Hallo Chia,
es kommt noch schlimmer. Die Strichbreiten haben auch mit dem Papier zu tun, aber das wirst Du selber beobachtet haben.
Meine Beobachtung ist, dass auf Papiersorten wie Oxford Optik Paper oder Clairefontaine die Strichbreite dünner, auf rauem, für Kugelschreiber optimiertem Papier breiter ist.
Deswegen habe ich für meine Lieblingstinten immer mehrere Füller betankt, um sozusagen auf verschiedenes Papier reagieren zu können.
Ich wundere mich ein wenig über mich selbst, aber als Schüler oder Student habe ich mir über solche Dinge nie Gedanken gemacht. Da habe ich einfach die königsblaue Patrone in meinen Pelikano gepackt und habe geschrieben.
Irgendwann entdeckte ich meine Vorliebe für feine Striche, schon als Schüler, mochte die ersten feinen Gelschreiber, und habe lange Jahre mit 2B 0.3mm-Bleistiftminen geschrieben.
Dann hatte ich längere Zeit eine Gelschreiber/Tintenrollerphase, weil ich nicht wusste, dass es wasserfeste Tinten gibt. Und dann war es richtig schwierig, herauszufinden, wie ich mit einem Füller feine, wasserfeste Linien hinkriege. Das hat im Ernst Jahre gedauert, das durch Ausprobieren herauszufinden, bis ich endlich zufrieden war, bis ich endlich den wasserfesten Gelschreiber, der nicht durchschlägt, an den Nagel hängen konnte.
Heute weiß ich, dass ich dafür am besten die Stahlfedern von Pilot nehme, die für mich die richtige Kombination von Tintenfluss und feinem Strich habe.
Lange Zeit waren für mich die blauen Tinten ein großes Problem, wenn es darum ging, wasserfest zu schreiben. Keine Ahnung, warum ich das gefühlsmäßig so haben möchte, aber der Bleistift, Uniball Gelstift, Uniball Tintenroller und Kuli sind ja auch allesamt wasserfest.
Erst seit ich die MB entdeckt habe, und das ist erst ein paar Wochen her, bin ich vollends zufrieden. Das ist ein Blauton, der für mein verrücktes Auge mit den grauen Lineaturen optimal harmoniert. Das ist übrigens auch (für meinen Geschmack) für die Königsblautöne von Pelikan 4001 oder Lamy T10 der Fall, aber diese sind mehr so das Gegenteil von wasserfest
Und ich bin zum Schluss gekommen, dass man mit blauen Tinten gar nicht so feine Linien schreiben sollte, dass das gar nicht so gut aussieht. Blau schreibe ich deswegen mit japanisch M oder F, oder europäisch F oder EF. Ganz fein nur mit schwarz, und am liebsten auf blauen (früher hatte Exacompta sowas) oder violetten Lineaturen (Clairefontaine).
Auf diesen Spleen kam ich, als ich das erste Mal in den USA kam, wo fast jeder mit Schwarz schreibt, aber fast alle Papiere blau liniert sind. Ich hatte meinen Rotring Kalligraphie-Stift mit feiner Spitze dabei und schrieb mit Pelikan 4001 brillantschwarz auf dieses College-Papier und wunderte mich, warum mir das so viel besser gefiel als meine Notizen in Deutschland. Manchmal hat man ein Brett vor dem Kopf; irgendwann, wieder zuhause, lagen Notizen aus Deutschland und aus USA nebeneinander, und dann fiel mir erst auf, dass dieses typische Blau der Linien einen sehr schönen Kontrast mit der schwarzen Tinte bildet - so wie unser Königsblau einen sehr schönen Kontrast zu den grauen Lineaturen bildet. Papiere mit schwarzen Lineaturen hasse ich wie die Pest, aber diese breiten sich immer mehr aus.
Ja, und so kam das, dass ich diese seltsamen, skurrilen Ansprüche an Papier, Tinte und Federn entwickelt und jahrelang gesucht habe, bis ich zufrieden war. Nur der Nachschub an blauen Lineaturen bleibt weiterhin schwierig oder teuer, weil der Versand aus den USA wahnsinnig teuer ist, und meistens ist mir das den gigantischen Aufpreis nicht wert.
Aber immerhin hat die niederländische Kette HEMA nun wenigstens Schulhefte mit blauen Karos im Angebot, sodass ich inzwischen nicht mehr ganz auf verlorenem Posten stehe, was meine blauen oder blaugrünen Lineaturen angeht
Mit meinen Blöcken, die ich aus dem 1-Dollar-Shop von meiner letzten USA-Reise mitgebracht habe, gehe ich richtig geizig um.
Falls Du vor Langeweile eingeschlafen bist, war es auch zu was nützlich, denn es ist ja schon spät.
Viele Grüße,
Arda