Nur eine kleine Bitte!
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Hallo zusammen,
Danke an Peter für seine Hinweise. Ein wenig Sorgfalt kann auch und gerade im Internet nicht schaden.
Nur gibt es soweit ich weiß keine demokratisch entstandenen allgemeingültigen Regeln für die deutsche Sprache.
Ach ja, anstelle "Handy" sage ich nicht Hochfrequenzfunknetzfernsprechteilnehmergerät
sondern einfach
Funktelefon.
Oder leicht italienisiert "Telefönchen".
Viele Grüße
Dirk
Danke an Peter für seine Hinweise. Ein wenig Sorgfalt kann auch und gerade im Internet nicht schaden.
Nur gibt es soweit ich weiß keine demokratisch entstandenen allgemeingültigen Regeln für die deutsche Sprache.
Ach ja, anstelle "Handy" sage ich nicht Hochfrequenzfunknetzfernsprechteilnehmergerät
sondern einfach
Funktelefon.
Oder leicht italienisiert "Telefönchen".
Viele Grüße
Dirk
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Hallo Dirk,Dirk Barmeyer hat geschrieben: Ach ja, anstelle "Handy" sage ich nicht Hochfrequenzfunknetzfernsprechteilnehmergerät
sondern einfach Funktelefon.
Oder leicht italienisiert "Telefönchen".
diesen Begriff für das Händi mag ich auch. Oder das Original, "telefonino". Donna Leon sei's gedankt.
"Händi" dagegen gruselt mich, da dieses so englisch klingende Wort im Englischen gar nicht existiert.
Dieter Hildebrand hat mal "Taschi" vorgeschlagen. Auch das klingt gut, konnte sich aber nicht wirklich durchsetzen.
Am meisten stören mich im deutschen Sprachgebrauch Formulierungen wie
"Es kam ein Problem nach dem nächsten." - wie soll denn das gehen?? -
oder
"...im Herbst diesen Jahres..." - brrrrrrrrrrrr, da wollen wir wohl poetisch werden oder was?
oder
"Es ist in warmem, braunen Farbton gehalten." Derartiges liest man sogar in deutschen Romanen, ohne dass eine künstlerische Absicht erkennbar würde.
Zu allem Überfluss werde ich so langsam aber stetig unsicherer, wenn ich so etwas lese. Es widerspricht zwar meinem Schriftsprachgefühl, aber ob dieses Gefühl noch den gültigen Regeln entspricht, entzieht sich meistens meiner Kenntnis. Ich schreibe immer nach Gefühl, nie nach amtlichen Regeln.
Ach ja, vielen Dank, Peter, für diese Diskussion!
Viele Grüße
Lars
Ich bin so dankbar, dass das Thema aufgekommen ist...
... aber erstmal Hallo in die Runde.
Diese hirnrissige Apostrophsetzung ist wirklich eine Plage, zumal die meisten Verwendungsweisen ja sogar im Englichen falsch wären (wie schon erwähnt, beim Plural -s, wie "T-Shirt's"). Ein paar Leute haben im Internet richtige Sammlungen mit Horrorfotos was diese Apostrophworte angeht. Da sind dann solche Monstrositäten wie "Bauer'n Stübchen" bei. Schauder.
Was ich aber noch viel schlimmer als das "Deppenapostroph" finde, ist das "Deppenleerzeichen", und es wundert mich, dass das noch niemand erwähnt hat. Beim Apostroph weiß man immer sofort, dass es halt falsch gesetzt ist und man kann schnell darüber hinweg lesen, aber bei dieser mittlerweile weitverbreiteten Leerzeichensetzung muss man jedes Mal erst rätseln, wieviele Worte gemeint sind. Beim Bäcker gibt es Vollkorn Brötchen, aber wo kriege ich Vollkornbrötchen? Glüh Birne, glüh! Ich kriege Augen Schmerzen.
Diese Schreibweisen sind noch beliebter als die falsche Apostrophiereung, ich habe praktisch nichts mehr im Kühlschrank, was nicht falsch geschrieben wäre. Und da habe ich dann das Gefühl, dass die Urheber nicht einfach zu dumm (verzeihung) zum Schreiben sind, sondern dass man mir nicht zutraut, ein Wort lesen zu können, das mehr als 5 Buchstaben hat. Und da hörts dann wirklich auf.
