Was ist für euch das Besondere an Füllhaltern
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Was ist für euch das Besondere an Füllhaltern
Hallo,
ich bin noch ziemlich neu hier, meine Eltern haben früher Füllhalter hergestellt, später Kugelschreiber. Da es also diese Schreibgeräte in meiner Kindheit um mich herum in Hülle und Fülle gab, waren sie nichts Besonderes. Füller waren zum Schreiben da - mehr nicht. Mit Erstaunen habe ich später festgestellt, dass es Füllhaltersammler gibt. Und dieses Forum hier finde ich total interessant. Aber könnt ihr mir mit euren Worten kurz beschreiben, was für euch das Besondere an Füllhaltern ist?
ich bin noch ziemlich neu hier, meine Eltern haben früher Füllhalter hergestellt, später Kugelschreiber. Da es also diese Schreibgeräte in meiner Kindheit um mich herum in Hülle und Fülle gab, waren sie nichts Besonderes. Füller waren zum Schreiben da - mehr nicht. Mit Erstaunen habe ich später festgestellt, dass es Füllhaltersammler gibt. Und dieses Forum hier finde ich total interessant. Aber könnt ihr mir mit euren Worten kurz beschreiben, was für euch das Besondere an Füllhaltern ist?
Re: Was ist für euch das Besondere an Füllhaltern
Dass es Sammler von Schreibgeräten gibt, fand ich nicht ungewöhnlich, auch wenn Füllhalter für mich zum Schreiben da sind und nicht, um in Schubladen und Tresoren zu verschwinden. Irgendjemand hat ja das Ringelnatz-Zitat in der Signatur mit dem Füllhalter, der geliebt wird, weil er Geschichten in sich trägt. Geschichten tragen aber nur die Füllhalter in sich, die auch verwendet werden um sie aufzuschreiben. Sammlungsfüller sind darum für mich tote Füller (die einzig positive Ausnahme, die ich hier gelten lasse, sind Museen und Sammlungen, die ihre Sammlung und konservatorische Arbeit auch einer Öffentlichkeit zugänglich machen).
Ich verwende Füllhalter aus drei sehr pragmatischen Gründen: Sie haben von allen Schreibgeräte-Arten das angenehmste Schreibgefühl und sind darum perfekt für ermüdungsfreies Schreiben langer Texte - da kommen höchstens noch weiche Bleistifte heran. Zweitens sind sie individualisierbar, weil i.d.R. verschiedene Federn wählbar sind und ich aus einem unerschöpflichen Fundus von Tinten wählen kann. Drittens bin ich kein Freund von Wegwerf-Mentalität, die ja längst auch die Schreibgeräte im Griff hat.
Ich verwende Füllhalter aus drei sehr pragmatischen Gründen: Sie haben von allen Schreibgeräte-Arten das angenehmste Schreibgefühl und sind darum perfekt für ermüdungsfreies Schreiben langer Texte - da kommen höchstens noch weiche Bleistifte heran. Zweitens sind sie individualisierbar, weil i.d.R. verschiedene Federn wählbar sind und ich aus einem unerschöpflichen Fundus von Tinten wählen kann. Drittens bin ich kein Freund von Wegwerf-Mentalität, die ja längst auch die Schreibgeräte im Griff hat.
Re: Was ist für euch das Besondere an Füllhaltern
Vielen Dank, diese Gründe kann ich nachvollziehen. Und die Wegwerfmentalität - sprich Herstellung von Billigprodukten - hat letztendlich mit dazu geführt, dass meine Mutter nach der Wende ihre kleine DDR - Schreibgerätefirma schließen musste.
Re: Was ist für euch das Besondere an Füllhaltern
Mich fasziniert an Füllfederhaltern das Schreibgefühl, die Haptik, die Technik, die Geschichte und vor allem auch das Design. Anders als Mr. Eyedropper finde ich es nicht verwerflich, Füller einfach nur zu sammeln. Sammelleidenschaft kann auch losgelöst von der Nutzung des Objektes bestehen und Erfüllung bringen (Beispiel: Münzen, Briefmarken etc.). Ich selber bin Sammler und Verwender. Es gibt einerseits Objekte in meiner Sammlung, die ich intensiv nutze, als auch Stücke, die von mir "nur" gesammelt werden. Ich setze mich aber mit diesen Stücken gerne intellektuell auseinander, d.h. ich informiere mich über die Geschichte, die Technik und versuche das Design einzuordnen und Besonderheiten herauszuarbeiten. Auf der anderen Seite schreibe ich einfach sehr gerne mit Füllfederhaltern. Es ist das tägliche sensorische Erlebnis (die Haptik, das Gleiten der Feder über das Papier, die Leuchtkraft der Tinten), was mir sehr viel Freude bereitet.
