Füller und ihre Geschichten
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Füller und ihre Geschichten
Hallo in die Runde,
Ich hatte spontan die Idee, dass wir hier - vielleicht ein wenig abseits von den "Füller-Neuvorstellungen" - Füller zeigen könnten, die schon länger zur Sammlung gehören - zusammen mit einer Geschichte, die man mit ihm verbindet. Das kann, muss aber natürlich nicht, die die Geschichte um seine Anschaffung sein. Ich mache hier mal den Anfang.
Stadtbummel wider Willen oder: Ein roter Aurora Optima
September 2012: Gemeinsam mit meinem Freund war ich von Bochum nach Bremen gefahren, weil meine Eltern zu einem Familientreffen eingeladen hatten. Und ich weiß ja, wie gern mein Partner ihm fremde Städte erkundet. Nicht, dass er meine Heimatstadt nicht schon gekannt hätte, aber am Samstagvormittag äußerte er den Wunsch, doch mal in die Stadt zu fahren. Große Lust hatte ich eigentlich nicht dazu, aber ich ließ mich doch breitschlagen - unter der Bedingung eines Besuches bei Dörrbecker Schreibkultur in der Katharinenpassage (inzwischen umfirmiert zu Schacht und Westerich, aber bei gleicher Qualität). Ich war während dieser Zeit ziemlich schwer mit der Endredaktion meiner Doktorarbeit beschäftigt und rechnete mit ziemlicher Sicherheit damit, von meinen Eltern nach bestandener Promotionsprüfung ein exklusives Füllergeschenk zu bekommen, dachte aber auch darüber nach, mir nach bestandener Prüfung selbst einen schönen Füller zu schenken und da hatte ich immer wieder über den Aurora Optima nachgedacht, so dass ich den Besuch bei Dörrbecker nun dazu nutzte, um mir das gute Stück mal zeigen zu lassen und es in die Hand zu nehmen. Ich hatte (aber das brauchte man der freundlichen Mitarbeiterin ja nicht unter die Nase zu reiben) keinerlei Interesse daran, ihn sofort zu kaufen.
Ich hatte also probegeschrieben und sie öffnete die Schublade mit den Aurorafüllern, weil ich nach einer anderen Federstärke gefragt hatte und da lag er - einsam am Rand des Faches: Ein Optima in einem gedeckten Rot. Und meine Augen entzifferten den Preis, der deutlich unter dem anderer Optimas lagen. Des Rätsels Lösung: Ein Auslaufmodell. Die Farbe wurde aus dem Sortiment genommen - deswegen sei er so günstig.
Der Entschluss, keinen Optima zu kaufen, begann ganz leicht zu wanken. Sollte ich oder sollte ich nicht? Ich wusste es nicht. Ich bat, mir den Füller den Nachmittag über zu reservieren, damit ich mich während des Stadtbummels entscheiden konnte. Mein Freund und ich machten uns also auf einen Rundgang durch die Bremer Innenstadt (die wirklich schön ist - ich gehe immer gern dorthin) und auf dem Rückweg war der Entschluss dann klar: Der Optima musste mit. Also noch einmal zu Dörrbecker. In der Kassenschlange habe ich direkt vor dem ehemaligen Rektor "meiner" Universität gestanden und gleich darauf war ich stolzer Besitzer eines Aurora Optima. - Und mein Freund glaube ich leicht fassungslos.
Ich hatte spontan die Idee, dass wir hier - vielleicht ein wenig abseits von den "Füller-Neuvorstellungen" - Füller zeigen könnten, die schon länger zur Sammlung gehören - zusammen mit einer Geschichte, die man mit ihm verbindet. Das kann, muss aber natürlich nicht, die die Geschichte um seine Anschaffung sein. Ich mache hier mal den Anfang.