Schönen Sonntag!
... aber erstmal Hallo in die Runde.
Diese hirnrissige Apostrophsetzung ist wirklich eine Plage, zumal die meisten Verwendungsweisen ja sogar im Englichen falsch wären (wie schon erwähnt, beim Plural -s, wie "T-Shirt's"). Ein paar Leute haben im Internet richtige Sammlungen mit Horrorfotos was diese Apostrophworte angeht. Da sind dann solche Monstrositäten wie "Bauer'n Stübchen" bei. Schauder.
Was ich aber noch viel schlimmer als das "Deppenapostroph" finde, ist das "Deppenleerzeichen", und es wundert mich, dass das noch niemand erwähnt hat. Beim Apostroph weiß man immer sofort, dass es halt falsch gesetzt ist und man kann schnell darüber hinweg lesen, aber bei dieser mittlerweile weitverbreiteten Leerzeichensetzung muss man jedes Mal erst rätseln, wieviele Worte gemeint sind. Beim Bäcker gibt es Vollkorn Brötchen, aber wo kriege ich Vollkornbrötchen? Glüh Birne, glüh! Ich kriege Augen Schmerzen.
Diese Schreibweisen sind noch beliebter als die falsche Apostrophiereung, ich habe praktisch nichts mehr im Kühlschrank, was nicht falsch geschrieben wäre. Und da habe ich dann das Gefühl, dass die Urheber nicht einfach zu dumm (verzeihung) zum Schreiben sind, sondern dass man mir nicht zutraut, ein Wort lesen zu können, das mehr als 5 Buchstaben hat. Und da hörts dann wirklich auf.
Schönen Sonntag!
Liebe Freundinnen und Freunde.
Ich habe mir jetzt mal - zum besseren verstehen - alles ausgedruckt und durchgelesen.
Dabei ist mir folgendes aufgefallen:
Entschuldigung, ich weiß das ich ab und an schon mal ein kleiner Scherzkeks bin! Ist auch nicht böse gemeint.
Nun mal ne andere Frage: bei Kiel ist doch nicht so weit von Hamburg entfernt. Bist du am 3. Okt. auf der Börse zu finden? (Oder sollen wir hierfür lieber einen anderen Artikel aufmachen? Sofern man einen Artikel aufmachen kann!)
Allen einen schönen Sonntag.
Günter
Ich habe mir jetzt mal - zum besseren verstehen - alles ausgedruckt und durchgelesen.
Dabei ist mir folgendes aufgefallen:
Heißt das jetzt lieber Dieter, das du vielleicht zuviel Geld für Schreibgeräte ausgeben musst, um dir dann von den übrig gebliebenen Euros nur noch Schuhe vom Billiganbieter leisten kannst?Dieter N hat geschrieben:In einem Billig-Schuh-Geschäft (juhu, ich habe "Discount" mittels eines einheimischen Begriffes vermeiden können) hörte ich letztens folgende Werbung: "Wer in einem anderen Geschäft den selben Schuh günstiger findet, bekommt die doppelte Differenz zurück!" Ein guter Trick! Natürlich finde ich den selben Schuh in keinem anderen Geschäft, weder günstiger, noch zum selben oder gar zu einem höheren Preis. Dass man den gleichen Schuh meinte, war mir klar und die Internet-Präsenz der Firma zeigt, dass man es auch richtig ausdrücken kann. Erschreckend war eher, dass die Kassiererin, die ich beim Kauf eines Schuhpaares grinsend darauf ansprach, die Sache nicht verstanden hat. Da haben Peters Kollegen im Kieler Umfeld von 10 Jahren wohl gepfuscht.

Entschuldigung, ich weiß das ich ab und an schon mal ein kleiner Scherzkeks bin! Ist auch nicht böse gemeint.

Nun mal ne andere Frage: bei Kiel ist doch nicht so weit von Hamburg entfernt. Bist du am 3. Okt. auf der Börse zu finden? (Oder sollen wir hierfür lieber einen anderen Artikel aufmachen? Sofern man einen Artikel aufmachen kann!)
Allen einen schönen Sonntag.
