Füllhalter -Kein Hobby für die junge Generation?

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Cori
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Füllhalter -Kein Hobby für die junge Generation?

Beitrag von Cori »

Meine Lieben,

ich habe mir einige Penshows auf You Tube angesehen und was mir aufgefallen ist, möchte ich gleichzeitig fragen:

1.) Der Großteil der Füllhalterfreunde sind Männer. Wieso ist das so? Oder, warum könnte das so sein?

2.) Die meisten Füllhaltersammler sind schon etwas älterer Generation. Wieso ist das so? Ist es, weil die Füllhalter so teuer sind? Oder, ich werfe Mal in den Raum, dass ich denke, dass jüngere Leute nicht mehr viel von lang anhaltenden Werten verstehen. Kann das sein?

3.) Sollte man das Hobby nicht der jüngeren Generation (zwischen 20 und 35-40) etwas näher bringen, damit es niemals ausstirbt, weil es so herrlich ist? Und, wenn ja, wie könnten wir das tun? Sollte die Füllfeder in der Schule mehr propangiert werden?

Nun, das waren meine Eindrücke und gleichzeitig die Fragen, die ich mir dazu gestellt habe.

Alles Liebe cori
antigone
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Beitrag von antigone »

Hallo Cori,

gute Frage... villeicht muss man die Füllhaltergemeinde echt in verschiedene Bereiche aufteilen: Sammler, Liebhaber, Nutzer, Sympathisanten, Prakmatiker u.ä.
Leute, die teure Füllhalter kaufen und solche Penshows besuchen, sind ja nicht die einzigen Füllerfreunde - oder umgekehrt: nicht alle, die gern mit Füllern schreiben, gehen auf Penshows. Warum aber gerade ältere Herren die Hauptbesuchergruppe dort bilden kann ich auch nicht sagen.
Ich denke, es gibt noch sehr viele "junge Leute", die mit Füllern schreiben. Aber die treten halt nicht so in den Vordergrund, nicht zuletzt aus Geldgründen. Ob das was mit Verständnis für anhaltende Werte zu tun hat weiß ich nicht, vielleicht mehr mit Prioritätenverschiebung. Natürlich schreiben die meisten Schüler und Studenten nur noch mit Wegwerfkulis. Aber unter zehn Studenten ist immer einer, der noch mit seinem Lamy aus der Schulzeit schreibt.

Ich würde gerne mal sehen, wie die Alters- und Geschlechtsverteilung hier im Forum ist. Haben wir das schon mal gemacht? Wenn niemand Einwände hat, können wir ja mal einen Umfrage-Thread aufmachen.
yoda
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Re: Füllhalter -Kein Hobby für die junge Generation?

Beitrag von yoda »