Stadtbummel wider Willen oder: Ein roter Aurora Optima
September 2012: Gemeinsam mit meinem Freund war ich von Bochum nach Bremen gefahren, weil meine Eltern zu einem Familientreffen eingeladen hatten. Und ich weiß ja, wie gern mein Partner ihm fremde Städte erkundet. Nicht, dass er meine Heimatstadt nicht schon gekannt hätte, aber am Samstagvormittag äußerte er den Wunsch, doch mal in die Stadt zu fahren. Große Lust hatte ich eigentlich nicht dazu, aber ich ließ mich doch breitschlagen - unter der Bedingung eines Besuches bei Dörrbecker Schreibkultur in der Katharinenpassage (inzwischen umfirmiert zu Schacht und Westerich, aber bei gleicher Qualität). Ich war während dieser Zeit ziemlich schwer mit der Endredaktion meiner Doktorarbeit beschäftigt und rechnete mit ziemlicher Sicherheit damit, von meinen Eltern nach bestandener Promotionsprüfung ein exklusives Füllergeschenk zu bekommen, dachte aber auch darüber nach, mir nach bestandener Prüfung selbst einen schönen Füller zu schenken und da hatte ich immer wieder über den Aurora Optima nachgedacht, so dass ich den Besuch bei Dörrbecker nun dazu nutzte, um mir das gute Stück mal zeigen zu lassen und es in die Hand zu nehmen. Ich hatte (aber das brauchte man der freundlichen Mitarbeiterin ja nicht unter die Nase zu reiben) keinerlei Interesse daran, ihn sofort zu kaufen.
Ich hatte also probegeschrieben und sie öffnete die Schublade mit den Aurorafüllern, weil ich nach einer anderen Federstärke gefragt hatte und da lag er - einsam am Rand des Faches: Ein Optima in einem gedeckten Rot. Und meine Augen entzifferten den Preis, der deutlich unter dem anderer Optimas lagen. Des Rätsels Lösung: Ein Auslaufmodell. Die Farbe wurde aus dem Sortiment genommen - deswegen sei er so günstig.
Der Entschluss, keinen Optima zu kaufen, begann ganz leicht zu wanken. Sollte ich oder sollte ich nicht? Ich wusste es nicht. Ich bat, mir den Füller den Nachmittag über zu reservieren, damit ich mich während des Stadtbummels entscheiden konnte. Mein Freund und ich machten uns also auf einen Rundgang durch die Bremer Innenstadt (die wirklich schön ist - ich gehe immer gern dorthin) und auf dem Rückweg war der Entschluss dann klar: Der Optima musste mit. Also noch einmal zu Dörrbecker. In der Kassenschlange habe ich direkt vor dem ehemaligen Rektor "meiner" Universität gestanden und gleich darauf war ich stolzer Besitzer eines Aurora Optima. - Und mein Freund glaube ich leicht fassungslos.
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- Aurora Optima in dunkelrot.
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Re: Füller und ihre Geschichten
Gute Idee! Eine wirklich schöne Geschichte, Daniel. Ich glaube, Ähnliches hat jeder von uns schon erlebt.
Und bei der Gelegenheit: Grüße nach Tromsø im winterlichen Nordnorwegen
Roland aka Duesenschrieb
Und bei der Gelegenheit: Grüße nach Tromsø im winterlichen Nordnorwegen

Roland aka Duesenschrieb
mit pen-o-philen Grüßen aus dem Taunus
Re: Füller und ihre Geschichten
Guten Nachmittag!
Eine schöne Thread-Idee, der ich mich gleich mal anschließe.
Solange ich mich erinnern kann, sammelt mein Papa schon Füller.
Über ihn muß wohl auch ein allgemeines Sammel-Gen in die Familie geraten sein: Jeder von uns sammelt irgendwas.
Das mit den Füllern war aber immer "Papas Spezialgebiet".
Zum Latinum (hm, das muß so ... *grübel* ... 1992/1993 gewesen sein) bekam ich von ihm ein kleines Meisterstück geschenkt. Darüber habe ich mich sehr gefreut, hatte aber keinen Verwendungszweck für das gute Stück, das daher in seiner Box in einer Schublade gelagert wurde.
Für die Schule hatte ich einen (weißen) Lamy Safari und zwei-drei Billig-Füller; also alles im normalen Bereich.
Eines Tages zu einem besonderen Anlass – wann, weiß ich leider nicht mehr; es muss vor 2006 gewesen sein; vielleicht der erste Uni-Abschluss 2003? – begab es sich dann, dass ich einen Omas Tassili geschenkt bekam.