Günter
Entschuldigung aber es muss heißen: Dann hört´s wirklich auf.antigone hat geschrieben:... sind, sondern dass man mir nicht zutraut, ein Wort lesen zu können, das mehr als 5 Buchstaben hat. Und da hörts dann wirklich auf.
Schönen Sonntag!
Genau dafür gibt es (gibt´s) nämlich das Auslassungszeichen.
Die Steilvorlage musste ich einfach verwandeln. Habe meine
eigenen Kommafehler und Orthographiefehler auch schon entdeckt.
Warum sieht man die eigentlich immer erst später ??
Gruß
Emile
Ja, heilig's Blechle nee!
Was hab' ich denn da losgetreten!? Eine Lawine!? Ich bin da mal zwei Tage unterwegs, und dann ist hier das Schwarze Brett voll und voller! Ich will euch nicht aufhalten, aber ich möchte das eine oder andere doch ein bisschen geradebiegen oder kommentieren.
1. Selbstkritik: Dass deine Rechtschreibkorrektur "T-Shirts's" moniert hat, ist nur ein weiterer Beweis, dass sie funktioniert, Günter. Ich hoffe, ich habe dich richtig verstanden. Denn da ist der Hund drin. Ich habe ja gesagt, dass auch ich ständig Schnitzer mache; im Unterricht übrigens sehr zur Freude meiner Schüler. Das gibt dann jedes Mal 50 Cent in die Klassenkasse. Reich sind die zwar noch nicht geworden, aber die Aufmerksamkeit ist ungebrochen, und für mich ist es eine Art selbstdisziplinarischer Maßnahme, ein bisschen besser aufzupassen. Übrigens: Das fangen wir hier aber im Forum nicht auch noch an, gell? Richtig falsch hätte es also heißen müssen: "T-Shirt's". Aber ganz richtig muss es heißen "T-Shirts". Wichtig zu wissen ist nämlich, dass die deutsche Grammatik die ausländische dominiert, wenn die Wörter eingedeutscht werden. Das heißt, die Wörter müssen dann behandelt werden wie deutsche Wörter, was heißt, dass der Sächsische Genitiv, für den die armen Sachsen überhaupt nichts können, dieweil er nämlich ein "(Angel-)Sächsischer Genitiv" ist, komplett wegfällt.
2. Ich (emp-)finde - daher kommt nämlich das umgangssprachliche "Etwas finden" im Sinne von "der Meinung sein", was mit dem Finden nach dem Suchen überhaupt nichts zu tun hat, weshalb man sich letztlich selbst blamiert, wenn man andere damit korrigiert, dass man sie darauf hinweist, nur etwas finden zu können, wenn man vorher gesucht hat - es als sehr wohltuend, dass es im Forum doch eine Menge ähnlich Gesinnter gibt. Ehrlich gesagt, habe ich darauf ein bisschen spekuliert. Dass die Resonanz so groß ist, habe ich trotzdem nicht erwartet, freut mich aber sehr, weil es mir zeigt, dass ich in der richtigen Umgebung schreibe.
3. Stört mich der Vorwurf der Besserwisserei an Bastian Sick. Wir haben uns in diesem Land - leider - angewöhnt, dass wir den, der uns gegenüber in bestimmten Wissensbereichen einen echten Informationsvorsprung hat, der uns unangenehm ist und uns partiell etwas unvorteilhaft aussehen lässt in für uns wichtigen Situationen, schnell als "Besserwisser" zu brandmarken geneigt sind. Das bringt uns häufig den willkommenen Applaus von denen, denen es ähnlich geht, was nicht immer das Publikum sein muss, auf das es auch ankommt. Ein "Besserwisser" ist für mich nicht jemand, der wirklich, d. h. objektiv und nachprüfbar, etwas besser weiß als ich, weil er sich über lange Zeit und mit einem viel höheren Intensitätsgrad mit etwas beschäftigt hat als ich, sondern jemand, der letztlich auch nicht mehr weiß als ich, aber mehr Vertrauen hat in die Richtigkeit seines Halbwissens und sich daher nicht scheut, selbst Besserwissende eines vermeintlich Besseren zu belehren. Ich bewundere Bastian Sick sehr für sein sicheres Gefühl, die wirklich wunden Punkte in unserem Sprachsystem aufzuspüren, aber noch viel mehr dafür, dass er es schafft, diese wunden Punkte eben nicht als Oberlehrer der Nation mit erhobenem Zeigefinger jedem in die Nase zu bohren, bis ihm dieselbe zu tropfen beginnt. (Pardon! Das musste jetzt so formuliert werden, sonst hätte die Bildhaftigkeit der Zeigefingermetaphorik nicht mehr hingehauen!) Er tut das vielmehr mit einem süffisanten Grinsen und sehr viel Verständnis für seine sprachleidenden Mitmenschen, zu denen er auch immer wieder sich selbst rechnet. Genau das macht ihn so sympathisch. Typisch undeutsch in dieser Hinsicht!
