Füllerrotation, Erfahrungen

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NicolausPiscator
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Füllerrotation, Erfahrungen

Beitrag von NicolausPiscator »

Liebe Füller- und Tintenbegeisterte,

vielleicht geht es Euch ähnlich wie mir: Viele Füller und ebensoviele Tinten haben sich auf dem Schreibtisch eingefunden und da ich nicht willens bin, mich auf den Weg des Verzichts zu begeben, möchte ich die Füller nutzen, die da sind und die ich behalten möchte. Und auch die Tinten, die mir so gut gefallen, sollen gebraucht und verbraucht werden! Das hat mich vor ein paar Wochen dazu gebracht, einfach einmal alle Füller mit schönen Tinten zu betanken und in Rotation zu bringen. Am Wochenende habe ich für mich den Schluss Aus gezogen, dass das gar keine gute Idee war, weil ich manche Füller dann doch nicht benutzt habe, was mir manche meiner älteren Füller mit hinlänglich bekannten - aber wohlverdienten - Gemeinheiten verübelt haben. Außerdem kam ich mir dabei irgendwie unentspannt und füllergestresst vor. Nach einer Großreinemachaktion frage ich mich nun, wie ich meine Füller in eine sinnvolle Füllerrotation versetze.

Einige Foristen würden sagen, dass das gar kein Problem ist, sondern nur darauf hindeutet, dass noch nicht die richtigen Füller mit der richtigen Feder und der richtigen Tinte verwende, denn dann würden ganz automatisch ganz viele ausscheiden. Andere würden sagen, dass ich die Vorzüge des Verzichts noch nicht für mich entdeckt habe.

Aber, da ich aus einigen Antworten und threads gelesen habe - zumindest meine ich das -, dass sich viele von Euch auch ähnliche Gedanken machen und vielleicht für sich Lösungen gefunden oder entwickelt haben, möchte ich Euch danach fragen und mit Euch Erfahrungen austauschen.

Viele Grüße!

Nils
reaphy
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Re: Füllerrotation, Erfahrungen

Beitrag von reaphy »

Diese Frage stelle ich mir auch immer wieder. Ich habe zu viele Füller, um diese alle in dem Masse zu nutzen, wie ich es eigentlich gerne möchte. Eine Zeit lang hatte ich stets 8 Füller gleichzeitig in Betrieb. Nun sind es ein paar Wenige. Ich wechsle einfach ab und ein paar befülle ich gar nicht. Verkaufen möchte ich sie aber auch nicht, ich schaue sie gerne an und nehme sie daher öfters in die Hände. Man kann sich auch an schönen Dingen erfreuen. Wenn ich Marken sammle, schaue ich die Marken ja auch nur an.
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bella
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Re: Füllerrotation, Erfahrungen

Beitrag von bella »

Lieber Nils,
ich hadere ja immer gerne zwischen "ich hab zuviele Füller, die benutze ich doch gar nicht alle", dem Wunschtraum von nur einem exit-Füller oder der Gelassenheit "ach, die fressen ja kein Brot, sind halt ein paar dabei die rumliegen und nichts zu tun haben".

Also dem typischen Dilemma keine Vitrinensammlung haben zu wollen, aber auch nicht den schönen Verführungen ganz zu entsagen zu wollen.

Ich habe bisher, wenn ich eine "Sinnkrise" hatte, 2 Wege für mich gefunden um mit der Fülleritis ins reine zu kommen.

1. Die Inventur
für jeden Füller eine Karteikarte angelegt und ganz knapp die Pro und Contras aufgeführt, nur Stichworte.
Erstaunlich wieviel einem dabei so aufgeht zu einzelnen Dingern wenn man sie mal sehr pragmatisch betrachtet.
Ob Frustkauf oder nur wegen der Farbe gekauft oder weil er günstig war, offenbart sich schon an dieser astelle.