Von da an ging die Guerilla-Taktik meines Papas dann nach und nach auf: Das Füller-Gen griff langsam, aber gründlich über.
Der Omas machte den Auftakt als Jahresfüller im Zehn-Jahre-Buch. Ihm folgten wunderbare Füller zum 30. Geburtstag und zu zwei weiteren Abschlüssen.
Und so tummeln sich hier jetzt Safaris in fast allen Farben, Kawecos, Lamys, Faber-Castells ... ihr kennt das. 8)
Gruß,
Viola
Eine schöne Thread-Idee, der ich mich gleich mal anschließe.

Solange ich mich erinnern kann, sammelt mein Papa schon Füller.
Über ihn muß wohl auch ein allgemeines Sammel-Gen in die Familie geraten sein: Jeder von uns sammelt irgendwas.
Das mit den Füllern war aber immer "Papas Spezialgebiet".
Zum Latinum (hm, das muß so ... *grübel* ... 1992/1993 gewesen sein) bekam ich von ihm ein kleines Meisterstück geschenkt. Darüber habe ich mich sehr gefreut, hatte aber keinen Verwendungszweck für das gute Stück, das daher in seiner Box in einer Schublade gelagert wurde.
Für die Schule hatte ich einen (weißen) Lamy Safari und zwei-drei Billig-Füller; also alles im normalen Bereich.

Eines Tages zu einem besonderen Anlass – wann, weiß ich leider nicht mehr; es muss vor 2006 gewesen sein; vielleicht der erste Uni-Abschluss 2003? – begab es sich dann, dass ich einen Omas Tassili geschenkt bekam.
Von da an ging die Guerilla-Taktik meines Papas dann nach und nach auf: Das Füller-Gen griff langsam, aber gründlich über.

Der Omas machte den Auftakt als Jahresfüller im Zehn-Jahre-Buch. Ihm folgten wunderbare Füller zum 30. Geburtstag und zu zwei weiteren Abschlüssen.
Und so tummeln sich hier jetzt Safaris in fast allen Farben, Kawecos, Lamys, Faber-Castells ... ihr kennt das. 8)
Gruß,
Viola
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- Das erste kleine Meisterstück und der Omas Tassili
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Re: Füller und ihre Geschichten
Guten Morgen zusammen,
Daniel, schön dass Du dieses Thema aufgetan hast.
Ich möchte es nutzen um das wunderbare Forum mit einer einzigartigen Geschichte an unserem Erlebnis und unserer Riesenfreude teilhaben zu lassen.
...es war wenige Tage vor Heiligabend 2013, als meine Frau einige Päckchen vom Briefträger übernahm.
Sie wurden zunächst an einem „sicheren“ Ort vor mögliche neugierige Kinderaugen gelagert bevor wir sie dann abends hervor nahmen um sie in Ruhe auszupacken und in Weihnachtspapier zu hüllen. Als dann die Päckchen zum Auspacken vor uns lagen wunderte ich mich über die Anzahl der Päckchen und gleichzeitig fiel mir das Wort Canada auf einem Päckchen auf.
Ich öffnete das Päckchen und ....
...es war im Mai 1942 in Afrika, als mein Vater vor El Alamein in englische Kriegsgefangenschaft geriet.
Nach Wochen der Überfahrt gelangten sie über die USA nach Kanada in ein Kriegsgefangenenlager am Fuß der Blauen Berge, bestehend aus großen Zelten.
Dort verblieben sie bis im Winter als an einem anderen Ort ein neu erstelltes Lager mit Holzbarracken fertiggestellt wurde.
Kapazität des Lagers: 12500 Kriegsgefangene.
Dort blieb mein Vater bis zur Auflösung des Lagers im Dezember 1946.
Im April 1947 kehrte mit einem weiteren Aufenthalt in England in die Heimat zurück.
Mittlerweile ist er 94 Jahre, ist noch sehr rüstig und genießt mit meiner Mutter das Leben. Als Junge war es immer spannend wenn er über Kanada erzählte, obwohl er es nicht oft tat. Eines betont er auch heute noch, dass die Gefangenen sehr gut behandelt wurden.