4. Die Anglizismen im Deutschen beeinflussen ja nicht nur den Wortschatz, sondern immer mehr auch die grammati(kali)schen (beides ist möglich, daher kein Sick'scher Widerspruch) Strukturen, weshalb man auch von sogenannten "Strukturanglizismen" spricht. Dieter und Thomas haben dafür schon Beipiele gebracht. Bei Dieters (!) Beispielen besteht der Strukturanglizismus ist der unreflektierten Übernahme der sog. "SPO-Regel" in deutsche Nebensätze, die einen ganz anderen Satzbauplan haben. Auch die Verkümmerung der deutschen Satzgefüge zu immer mehr Satzreihen geht auf diese Ursache zurück und wurde bzw. wird wohl durch die Art, Texte für Kommunikationszwecke heutzutage statt in der klassischen Briefform immer mehr in E-Mail- bzw. SMS-Form zu verfassen, in nahezu alle Sprachen der Welt eingeschleust und dort verankert werden. Nur Hauptsätze nämlich sind im Extremfall auf Ein-Wort-Sätze reduzierbar, die dennoch die zur Verständigung unbedingt notwendige Restinformation transportieren können, z. B: "Schweig!"
Bei Thomas' (!) Beispielen steckt der Strukturanglizismus in der Idiomatik, d. h. es werden einzelne für ein bestimmtes Sprachgebiet oder Land typische Redewendungen in ein anderes verpflanzt, was für das Englische vor allem durch die Globalisierung des Geschäftslebens stark gefördert wird. "It makes sense" wird dann zu: "Es macht Sinn". Der idiomatische Bauplan wird einfach kopiert und durch die Wörter der anderen Sprache aufgefüllt. Richtig wäre: "Es ergibt einen Sinn ..." oder "Es macht Spaß (Laune, Furore ...". Anders formuliert: Bestimmte idiomatische Regeln sind für eine Sprache einfach durch Jahrhunderte alte Konventionen festgeschrieben und daher an sich nicht kopierbar. Da liegt sozusagen ein Kopierschutz drauf, den nur die Muttersprachler kennen, weil sie ihn quasi mit der Muttermilch eingesaugt haben. Zu Zeiten des Kalten Krieges waren solche Idiome beliebte Mittel, Agenten fremder Nationen, die mühsam eine fremde Sprache wie ihre Muttersprache zu lernen versucht haben, zu enttarnen. Die Regeln der Idiomatik liegen mitunter sogar quer zu den klassischen Bauplänen ihrer Sprache. Deshalb muss man ihre archetypischen Verwendungssituationen selbst irgendwann am eigenen Leibe erfahren oder im seinem originären Lebensumfeld beobachtet haben, um sie verstehen zu können. Besonders ausgeprägt ist dieses Phänomen im Dialekt. Durch die zunehmende Anglifizierung unserer Sprachen werden solche Ur-Bindungen allerdings aufgehoben. Ein weiteres Beispiel dafür ist, bei Jahresangaben nicht nur bei Börsenberichten nur noch "in 1999" zu sagen statt "im Jahr(e) 1999" oder "Anno 1999". Wie bescheuert sich das Ganze letztlich darstellt, zeigen gedankliche Analogiebildungen, die es noch nicht gibt, aber geben könnte, wie etwa: "How are you?" - "Wie seid ihr?" bzw. "Are you well?" - "Bist du gut?" usw. Man weiß ja nie, was noch kommt!