Cori hat geschrieben: 1.) Der Großteil der Füllhalterfreunde sind Männer. Wieso ist das so? Oder, warum könnte das so sein?
Hallo Cori
Füllhalter sind bis zu einem großen Teil auch ein technisches Gerät. Und so etwas interessiert Frauen nun mal weniger als Männer. Auch bei den Uhrensammlern sind erheblich mehr Männer als Frauen zu finden.
Generell sind unter Sammlern mehr Männer als Frauen zu finden. Frauen sind einfach viel zu praktisch und pragmatisch.
Zum Zweiten: Frauen haben soooo viele andere Schmucksachen und schöne Dinge. Bei Männern reduziert sich das auf einen einzelnen Ring, die Uhr(en) und evtl. den Füller.
Das ist alles nicht belegt aber so meine Theorie dazu.
Cori hat geschrieben: 2.) Die meisten Füllhaltersammler sind schon etwas älterer Generation. Wieso ist das so?
Nun ich denke um Schönheit um der Schönheit willen und auch um Handwerk etc. zu schätzen muss man einfach ein wenig älter sein. Was nicht heisst dass es nicht auch junge Leute gibt, die schon früh so sind. Aber sie sind die Ausnahme.
Das wie mit dem Jazz in der Musik. Ich denke da muss man auch ein gewisses Alter haben um das richtig geniessen zu können. Aber natürlich gibt es auch da Ausnahmen.
Den zweiten Aspekt hast Du schon selbst angesprochen. Die ganze Geschichte ist nicht ganz billig. Die Geräte selbst, die Reisekosten, Übernachtungen ...... Junge Leute wissen da mit Ihrem Geld Anderes (ich sage nicht Besseres) anzufangen. Ich selbst habe mich schon recht früh für die Schreibgeräte interessiert. Aber zum Liebhaber (ein Sammler bin ich nicht) bin ich erst später geworden.
Cori hat geschrieben: .... dass ich denke, dass jüngere Leute nicht mehr viel von lang anhaltenden Werten verstehen. Kann das sein?
Bei dem Satz würde ich das "mehr" hinter dem "nicht" streichen. Diese Sache ist so alt wie die Menschheit und der Vorwurf, dass Kinder, Jugendliche, junge Leute Kostverächter sind und die "wahren Werte" nicht zu schätzen wissen den kennt man schon aus Zitaten aus der Antike.
es ist wohl schon so - und das sage ich wertfrei - dass man in jungen Jahren einfach einen anderen Wertbegriff hat, was einen zu meinen Aussagen von weiter oben bringt. Ich denke also, es ist nicht ganz ungewöhnlich dass das Alter der Füllerliebhaber eher gehoben ist.
Cori hat geschrieben: 3.) Sollte man das Hobby nicht der jüngeren Generation (zwischen 20 und 35-40) etwas näher bringen, damit es niemals ausstirbt, weil es so herrlich ist?
Wenn Du da ein Rezept hast werden Dich die Marketinggurus der verschiendenen Hersteller sicher auf Händen tragen. Ich glaube nicht, dass man das anderen Leuten "antragen" kann. Man stößt auf dieses Hobby und findet seinen Spaß daran oder eben nicht.
Einen Vorteil hat allerdings die Tatsache, dass unsere Community nicht so groß ist: Obwohl schon viel Kommerz bei uns betrieben wird, so ist das alles noch einigermaßen übersichtlich und persönlich. Wenn eine Sammlergemeinde zu groß wird kann das auch ihr Ende sein, wenn nicht eine gewisse kritische Größe dann wieder übersprungen wird und das Ganze dann "richtig" groß wird. Das habe ich schon in ganz anderem Zusammenhang selbst erlebt und ein eher allgemein bekanntes Beispiel ist für mich die Free-Software-Community, die inzwischen aber so groß ist, dass sie nicht zerfällt aber doch inzwischen sehr kommerziell geworden ist.
Es gibt da auch Reflexionen dazu auf Pentrace. Leider weiß ich den Artikel nicht mehr.

Soviel von mir zu Deinen Fragen. Du siehst das Thema Community-Building ist ein Thema das mich durchaus interessiert und wir haben bei diversen Treffen darüber auch schon ausführlich diskutiert.

Alles Gute an alle
Hugo
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Tenryu
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Beitrag von Tenryu »

ad 1: Ich denke, das Sammeln allgemein eher ein Männerhobby ist. Zumindest kann man diese Beobachtung auf auf Briefmarken- oder Münzbörsen u.ä. machen.

ad 2: Die Geldfrage. Hinzu kommt, daß jüngere Leute, wenn überhaupt eher preiswerte Füller sammeln und weniger Exemplare besitzen. Da geht man dann nicht unbedingt auf eine Sammlerbörse. Auch ist das organisierte Sammeln und die "Vereinsmeierei" wohl eher etwas für die reifere Generation.

ad 3: Ich habe diese kleine Umfrage in einem Forum gefunden, das mehrheitlich von Jugendlichen bevölkert wird:
Umfrage: Womit schreibt ihr am liebsten? [Mehrfachauswahl]

Tintenfüller: 32.70%
Kugelschreiber: 32.06%
Bleistift: 16.19%
Tintenroller: 6.67%
Fineliner: 6.03%
Es ist mir komplett egal, womit ich schreibe.: 3.17%
Etwas anderes: 2.22%
Pinsel: 0.95%
Insgesamt: 315 Stimmen 100%
werner
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Beitrag von werner »

Hallo zusammen,

danke an antigone, Hugo (yoda) und Tenryu für die ausführlichen Antworten. Den vorgebrachten, richtigen Argumenten ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

Aber ich habe trotzdem noch einen Hinweis. Wir haben seit kurzem eine neue Abteilung ins Forum gestellt mit den Themen "Schule, Ausbildung, Studium". Damit wollen wir junge Schreibgerätenutzer, Sammler, Liebhaber, Sympathisanten und Prakmatiker ansprechen. Was nicht heißen soll, dass nicht auch die sogenannten "Älteren" hier ihr Wissen und ihre Erfahrung einbringen dürfen.