Zu Weihnachten erhielten alle Gefangenen Weihnachtspakete.
In den Paketen waren Socken, Baumwollhemden, Zigaretten, Uhr, einen Ring aus echt Stirlingsilber (wurde fachgerecht durch Mitinhaftierte Uhrmacher/Goldschmiede gegen Naturalien personifiziert). Übergeben wurden die Päckchen durch die YMCA.
Zum ersten Weihnachtsfest befand sich auch ein Waterman´s Canada Set bestehend aus einem Druckbleistift und einem Füllhalter in einem Paket.
Seit meiner Kindheit sah ich immer nur den Druckbleistift bei meinem Vater. Erst in den 1990er Jahren wurde ich nach dem Set neugieriger. Mein ewiger Traum einmal zum Aufenthaltsort meines Vaters nach Kanada zu reisen realisierte ich zusammen mit meinem guten Freund und Kenner der Länder der Welt im Jahre 1995.
Wir besuchten dort Archive und weitere Einrichtungen und kamen mit vielen Eindrücken zurück.
Die Gefühle die ich dort vor Ort empfand sind nicht zu beschreiben.
Es soll ja keine Zufälle geben, davon bin ich seitdem überzeugt - was ich/wir dort in den drei Wochen erlebten kann ich nur so interpretieren, dass Kanada meinen Besuch erwartet hat.
Ich erhielt Bücher und Photos über diese Lager geschenkt. Aus Achtung, wenn ich den Grund meines Besuches in Kanada erwähnte.
Es dauerte noch einige Zeit bis ich bei meinem Vater auf den Druckbleistift zu sprechen kam und mich wunderte, warum nur ein Druckbleistift geschenkt wurde. Ein Kugelschreiber oder Füller wäre auch sinnvoll gewesen.
Erst jetzt erfuhr ich vom Set. Und auch, dass der Füller noch vor der Ankunft in der Heimat verloren ging. Das war es für mich!
Jetzt nutzte ich die geknüpften Verbindungen nach Kanada und recherchierte nach diesem Füllhalter in Bernsteinfarbe. Der musste her!
Die Recherche zog sich über mehr als einem Jahrzehnt hinweg und es war kein Happy End mehr in Sicht – die Kontakte wurden loser, der eine oder andere Veteran und Brieffreund verstarb.
...fand ein kurzes Begleitschreiben mit einem Waterman´s Kanada Füllhalter in Bernsteinfarben. Gesendet wurde es von einem lieben kanadischen Menschen, der als Veteran Guard im Lager gedient hat. Leider ist er auch verstorben.
Unseren Dank hat seine Familie, seine Nachkommenschaft, von uns erfahren.
Nach über 70 Jahren ist das Set wieder vereint, die Freude riesig.
Zu Weihnachten 2013 erhielt ich von meinem Vater das Set geschenkt.
Ich halte es in Ehren! Versprochen!
Heinz
Daniel, schön dass Du dieses Thema aufgetan hast.
Ich möchte es nutzen um das wunderbare Forum mit einer einzigartigen Geschichte an unserem Erlebnis und unserer Riesenfreude teilhaben zu lassen.
...es war wenige Tage vor Heiligabend 2013, als meine Frau einige Päckchen vom Briefträger übernahm.
Sie wurden zunächst an einem „sicheren“ Ort vor mögliche neugierige Kinderaugen gelagert bevor wir sie dann abends hervor nahmen um sie in Ruhe auszupacken und in Weihnachtspapier zu hüllen. Als dann die Päckchen zum Auspacken vor uns lagen wunderte ich mich über die Anzahl der Päckchen und gleichzeitig fiel mir das Wort Canada auf einem Päckchen auf.
Ich öffnete das Päckchen und ....
...es war im Mai 1942 in Afrika, als mein Vater vor El Alamein in englische Kriegsgefangenschaft geriet.
Nach Wochen der Überfahrt gelangten sie über die USA nach Kanada in ein Kriegsgefangenenlager am Fuß der Blauen Berge, bestehend aus großen Zelten.
Dort verblieben sie bis im Winter als an einem anderen Ort ein neu erstelltes Lager mit Holzbarracken fertiggestellt wurde.