So, jetzt höre ich lieber mal auf!
Auf Weitermachen!
Peter
Was hab' ich denn da losgetreten!? Eine Lawine!? Ich bin da mal zwei Tage unterwegs, und dann ist hier das Schwarze Brett voll und voller! Ich will euch nicht aufhalten, aber ich möchte das eine oder andere doch ein bisschen geradebiegen oder kommentieren.
1. Selbstkritik: Dass deine Rechtschreibkorrektur "T-Shirts's" moniert hat, ist nur ein weiterer Beweis, dass sie funktioniert, Günter. Ich hoffe, ich habe dich richtig verstanden. Denn da ist der Hund drin. Ich habe ja gesagt, dass auch ich ständig Schnitzer mache; im Unterricht übrigens sehr zur Freude meiner Schüler. Das gibt dann jedes Mal 50 Cent in die Klassenkasse. Reich sind die zwar noch nicht geworden, aber die Aufmerksamkeit ist ungebrochen, und für mich ist es eine Art selbstdisziplinarischer Maßnahme, ein bisschen besser aufzupassen. Übrigens: Das fangen wir hier aber im Forum nicht auch noch an, gell? Richtig falsch hätte es also heißen müssen: "T-Shirt's". Aber ganz richtig muss es heißen "T-Shirts". Wichtig zu wissen ist nämlich, dass die deutsche Grammatik die ausländische dominiert, wenn die Wörter eingedeutscht werden. Das heißt, die Wörter müssen dann behandelt werden wie deutsche Wörter, was heißt, dass der Sächsische Genitiv, für den die armen Sachsen überhaupt nichts können, dieweil er nämlich ein "(Angel-)Sächsischer Genitiv" ist, komplett wegfällt.
2. Ich (emp-)finde - daher kommt nämlich das umgangssprachliche "Etwas finden" im Sinne von "der Meinung sein", was mit dem Finden nach dem Suchen überhaupt nichts zu tun hat, weshalb man sich letztlich selbst blamiert, wenn man andere damit korrigiert, dass man sie darauf hinweist, nur etwas finden zu können, wenn man vorher gesucht hat - es als sehr wohltuend, dass es im Forum doch eine Menge ähnlich Gesinnter gibt. Ehrlich gesagt, habe ich darauf ein bisschen spekuliert. Dass die Resonanz so groß ist, habe ich trotzdem nicht erwartet, freut mich aber sehr, weil es mir zeigt, dass ich in der richtigen Umgebung schreibe.
3. Stört mich der Vorwurf der Besserwisserei an Bastian Sick. Wir haben uns in diesem Land - leider - angewöhnt, dass wir den, der uns gegenüber in bestimmten Wissensbereichen einen echten Informationsvorsprung hat, der uns unangenehm ist und uns partiell etwas unvorteilhaft aussehen lässt in für uns wichtigen Situationen, schnell als "Besserwisser" zu brandmarken geneigt sind. Das bringt uns häufig den willkommenen Applaus von denen, denen es ähnlich geht, was nicht immer das Publikum sein muss, auf das es auch ankommt. Ein "Besserwisser" ist für mich nicht jemand, der wirklich, d. h. objektiv und nachprüfbar, etwas besser weiß als ich, weil er sich über lange Zeit und mit einem viel höheren Intensitätsgrad mit etwas beschäftigt hat als ich, sondern jemand, der letztlich auch nicht mehr weiß als ich, aber mehr Vertrauen hat in die Richtigkeit seines Halbwissens und sich daher nicht scheut, selbst Besserwissende eines vermeintlich Besseren zu belehren. Ich bewundere Bastian Sick sehr für sein sicheres Gefühl, die wirklich wunden Punkte in unserem Sprachsystem aufzuspüren, aber noch viel mehr dafür, dass er es schafft, diese wunden Punkte eben nicht als Oberlehrer der Nation mit erhobenem Zeigefinger jedem in die Nase zu bohren, bis ihm dieselbe zu tropfen beginnt. (Pardon! Das musste jetzt so formuliert werden, sonst hätte die Bildhaftigkeit der Zeigefingermetaphorik nicht mehr hingehauen!) Er tut das vielmehr mit einem süffisanten Grinsen und sehr viel Verständnis für seine sprachleidenden Mitmenschen, zu denen er auch immer wieder sich selbst rechnet. Genau das macht ihn so sympathisch. Typisch undeutsch in dieser Hinsicht!