Im zweiten Schritt die Karten sortiert, ähnlich wie in den Ausmist-Ratgebern für übervolle Kleiderschränke.
Die "geb-ich-niemals-her" Füller sind sehr schnell auf dem Stapel, das merkt man schon beim Schreiben.
Der zweite "ja, mag ich, aber ...." Stapel und der dritte "warum hab ich den eigentlich noch hier liegen" Stapel.

Wer in der letzten Gruppe ist, kann eigentlich sofort in die Tauschbörse oder ähnliches.
Der erste Stapel kommt liebevoll ins Kästchen.
Spannend ist die Mitte ....... da lohnt es sich drüber nachzudenken.
Und da kommt der zweite Weg

2. Die Füller-Diät
Dann mal eine Woche lang mal immer nur EINEN der vielleicht Kandidaten nehmen. Keinen anderen Füller.
Wenn man nach 2 Tagen aufgibt, dann wandert der schon auf Haufen 3. Aber bei manchem kommt einem die Idee, z.B. die Feder schleifen zu lassen ....
Manche entdeckt man erst dann wirklich und bedauert wenn die Woche zu Ende ist. Die kommen dann zu den 1er Kandidaten.

Als ich das zum ersten Mal gemacht habe, war ich sbsolut entsetzt wieviel Füller und letztlich auch Euros sich in dem Mittelfeld tummelten.
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JulieParadise
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Re: Füllerrotation, Erfahrungen

Beitrag von JulieParadise »

Meine persönliche Antwort lautet:
Kleingruppen

Das sind bei mir Paare oder Grüppchen, die sich sinnvoll ergänzen und ohne großes Nachdenken zusammenkommen, die sich äußerliche Merkmale teilen, sich aber von den Schreibeigenschaften bzw. der Federbreite her stark unterscheiden, etwa:

Pelikan-Gruppe:
M400 Schildpatt weiß --> feine F-Feder, mittelgroße Schrift, schwungvoll, längere Texte + Tinte, welche am besten passen, muss ich noch durchprobieren
M320 Pearl --> sehr breite, nasse M-Feder, für Überschriften, großen Text + meist samtig braune oder bunte Tinte
M300 schwarz --> sehr feine EF-Feder, perfekt für langes Schreiben mit kleiner Schrift, Kalendernotizen + eher dunkle Schreibtinte, seriös
M200 Clear Demo --> 1,1 mm-Feder, Überschriften

Pilot-Petit-Untergruppe:
E95s --> F, schreibt klein bis mittelgroß, auch längere Texte + meist dunklere Tinte
Elite --> ca. 1 mm Italic, Überschriften, Zierschriften + meist leuchtende Tinte

silberfarbene Beschläge:
MB 114 Mozart --> F-Feder, sehr gut für Notizen und längere Texte, mittelgroße Schrift + alle Tinten sehen in ihm toll aus, momentan Diamine Eau de Nil
Pilot Falcon --> Soft extra fein, sehr sehr fein, toll für kurze Einträge oder längere Texte in Schönschrift oder Kurrent + bringt jede Farbe zum Leuchten, bei heller Tinte auch toll zum breiten Markieren mit dem Rücken der Feder
Noodler's Ahab --> untipped Flex, entspricht etwa einer 1 mm Italic, toll zum Schreiben längerer Texte in eher großer Schrift + alle möglichen Tinten oder Reste, da er viel Tinte verbraucht

Die Systematik dahinter wird also schnell deutlich: Ich nehme 2-5 Füller, die verschiedene Funktionen abdecken, von denen mindestens einer fein schreibt und auch längere Zeit gut in der Hand liegt, dazu dann noch Überschriften- oder "Spielfüller", die meist buntere Tinten haben.

Im Laufe der Zeit habe ich darauf geachtet, dass die Federn in diesen Gruppen tatsächlich verschieden sind, sodass ich mit einem Griff (und, zugegeben, der nächsten schwierigen Entscheidung: welche Tinte? :shock: ) Schreiballtag und Spieltrieb abdecke.

Vielleicht hilft es Dir, Deine Sammlung mal nach solchen Grüppchen abzusuchen, evtl. eine Feder zu tauschen oder über andere Farbkombinationen nachzudenken?