Also bitte, erfüllt diese Themen mit Leben.

Viele Grüße
Werner
Frodo
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Re: Füllhalter -Kein Hobby für die junge Generation?

Beitrag von Frodo »

Cori hat geschrieben: 2.) Die meisten Füllhaltersammler sind schon etwas älterer Generation. Wieso ist das so? Ist es, weil die Füllhalter so teuer sind? Oder, ich werfe Mal in den Raum, dass ich denke, dass jüngere Leute nicht mehr viel von lang anhaltenden Werten verstehen. Kann das sein?
Hi Cori
Letzten Sonntag bat mich ein Besucher um eine Reparatur für seinen Kaweco V2. Man sah dem Füllfederhalter, einem Konfirmationsgeschenk des jetzt pensionierten Theologen B., seine über 50jährige Schreibleistung an, zwar war der Schaft nicht zerkaut, aber die Feder war gewaltig ein- aber noch nicht abgeschrieben aber das Gewinde der Kappe war irreparabel zerrieben. Leider konnte ich ihm nicht helfen da ich keine passende Kappe dabeihatte. Nach einigen Füllhalter- Fachsimpeleien erfuhr ich eine eindrucksvolle Geschichte, wie man zum lebenslangen Füllhalterfreund werden konnte:
B. wuchs während des 2. Weltkrieges in Köln auf und lebte, wegen der Bombenangriffe mit seiner Mutter sowie einem größeren Teil der Hausrats überwiegend im Keller des Hauses. Bei der Einnahme der Stadt durch die Amerikaner durchsuchten die Soldaten systematisch die noch existierenden Gebäude und Schutzräume. Einer der G-Is, die den Keller in B`s Haus durchsuchten, nahm den Füllfederhalter, der B´s Mutter gehörte, an sich. Dann geschah etws, was der 6jährige B. erst einige Zeit später verstand, seine Mutter begann, um den Füllhalter zu kämpfen. Sie redete auf den Soldaten ein, in einer Sprache, in der B. seine Mutter zuvor noch nie hatte reden gehört. Sie packte ihn bei seiner Ehre und fragte ihn, ob es denn in Amerika nicht viel bessere Füllhalter gäbe als diesen einfachen deutschen Stift. Er würde ihn doch deshalb sicher garnicht gebrauchen können und ihn dann irgendwo wegwerfen. Der Soldat war offenbar von diesem unerwarteten Angriff so überrascht, dass er den Füller erschreckt zurückgab und ohne „Beute“ wortlos den Keller verließ.
Sicher gibt es heute wohl solche existenziellen Erlebnisse, die den hohen persönlichen Wert eines Schreibgeräts bestimmen, nicht mehr. Wer heute als Schreibanfänger mit einem billigen, unzuverlässigen und kratzigen Füller schreiben muss, wird wahrscheinlich kein gutes Verhältnis zum Schreibgefühl aufbauen können. Ermunternde Belobigungen oder ermahnende Aufforderungen für ein gutes Schriftbild seitens der Lehrerschaft werden doch heutzutage schon als Nötigung erachtet. Wenn auf diese Weise die „Hauptsache- man- kanns- gerade- noch- lesen“ Gerneration heranwächst, braucht man sich doch nicht wundern, dass die Füllhalterfreunde nur noch unter den älteren Semestern zu finden sind.
Gruss, Frodo
Cori
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Beitrag von Cori »

Hallo Frodo,

Deine Geschichte hat mich sehr gerührt!
Ich gebe dir Recht, die "schnell, schnell" Generation macht mich fertig und ich möchte mich mit meinen 32 Jahren überhaupt nicht da einreihen. Dennoch habe ich einen Funken Hoffnung, dass es besser werden wird... hoffentlich.
Mir kommt auch die Galle hoch, wenn ich lese: "Liebe Corina, erwarte keinen Brief mit der Hand von mir, ich habe, durch das viele mailen, richtiggehend verlernt mit der Hand zu schreiben..." - und das von einem Mädl, die in der UNO arbeitet... traurig.
Schreiben ist Kunst. Das Verständnis dafür fehlt vielen.