Viele Grüße
Alexander
Viele Grüße
Alexander
Gutta cavat lapidem.
Re: Was ist für euch das Besondere an Füllhaltern
Ich will nochmal formal festhalten, dass ich weder glaube, noch meine, dass Sammler von Schreibgeräten schlechte Menschen sind und dass ich Sammlungen aus konservatorischen Gründen sogar ausdrücklich befürworte. Ich hoffe, das wurde auch nicht anders verstanden. Ich finde nur, dass es schade um jeden Füllhalter ist, der nicht zum Schreiben genutzt wird, obwohl er es könnte (gibt ja auch defekte). Das ist auch nur meine Meinung. Eine pauschale Gültigkeit über meinen persönlichen Horizont will ich damit reklamieren 
Woran sich jeder erfreut und Spaß hat, habe ich ja nicht festzulegen, noch maße ich mir das an.

Woran sich jeder erfreut und Spaß hat, habe ich ja nicht festzulegen, noch maße ich mir das an.
Re: Was ist für euch das Besondere an Füllhaltern
Füllhalter sammeln ist ein recht neues Hobby. Es geht hierbei nicht darum, mehr als zwei dieser Stifte im Federmäppchen mit sich herumzutragen, sondern um die ernsthafte Beschäftigung mit Schreibgeräten. Der Sammler trägt zusammen was er für seine Sammlung für interessant erachtet, ersetzt beschädigte Teile, repariert und poliert und setzt so im günstigsten Fall das historische Teil wieder in einen funktionsfähigen Zustand und er schreibt auch dann damit. Schließlich besitzt er nach Jahren so viele davon, dass die Auswahl irgendwann ausreichend erscheinen könnte. Man kann sich aber mit historischen Füllhaltern auch jahrzehntelang beschäftigen, für die eingefleischten Sammler wird es da keine Übersättigung geben.
Da in den etwa 140 Jahren seit der Einführung der füllbaren Federn eine unvorstellbare und bisher schwer zu schätzende Anzahl von verschiedenen Exemplaren produziert worden sind ist es sinnvoll, sich für das Sammelgebiet einen kleinen Sektor herauszusuchen. War dieses in der Anfangszeit eine krude äußerliche Erscheinung, wie z.B. gleiche Farben, so hat sich nach näherer Beschäftigung das Feld auf gleiche Firmen, einheitlicher Produktionsort oder -Zeit eingeengt. Pedantische Sammler werden alles daran setzen, ihre Sammlung mit allen möglichen Exemplaren einer Produktionslinie systematisch zu komplettieren. Daran ist nichts auszusetzen, schließlich hat es nichts ehrenrühriges, die scheinbare Unordnung in der Natur auf eine höhere Ordnung zurückzuführen. Mit der Komplettierung eine Familie geht auch die Klassifizierung und Datierung einher. Spätestens an dieser Stelle ist es notwendig, dass man sich mit Füllhalterhistorie auseinandersetzt, mit Firmengeschichten, Herstellungsprozessen, Materialien und Patenten, sowie der Welt der Arbeit, der Wirtschaft und den sozialen Zuständen in den betreffenden historischen Zeiten. Allein in Deutschland hat es sicher über 200 verschiedene Produzenten gegeben.
Die Suche kann sehr zeitaufwändig, Leiden- schaftlich aber im Endeffekt sehr befriedigend für den eingeweihten Sammler werden. Für unwissende Muggels ist der Füllhalter allerdings nur ein einfacher profaner Gegenstand, den man seit der Schulzeit nach leidvoller Erfahrung endlich lästig abgeschüttelt hat.
Füllhalter sammeln ist ein recht neues Hobby, der Beginn kann in der Rückschau weltweit ziemlich genau auf das Jahr 1976 datiert werden. In den USA startete die erste Welle mit der Gründung von Cliff Lawrence`s Pen Fanciers Club (vgl. George Kovalenko: Pen collecting time line), die auch einen „Newsletter“ und schließlich eine Zeitschrift herausbrachten. Obgleich der größte Teil der amerikanischen Bevölkerung noch nie einen Füllhalter gesehen hatte, war die langfristige Intensität der Sammlungsbewegung, der Forschungsdrang und die öffentlichen Veranstaltungen („pen shows“) sehr ansehnlich. Gefördert wurde dieses vermutlich durch das historische Bedürfnis der noch existierenden amerikanischen Füllhalterfabriken. (Don Jackson: „Alphabeth, die Geschichte vom Schreiben“, welches 1981 in deutscher Übersetzung erschien, basierte auf einem Film, der von Parker in Auftrag gegeben wurde). In Deutschland gab es in dieser Zeit und bis zum Ende der Dekade höchstens eine Handvoll von ernsthaften Sammlern. Einen Austausch hatte es wegen der noch nicht vorhandenen Vernetzung nicht gegeben. Die Standardwerke: Dieter Geye „Schreibgeräte sammeln“ und die deutsche Übersetzung von Lambrou „Fountain Pens, Vintage and Modern“ erschienen erst 1989. Obwohl letzteres immer noch die „Hausbibel“ der Füllhalter ist, klingt doch die Abteilung über deutsche Füllhalter, sofern sie nicht gut durch archivliche Firmenhistorien abgedeckt sind, wie eine Aufzählung aus alten Produktkatalogen.