Ein Reste-Füller (wie bei mir der Ahab oder der Sailor Fude De Mannen, noch so eine Tintenschleuder) erleichtert bei Tintenverschwendungs-Skrupeln das Wechseln ungemein, da sonst u.U. der eine Füller vor dem anderen leer wird, und man will doch die gute XYZ-Tinte nicht verschwenden, aber den anderen auch nicht wieder auffüllen, weil dann ja wieder der andere zuerst leergeschrieben ...
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NicolausPiscator
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Re: Füllerrotation, Erfahrungen

Beitrag von NicolausPiscator »

reaphy hat geschrieben:[...] 8 Füller gleichzeitig in Betrieb [...]
Das sind schon - von außen betrachtet - so viele! Und dann doch auch eine gute Auswahl. Aber ich kann nicht auf die Kombi Rot-Blau, Dunkelblau-Grau und neuerdings auf Dunkelblau-Grün-Grau verzichten und ganz zu schweigen von den Einzelfarben Schwarz, Grün, Gelb. Im geregelten Dauereinsatz habe ich 18 Füller.
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NicolausPiscator
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Re: Füllerrotation, Erfahrungen

Beitrag von NicolausPiscator »

bella hat geschrieben:[...] Die Inventur [...] und [...] Füller-Diät [...]
Oh, Bella! Zu einer brutalen Inventur sehe ich mich noch nicht in der Lage, aber die Füller-Diät hört sich gut - und praktikabel - für mich an und könnte dann doch in der Inventur münden!
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NicolausPiscator
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Re: Füllerrotation, Erfahrungen

Beitrag von NicolausPiscator »

JulieParadise hat geschrieben:[...] Kleingruppen [...] Die Systematik [...]
Irgendwie hatte ich so ein System bei Dir schon vermutet! ... das lässt sich auch mit Bellas Diät kombinieren... hmm... das macht die Inventur dann am Ende vielleicht bekömmlicher oder schmackhafter?
Ex Libris
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Re: Füllerrotation, Erfahrungen

Beitrag von Ex Libris »

Hallo Nils,

das mit der Rotation ist eine Frage, die mich auch immer wieder beschäftigt hat. Ich bin für mich dazu gekommen, dass ich mich gegenwärtig auf 6 Füller in Benutzung eingependelt habe. Drei davon schreiben mit einer eher breiten Feder, drei mit einer eher schmalen Feder. Da ich zudem meine Füller ausschließlich über die hier so vielfach beschriebenen Probenröhrchen befülle (und so viel Tinte besitze, dass ich sie auch endlich mal ›verbrauchen‹ möchte), halte ich das – im Moment wenigstens – folgendermaßen:

Ich verwende für jede Farbe zwei Füller, einmal in breit, einmal in schmaler (M oder F). Ich schreibe so lange mit der Farbe, bis das Röhrchen leer ist; wenn auch die Füller leer sind, wechsle ich sowohl die Farbe als auch die Füller. So kann man immer wieder die Füller durchtauschen – da ich definitiv mehr als 6 Füller habe, die ich gerne benutze – und kommt außerdem mit den Tinten herum, ohne dass es von den Farben her langweilig wird.

Viele Grüße,
Florian
Juli407
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Re: Füllerrotation, Erfahrungen

Beitrag von Juli407 »

Ich habe eben diese Probleme auch immer öfter und finde Bellas Vorschlag sehr gut. Vielleicht sollte ich das mal nach dem (anstehenden) Umzug im späten Herbst machen.

Ich halte es eigentlich so, dass ich "Stapel" mache. Klingt wirklich bescheuert, ich weiß...

Also:
1. "Stapel": Füller, die gespült werden müssen
Da kommen immer wieder die dazu, die ich leer geschrieben habe

2. "Stapel": Füller, die gefüllt sind und genutzt werden können (da versuche ich, nicht über 4-5 zu kommen; es sei denn, es steht ein Stammtisch an)
Ist einer leer, wandert er zu 1.
Ist eine Kombination furchtbar, kommt er ebenfalls zu 1.

