Makenshi hat geschrieben:Wenn ich mich so umschaue, sind wir doch schon fast alle Sklaven des Internets. Man muss sich nur die Leute anschauen, die morgens so in Bus und Bahn sitzen. 90% davon surfen mit einem Smartphone im Internet, sind bei Facebook, Twitter und Co. unterwegs oder zocken irgendwelche Spiele. Bücher, Magazine oder Zeitungen sieht man nur noch ganz selten.
Wahre Worte. Den Smartphone Trend mache ich mit, alleine weil ich mir den Laptop für's Studium erspare, den ich immer mit mir rumtragen müsste.
Facebook kennt mich sicher, allerdings nicht mit eigenem Account. Andere machen sich über mich lustig "hast du denn überhaupt eine Emailadresse?", nur weil sie mich nicht bei Facebook finden.
Sollen sie, man bekommt zwar leider viele Informationen nicht mehr mit, aber ich sehe es nicht ein den ganzen Kram mitzumachen, zumal alles was mal bei Facebook landet dann auch Facebook gehört.
Und ein Buch in der Straßenbahn lesen kann einige Minuten Entspannung bedeuten, wenn man von einem Termin zum nächsten fährt.
Aber da wir alle Füllerfreunde sind, haben wir ja etwas, was gegen den Trend der Zeit geht.
Tristan hat geschrieben:Ich denke, unser Leben ist auch so schon schnell genug, da muss man es nicht auch noch unbedingt beschleunigen............
Irgendwo muss doch diese Herumhetzerei ein Ende haben, sonst dreht man irgendwann durch.
Ja, Tristan, so ist es. Ich sehe das auch so wie Du .
Grüße
Pennino
" Il pennino è l'anima di una penna stilografica "
Vor einigen Jahren habe ich festgestellt, dass ich mich von der Schreibschrift zur Blockschrift hin entwickelte, ich nahm dies einfach zur Kenntnis und argumentierte mit besserer Lesbarkeit.
Was mir damals aufgefallen ist war die Tatsache, dass das Schreiben in Blockschrift einen anderen Denkfluss zur Folge hatte. Ich hatte zwischen den Buchstaben Zeit zum Nachdenken, was bei der Schreibschrift nur bedingt möglich ist. Die Parallelität Schreiben und Denken war gebrochen und hatte sich durch den sequentiellen Prozess vereinfacht.
Dann, im Zuge einer Anfrage zur Revision einer bestehenden Elektronik, lernte ich eine Psyologin kennen, die sich der Legastenie verschrieben hat. Ihre inzwischen mehr als 20 Jahre alte Elektronik (patentiert) war in die Jahre gekommen, hatte aber unzähligen Mitmenschen (hauptsächlich Kinder) geholfen. Die Aufgabe des Geräts bestand im Groben darin, visuell erfasste Formen zu merken und detailgetreu auswendig mit einem Griffel wiederzugeben.
Ich durfte bei Ihr lernen, dass verschiedene Denkprozesse im Gehirn keine Vereinfachung haben dürfen, da sie sonst verkümmern. Meine Beobachtungen mit der Block- und Schreibschrift hat sie mir bestätigt.
Seit damals versuche ich wieder meine Schreibschrift in Gang zu bringen und bin inzwischen mit meinen Möglichkeiten wieder zufrieden.
Inzwischen musste ich feststellen, dass sehr viele Jugendliche kaum mehr motorische Qualitäten aufweisen und bei komplexeren Denkvorgängen aussteigen. Ich vertrete daher die Meinung, dass wir uns nicht mehr weiterentwickeln, sondern nur mehr verändern (wahrscheinlich wurde das persönlich-geistige Wissensmaximum bereits erreicht).
Die Zeilen in der Zeitschrift waren für mich also nichts Neues, ich stelle mir nur die Frage, wie wir das Überschwappen in andere Bereiche verhindern können.
Ich glaube nicht, daß Sprachsteuerung sich je durchsetzen wird.
Wer bitte will schon in aller Öffentlichkeit seine Korrespondenz durch die Gegend plärren?
Was die Spachsteuerung betrifft, so werden die Lösungen und Anwendungen mit den geringer werdenden Kosten wachsen. Mein Auto (Ford Galaxy) besitzt eine Sprachsteuerung und die funktioniert tadellos, fast schon unheimlich. Wir können uns nur schwer Dinge vorstellen, die wir bisher noch nicht in Einsatz hatten und daher lassen sich die zukünftigen Anwendungen kaum abschätzen.
Das Thema Handschrift hat mich in den letzten Jahren öfter beschäftigt, weil ich einen Sohn in der Grundschule hatte. Die dort inzwischen vorherrschende Schreibkultur fand ich in mancher Hinsicht schon bedenklich.