Hallo Tenryu,
ad ad 1)meinst du wirklich, dass Sammeln ein Männerhobby ist? Wie ist es mit Venizianischen Masken, Püppchen, Geschirr und dergleichen. Ich denke, Frauen haben auch extremen Hang dazu.

ad ad 2.) das kann ich nicht beurteilen, denke jedoch, dass du Recht hast.

ad ad 3.) Die Umfrage sagt eigentlich, dass der Füller die Zukunft ist. Aber, ich denke, dass es nicht die teuren Schreibgeräte sein werden, sondern "Lamy", zB. oder "online", ergo die Erzeuger der spritzigen Dinge sind im Kommen. So denke ich.

Hallo Hugo,
das stimmt... das mit den Uhren. Komisches Phänomen. Aber, ich denke, im Normalfall finden es die meisten Frauen "normal" enorm Geld für Kleidung und Kosmetik und Haushalt auszugeben (auch neues Wohnzimmer...), als für einen Gegenstand (ich klammere mich da ganz aus!). Das stimmt schon und ist, denke ich, kein Klischee.

Das wie mit dem Jazz in der Musik. Ich denke da muss man auch ein gewisses Alter haben um das richtig geniessen zu können. Aber natürlich gibt es auch da Ausnahmen.

Das höre ich so oft und sage darauf so oft: Oper mag man oder nicht. Bei Jazz ist es genauso und ich denke, das hat nichts mit dem Alter zu tun.

Das glaube ich nicht mit dem Wertbegriff. Ich bekam als 5 jährige einen 4 Fach Kugelschreiber von einer Bank als Geschenk und der war aus irgendeinem Metall. Ich liebte den Kugelschreiber und dachte, er sei Silber und hütete ihn wie meinen Augapfel. Ich dachte immer, ich muss ihn gegen die Piraten beschützen...
Ich glaube, dass es bei jungen Menschen zu zwei Extremen kommt...
entweder, der Piratenschatz muss bewacht werden oder die Dinge sind "nichts" Wert.
Aber, es stimmt, es kommt zu einer Übersättigung.
Ich habe meinem Bruder, der 15 ist und alles, wirklich alles bekommt (!) zu Weihnachten einen Waldmann Kugelschreiber gekauft. Das ist, wie das erste Bier mit Papa trinken, nun, den hat er genau nach 2 Wochen verloren. Es war ihm egal. Ganz egal.

Ich weiß nicht, sollte man die Kalligrafie in den Schulen nicht als Wahlfach einführen? Das wäre doch etwas. Oder zusätzlich zu BIldnerischer Erziehung (so heißt das in Österreich, das Zeichnen) eine Stunde Kalligrafie dazu? Statt immer wieder alte Werte vernichten, sie wieder aufblühen lassen? Ach.... ich träume, ich weiß.


Hallo Antigone,
warst du schon Mal auf einer Modellbaumesse? Dort siehst du alt und jung, aber sind wir uns ehrlich, die wahren Eisenbahner sind die Alten!
Ich glaube, die Antwort fiel schon, dass Frauen sich nicht sehr für das Handwerk interessieren. Gut, ich gestehe, ich möchte nicht einem Nibmaster 46 Stunden zusehen. Also, das wäre für mich eine lange "Sendung mit der Maus". Pff. Nachher begutachten. Das ist schön. Uns Frauen fehlt die Geduld für das, denke ich.
Wie auch immer, weg vom Klischee und hinein in die Exhibition.
Es muss möglich sein, dass das Hobby und die Liebe zur Kunst (! ist ja nichts anderes!) Jüngeren vermittelt wird. - Nichts für Ungut und bitte um Entschuldigung, aber so sehe ich in ein paar Jahren das Hobby sterben.

Alles Liebe cori
yoda
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Beitrag von yoda »

Cori hat geschrieben: Das wie mit dem Jazz in der Musik. Ich denke da muss man auch ein gewisses Alter haben um das richtig geniessen zu können. Aber natürlich gibt es auch da Ausnahmen.

