wie (also zunächst mit welchem Griffel) jemand etwas geschrieben hatte: Danach wurde die Bedeutung von „Technik zu schreiben“ über „Art zu schreiben“ (Handschrift) auf „die typische Handschrift eines Meisters oder einer Schule“ (Manier) übertragen. Das Wort ist möglicherweise nicht direkt aus dem Lateinischen ins Deutsche gekommen, sondern über das Italienische stile, wo es schon sehr viel länger bezeugt ist.

Na und da schließt sich doch ein wenig der Kreis zu unserem Forum.

Gruß
Else Marie
Barbara HH
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Re: Schöne Schreibgeräte und der "persönliche Stil"

Beitrag von Barbara HH »

Saarländerin hat geschrieben:Es hat wohl auch viel mit dem gesellschaftlichen/beruflichen Status, der Erziehung und der Umgebung zu tun, ob man ganz selbstverständlich und auch ungerührt gegen den Trend bei dem bleibt (bleiben kann), was man als gut und richtig (z.B. Schreiben mit dem FH) erkannt hat.
Souverän wegstecken können, wenn man weiß, dass Kollegen und Kolleginnen sich gegenseitig den Vogel zeigen, während man(n)/frau umständlich die FH-Kappe abschraubt und nach der Notiz/Unterschrift über die noch feuchte Tinte pustet...
Kann man es auch dann souverän wegstecken, d.h. "Stil" - als Authentizität sowohl im Verhalten als auch im Gebrauch von in den Augen vieler als "nogo"-Gegenstände gesehenen Dinge wie dem altmodischen FH - demonstrieren, wenn Cheffe deshalb zu der Ansicht gelangt, der/die muss 'ne gewaltige Macke haben, Kollege Controller den Zeitaufwand hochrechnet und die Reduzierung von Vollzeit auf Teilzeit empfiehlt und der Rest der Belegschaft von elitärem Gehabe munkelt, dem allerdings [hier bitte schlechte Eigenschaft nach Wahl einsetzen] völlig entgegenstehe? Oder sind nahezu ausnahmslos alle FH-Nutzer in Positionen, die derartige Bedenken gegenstandslos sein lassen?
Hallo Roswitha,

also, gutes Betriebsklima geht irgendwie anders... Ich bin für meine Füllerschreiberei auch schon ganz oft von Kollegen belächelt worden, manchmal auch bewundernd, öfter aber eher verwundert, manchmal auch nach dem Motto "toc, toc, toc". Richtig böse Reaktionen habe ich aber nie dafür geerntet.
Das was Du da beschreibst ist für meine Begriffe schon eher Mobbing. Wenn da dann auch noch der Chef beteiligt ist, kann man eigentlich fast nix machen. Vielleicht würde ich in dieser Situation eine Doppelstrategie versuchen. (1.) Mir einen (elitären!) Pilot Capless zulegen, den man schneller zücken und verwenden kann als einen Füller mit Schraubgewinde an der Kappe (jedenfalls denke ich, dass das schneller geht) - um erstens mir selbst treu zu bleiben und aber zweitens gleichzeitig zu signalisieren: an mir liegt's nicht, bitte, wenn euch mein Füller zu langsam ist, lege ich mir eben einen schnelleren zu. (Und in meiner Schreibmappe habe ich immer ein Löschblatt, z.B.)
Und (2.) mich gleichzeitig formell über die Angriffe gegen meine Person beschweren und den Chef darauf hinweisen, dass die Kollegen da gewisse Grenzen überschreiten. -
Aber naja, wie das halt so ist: von außen weiß man immer alles besser, wenn man selber drinsteckt weiß man dann oft, dass das alles nur kluges Gerede ist, das einen nicht weiterbringt. Was man sonst noch machen könnte, wäre demonstrativ nur noch mit einem genauso elitären Kugelschreiber von Montblanc zu schreiben. Wenn die Kollegen noch einen Rest Humor haben könnte man auch versuchen, das ganze mal auf die Schippe zu nehmen: Zusätzlich zu Deiner eigenen Sammlung leihst Du Dir mal das Wanderpaket und gehst demonstrativ vier Wochen oder länger jeden Tag mit einem anderen Füller zur Arbeit, einer teurer und elitärer als der andere? :twisted:
Naja, nur so ein paar Ideen... Wenn weder Humor noch Argumente weiterhelfen und es hart auf hart kommt, würde ich persönlich doch lieber nachgeben, als mich wegen meiner Schreibgeräte ernsthaft zu streiten oder anfeinden zu lassen. Da wär mir mein geistiger Frieden irgendwie mehr wert. Just my 2 cents!