Kapazität des Lagers: 12500 Kriegsgefangene.
Dort blieb mein Vater bis zur Auflösung des Lagers im Dezember 1946.
Im April 1947 kehrte mit einem weiteren Aufenthalt in England in die Heimat zurück.
Mittlerweile ist er 94 Jahre, ist noch sehr rüstig und genießt mit meiner Mutter das Leben. Als Junge war es immer spannend wenn er über Kanada erzählte, obwohl er es nicht oft tat. Eines betont er auch heute noch, dass die Gefangenen sehr gut behandelt wurden.
Zu Weihnachten erhielten alle Gefangenen Weihnachtspakete.
In den Paketen waren Socken, Baumwollhemden, Zigaretten, Uhr, einen Ring aus echt Stirlingsilber (wurde fachgerecht durch Mitinhaftierte Uhrmacher/Goldschmiede gegen Naturalien personifiziert). Übergeben wurden die Päckchen durch die YMCA.
Zum ersten Weihnachtsfest befand sich auch ein Waterman´s Canada Set bestehend aus einem Druckbleistift und einem Füllhalter in einem Paket.
Seit meiner Kindheit sah ich immer nur den Druckbleistift bei meinem Vater. Erst in den 1990er Jahren wurde ich nach dem Set neugieriger. Mein ewiger Traum einmal zum Aufenthaltsort meines Vaters nach Kanada zu reisen realisierte ich zusammen mit meinem guten Freund und Kenner der Länder der Welt im Jahre 1995.
Wir besuchten dort Archive und weitere Einrichtungen und kamen mit vielen Eindrücken zurück.
Die Gefühle die ich dort vor Ort empfand sind nicht zu beschreiben.
Es soll ja keine Zufälle geben, davon bin ich seitdem überzeugt - was ich/wir dort in den drei Wochen erlebten kann ich nur so interpretieren, dass Kanada meinen Besuch erwartet hat.
Ich erhielt Bücher und Photos über diese Lager geschenkt. Aus Achtung, wenn ich den Grund meines Besuches in Kanada erwähnte.
Es dauerte noch einige Zeit bis ich bei meinem Vater auf den Druckbleistift zu sprechen kam und mich wunderte, warum nur ein Druckbleistift geschenkt wurde. Ein Kugelschreiber oder Füller wäre auch sinnvoll gewesen.
Erst jetzt erfuhr ich vom Set. Und auch, dass der Füller noch vor der Ankunft in der Heimat verloren ging. Das war es für mich!
Jetzt nutzte ich die geknüpften Verbindungen nach Kanada und recherchierte nach diesem Füllhalter in Bernsteinfarbe. Der musste her!
Die Recherche zog sich über mehr als einem Jahrzehnt hinweg und es war kein Happy End mehr in Sicht – die Kontakte wurden loser, der eine oder andere Veteran und Brieffreund verstarb.
...fand ein kurzes Begleitschreiben mit einem Waterman´s Kanada Füllhalter in Bernsteinfarben. Gesendet wurde es von einem lieben kanadischen Menschen, der als Veteran Guard im Lager gedient hat. Leider ist er auch verstorben.
Unseren Dank hat seine Familie, seine Nachkommenschaft, von uns erfahren.
Nach über 70 Jahren ist das Set wieder vereint, die Freude riesig.
Zu Weihnachten 2013 erhielt ich von meinem Vater das Set geschenkt.
Ich halte es in Ehren! Versprochen!
Heinz
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Re: Füller und ihre Geschichten
Eine sehr schöne und authentische Geschichte! Diese Geschichten sind es, die einen Füllfederhalter erst richtig interessant machen. Ansonsten sind Füller, nüchtern betrachtet, seelenlose Gegenstände. Erst durch die Geschichten hinter dem Objekt sprechen sie zu uns. Danke fürs Zeigen und Erzählen...
Viele Grüße
Alexander
Viele Grüße
Alexander
Gutta cavat lapidem.
Re: Füller und ihre Geschichten
Füller seelenlose Gegenstände? Na, da pass mal auf, dass das die Leute vom Penexchange-Forum nicht lesen, allen voran dieser Wilfried, sonst könnte es Klassenkeile geben!