Das höre ich so oft und sage darauf so oft: Oper mag man oder nicht. Bei Jazz ist es genauso und ich denke, das hat nichts mit dem Alter zu tun.
Na ja, so war es halt bei mir und einigen meiner Bekannten. Bis vor 10 Jahren hätte man uns mit jeglicher Art von klassischer Musik und Jazz jagen können. Heute ist das anders.
Und Füller: Da war es ähnlich. Ich habe nur noch wenig von Hand geschrieben und irgenwann kam dann plötzlich die alte Begeisterung aus Kindertagen in ganz anderer Weise wieder hoch.
Cori hat geschrieben: Ich weiß nicht, sollte man die Kalligrafie in den Schulen nicht als Wahlfach einführen? Das wäre doch etwas. Oder zusätzlich zu BIldnerischer Erziehung (so heißt das in Österreich, das Zeichnen) eine Stunde Kalligrafie dazu? Statt immer wieder alte Werte vernichten, sie wieder aufblühen lassen? Ach.... ich träume, ich weiß.
Wir hatten noch "Schönschreiben" als Fach in der Schule. Das ist die beste Methode die Kinder für immer vom Spaß am schönen Schreiben abzubringen. Genau wie ich keinen kenne, der durch den Schulsport oder den Kunstunterricht in der Schule zu diesen Sachen gekommen wäre wenn er nicht schon eine Affinität dazu gehabt hätte.
Nein - unser Schulsystem mit seinen Leitstungsbeurteilungen ist sicher nicht geeignet einem jungen Menschen den Spaß an der Schönheit zu vermitteln ("Mit so einer schiefen Unterlänge beim g muß ich Dir leider eine 5 geben....")
Cori hat geschrieben: Nichts für Ungut und bitte um Entschuldigung, aber so sehe ich in ein paar Jahren das Hobby sterben.
Wenn meine Theorie mit dem Alter stimmt, ist das kein Problem. Die Leute wachsen von selbst in das entsprechende Alter und somit in das Hobby hinein :) Das sehe ich nicht so negativ.

Liebe Grüße an alle
Hugo
Cori
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Beitrag von Cori »

Hallo Hugo,

Schönschreiben. Nein, das geht gar nicht. Aber, ich meinte zusätzlich zur Kunst Kalligrafie, richtig echte. Das würd die Konzentration fördern und das Sitzfleisch erhöhen. Kinder haben das zumeist ja nicht!

Meinst Du wirklich, dass die heutigen jungen Leute in 50 Jahren noch Füllhalter sammeln werden??? Ich bin unsicher.

Jazz, gut,... ist eine andere Diskussion. Alles LIebe cori
diogenes
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Beitrag von diogenes »

Cori hat geschrieben: Aber, ich meinte zusätzlich zur Kunst Kalligrafie, richtig echte.
Das Problem dabei ist leider nur, wenn das ein richtiger Lehrer macht, also ein schlechter, dann wird das nichts, denn da könnte es leicht sein, dass die Wirkung gegenteilig zum beabsichtigten Effekt wäre.

Das kenne ich selber gut genug. Ich habe klassische Musik gehasst und kaum habe ich Zeichnen statt Musik gewählt, was wir damals in der 7. Klasse Gymnasium tun mussten, habe ich mich für klassische Musik begeistern können. Das ist gerade noch gut gegangen.

Aber es geht auch anders: Ich habe seit meine Kindheit immer nur gelesen, die Literatur war schon in meiner Schulzeit etwas sehr Wertvolles für mich. Mit ca. 16 hatte ich einen 22-bändigen Goethe, einen kompletten Schiller, Hölderlin natürlich und viel mehr. Aber in den zwei letzten Schuljahren haben wir in Deutsch viele Dramen gelesen, und zwar immer nur über Frauengestalten. Das ist jetzt knapp 20 Jahre her, aber ich kann bis heute einfach kein Buch lesen, in dem es um eine Frauengestalt geht, es geht einfach nicht. Dabei liebe ich die Literatur immer noch über alles.
rote_pappkiste
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Junge Generation

Beitrag von rote_pappkiste »