4. Die Anglizismen im Deutschen beeinflussen ja nicht nur den Wortschatz, sondern immer mehr auch die grammati(kali)schen (beides ist möglich, daher kein Sick'scher Widerspruch) Strukturen, weshalb man auch von sogenannten "Strukturanglizismen" spricht. Dieter und Thomas haben dafür schon Beipiele gebracht. Bei Dieters (!) Beispielen besteht der Strukturanglizismus ist der unreflektierten Übernahme der sog. "SPO-Regel" in deutsche Nebensätze, die einen ganz anderen Satzbauplan haben. Auch die Verkümmerung der deutschen Satzgefüge zu immer mehr Satzreihen geht auf diese Ursache zurück und wurde bzw. wird wohl durch die Art, Texte für Kommunikationszwecke heutzutage statt in der klassischen Briefform immer mehr in E-Mail- bzw. SMS-Form zu verfassen, in nahezu alle Sprachen der Welt eingeschleust und dort verankert werden. Nur Hauptsätze nämlich sind im Extremfall auf Ein-Wort-Sätze reduzierbar, die dennoch die zur Verständigung unbedingt notwendige Restinformation transportieren können, z. B: "Schweig!"
Bei Thomas' (!) Beispielen steckt der Strukturanglizismus in der Idiomatik, d. h. es werden einzelne für ein bestimmtes Sprachgebiet oder Land typische Redewendungen in ein anderes verpflanzt, was für das Englische vor allem durch die Globalisierung des Geschäftslebens stark gefördert wird. "It makes sense" wird dann zu: "Es macht Sinn". Der idiomatische Bauplan wird einfach kopiert und durch die Wörter der anderen Sprache aufgefüllt. Richtig wäre: "Es ergibt einen Sinn ..." oder "Es macht Spaß (Laune, Furore ...". Anders formuliert: Bestimmte idiomatische Regeln sind für eine Sprache einfach durch Jahrhunderte alte Konventionen festgeschrieben und daher an sich nicht kopierbar. Da liegt sozusagen ein Kopierschutz drauf, den nur die Muttersprachler kennen, weil sie ihn quasi mit der Muttermilch eingesaugt haben. Zu Zeiten des Kalten Krieges waren solche Idiome beliebte Mittel, Agenten fremder Nationen, die mühsam eine fremde Sprache wie ihre Muttersprache zu lernen versucht haben, zu enttarnen. Die Regeln der Idiomatik liegen mitunter sogar quer zu den klassischen Bauplänen ihrer Sprache. Deshalb muss man ihre archetypischen Verwendungssituationen selbst irgendwann am eigenen Leibe erfahren oder im seinem originären Lebensumfeld beobachtet haben, um sie verstehen zu können. Besonders ausgeprägt ist dieses Phänomen im Dialekt. Durch die zunehmende Anglifizierung unserer Sprachen werden solche Ur-Bindungen allerdings aufgehoben. Ein weiteres Beispiel dafür ist, bei Jahresangaben nicht nur bei Börsenberichten nur noch "in 1999" zu sagen statt "im Jahr(e) 1999" oder "Anno 1999". Wie bescheuert sich das Ganze letztlich darstellt, zeigen gedankliche Analogiebildungen, die es noch nicht gibt, aber geben könnte, wie etwa: "How are you?" - "Wie seid ihr?" bzw. "Are you well?" - "Bist du gut?" usw. Man weiß ja nie, was noch kommt!
So, jetzt höre ich lieber mal auf!
Auf Weitermachen!
Peter
"Du bist, wie du schreibst!" (Alfons Lüke)
Tja Peter,absia hat geschrieben: Dass deine Rechtschreibkorrektur "T-Shirts's" moniert hat, ist nur ein weiterer Beweis, dass sie funktioniert, Günter. Ich hoffe, ich habe dich richtig verstanden. Denn da ist der Hund drin. Ich habe ja gesagt, dass auch ich ständig Schnitzer mache;
ob du es glaubst, oder nicht, ungläubig den Kopf schüttelst oder dir vor lauter Lachen die Schenkel blutig haust: T-Shirts’s (mit den beiden essen) ist mir so gar nicht in deinem ersten Artikel aufgefallen. Das habe ich glatt überlesen. Und dann habe ich es auch noch genauso geschrieben.