3. "Stapel": Füller, die leer sind
Da nehm ich dann nach Bedarf Füller her, wenn ich mal Lust auf was neues hab oder nicht mehr viele zum Schreiben.

Da ich ein Spül-Muffel bin, sammeln sich auf Stapel 1 erstmal 10-15 Stück ehe ich "Füller spülen" auf meine ToDo Liste setze und ehe ich dann auch noch Zeit, Muße und Lust finde, sind auch noch ein paar Tage vergangen und der ein oder andere Füller leer...
Viele Grüße,
Julia

http://penandpaperpassion.de
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Tenryu
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Re: Füllerrotation, Erfahrungen

Beitrag von Tenryu »

Ich mache mir da gar keinen Druck. Ich besitze auch rund 2600 ungelesene Bücher in meiner Bibliothek. Einige davon werde ich bestimmt auch ungelesen mit ins Grab nehmen. Aber ich liebe nun einmal die Auswahl.
Bei meinen Füllern halte ich es so: Ich kaufe welche, von denen ich weiß, daß sie perfekt für mich sind und andere, auf die ich neugierig bin. Wenn von letzteren manche nicht meinen Wünschen entsprechen, dann bleiben sie ungenutzt (oder sehr selten genutzt) als Sammelobjekte in der Mappe. Von den anderen nehme ich, was mir gerade paßt, jenachdem, welche Tinte ich einzufüllen gedenke. (Bei mir muß die Farbe des Füllers zur Tinte passen.) Wenn manche Exemplare öfter zum Einsatz kommen und andere seltener, dann ist das eben so. Da denke ich nicht groß nach. :wink:
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NicolausPiscator
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Re: Füllerrotation, Erfahrungen

Beitrag von NicolausPiscator »

Ex Libris hat geschrieben:[...] für jede Farbe zwei Füller, einmal in breit, einmal in schmaler [...]
Das ist auch eine gute und - wie mir scheint - eine ziemlich entspannte Methode!
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NicolausPiscator
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Re: Füllerrotation, Erfahrungen

Beitrag von NicolausPiscator »

Tenryu hat geschrieben:Ich mache mir da gar keinen Druck. [...]
Oh! Deine Entspannung wünsche ich mir! ... Bei mir müssen auch noch leider immer die Farben des Füllers mit der Tinte harmonieren, sonst macht mich das beim Schreiben rappelig! ... Desletzt braune Tinte im orangenen Füller - eine für mich ungewohnte Aktion und aus reiner Neugierde -, sehr irritierend für mich...
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NicolausPiscator
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Re: Füllerrotation, Erfahrungen

Beitrag von NicolausPiscator »

Juli407 hat geschrieben:[...] "Stapel" [...]
Hihi, das klingt für mich gar nicht bescheuert, sondern hört sich in den Grundzügen sehr vertraut an.
Ex Libris
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Re: Füllerrotation, Erfahrungen

Beitrag von Ex Libris »

Hallo Nils,

ich sehe das auch entsprechend entspannt. Zudem bin ich sogar noch entspannt, was den Zusammenhang zwischen Füllerkörper und Tintenfarbe angeht. So habe ich gegenwärtig in meinem M605 Marine die Herbin Rouge Opera. Ich meine, der Füller weiß doch gar nicht, welche Farbe die Tinte hat, die er verschreibt... :D

Viele Grüße,
Florian
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Edelweissine
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Re: Füllerrotation, Erfahrungen

Beitrag von Edelweissine »

Ex Libris hat geschrieben:Ich meine, der Füller weiß doch gar nicht, welche Farbe die Tinte hat, die er verschreibt... :D
Nur der Schreibende stört sich im Moment des Schreibens vielleicht dran. Wenn die Tinte vom Fluss und den Schreibeigenschaften her zum Füller passt, ist das meines Erachtens wichtiger als die perfekte Farbkombination von Oberfläche des Korpus und der Tinte. Aber wer es "perfekt" will, darf gern länger suchen. Auch Suchen macht Spaß, wie im richtigen Leben...
Gruß,
Heike
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