Das erste Treffen der „Füllhaltersammler Deutschland“ fand als Füllhalterbörse 1988 in Köln statt. Auch wenn diese jährlich stattfindende Veranstaltung die wichtigste in Europa ist, so ist doch die seit den Anfangszeiten existierende räumlich gleiche Ausdehnung im Gemeinschaftsraum des Ruderklubs AC Germania Köln oder später in einer Veranstaltungshalle eines Hotels nicht mit den amerikanischen Pen Shows vergleichbar.
Im Jahr 1992 begann ein für die Sammlerbewegung historischer Füllhalter äußerst irritierender Vorgang. Die Industrie erschuf eine synthetische Parallelwelt in Form von künstlich zahlenmäßig verknappten und dadurch „seltenen“ Schreibgeräten, den „Limited Editiones“ in einem zunächst moderat hohen aber bald auch im eher oben weit offenen Preissegment. Die erste LE wurde zwar bereits 1965 von Parker angeboten, einer aus historischen Silbermünzen hergestellten Füllhalters. 1991 wurde in den USA ein historischer„Parker Red Giant“ für 25000$ angeboten, eine für diese Zeit unvorstellbare Summe für ein Schreibgerät. Die derart hohe Bewertung eines bis dahin als geringschätzig vermuteten Gegenstands weckte Begehrlichkeiten. Der Versuch der Produktion von weiteren Neo- Antiquitäten in streng limitierter Anzahl für eine zahlungskräftige Klasse lohnte sich auch, auch wenn die Firmen beteuern mit den LEs weniger Profit zu machen als mit den Standardangeboten. Ein interessierter später Käufer kann durch die periodisch wiederkehrenden Angebote der Serie animiert werden, diese ebenfalls zu kaufen. Will er schließlich die Sammlung auch von der Anfangsseite her komplettieren, dann muss er auf dem Sammlermarkt nach den bereits ausverkauften Modellen nachsuchen. Die vom Handel immer wieder hervorgehobenen atemberaubenden „Wertsteigerungen“ (falls es sowas gibt) der LEs beruht allerdings zum großen Teil auf der erhöhten späteren Nachfrage nach dem ersten und zweiten Modell der Linie. Die weitere Nachfrage hält sich dann künstlich hoch, da Händler in Erwartung eines späteren Gewinns gleich mehrere Exemplare auf Halde legen. Der Händlerrabatt macht auch Stagnationen ertragbar.
Die LEs sind in Kreisen historischer Füllhaltersammler eigentlich keiner Diskussion wert. Herkunft, künstlerische Idee und oftmals unnötiger Zierrat wirken eher überladen, besser oder interessanter schreiben kann man damit sicher nicht. Zusehends ist sogar ein exorbitant hoher Preis das wichtigste Merkmal, wodurch sich eine LE in die Diskussion wirft. Die Erstellungskosten einer kleinen Serie gehen dabei gegenüber den erwarteten Verkaufserlösen gegen Null. Trotzdem nehmen die LEs in allen Fachzeitschriften und in vielen einschlägigen Füllhalterforen den breitesten Raum ein. Der Verdacht, dass ein Hobby in kürzester Zeit industriell kommerzialisiert worden ist, ist sicher nicht unbegründet.
Der Handel mit historischen Füllhaltern ist von Natur aus anzahlmäßig begrenzt. Zufallsfunde auf Flohmärten sind seltener geworden da flächendeckendes absuchen in Haushaltsauflösungen direkt zu kommerziellen Händlern oder auf den online- Markt führen. In den meisten Fällen wird der größtmögliche Gewinn bei wenigen zahlungskräftigen Sammlern gemacht. Dabei kann man davon ausgehen, dass alle Händler und Reparateure in der Anfangszeit auch wichtige Teile des historischen Wissens über Füllhalter zusammengetragen und auch veröffentlicht haben. In den online- Foren sind sie allerdings nicht mehr aktiv. Die scheinbaren Reputationen zur Füllhalterhistorie begründen viele nur noch in der Darstellung früher verkaufter Exemplare. Das zufällige Auftauchen auf den Foren mit der freudigen Verkündigung: Schaut mal, was ich auf der pen show in xyz gefunden habe, ist nichts weiter als der Beginn eines Verkaufsgesprächs mit der Platzierung des links zur eigenen Verkaufs- webseite. Ein Händler mit höherem Bekanntheitsgrad kann einen Füller durchaus für das 10fache seines mittleren Wertes verkaufen. Eine weitere Forschungsarbeit bringt keinerlei finanziellen Gewinn. Was sich für gehobene Reparaturwerkstätten eher lohnt ist das Aufkaufen historischer Marken unter denen dann neue Klone nachproduziert werden, die eine Fortsetzung der time- line des Unternehmens vorgaukeln aber die historische Forschung eher undurchsichtig machen.
