Mein Weg als Füllerschreiber

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reduziert
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Mein Weg als Füllerschreiber

Beitrag von reduziert »

Wann die Leidenschaft für Schreibwaren begonnen hat, kann ich gar nicht mehr genau beziffern. Aber es ist schon etliche Jahre her. Beginnend mit Moleskine-Büchern, die mich über eine Zeit begleitet haben, bin ich irgendwann zu weiteren Notizbüchern gekommen, mittlereile vornehmlich bei Field Notes geblieben, aber immer wieder Ausflüge gewagt. Meine Sammlung an Notizbüchern ist mittlerweile enorm. Und ich nutze täglich Papier, daher weiß ich, irgendwann ist jedes Notizbuch an der Reihe.

Früher schrieb ich gerne mit Kugelschreiber, auch Fineliner waren meine Begleiter. Irgendwann kam ich wieder zu meiner alten Schulliebe zurück, dem Füllfederhalter. Einen alten Lamy Safari ausgegraben. Zwei weitere Füller folgten, dabei ein Pelikan 200. Anmeldung hier im Forum, erster Stammtisch in Würzburg, damals mit drei Füllern bewaffnet. Nach und nach kamen weitere Füller hinzu, immer noch im Preissegment eines Spontankaufes. Kaufangebote im Forum überzeugten mich, Füller wurden bei Ebay gefunden, so manches Schnäppchen war möglich. Dann irgendwann Füller über Füller in der Anreise, manche Wochen waren unglaublich. Kein Schreibwarenladen war irgendwann vor mir sicher. Füller um Füller reihte sich in die Sammlung ein, wurde gereinigt, befüllt, geschrieben. Und kam in die Sammlung. Manche Füller habe ich wirklich nur ein Mal genutzt. In Tabletts standen sie in einem Regal, immer im Blickfeld am Schreibtisch. Meist zehn Füller in Rotation im Einsatz, die anderen Schreibgeräte wurden zur Ausstellung. Irgendwann kam der Entschluss, mittlerweile waren auch circa 80 verschiedene Tinten in der Sammlung, es muss sich etwas ändern. Der Schritt war nicht einfach, der erste Füller von mittlerweile 200 Exemplaren wurde verkauft. Dann ein weiterer Füller, noch einer. Und für den Erlös kam ein neuer Füller. Dieses „Tauschgeschäft“ funktionierte eine Weile sehr gut. Aber an dem Ablauf Wunsch-Erfüllung-Freude-Sammlungsstück änderte sich wenig. Die Freude an neuen Stiften war meist nur kurz. Nebenbei kam noch die Leidenschaft für Bleistifte auf. Auch hier setzte das Sammeln schnell ein, bei 150 verschiedenen Stiften war Schluss, diese werden nun genutzt, auf die Palomino Blackwings habe ich mich spezialisiert, hier kommen Neuzugänge durch ein Abo, ansonsten nutze ich vorhandene Ressourcen, als Vielschreiber beruflich wie privat ideal. Aber bei den Füllern kam die Bremse. Nur noch eine Neuanschaffung, wenn dieser Füller wirklich eine besondere Gelegenheit ist. Finanziell wie auch vom Beuteschema.
Also verkaufte ich weiter eifrig Füller, die Lamy Safari-Sammlung und auch die Reihe der AL Stars bleibt, ebenso meine Nakayas und meine Sicherheitsfüller, dann die Geschenke meiner Frau, der Familie, von Freunden, denn damit verbinde ich persönliche Momente. Ansonsten dürfen nach und nach Stifte weiterziehen. Die Tinten werde ich schreiben, aber Neuanschaffungen sind seit einem Jahr circa nicht mehr getätigt worden.
Es hat sich eine gesunde Sättigung eingestellt, mein Verständnis vom füllerbegeisterten Massen-Sammler zum Nutzer von Füllhaltern, die mir persönlich ans Herz wachsen und wirklich zu alltäglichen Werkzeugen werden, hat gut getan.
Mittlerweile schätze ich jeden einzelnen Füller, den ich besitze. Und gebe die, mit denen ich diese Verbindung nicht eingehen kann oder konnte, gerne wieder weiter.

Warum ich das erzähle? Darauf kann ich keine Antwort geben.

Aber vielleicht kennt so manch anderer Füllerbegeisterte hier ebensolche Momente, oder wird sie noch erleben.

Wie schaut das bei euch aus?
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Killerturnschuh
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Re: Mein Weg als Füllerschreiber

Beitrag von Killerturnschuh »

Das nenne ich einfach gesunde Reflektion.


Ich war ja nie ein Sammler, sondern immer nur ein Nutzer auf der Suche nach DER besten aller Federn. Seit meinem 13 Lebensjahr habe ich viele Jahre mit ein und demselben Meisterstück und grüner Tinte geschrieben. Kugelschreiber waren nie mein Ding.

Im Laufe der letzten Jahre sind ca. 200 High End Teile und ein paar "kleinere" Füller bei mir ein- und meist auch wieder ausgezogen. Die Jagd nach interessanten Füllern hat mir dabei immer sehr viel Spaß gemacht.
Zum Glück bin ich recht pragmatisch im Umgang mit Dingen veranlagt, und neige nicht zum horten.