Re: Füller und ihre Geschichten
Eher Keule!


Re: Füller und ihre Geschichten
Gell, da schaugst! Die Seelen meiner Füller klagen Dich an!
Re: Füller und ihre Geschichten
Guten Abend in die Runde,
und vielen Dank für diesen Faden! Ich hatte nämlich schon eine ähnliche Idee im Hinterkopf und kann mich jetzt sogar an passender Stelle einklinken - Stichwort "Seelchen":
Als junger Mensch entwickelt man nicht selten einen Hang zum Mystischen und Schwärmerischen, der sich in späteren Jahren mit ein wenig Glück verliert. Wenn nicht, hat man mit Ende vierzig halt die Hütte voller Chakrentücher, Energiekristalle und Füllfederhalter. Ich jedenfalls. Also nicht voller Chakrentücher und Energiekristalle, aber voller Füllfederhalter. Wegen meines nie überwundenen, unheilvollen Hangs zum Mystischen und Schwärmerischen. Asche auf mein agnostizistisches Haupt!
Das fing schon in der Grundschule an. Ich bekam eine geblümte Schultüte, eine Stoffkatze und einen roten Geha-Füller zur Einschulung, war ziemlich schlecht in Sport und ziemlich gut in Deutsch. Nie schrieb ich ein Diktat mit mehr als null Fehlern. Dann bekam ich einen Zweitfüller geschenkt. Auch einen Geha. Aber einen grünen. Gleich beim ersten Diktat mit dem Neuen schrieb ich eine Zwei. Meine kindliche Welt war in ihren Grundfesten erschüttert. Und in den Rissen in der bislang makellosen Oberfläche meines Selbstvertrauens begann sie zu keimen, die finstere Saat des Aberglaubens, dass ein Füller nicht einfach nur ein Schreibgerät sei, sondern das magische Werkzeug eines unergründlichen Universums!
Dass ich als pubertierender Mensch meine Berufung entdeckte, mich der Welt auf mehreren hundert DIN-A4-Seiten mitteilen zu müssen, machte die Sache auch nicht besser. Ich schrieb wie besessen, fiel durchs Abitur (wegen Mathe), machte eine Ausbildung und kriegte eine schlimme Schreibblockade, mit der ich sehr haderte.
Während des furchtbar heißen Sommers 1994 verbrachte ich die Nächte damit, in meiner überhitzten Dachgeschosswohnung auf dem Sofa herum zu liegen und MTV zu gucken. Während eines Videoclips hatte ich plötzlich – bing! – eine Idee für eine Geschichte, kramte meinen alten Lamy Safari raus und begann wieder einmal damit, unschuldige Bäume das Leben zu kosten.
In einer Sequenz des Videoclips kam ganz kurz eine kleine Vogelfigur ins Bild. Ein Ibis. Den gleichen Ibis entdeckte ich eines Tages in einem Pelikan-Prospekt auf der Seite mit den M600. Ich war außer mir. Ein Zeichen! Ich musste UNBEDINGT diesen Füller haben, er war für mich bestimmt! Mit diesem Füller würde ich endlich mein Lebenswerk verfassen! Meine bisherigen Werke hatte ich bislang immer spätestens nach einem Jahr so misslungen gefunden, dass ich sie verschämt in Pappkartons verpackte und froh war, keinen Verleger dafür gefunden zu haben. Aber mit dem Souverän in der Hand würde ich über mich selbst hinaus wachsen, mein fulminantes Meisterwerk verfassen und die Welt der Literatur aus den Angeln heben, den Literaturnobelpreis, den Pulitzerpreis, den Ingeborg-Bachmann-Preis und den Verdienstorden am Band meiner Heimatstadt gewinnen! Ich würde reich sein, ins Fernsehen kommen, Straßen würden nach mir benannt werden!
1995 hatte ich ihn mir zusammengespart, meinen mystischen Schicksalsfüller. Zwanzig Jahre später liegen meine unsterblichen Werke immer noch in ihren Pappkartons, es gibt keine Straße mit meinem Namen, ich war noch nie im Fernsehen, und der einzige Preis, den ich jemals errungen habe, war ein Parker Sonnet, den ich beim Schreibwettbewerb eines Katzenfutterherstellers gewonnen habe.