Das Bild der stark frequentierten Online- Foren hat sich im den letzten Jahren erheblich verändert. Auf Wunsch der vielen neuen Nutzer sowie aufgrund der Übersichtlichkeit der verschiedenen neuen Interessenslagen wurden Unterforen geschaffen, die manchmal mit dem ursprünglichen Schreibgerät nur noch in mittelbaren Zusammenhang stehen. Themen wie Tinte oder Papier sowie Kauf und Verkauf nehmen einen zusehends breiten Raum des angebotenen Spektrums ein. Hierbei steht auch der Handel mit neuem oder fast neuem Schreibgerät im Vordergrund. Ob hochwertiges, scheinbar hochwertiges oder minderwertiges, der Kauf von neuerem Schreibgerät, auch in den höheren Preisklassen, scheint heutzutage einfacher oder vielleicht sauberer zu sein, als das frühere Sammeln und Jagen auf Flohmärkten und in Antiquitätenläden. Die Restaurierung schadhafter Teile sowie die Suche nach dem Ursprung eines unbekannten Schreibgeräts macht aber auch immer Arbeit und dieser Faktor wird bekanntlich immer mehr durch Kapital substituiert. Die Besprechung historischer Füller im Angebot der Online- Foren ist heute eher eine krude Randerscheinung. Monografische Internetveröffentlichungen über alte Schreibgeräte ohne Verkauf z.B. über Merkurit oder Füllhalter aus der Schweiz spielen leider kaum eine Rolle. Viele Webseiten z.B. über Faber/ Osmia oder Geha wurden schon vor Jahren wieder abgeschaltet.
Ja, was ist das Besondere am Füllhalter? Man kann sich in einer Sammlung, egal welcher Größe, erheblich mehr mit ihm beschäftigen als mit Briefmarken, Münzen, Uhren, Fingerhüten, Cola- Dosen..............
Gruss, Frodo
Da in den etwa 140 Jahren seit der Einführung der füllbaren Federn eine unvorstellbare und bisher schwer zu schätzende Anzahl von verschiedenen Exemplaren produziert worden sind ist es sinnvoll, sich für das Sammelgebiet einen kleinen Sektor herauszusuchen. War dieses in der Anfangszeit eine krude äußerliche Erscheinung, wie z.B. gleiche Farben, so hat sich nach näherer Beschäftigung das Feld auf gleiche Firmen, einheitlicher Produktionsort oder -Zeit eingeengt. Pedantische Sammler werden alles daran setzen, ihre Sammlung mit allen möglichen Exemplaren einer Produktionslinie systematisch zu komplettieren. Daran ist nichts auszusetzen, schließlich hat es nichts ehrenrühriges, die scheinbare Unordnung in der Natur auf eine höhere Ordnung zurückzuführen. Mit der Komplettierung eine Familie geht auch die Klassifizierung und Datierung einher. Spätestens an dieser Stelle ist es notwendig, dass man sich mit Füllhalterhistorie auseinandersetzt, mit Firmengeschichten, Herstellungsprozessen, Materialien und Patenten, sowie der Welt der Arbeit, der Wirtschaft und den sozialen Zuständen in den betreffenden historischen Zeiten. Allein in Deutschland hat es sicher über 200 verschiedene Produzenten gegeben.
Die Suche kann sehr zeitaufwändig, Leiden- schaftlich aber im Endeffekt sehr befriedigend für den eingeweihten Sammler werden. Für unwissende Muggels ist der Füllhalter allerdings nur ein einfacher profaner Gegenstand, den man seit der Schulzeit nach leidvoller Erfahrung endlich lästig abgeschüttelt hat.