Nicht nur die vereinfachte Handschrift, mit der ich notfalls leben könnte, sondern auch das Verschwinden des einfachen Schulheftes zugunsten von Heftern und Ordnern, die dann mit kopierten Arbeitsblättern (gerne einseitig auf dickem rauhen Papier) regelrecht zugemüllt werden - man verzeihe mir den tendenziösen Ausdruck, aber mein Sohn tut mir tatsächlich oft Leid, wenn er mit dieser unpraktischen und unästhetischen Papierflut kämpfen muß. Wie übersichtlich angenehm und schön waren dagegen schlichte, dünne Schulhefte (aus gutem, leichten Papier). Ganz zu schweigen von der verlorenen Fähigkeit, ein Tafelbild selbst zu Papier zu bringen, mit allen Möglichkeiten zur individuellen Gestaltung und Anpassung an die eigenen Bedürfnisse, die das bietet.
In Eltern- und Lehrerkreisen gibt es offenbar Bestrebungen, die Schreibschrift aus den Lehrplänen zu nehmen und es den Schülern selbst zu überlassen, aus den Druckbuchstaben eine mehr oder weniger flüssige Handschrift zu entwickeln, so sie denn das Bedürfnis verspüren sollten. Der Bild-Artikel zeigt, warum: anscheinend ist eine Handschrift nicht mehr nötig, und die jüngeren Generationen empfinden dies auch nicht als Verlust an individueller Ausdrucksfähigkeit und ästhetischer Erfahrung, denn sie kennen kaum noch etwas anderes. Ich (Jahrgang '70) hingegen betrauere die Entwicklung, auch wenn sie nicht aufhaltbar sein sollte.
Mein Bedauern erstreckt sich auch auf ein schon verlorengegangenes Stück Schulbildung, nämlich die praktischen Fähigkeiten wie Handarbeiten oder Werken. In der Grundschule war die Handarbeit immer eines meiner Lieblingsfächer. Warum? Unter anderem, weil es mir mithilfe dieses Faches schon als Kind möglich war, etwas "richtiges" herzustellen, das den Arbeiten der Erwachsenen in (fast) nichts nachstand. In anderen Fächern wurde geübt, die Resultate unserer Bemühungen verschwanden in Heften und bald im Altpapier. Im Werken und in der Handarbeit dagegen entstanden auch mehr oder weniger nützliche Gebrauchsgegenstände, die dann z.B. jahrelang die Küche "zierten". Ein kleiner, aber eigener Beitrag zum "echten Leben".
Ganz zu schweigen von dem Bewußtsein, daß viele Dinge auch selbst hergestellt werden können, daß man nicht immer hilflos dem Konsum ausgeliefert ist, sondern sich vieles auch einfach selbst gestalten kann, wenn z.B. das Angebotene nicht gefällt oder passt oder erschwinglich ist.
Solche Überlegungen hatte ich als Kind nicht, es gefiel mir nur einfach, mich kreativ ausleben zu können, nicht nur mit dem Farbkasten oder der Blockflöte, sondern auch für das alltägliche Leben. Heute wandert nicht nur in der Schule die Kreativität zunehmend auf den Bildschirm (oder einst selbstverständliche Techniken ins "Hobby-Segment", wo dann für teures Geld Spezialkurse und Spezialmaterialien zum Basteln bzw. "Crafting" verkauft werden.) Geld sparen kann man durch Selbstmachen meist nicht mehr, dank maschineller Fertigung (in Asien). Aber bei Beschränkung aufs Wesentliche könnte man durch Selbstmachen von Dingen aus Papier, Holz, Textilien etc. für das gleiche Geld manchmal vielleicht mehr Freude und Befriedigung erfahren, und seine Zeit bei der Herstellung entspannter verbringen als in ausgiebigen Online-Chats und dergleichen.
So wie wenige, hoffentlich wohlüberlegte Briefe oft immernoch eine Menge gedankenloser und redundanter E-Mails / messages ersetzen könnten.
Oh je, erst mein 2. Post und schon so ein Erguß. Kein Wunder, daß ein Lehrer mich einst "Verbosa" taufte!
Ich weiss nicht wie jetzt das deutsche Schulsystem ist, aber meines fand ich im Rueckblick eher mangelhaft. So viel Zeit mit so wenig dauerhaftem Resultat. Mal ehrlich, 99% von Erdkunde und so habe ich vergessen. Schreiben zu lernen hat mir dauerhaft etwas gebracht, weil ich halt schreibe. Und ich behaupte jetzt auch mal, dass es die motorischen Faehigkeiten trainiert, die man zum Zeichnen, Mausschubsen, Haustuerschloss wechseln, etc. braucht. Waere schad, wenn das rausfliegt.