Nö, das sollten wir bleiben lassen. Ich wüsste auch nicht, wie und wo ich die 50 Cent hier im Monitor einstecken sollte.Ich habe ja gesagt, dass auch ich ständig Schnitzer mache; im Unterricht übrigens sehr zur Freude meiner Schüler. Das gibt dann jedes Mal 50 Cent in die Klassenkasse. Reich sind die zwar noch nicht geworden, aber die Aufmerksamkeit ist ungebrochen, und für mich ist es eine Art selbstdisziplinarischer Maßnahme, ein bisschen besser aufzupassen. Übrigens: Das fangen wir hier aber im Forum nicht auch noch an, gell?

Alles Gute
Günter
-
- Beiträge: 62
- Registriert: 30.09.2003 9:53
- Wohnort: Münster
Hallo Peter,
ich hoffe, deine Schüler haben keinen aktuellen Duden zu Hause oder gar zuhause. Dort steht nämlich (§97e), dass der Apostroph zur "Verdeutlichung der Grundform eines Personennamens [...] gelegentlich [...] vor dem Genitiv-s" stehen kann. Das Beispiel hier: "Willi's Würstchenbude". Die bösen Anglizismen haben also schon das Vademekum der deutschen Sprache okkupiert!
Und lieber Thomas: Verbindlichen Dank für die Grüße an die Plenumsfreunde - aber was ist mit den Plenumsfreundinnen? Die Gleichstellung von Mann und Frau hat auch die deutsche Sprache erfasst. Es ist doch nicht etwa so, dass du der Überzeugung deutscher Stammtischfreunde (hier nur "Freunde"!) und bayrischer CSU-Abgeordneter zugetan sein solltest, dass die wirklich wichtigen Dinge im Leben nur Männer zu diskutieren haben?
Auch der von Dieter so vehement in seiner Ganzheit verteidigte "Herr" ist in letzter Zeit in der Sprachwissenschaft in der Diskussion. Die Veränderungen der so genannten oder sogenannten Flexionsmorphologie (Nomen der schwachen Flexionsklasse werden nach den Regeln der starken gebeugt und umgekehrt) begegnen uns bereits seit Jahren - und nicht immer ist's (mit Apostroph) so eindeutig wie beim Herr(n). Dass der Kaffee aus dem Automat kommt, stößt dem einen/Einen oder anderen/Anderen ja noch sauer auf, aber wie ist es mit: Sie ist eine Seele von Mensch?
Und zu den ach so kurzen Kurzsätzen: Fast jeder Bewerbungsratgeber empfiehlt einfache Sätze mit möglichst nicht mehr als fünf (!) Wörtern. Vielleicht hat sich erwiesen, dass Personalchefs bei längeren Sätzen Verständnisschwierigkeiten haben? Goethe hat mal gefordert: Beginne nie einen Satz mit "und"! Aber Goethe ist tot und Sprache lebt, deshalb: Und ist es nicht so, dass es auf die entsprechende Stelle ankommt. Warum sollte ein angehender Metallbauer Sätze dritter Nebenordnung auf's Papier drechseln können. Mit Verlaub, dies ist Bildungsdünkel. (Anders ist es aber auch möglich: Bei mir hat sich mal jemand initiativ als Lektor beworben und hatte in den ersten drei Sätzen einen Rechtschreib-, einen Grammatik- und einen Ausdrucksfehler - dem habe ich dann nicht geantwortet.)
Regeln hin oder her, es ist nun mal so, dass - zunächst die gesprochene, dann die geschriebene - Sprache ständig im Wandel ist. Das so schwer Sinn ergebende "Sinn machen" hat ein früherer Bundeskanzler salonfähig gemacht, der seine politische Vita im Raum Hannover begonnnen hat - und da wird bekanntlich das beste Hochdeutsch gesprochen.
