Weihnachten naht in Riesenschritten – heute öffnen wir das 21ste Fensterchen.

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Als ich so etwa 8 Jahre alt war – Ende der 60er – da lebte ich eine Zeit lang bei meinen Großeltern. In meinem Zimmer gab es einen Schrank in dem Dinge verstaut wurden, die nicht im täglichen Gebrauch waren. Ich war natürlich neugierig: Sehe ich da eine Schachtel? Was da wohl drinnen ist?

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Stifte! Und was für Welche!

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Für mich, der einen Pelikan 120, einen Geha 726 und – ganz neu – einen Pelikano kannte, sah dieser Füller aus wie von einem anderen Stern. Sein modernes, futuristisches Design hat mich auf Anhieb gefesselt; dass das Design zu jenem Zeitpunkt bereits knappe 30 Jahre alt war, konnte ich nicht ahnen.
Den Bleistift konnte ich schreiben, der Drehmechanismus faszinierte mich – wie von Geisterhand bewegt fuhr die Mine aus- und ein. Auch den Füllmechanismus des Füllers verstand ich, aber mangels Tintenglas – ich schrieb ja schon Pelikano – konnte ich den Füller nicht ausprobieren.
Deshalb habe ich, durch das futuristischen Designs inspiriert, den Füller einem "besseren", altersgerechten Zweck zugeführt:

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Die Werbung mit der P-51Mustang kannte ich damals natürlich nicht, die habe ich erst dieser Tage aufgetan. Die Assoziation mit einem Flugzeug hatte also nicht nur ich.
Jahre später kam das Gespräch mal auf den Schreibset im Gästezimmer - es war ein Geschenk an meine Großeltern, das Verwandte aus U.S.A. bei einem Besuch in der alten Heimat mitgebracht hatten. Offenbar kannte man mir meine Begeisterung für dieses Schreibgerät an, jedenfalls fragte mich Großvater prompt, ob ich denn den Set gerne hätte. So hat mich ein Parker durch meine letzten Schuljahre begleitet und die Pelikanos sowie einen Montblanc Carrera verdrängt.
Irgendwann verschwand er aber in einer Schreibtisch-Schublade, wo ich ihn erst vor ein paar Jahren wiederentdeckt habe. Neugierig, was das denn nun für ein Parker wäre, und was er denn wert ist, begann ich zu recherchieren. Schnell wurde mir klar, dass das nicht irgendein Füller ist sondern ein Parker "51" - der Prototyp des modernen Füllfederhalters, erfolgreich wie kein anderer Füller. Ich las von den verschiedenen Ausführungen und Generationen des "51"...
… nur Wochen später kam ein „normaler" "51" zu meinem (ein "Special") hinzu, dann ein Vacumatic "51" der ersten Generation, dann ein "Double Jewel" Modell, dann... na ja, ihr kö nnt Euch denken wie es weiterging.
Heute hat Opa's "51" zig Brüder, darunter sehr viel schönere und auch sehr viel wertvollere Exemplare. Dennoch wird dieser "51" immer einen ganz besonderen Platz in meiner Sammlung einnehmen und deshalb stelle ich auch ihn hier vor und keinen Anderen.
Ein paar Informationen zu diesem Füllhalter: es ist ein Parker "51" Special, also einer der zweiten Generation (48-69) mit dem Aerometric Füllsystem. Specials waren der Einstieg in die (sehr teure) "51"- Familie. Als einziges Modell des "51" hatte der Special eine Stahlfeder, außerdem gab es ihn ausschließlich mit der Edelstahlkappe – die „Lustraloy Cap" - mit schwarzen Jewel. Auch der Füllmechanismus ist etwas einfacher ausgeführt als beim normalen Modell.

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Anhand der Inschriften auf Kappe und dem Füllmechanismus lässt der Produktionszeitpunkt meines "51" auf die Jahre 58-62 eingrenzen, was sich auch mit meinen Informationen aus der Familie deckt. Mein "51" ist also ungefähr genau so alt wie ich.
Schreibgeräte waren wohl schon immer beliebte Weihnachtsgeschenke, jedenfalls wurde gezielt darauf hin geworben: hier seht ihr zwei Zeitungswerbungen für den "51", eine von 1946 mit einem Vacumatic "51" und eine von 1949, bereits mit dem Aerometric. Auf der 46er Werbung wird darauf hingewiesen, dass auf jeden produzierten "51" zehn Nachfragen kommen – man muss wissen, das Parker während der Kriegsjahre in die Rüstungsproduktion eingebunden war und ein großer Teil seiner Produktionskapazitäten für Rüstungsgüter reserviert waren; Parker konnte während dieser Jahre den Bedarf an Schreibgeräten bei weitem nicht decken, besonders nicht für den neuen "51", der erst 1941 erschienen war. Auch wenn hier etwas übertrieben wurde, aber während der Kriegsjahre stieg die Produktion an "51"s langsam auf 470.000 Stück im Jahr, 1946 waren es dann schlagartig über eine Millionen hergestellte "51" und 1947 bereits 2 Millionen Stück.
Ich habe mich schon oft gefragt, ob diese ungewollte Verknappung nicht letztlich die Legendenbildung um den "51" gefördert hat und damit dem langfristigen Erfolg dieses Füllhalters zuträglich war.

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So das war's, ich hoffe der Mix aus Geschichte und Geschichte hat Euch gefallen.
Ich wünsche allseits ein frohes Weihnachtsfest und ein Glückliches neues Jahr.
Andreas
p.s. Werner, bitte verzeih mir, wenn ich mir Deinen Spruch borge:
Wer in meinem Beitrag Schreibfehler findet, kann sie gerne behalten

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