Da ich mit meinen 22 Jahren wohl zu dieser jungen Generation gehöre, möchte ich hier auch was sagen.
ALso ich glaube, dass es zum Teil wirklich am Geld liegt, dass man so manches Hobby erst später beginnt.
Schöne Schreibgeräte beginnen leider doch bei einem Preis, den man als STudent z.B nicht mal eben so aufbringt.
Außerdem bedarf es doch auch einer gewissen Stetigkeit um einer Sammelleidenschaft wirklich fröhnen zu können.
Außerdem glaube ich, man muss eine gewisse Freude daran haben, etwas handschriftlich anzufertigen. Dies geht leider heute immer mehr verloren, da halt heute alles digital gemahct wird.
Von daher würde ich weniger den mangelnden Nachwuchs als Bedrohung für die Füller-Sammel_Leidenschaft als viel mehr die voran schreitende Digitalisierung.

Viele Grüße
Cori
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Beitrag von Cori »

Hallo rote pappkiste,
recht hast du sicher, was die Preise angeht. Aber, die alten Schreibgeräte sind nicht so teuer, wenn man die richtigen Leute kennt.
Ich habe eine große Freude mit der Feder über das Papier zu fahren. Leider höre ich immer wieder, dass
a.) ich schreibe nicht, weil ich so eine "Klaue" habe.
b.) weil ich keine Zeit habe
c.) weil ich soviel mit dem Computer schreibe, dass ich gar nicht mehr richtig mit der Hand schreiben kann. (was ich für den größten Blödsinn halte!!!)

Das kommt hinzu. Die Leute sind faul geworden. Sie schreiben, wenn sie schreiben müssen, aber schreiben nicht mehr, weil sie wollen. Traurig.
Und die voranschreitende Digitalisierung ist doch ein Segen für die Füllhalterfans! Wir können weltweit Informationen austauschen und auch Geschäfte abwickeln. Sieh das Mal so.
Außerdem denke ich mittlerweile, dass der Brief nun hochwertig geworden ist in unserer Welt. Wann haben wir das letzte Mal einen Brief in der Hand gehabt? Ich bekam einen von einem Sammler, in dem er mir "Instruktionen" gab und es war so nett. Wirklich. Ein hübsches Papier und eine schöne Schrift. Das ist jetzt hochwertig. 100%.
Wie auch immer, ich denke, der Preis ist schon das heftige bei den neuen Schreibgeräten.
Alles Liebe cori

Hallo Diogenes,
nun, die Beeinflussung ist so eine Sache. Ich hasse auch Mathematik und auch nur, weil niemand mir die Quadrate und Tetraeder erklärte und ich mich in den Strichen und Zeichen verirrte.
Ich denke, da kommt man schwer nur raus... aus so einem Ekel,...

Aber, gut, was die Kalligrafie angeht, so denke ich, hast Du zwar Recht, dennoch wäre das doch wirklich schön. Was malen die kleinen Racker in der Schule? Köpfe und Tiere und Hände... warum nicht auch Buchstaben? Zumindest, dass man das Gefühl für die Schrift bekommt...!
Alles Liebe cori
beli
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Wohnort: Hannover

Beitrag von beli »

Hallo,
Cori hat geschrieben: recht hast du sicher, was die Preise angeht. Aber, die alten Schreibgeräte sind nicht so teuer, wenn man die richtigen Leute kennt.
Die muss man aber erst mal kennenlernen. Und überhaupt erst mal auf die Idee kommen, nach solchen Leuten zu suchen. Das tut man wahrscheinlich erst, wenn man ohnehin schon vom Füllervirus infiziert ist. Und bis dahin hat man - jedenfalls als junger Mensch ohne geregeltes Einkommen - die Hürde der teilweise ziemlich abschreckenden Neupreise noch vor sich.
Leider höre ich immer wieder, dass [...]
c.) weil ich soviel mit dem Computer schreibe, dass ich gar nicht mehr richtig mit der Hand schreiben kann. (was ich für den größten Blödsinn halte!!!)
Es ist Blödsinn, es so weit kommen zu lassen, aber das kann tatsächlich passieren: vor Jahren klagte nach einer Erstsemester-Informatik-Klausur mein Sitznachbar darüber, dass er extreme Schwierigkeiten gehabt hätte - nicht etwa mit den Fragen, sondern mit dem Aufschreiben der Lösungen! Sämtliche Hausübungen hatte er mit dem Computer bearbeitet und ausgedruckt eingereicht, beruflich saß er auch nur am Computer und hatte nie mehr als ein paar Worte mit der Hand zu schreiben (für ihn war das Studium eine berufliche Fortbildung) - tja, und nun musste er plötzlich feststellen, dass er handschriftlich mit längeren Texten überhaupt nicht mehr zurechtkam.
Außerdem denke ich mittlerweile, dass der Brief nun hochwertig geworden ist in unserer Welt. Wann haben wir das letzte Mal einen Brief in der Hand gehabt?
Handgeschrieben? Das weiss ich schon gar nicht mehr... handschriftlich bekommt man doch heutzutage fast nur noch Ansichts-, Kondolenz- oder Glückwunschkarten. (Menschen wie der oben erwähnte schleppen vermutlich sogar einen Reisedrucker mit in den Urlaub, für die Postkarten... :D)