Füllhalter sammeln ist ein recht neues Hobby, der Beginn kann in der Rückschau weltweit ziemlich genau auf das Jahr 1976 datiert werden. In den USA startete die erste Welle mit der Gründung von Cliff Lawrence`s Pen Fanciers Club (vgl. George Kovalenko: Pen collecting time line), die auch einen „Newsletter“ und schließlich eine Zeitschrift herausbrachten. Obgleich der größte Teil der amerikanischen Bevölkerung noch nie einen Füllhalter gesehen hatte, war die langfristige Intensität der Sammlungsbewegung, der Forschungsdrang und die öffentlichen Veranstaltungen („pen shows“) sehr ansehnlich. Gefördert wurde dieses vermutlich durch das historische Bedürfnis der noch existierenden amerikanischen Füllhalterfabriken. (Don Jackson: „Alphabeth, die Geschichte vom Schreiben“, welches 1981 in deutscher Übersetzung erschien, basierte auf einem Film, der von Parker in Auftrag gegeben wurde). In Deutschland gab es in dieser Zeit und bis zum Ende der Dekade höchstens eine Handvoll von ernsthaften Sammlern. Einen Austausch hatte es wegen der noch nicht vorhandenen Vernetzung nicht gegeben. Die Standardwerke: Dieter Geye „Schreibgeräte sammeln“ und die deutsche Übersetzung von Lambrou „Fountain Pens, Vintage and Modern“ erschienen erst 1989. Obwohl letzteres immer noch die „Hausbibel“ der Füllhalter ist, klingt doch die Abteilung über deutsche Füllhalter, sofern sie nicht gut durch archivliche Firmenhistorien abgedeckt sind, wie eine Aufzählung aus alten Produktkatalogen.
Das erste Treffen der „Füllhaltersammler Deutschland“ fand als Füllhalterbörse 1988 in Köln statt. Auch wenn diese jährlich stattfindende Veranstaltung die wichtigste in Europa ist, so ist doch die seit den Anfangszeiten existierende räumlich gleiche Ausdehnung im Gemeinschaftsraum des Ruderklubs AC Germania Köln oder später in einer Veranstaltungshalle eines Hotels nicht mit den amerikanischen Pen Shows vergleichbar.
Im Jahr 1992 begann ein für die Sammlerbewegung historischer Füllhalter äußerst irritierender Vorgang. Die Industrie erschuf eine synthetische Parallelwelt in Form von künstlich zahlenmäßig verknappten und dadurch „seltenen“ Schreibgeräten, den „Limited Editiones“ in einem zunächst moderat hohen aber bald auch im eher oben weit offenen Preissegment. Die erste LE wurde zwar bereits 1965 von Parker angeboten, einer aus historischen Silbermünzen hergestellten Füllhalters. 1991 wurde in den USA ein historischer„Parker Red Giant“ für 25000$ angeboten, eine für diese Zeit unvorstellbare Summe für ein Schreibgerät. Die derart hohe Bewertung eines bis dahin als geringschätzig vermuteten Gegenstands weckte Begehrlichkeiten. Der Versuch der Produktion von weiteren Neo- Antiquitäten in streng limitierter Anzahl für eine zahlungskräftige Klasse lohnte sich auch, auch wenn die Firmen beteuern mit den LEs weniger Profit zu machen als mit den Standardangeboten. Ein interessierter später Käufer kann durch die periodisch wiederkehrenden Angebote der Serie animiert werden, diese ebenfalls zu kaufen. Will er schließlich die Sammlung auch von der Anfangsseite her komplettieren, dann muss er auf dem Sammlermarkt nach den bereits ausverkauften Modellen nachsuchen. Die vom Handel immer wieder hervorgehobenen atemberaubenden „Wertsteigerungen“ (falls es sowas gibt) der LEs beruht allerdings zum großen Teil auf der erhöhten späteren Nachfrage nach dem ersten und zweiten Modell der Linie. Die weitere Nachfrage hält sich dann künstlich hoch, da Händler in Erwartung eines späteren Gewinns gleich mehrere Exemplare auf Halde legen. Der Händlerrabatt macht auch Stagnationen ertragbar.
Die LEs sind in Kreisen historischer Füllhaltersammler eigentlich keiner Diskussion wert. Herkunft, künstlerische Idee und oftmals unnötiger Zierrat wirken eher überladen, besser oder interessanter schreiben kann man damit sicher nicht. Zusehends ist sogar ein exorbitant hoher Preis das wichtigste Merkmal, wodurch sich eine LE in die Diskussion wirft. Die Erstellungskosten einer kleinen Serie gehen dabei gegenüber den erwarteten Verkaufserlösen gegen Null. Trotzdem nehmen die LEs in allen Fachzeitschriften und in vielen einschlägigen Füllhalterforen den breitesten Raum ein. Der Verdacht, dass ein Hobby in kürzester Zeit industriell kommerzialisiert worden ist, ist sicher nicht unbegründet.