Liebe Grüße,

Barbara
„Ich denke tatsächlich mit der Feder, denn mein Kopf weiß oft nichts von dem, was meine Hand schreibt.“ Wittgenstein, Vermischte Bemerkungen
Saarländerin
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Re: Schöne Schreibgeräte und der "persönliche Stil"

Beitrag von Saarländerin »

Richtig, Barbara, gutes Betriebsklima geht anders.
Zum Glück musste ich diese Erfahrung mit einem Cheffe noch nicht machen (die wollten von mir immer nur Zahlen, wie ich die zustande brachte, war denen wurscht), aber Kollegen, ganz besonders (schlechter verdienende) Kolleginnen haben mich gerne mal darauf hingewiesen, dass sie, bei ihrem unglaublichen Arbeitspensum, die Zeit zum Hantieren mit einem Füller nicht hätten... Seit einigen Jahren bin ich mein eigener Cheffe... 8)
Mit dem Vergleich (ok, nicht alles, was hinkt, ist schon ein Vergleich) wollte ich zum Ausdruck bringen, dass "Stil" (sei es im Auftreten,im Benehmen, in der Kleidung, in Schrift und Sprache, beim Gebrauch nicht mehr alltäglicher Dinge wie Füllfederhalter, Tintenglas, Briefpapier) von Audace als Individualität bezeichnet, von verständnislosen Mitmenschen aber oft mit "Spleen" gleichgesetzt wird. Und wenn diese verständnislosen Mitmenschen Macht ausüben dürfen, muss man es sich "leisten" können, "irgendwie anders, nicht dem beruflichen/gesellschaftlichen Status entsprechend" zu sein...? Irgendwo hier ist ein alter Faden, in dem ein Forenmitglied berichtet, dass er seinen Lamy Persona nicht nutzen könne und eine Alternative suche, weil sein Chef auch mit einem Lamy Persona schreibt...guggeda
Hat mich betroffen gemacht...

Nahezu mitternächtliche Grüße von Roswitha
Barbara HH
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Re: Schöne Schreibgeräte und der "persönliche Stil"

Beitrag von Barbara HH »

Hallo Roswitha,

ja, die lieben Chefs sind teilweise schon komisch, wenn man denselben Stift hat, wie sie... Fällt mir tatsächlich jetzt erst ein, nachdem ich den von Dir verlinkten Faden gelesen habe: vor 10 Jahren etwa wurde in der Firma, in der ich damals arbeitete, ein neuer GF eingesetzt. In einer der ersten Besprechungen wollte er deutlich angesäuert meinen MB Kugelschreiber einkassieren, weil er dachte, es wäre seiner und ich wollte ihn mitgehen lassen. War ihm dann hinterher ziemlich peinlich.... Was mich dabei wirlich genervt hat, war, dass ich den Eindruck hatte, dass da ein gewisser Dünkel dahinter steckte, dass eine Angestellte keinen MB haben kann. Obwohl ich dort eigentlich ein gutes Gehalt hatte. Ging wohl eher ums Prinzip :roll:

Ich glaube heutzutage würde ich mich dafür "rächen", indem ich zur Strafe nur noch meinen MB Füller mitnehmen würde :twisted:

Liebe Grüße,

Barbara
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ralph
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Re: Schöne Schreibgeräte und der "persönliche Stil"

Beitrag von ralph »

Hallo,

das ist ja sehr traurig, was hier bei Chef und Kollegen abgeht. In was für einer Zeit sind wir gelandet, dass mal zum Jahresende.

Zum Glück habe ich diese Probleme nicht.

Auch meine Chefin ist keine große Nutzerin von hochwertigen Schreibgeräten bzw. Füller, Sie ist mit den Standard-Kulis von Parker und Lamy zufrieden. Aber wenn es mal vorkommt, dass von der Gelegenheit es notwendig wird, dass sie sich einen meiner Montblancs kurz ausleiht, dass bekomme ich ihn auch wieder "würdevoll" zurückgelegt.

Ich würde diesen "Kolleginnen" die sich über eine "Zeitverschwendung" in Puntko Füller aufregen hier vor Augen halten, dass diese bestimmt auch Anteile an der Arbeitszeit "gestrohlen" haben, dass sie bestimmt private Telefongespäche führen bzw. private Gespräche zwischen Kollegen oder evtl. auch beim Gang auf das WC oder zum Kopiergerät/Drucker Arbeitszeit vertrödeln, weil sie vielleicht extrem hohe Schuh-Absätze tragen und demzufolge einen zu langsamen Schritt haben, dass ist doch wohl das aller letzte. Ich hoffe man verzeiht mir hier die deutlichen Worte.

Im übrigen könnten wir Füllhalter-Liebhaber uns bestimmt auch darüber auslassen, was bestimmte Personen an Geld für ständige neue Mode oder Schmuck ausgeben.

In diesem Sinne einen guten Rutsch
Ralph
Cori
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Re: Schöne Schreibgeräte und der "persönliche Stil"

Beitrag von Cori »

:twisted:
Mein letzter Chef meinte (belustigend): "Haahhaha! Es ist doch schon komisch, dass der Chef dieses Unternehmens mit BIC schreibt und die Empfangsdame mit Montblanc. Ich glaube, ich sollte mir die Gehälter näher ansehen."

Gott sei Dank bin ich den Vogel los.

Guten Rutsch 2012!

Liebe Grüße

Corina
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