Älter, gereifter und vernünftiger blicke ich doch häufig mit Wehmut zurück auf die schwärmerischen Jahre meiner hoffnungsvollen Jugend. Immerhin, ein bisschen Schwärmerisches bleibt: Mein Souverän ist nach wie vor was ganz Besonderes – eine Liebe fürs Leben eben.
LG,
Bianka
und vielen Dank für diesen Faden! Ich hatte nämlich schon eine ähnliche Idee im Hinterkopf und kann mich jetzt sogar an passender Stelle einklinken - Stichwort "Seelchen":
Als junger Mensch entwickelt man nicht selten einen Hang zum Mystischen und Schwärmerischen, der sich in späteren Jahren mit ein wenig Glück verliert. Wenn nicht, hat man mit Ende vierzig halt die Hütte voller Chakrentücher, Energiekristalle und Füllfederhalter. Ich jedenfalls. Also nicht voller Chakrentücher und Energiekristalle, aber voller Füllfederhalter. Wegen meines nie überwundenen, unheilvollen Hangs zum Mystischen und Schwärmerischen. Asche auf mein agnostizistisches Haupt!
Das fing schon in der Grundschule an. Ich bekam eine geblümte Schultüte, eine Stoffkatze und einen roten Geha-Füller zur Einschulung, war ziemlich schlecht in Sport und ziemlich gut in Deutsch. Nie schrieb ich ein Diktat mit mehr als null Fehlern. Dann bekam ich einen Zweitfüller geschenkt. Auch einen Geha. Aber einen grünen. Gleich beim ersten Diktat mit dem Neuen schrieb ich eine Zwei. Meine kindliche Welt war in ihren Grundfesten erschüttert. Und in den Rissen in der bislang makellosen Oberfläche meines Selbstvertrauens begann sie zu keimen, die finstere Saat des Aberglaubens, dass ein Füller nicht einfach nur ein Schreibgerät sei, sondern das magische Werkzeug eines unergründlichen Universums!
Dass ich als pubertierender Mensch meine Berufung entdeckte, mich der Welt auf mehreren hundert DIN-A4-Seiten mitteilen zu müssen, machte die Sache auch nicht besser. Ich schrieb wie besessen, fiel durchs Abitur (wegen Mathe), machte eine Ausbildung und kriegte eine schlimme Schreibblockade, mit der ich sehr haderte.
Während des furchtbar heißen Sommers 1994 verbrachte ich die Nächte damit, in meiner überhitzten Dachgeschosswohnung auf dem Sofa herum zu liegen und MTV zu gucken. Während eines Videoclips hatte ich plötzlich – bing! – eine Idee für eine Geschichte, kramte meinen alten Lamy Safari raus und begann wieder einmal damit, unschuldige Bäume das Leben zu kosten.
In einer Sequenz des Videoclips kam ganz kurz eine kleine Vogelfigur ins Bild. Ein Ibis. Den gleichen Ibis entdeckte ich eines Tages in einem Pelikan-Prospekt auf der Seite mit den M600. Ich war außer mir. Ein Zeichen! Ich musste UNBEDINGT diesen Füller haben, er war für mich bestimmt! Mit diesem Füller würde ich endlich mein Lebenswerk verfassen! Meine bisherigen Werke hatte ich bislang immer spätestens nach einem Jahr so misslungen gefunden, dass ich sie verschämt in Pappkartons verpackte und froh war, keinen Verleger dafür gefunden zu haben. Aber mit dem Souverän in der Hand würde ich über mich selbst hinaus wachsen, mein fulminantes Meisterwerk verfassen und die Welt der Literatur aus den Angeln heben, den Literaturnobelpreis, den Pulitzerpreis, den Ingeborg-Bachmann-Preis und den Verdienstorden am Band meiner Heimatstadt gewinnen! Ich würde reich sein, ins Fernsehen kommen, Straßen würden nach mir benannt werden!