Der Handel mit historischen Füllhaltern ist von Natur aus anzahlmäßig begrenzt. Zufallsfunde auf Flohmärten sind seltener geworden da flächendeckendes absuchen in Haushaltsauflösungen direkt zu kommerziellen Händlern oder auf den online- Markt führen. In den meisten Fällen wird der größtmögliche Gewinn bei wenigen zahlungskräftigen Sammlern gemacht. Dabei kann man davon ausgehen, dass alle Händler und Reparateure in der Anfangszeit auch wichtige Teile des historischen Wissens über Füllhalter zusammengetragen und auch veröffentlicht haben. In den online- Foren sind sie allerdings nicht mehr aktiv. Die scheinbaren Reputationen zur Füllhalterhistorie begründen viele nur noch in der Darstellung früher verkaufter Exemplare. Das zufällige Auftauchen auf den Foren mit der freudigen Verkündigung: Schaut mal, was ich auf der pen show in xyz gefunden habe, ist nichts weiter als der Beginn eines Verkaufsgesprächs mit der Platzierung des links zur eigenen Verkaufs- webseite. Ein Händler mit höherem Bekanntheitsgrad kann einen Füller durchaus für das 10fache seines mittleren Wertes verkaufen. Eine weitere Forschungsarbeit bringt keinerlei finanziellen Gewinn. Was sich für gehobene Reparaturwerkstätten eher lohnt ist das Aufkaufen historischer Marken unter denen dann neue Klone nachproduziert werden, die eine Fortsetzung der time- line des Unternehmens vorgaukeln aber die historische Forschung eher undurchsichtig machen.
Das Bild der stark frequentierten Online- Foren hat sich im den letzten Jahren erheblich verändert. Auf Wunsch der vielen neuen Nutzer sowie aufgrund der Übersichtlichkeit der verschiedenen neuen Interessenslagen wurden Unterforen geschaffen, die manchmal mit dem ursprünglichen Schreibgerät nur noch in mittelbaren Zusammenhang stehen. Themen wie Tinte oder Papier sowie Kauf und Verkauf nehmen einen zusehends breiten Raum des angebotenen Spektrums ein. Hierbei steht auch der Handel mit neuem oder fast neuem Schreibgerät im Vordergrund. Ob hochwertiges, scheinbar hochwertiges oder minderwertiges, der Kauf von neuerem Schreibgerät, auch in den höheren Preisklassen, scheint heutzutage einfacher oder vielleicht sauberer zu sein, als das frühere Sammeln und Jagen auf Flohmärkten und in Antiquitätenläden. Die Restaurierung schadhafter Teile sowie die Suche nach dem Ursprung eines unbekannten Schreibgeräts macht aber auch immer Arbeit und dieser Faktor wird bekanntlich immer mehr durch Kapital substituiert. Die Besprechung historischer Füller im Angebot der Online- Foren ist heute eher eine krude Randerscheinung. Monografische Internetveröffentlichungen über alte Schreibgeräte ohne Verkauf z.B. über Merkurit oder Füllhalter aus der Schweiz spielen leider kaum eine Rolle. Viele Webseiten z.B. über Faber/ Osmia oder Geha wurden schon vor Jahren wieder abgeschaltet.
Ja, was ist das Besondere am Füllhalter? Man kann sich in einer Sammlung, egal welcher Größe, erheblich mehr mit ihm beschäftigen als mit Briefmarken, Münzen, Uhren, Fingerhüten, Cola- Dosen..............

Re: Was ist für euch das Besondere an Füllhaltern
Vielen Dank, ich finde eure Antworten alle sehr interessant. Und selbstverständlich habe ich nichts gegen Sammler - sammelt nicht fast jeder irgend etwas?
Re: Was ist für euch das Besondere an Füllhaltern
Technische Gründe:
- ein sehr einfaches und aufs wesentliche reduziertes System, dass jederzeit nachfüllbar ist und (mal abgesehen von Patronen, die ich zu nutzen vermeide) nur sehr wenig Müll erzeugt (nicht so wie bei Kugelschreibern / Rollerballs). Das Glas der Tintengläser kann man recyceln...
- mit Kulis / Tintenrollern sieht meine Schrift übel aus...
- nur bei Füllern kann ich durch die Federvariation die Schriftart erzeugen, die ich eben nur mit Füllern erzeugen kann...
- die vielen verschiedenen nutzbaren Tintenfarben...
Haptischer Grund:
- es gibt kaum Kulis oder Rollerballs, die für mich dick genug sind - und das sind dann meist Derivate des dazugehörigen Füllers...
Optischer Grund:
- sie gefallen mir...
Persönliche Gründe:
- ich bin Jäger und Sammler - so kann ich das ausleben, ohne meine Garage oder das Haus übermäßig vollzustellen...
- ein Füller hat auch noch einen echten "Sinn" - im Gegensatz zu Ü-Ei-Figuren oder Bierdeckeln... bei mir stehen alle Tische fest, insofern komme mir auch keiner mit "ich brauch sie, damit meine Tische nicht kippeln..."
- ich liebe das Aufmachen meiner Stiftrolle beim Kunden - hat etwas von "na, dann woll'n wir mal!". Außerdem werten viele Kunden interessanterweise dieses Ritual dergestalt, dass sie sich ernst genommen fühlen - ich messe ihrer Aussage Gewicht bei, da ich die Anmerkungen sauber notiere...