Erzieht das Schreiben mit der Hand evt. zu überlegterem Arbeiten? Es zwingt einen (wenn man nicht mehrere Entwürfe schreiben will) ja dazu, sich die Struktur eines Textes vorher zu überlegen. Am PC kann man einfach Textblöcke hin- und herschubsen, auf dem Papier geht das nicht... und Schreibfehler löschen sich da auch nicht so einfach.

Gruß, Beate
RomanL
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Sammler halt ;-)

Beitrag von RomanL »

Der typische Sammler ist männlich, zwischen 35 und 75 Jahre alt (Hauptalter derzeit 65), meist ehemaliger (!) Angestellter/Beamter (oftmal frühpensioniert) oder Techniker und sammelt entweder aus Sammelwut und Langeweile (alles Mögliche und Unmögliche) oder aus beruflicher Passion oder aus Gründen der Wertanlage (eher selten und dann vor allem Fahrzeuge). Kann man nachlesen in statistischen Veröffentlichungen.

Also ist doch ganz klar, daß auch hier die Männer in der Überzahl sind ;-)

Übrigens, ich bin kein Sammler, unter 40 und trotzdem Forianer in verschiedenen (historischen) Bereichen.

Mich allerdings interesseieren eher pragmatische Dinge wie Reparaturmöglichkeiten, -kontakte, Erfahrungsaustausch zu Nutzen und Einschränkungen. Damit zähle ich hier aber garantiert auch zur Minderheit ;-)
Dementsprechend spärlich sind bisher auch meine Sucherfolge - unter 10% meiner (technischen) Fragen sind bisher in den bestehenden Threads beantwortet.

Gruß
Roman



PS: Und Schreiben als Hobby ist heutzutage ein Luxusgut. Ich stelle selbst feine Schreibpapiere her und habe dadurch ständig mit Schreibenden zu tun. Es ist kaum ein junger Mensch dabei, der sich tatsächlich Füller jenseits von 50,- mal eben so leisten kann.
Ich denke, wenn der Füller eher Statussysmbol als Werkzeug ist, dann braucht man sich nicht wundern, daß er in der jüngeren Generation nicht ankommt. Ich für meinen Teil sehe keinen Grund, einen 500,- Füller von MontBlanc zu kaufen, nur weil er eine Goldfeder Marke XY hat. Schreiben muß das Gerät, und das tut so mancher 30,- Füller ebensogut und sogar besser...nur mal so zum Nachdenken über das geäußerte Warum...
Frodo
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Re: Sammler halt ;-)

Beitrag von Frodo »

RomanL hat geschrieben:Der typische Sammler ist männlich, zwischen 35 und 75 Jahre alt (Hauptalter derzeit 65), meist ehemaliger (!) Angestellter/Beamter (oftmal frühpensioniert) oder Techniker und sammelt entweder aus Sammelwut und Langeweile (alles Mögliche und Unmögliche) oder aus beruflicher Passion oder aus Gründen der Wertanlage (eher selten und dann vor allem Fahrzeuge). Kann man nachlesen in statistischen Veröffentlichungen.

Wie sich die Statistik doch irren kann.
Gruss Frodo

P.S.
Der durchschnittliche Sammler ist zwischen 3 und 12 Jahre alt, noch ohne Beruf und sammelt Stöckchen, Blätter, Steine, Stofftiere, Fossilien, Diddlblätter, Münzen, Briefmarken, Pferdebücher, Tokio- Hotel- Poster.........
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