Seit etwa eineinhalb Jahren bewegt sich mein "Stammbestand" bei um die 10 Füller. Werden es mehr, kippt es leicht und ich empfinde sie als Balast.
Mittlerweile gibt es auch nur noch sehr wenig Füllfederhalter die mich wirklich reizen, außerdem glaube ich MEINE bevorzugten Schreibgeräte gefunden zu haben. Derzeit sind es 8 und vermutlich werden es eher noch weniger werden.
Salve

Angi

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han-z
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Re: Mein Weg als Füllerschreiber

Beitrag von han-z »

Ich erkenne mich in Deiner Schilderung wieder. Auch meine Reise hat mit Moleskines angefangen. Ich war immer angetan von diesen kleinen Büchlein, in all diesen Farben und von dort aus ging es rasant weiter. Auch ich bin dann bei den Field Notes hängengeblieben (über die ich auch Dich zum ersten Mal kennenlernen durfte) und habe dort mittlerweile eine ziemlich große Sammlung - allerdings habe ich dort aufgehört zu sammeln, weil es meiner Meinung nach einfach ungesund wurde. Es ging um das Haben usw...ihr kennt das.
Vor kurzem kam dann noch ein kurzer Abstecher zu den Bleistiften dazu (auch ich habe ein Abo der Blackwings :)), aber das war eher ein kurzes Intermezzo, weil ich eher auf die Füller geschielt habe.
Und so bin ich nun seit einigen Monaten bei den Füllern und versuche, es nicht so ausarten zu lassen wie bei den Field Notes. Und - ich möchte nur noch Füller besitzen, die ich auch benutze. Ich möchte keine elends teueren Sammlerobjekte haben, die nicht mal ohne Angst ansehen darf.
Ja, auch ich kenne also diese Momente, die Du ansprichst. Aber eher von früher, von Zeiten meiner Notizbücher. Nun versuche ich, einfach mal an wenig gefallen zu haben!

Danke für Deinen (bzw. eure) Beiträge - das ist es, was ich an dieser Community schätze!
Viele Grüße,

Hannes
Bernd J
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Re: Mein Weg als Füllerschreiber

Beitrag von Bernd J »

Hallo zusammen,

in meiner Schulzeit vor etwa 4 Jahrzehnten begann meine Füllerkarriere mit einigen Pelikanos und einem Montblanc Turbo, der bald am Gewinde durchbrach.
Der erste Füller, den ich mir selbst kaufte, war dann vor etwa 30 Jahren ein weißer LAMY Safari. Nach und nach kamen ein schwarzer (sieht aus wie der heutige "umbra") und ein roter Safari hinzu, die ich mit Patronen in unterschiedlichen Farben bestückte. Meine Lieblingstinte war damals Türkis. Damals schrieb ich sehr viele Briefe und hatte einen großen Spaß daran. Irgendwan kam noch ein Pelikan M200 mit blauem Muster zu mir, der mit der schwarzen Tinte von Pelikan befüllt wurde. Der weiße Safari, der sowieso nur mit schwarzer Tinte schrieb, bekam einen Konverter und durfte sich auch mit Tinte aus dem Glas vollsaugen.
Nach der Schulzeit benutzte ich eigentlich nur noch Kugelschreiber und für meine Füller brach eine dunkle Zeit an. Mehr als 20 Jahre lagen sie unbeachtet in einer Kiste.

Vor etwa zwei Jahren brauchte meine Tochter auf die Schnelle einen Füller, weil ihrer verloren ging oder defekt war. Mir fiel ein, dass ich irgendwo kurz zuvor meine einst geliebten Füller gesehen hatte, holte sie hervor und bot ihr leihweise den jüngsten der Safaris, den roten, an. Die Kappe ging leider kurz darauf im Trubel einer schulischen Auseinandersetzung zu Bruch, worüber ich sehr aufgebracht war. Ich erinnerte mich an die Zeit, in der mir diese Füller (und das Schreiben damit) viel bedeutet hatten und begann, sie nach und nach wieder zu benutzen.

In kürzester Zeit gesellten sich fünf weitere LAMYs zu ihnen, die es alle vor 20 Jahren noch nicht gab, Al-Stars in silber, silbergrün und schwarz, ein Vista, ein apfelgrüner Safari. Dazu kamen, Oliver von Tintenprobe.de sei Dank, diverse Tinten, insbesondere dunkelblaue und grüne. Zu den Gelegenheiten, bei denen ich in der Vergangenheit mit Kugelschreiber und Bleistift geschrieben hatte, benutze ich jetzt mit wachsender Freude verschiedene Füller und verschiedene Tinten. Leider muss mich mit jeder neuen Tintenfüllung nicht nur für eine Tinte sondern gegen ganz viele andere Füller und Tinten entscheiden, da ich nicht mit allen gleichzeitig schreiben kann. Ein Luxusproblem, das sich wohl noch weiter verschärfen wird. 8)

Einen schönen Abend wünscht

Bernd
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