...und nebenbei: wir brauchen ja auch irgendwas, über das wir uns bei unseren Treffen unterhalten können...
- ja, ich stehe dazu: auch Wertanlage. Ich vertraue den aktuellen Zahlungsmitteln nur zu einem gewissen Maße - ein Füller hat aber immer einen "Wert". Gold / Silber / Edelsteine finde ich langweilig...
- ein sehr einfaches und aufs wesentliche reduziertes System, dass jederzeit nachfüllbar ist und (mal abgesehen von Patronen, die ich zu nutzen vermeide) nur sehr wenig Müll erzeugt (nicht so wie bei Kugelschreibern / Rollerballs). Das Glas der Tintengläser kann man recyceln...
- mit Kulis / Tintenrollern sieht meine Schrift übel aus...
- nur bei Füllern kann ich durch die Federvariation die Schriftart erzeugen, die ich eben nur mit Füllern erzeugen kann...
- die vielen verschiedenen nutzbaren Tintenfarben...
Haptischer Grund:
- es gibt kaum Kulis oder Rollerballs, die für mich dick genug sind - und das sind dann meist Derivate des dazugehörigen Füllers...
Optischer Grund:
- sie gefallen mir...
Persönliche Gründe:
- ich bin Jäger und Sammler - so kann ich das ausleben, ohne meine Garage oder das Haus übermäßig vollzustellen...
- ein Füller hat auch noch einen echten "Sinn" - im Gegensatz zu Ü-Ei-Figuren oder Bierdeckeln... bei mir stehen alle Tische fest, insofern komme mir auch keiner mit "ich brauch sie, damit meine Tische nicht kippeln..."
- ich liebe das Aufmachen meiner Stiftrolle beim Kunden - hat etwas von "na, dann woll'n wir mal!". Außerdem werten viele Kunden interessanterweise dieses Ritual dergestalt, dass sie sich ernst genommen fühlen - ich messe ihrer Aussage Gewicht bei, da ich die Anmerkungen sauber notiere...
...und nebenbei: wir brauchen ja auch irgendwas, über das wir uns bei unseren Treffen unterhalten können...

- ja, ich stehe dazu: auch Wertanlage. Ich vertraue den aktuellen Zahlungsmitteln nur zu einem gewissen Maße - ein Füller hat aber immer einen "Wert". Gold / Silber / Edelsteine finde ich langweilig...
Ciao - Peter
Handle stets so, dass die anderen sich wundern, warum sie Dir noch keine reingehauen haben...
Handle stets so, dass die anderen sich wundern, warum sie Dir noch keine reingehauen haben...
-
- Beiträge: 1001
- Registriert: 18.01.2006 11:48
Re: Was ist für euch das Besondere an Füllhaltern
Warum?
Rational: Weil ich als Kaufmann gerne gutes Werkzeug nutze. Früher als Waldarbeiter habe ich ordentliche Sägen und Äxte gehabt, heute halt ordentliches Schreibgerät. Un das beste Schreibgerät ist der Füllfederhalter.
Emotional: Anfassen, riechen, hören... ...nur schmecken hab ich noch nicht probiert. Wenn in meinem 400er mit dem quietschenden Kolben Waterman Südseeblau mit dem tollen technischen Duft steckt werde ich einfach sentimental. Wenn ich den kleinen Kaweco aus der Hosentasche ziehe freue ich mich an der Optik und der perfekten Funktion. etc. etc. etc.
Kurzum: Wer sein Werkzeug liebt geht nicht zur Arbeit sondern seiner Berufung nach.
Gruß, der Jörg
Rational: Weil ich als Kaufmann gerne gutes Werkzeug nutze. Früher als Waldarbeiter habe ich ordentliche Sägen und Äxte gehabt, heute halt ordentliches Schreibgerät. Un das beste Schreibgerät ist der Füllfederhalter.
Emotional: Anfassen, riechen, hören... ...nur schmecken hab ich noch nicht probiert. Wenn in meinem 400er mit dem quietschenden Kolben Waterman Südseeblau mit dem tollen technischen Duft steckt werde ich einfach sentimental. Wenn ich den kleinen Kaweco aus der Hosentasche ziehe freue ich mich an der Optik und der perfekten Funktion. etc. etc. etc.
Kurzum: Wer sein Werkzeug liebt geht nicht zur Arbeit sondern seiner Berufung nach.
Gruß, der Jörg
Re: Was ist für euch das Besondere an Füllhaltern
Das haste schön gesagt, Jörg!pelikaniac hat geschrieben: Wer sein Werkzeug liebt geht nicht zur Arbeit sondern seiner Berufung nach.