1995 hatte ich ihn mir zusammengespart, meinen mystischen Schicksalsfüller. Zwanzig Jahre später liegen meine unsterblichen Werke immer noch in ihren Pappkartons, es gibt keine Straße mit meinem Namen, ich war noch nie im Fernsehen, und der einzige Preis, den ich jemals errungen habe, war ein Parker Sonnet, den ich beim Schreibwettbewerb eines Katzenfutterherstellers gewonnen habe.
Älter, gereifter und vernünftiger blicke ich doch häufig mit Wehmut zurück auf die schwärmerischen Jahre meiner hoffnungsvollen Jugend. Immerhin, ein bisschen Schwärmerisches bleibt: Mein Souverän ist nach wie vor was ganz Besonderes – eine Liebe fürs Leben eben.
LG,
Bianka
Viele Grüße
Bianka
"Blessed are the cheesemakers!" Monty Python
Bianka
"Blessed are the cheesemakers!" Monty Python
Re: Füller und ihre Geschichten
Wow, @HG, was für eine Geschichte hinter dem Waterman-Füller. Was ich jetzt noch nicht ganz verstanden habe: Der Füller, den Du schlussendlich bekamst, stammt zwar aus der gleichen Serie, ist aber nicht der, der Deinem Vater verloren gegangen ist, oder?
Re: Füller und ihre Geschichten
@ Nitschewo - Nun stell mal Dein Licht nicht unter den Scheffel - das mit der Straße hat schon mal geklappt: Die Bianka-Straße gibt es in Budakeszi, Ungarn
Hübsche Geschichte! Ich nehme an, Du bist ein Fan der Bücher von Antonio Tabucchi? Wegen des Mysthischen, mein ich!
Grüßle,
Wilfried

Hübsche Geschichte! Ich nehme an, Du bist ein Fan der Bücher von Antonio Tabucchi? Wegen des Mysthischen, mein ich!
Grüßle,
Wilfried
Grüßle,
Wilfried
Mir ist um mein Gepäck nicht bang.
Ich trage, was ich besitze
Novellen, Gedichte und Witze
Im Füllfederhalter Montblanc.
Joachim Ringelnatz
Wilfried
Mir ist um mein Gepäck nicht bang.
Ich trage, was ich besitze
Novellen, Gedichte und Witze
Im Füllfederhalter Montblanc.
Joachim Ringelnatz
Re: Füller und ihre Geschichten
Was für ein schöner Thread - herzlichen Dank an Daniel, Viola, Heinz und Bianka. Ich hoffe, es lassen sich noch mehr Forenmitglieder inspirieren, ihre Geschichten mit uns zu teilen.
Ich kann leider in der Richtung nichts beisteuern, bisher waren alles nur seelenlose Einkäufe - ganz im Gegensatz zu den Füllfederhaltern.
Ich kann leider in der Richtung nichts beisteuern, bisher waren alles nur seelenlose Einkäufe - ganz im Gegensatz zu den Füllfederhaltern.
Gruß hessi
Re: Füller und ihre Geschichten
@nitschewo
Ein großes Talent für Schilderungen ist noch nicht am Ziel. Wie du weißt, bist du an einem guten Platz an dem dir Unmengen an Füller begegnen und der eine oder andere wird deine Schreibkreativität in schwindelnde Höhen weiter entfachen.
Nur die Hoffnung stirbt zuletzt!
Sollte es nicht klappen, so bekommt dein Pelikan und Konsorten einfach noch ein paar Freunde dazu.Wir helfen dir dabei gerne....
Gruß
HANS
Ein großes Talent für Schilderungen ist noch nicht am Ziel. Wie du weißt, bist du an einem guten Platz an dem dir Unmengen an Füller begegnen und der eine oder andere wird deine Schreibkreativität in schwindelnde Höhen weiter entfachen.
Nur die Hoffnung stirbt zuletzt!
Sollte es nicht klappen, so bekommt dein Pelikan und Konsorten einfach noch ein paar Freunde dazu.Wir helfen dir dabei gerne....

Gruß
HANS
Ein kluger Mann macht nicht alle Fehler selbst,
er gibt auch anderen eine Chance.
(Winston Churchill)
er gibt auch anderen eine Chance.
(Winston Churchill)