Grundsätzlich ist es doch so, dass Sprache ein Instrument der Verständigung sein sollte und die Grammatik der Kitt, der die Wörter zusammenhält und diese Verständigung ermöglicht. Vielleicht hilft mal ein Blick in das Werk Thomas Manns (Mann's
), hier hilft die deutsche Grammatik unter Umständen nicht weiter. Nun ist vielleicht nicht jeder ein schriftstellernder Nobelpreisträger, aber eine gewisse Gelassenheit im Umgang mit den vielen menschlichen Schwächen - wäre das nicht auch schön?
Gruß
Stefan
ich hoffe, deine Schüler haben keinen aktuellen Duden zu Hause oder gar zuhause. Dort steht nämlich (§97e), dass der Apostroph zur "Verdeutlichung der Grundform eines Personennamens [...] gelegentlich [...] vor dem Genitiv-s" stehen kann. Das Beispiel hier: "Willi's Würstchenbude". Die bösen Anglizismen haben also schon das Vademekum der deutschen Sprache okkupiert!
Und lieber Thomas: Verbindlichen Dank für die Grüße an die Plenumsfreunde - aber was ist mit den Plenumsfreundinnen? Die Gleichstellung von Mann und Frau hat auch die deutsche Sprache erfasst. Es ist doch nicht etwa so, dass du der Überzeugung deutscher Stammtischfreunde (hier nur "Freunde"!) und bayrischer CSU-Abgeordneter zugetan sein solltest, dass die wirklich wichtigen Dinge im Leben nur Männer zu diskutieren haben?
Auch der von Dieter so vehement in seiner Ganzheit verteidigte "Herr" ist in letzter Zeit in der Sprachwissenschaft in der Diskussion. Die Veränderungen der so genannten oder sogenannten Flexionsmorphologie (Nomen der schwachen Flexionsklasse werden nach den Regeln der starken gebeugt und umgekehrt) begegnen uns bereits seit Jahren - und nicht immer ist's (mit Apostroph) so eindeutig wie beim Herr(n). Dass der Kaffee aus dem Automat kommt, stößt dem einen/Einen oder anderen/Anderen ja noch sauer auf, aber wie ist es mit: Sie ist eine Seele von Mensch?
Und zu den ach so kurzen Kurzsätzen: Fast jeder Bewerbungsratgeber empfiehlt einfache Sätze mit möglichst nicht mehr als fünf (!) Wörtern. Vielleicht hat sich erwiesen, dass Personalchefs bei längeren Sätzen Verständnisschwierigkeiten haben? Goethe hat mal gefordert: Beginne nie einen Satz mit "und"! Aber Goethe ist tot und Sprache lebt, deshalb: Und ist es nicht so, dass es auf die entsprechende Stelle ankommt. Warum sollte ein angehender Metallbauer Sätze dritter Nebenordnung auf's Papier drechseln können. Mit Verlaub, dies ist Bildungsdünkel. (Anders ist es aber auch möglich: Bei mir hat sich mal jemand initiativ als Lektor beworben und hatte in den ersten drei Sätzen einen Rechtschreib-, einen Grammatik- und einen Ausdrucksfehler - dem habe ich dann nicht geantwortet.)
Regeln hin oder her, es ist nun mal so, dass - zunächst die gesprochene, dann die geschriebene - Sprache ständig im Wandel ist. Das so schwer Sinn ergebende "Sinn machen" hat ein früherer Bundeskanzler salonfähig gemacht, der seine politische Vita im Raum Hannover begonnnen hat - und da wird bekanntlich das beste Hochdeutsch gesprochen.

Grundsätzlich ist es doch so, dass Sprache ein Instrument der Verständigung sein sollte und die Grammatik der Kitt, der die Wörter zusammenhält und diese Verständigung ermöglicht. Vielleicht hilft mal ein Blick in das Werk Thomas Manns (Mann's

Gruß
Stefan
Hallo zusammen,
ob der Verfasser dieser Zeilen hier heimlich mitgelesen hat?
http://www.derwesten.de/nachrichten/wr/ ... etail.html
Viele Grüße
Günter
ob der Verfasser dieser Zeilen hier heimlich mitgelesen hat?
http://www.derwesten.de/nachrichten/wr/ ... etail.html
Viele Grüße
Günter