Ciao - Peter
Handle stets so, dass die anderen sich wundern, warum sie Dir noch keine reingehauen haben...
Handle stets so, dass die anderen sich wundern, warum sie Dir noch keine reingehauen haben...
Re: Was ist für euch das Besondere an Füllhaltern
Was hier geschrieben wurde, trifft fast alles auch bei mir zu.
Zusätzlich ist es für mich eine gute Möglichkeit, einen (oder zwei, oder....) echte Oldtimer zu besitzen und auch zu benutzen. Nachdem ich meine 50er Jahre Motorräder aus familiären und Platzgründen verkaufen musste, wird mich die Platznot bei Füllern wohl nicht mehr zu solchen Schritten zwingen. Ein 90 Jahre alter Eyedropper ist natürlich auch etwas günstiger zu bekommen, als ein gleich altes Motorrad oder Auto.
Gruß
Andreas
Zusätzlich ist es für mich eine gute Möglichkeit, einen (oder zwei, oder....) echte Oldtimer zu besitzen und auch zu benutzen. Nachdem ich meine 50er Jahre Motorräder aus familiären und Platzgründen verkaufen musste, wird mich die Platznot bei Füllern wohl nicht mehr zu solchen Schritten zwingen. Ein 90 Jahre alter Eyedropper ist natürlich auch etwas günstiger zu bekommen, als ein gleich altes Motorrad oder Auto.
Gruß
Andreas
Es ist besser ein kleines Licht anzuzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen.
Re: Was ist für euch das Besondere an Füllhaltern
servus elinah,
eine sehr gute und durchaus berechtigte frage!
nun, das interesse für schöne schreibgeräte fing bei mir schon sehr früh an, in der zweiten klasse mittelschule an. seit damals finde ich es einfach schön, mit einer füllfeder zu schreiben. das schriftbild ist viel schöner als mit kugelschreibern; durch verschiedene tintenfarben kann man schöne kontraste setzen und sich auch von der masse abheben. und nicht zuletzt sind es die schönen schreibgeräte selbst, die mir gut gefallen. meisterhaft verarbeitet und haptisch angenehm anzufassen, machen sie einfach spaß. und auch wenn ich mich in den letzten jahren manchmal für andere sammelgebiete interessiert habe, bin ich meinen schreibgeräten immer treu geblieben. und nicht zuletzt macht es viel freude, sich hier im forum und auf den stammtischen mit "gleichgesinnten" zu treffen.
eine sehr gute und durchaus berechtigte frage!
nun, das interesse für schöne schreibgeräte fing bei mir schon sehr früh an, in der zweiten klasse mittelschule an. seit damals finde ich es einfach schön, mit einer füllfeder zu schreiben. das schriftbild ist viel schöner als mit kugelschreibern; durch verschiedene tintenfarben kann man schöne kontraste setzen und sich auch von der masse abheben. und nicht zuletzt sind es die schönen schreibgeräte selbst, die mir gut gefallen. meisterhaft verarbeitet und haptisch angenehm anzufassen, machen sie einfach spaß. und auch wenn ich mich in den letzten jahren manchmal für andere sammelgebiete interessiert habe, bin ich meinen schreibgeräten immer treu geblieben. und nicht zuletzt macht es viel freude, sich hier im forum und auf den stammtischen mit "gleichgesinnten" zu treffen.

liebe grüße,
stefan.
sollten die hier abwesenden versalien zu unwohlsein führen, empfehle ich, diesen beitrag zu überlesen.
stefan.
sollten die hier abwesenden versalien zu unwohlsein führen, empfehle ich, diesen beitrag zu überlesen.
Re: Was ist für euch das Besondere an Füllhaltern
Noch als kleine Ergänzung meiner Beziehung zum Füllfederhalter, die intensiv seit meinem 12. Lebensjahr besteht. Vielleicht bin ich auch ein wenig ein Nostalgiker. Ich habe unter anderem auch ein Faible für mechanische Uhren. Vielleicht ist es einfach auch der Hang zum "Nicht-Einfachen", "Nicht-Perfekten" und "Nicht-Profanen". Quarzuhren oder Uhrzeitanzeigen auf dem Handy, Kugelschreiber und Fineliner sind mir oftmals zu "einfach" im Sinne von zu profan und zu perfekt. Rational ist das, glaube ich, nicht zu begründen. Aus Vernunftgründen spricht vieles gegen diesen Hang zur "old technology". Diese Irrationalität teile ich hier aber sehr wahrscheinlich mit vielen...
VG
Alexander

VG
Alexander
Gutta cavat lapidem.
Re: Was ist für euch das Besondere an Füllhaltern
@glucydur
Eher der Wunsch nach einer analogen resp. mechanischen Perfektion, oder?
Eher der Wunsch nach einer analogen resp. mechanischen Perfektion, oder?