Hallo in die Runde,
Der Neuzugänge-Thread hat es ja schon vor einiger Zeit verheißen: Ich bin seit Kurzem Besitzer eines Delta Dolcevita Medium mit Kolbenmechanik, der inzwischen unter dem Namen "Stantuffo" (ital. "Kolben") vermarktet wird. Und nachdem ich jetzt eine Weile mit ihm geschrieben habe, wollte ich meine Erfahrungen mit ihm mal mit der Forumsgemeinde teilen, denn dieses Modell ist hier ja offenbar noch nicht mit einem Testbericht vertreten.
Die Geschichte
Dass ich den Delta recht spontan von einer Barentschädigung gekauft habe, die ich für einen überbuchten Flug bekommen hatte, habe ich ja schon berichtet. Aber auch der Kauf selbst war ein kleines Abenteuer. Da ich in Norwegen lebe und mir ein paar Formalitäten ersparen wollte, habe ich das gute Stück an meine in Deutschland lebenden Eltern schicken lassen. Als ich dort ankam, wartete auf mich schon ein Paket von Herrn Blankenhorn, bei dem ich ich mich an dieser Stelle noch für die vorbildliche Abwicklung dessen bedanken möchte, was jetzt noch kommt.
Ich machte natürlich sofort das Paket auf. Alles war vorbildlich verpackt und dem Füller lag sogar ein Fässchen schwarze Delta Tinte bei, so dass man ohne Umschweife ausprobieren konnte. Und das Resultat war sehr ernüchternd. Das Teil kratzte, die Tinte floss nicht nach - kurz: Das Schreiben war eine Qual und ich war mir sicher: Das gute Stück muss umgetauscht werden. Aber glücklicherweise hatte ich am nächsten Tag noch Zeit, mal in die Innenstadt zu gehen. Dort bin ich in den Schreibwarenladen meines Vertrauens gegangen und habe mir den Füller mal zeigen lassen (dort in Patronenvariante, also der echte "Medium", aber das sollte ja egal sein). Und dort schrieb er tadellos. Also nach Hause, Mail an Herrn Blankenhorn mit einer Reklamation und Stunden später kam die Antwort: Der Füller wird anstandslos umgetauscht, einfach unfrei zurück. Genau das tat ich dann auch und trat eine geplante zweiwöchige Reise nach Chile an. Als ich von der zurück kam, hatte ich wieder ein Paket von Herrn Blankenhorn - noch größer als das letzte. Und wie man sich vorstellen kann, funktionierte er diesmal.
Der erste Eindruck
Der zweite Füller, den ich bekam, war in einer deutlich anderen Schatulle untergebracht als der erste, offenbar hat Delta das mal verändert. Herr Blankenhorn schrieb nämlich, der zweite Füller sei aus einer anderen Lieferung. Die neue Schatulle enthielt kein Tintenfass, hatte aber ein anderes Highlight: Der Verschluss ist eine Plexiglasscheibe, die mit zwei schweren Metallschrauben befestigt wird. Ein echter Hingucker, den ich aber einfach wegen des Platzes im Gepäck nicht mit nach Norwegen genommen habe, so dass ich hier auch keine Photos zeigen kann. Dem Füller lag außerdem ein orangefarbenes Lederetui für einen Stift bei, das aber für meine Begriffe ein bisschen zu klein für den Delta ist, in das aber ein Pelikan M200 oder ein Aurora Optima hervorragend hineinpassen.
Die Größenbezeichnung "Medium" (die Delta für die Kolbenvariante nicht mehr verwendet, die aber für die Patronenversion nach wie vor benutzt wird) mag einem für einen Boliden wie diesen vielleicht nicht unbedingt passend erscheinen. Der Delta ist zwar ca. einen halben Zentimeter kürzer als ein Pelikan M1000, aber er schlägt den Hannoveraner definitiv in der Dicke. Die schwarze Schraubkappe, die mit Clip und zwei Zierringen in Metalloptik versehen ist (der breitere der beiden Zierringe trägt eine Punzierung und ist aus Sterlingsilber), wirkt ein wenig klobig, was aber zum massiven Eindruck, den der Füller macht, gut passt. Sie trägt einen Firmenschriftzug und eine Seriennummer. Der Clip der Kappe enthält ein kleines Rädchen, das das Kratzen des Clips über den Hemdsstoff vermeiden soll.
Der Schaft des Füllers ist aus dem berühmten orangen Delta-Material mit Perlmutt-Optik gefertigt. Eine Besonderheit dabei ist, dass der Schaft vom Ende der Kappe bis zum oberen Zierring ein wenig dicker wird. Dieser Zierring, ebenfalls in Metalloptik, schließt zu einer schwarzen Blindkappe ab.
Wenn man den Füller aufschraubt, hat man ein schwarzes Griffstück und eine respektabel große Feder mit einem herzförmigen Loch vor sich. Die Feder ist aus 14k Gold und platiniert.
Der Füller hat zwischen Griffstück und Schaft ein Tintensichtfenster, das gelblich transparent ist. Dabei ist zu erkennen, dass der eigentliche Tintenbehälter gemessen an der Dicke des Füllers recht dünn ist. Anders als bei den meisten Pelikanfüllern umfasst das Sichtfenster nicht die Hälfte des Tintenvolumens, sondern vielleicht ein gutes Drittel. Interessant ist, dass die aufgeschraubte Kappe das Fenster nicht komplett verdeckt.
Der Füller ist auffallend schwer.
Das Füllen
Meine Ausführung des Dolcevita Medium ist ein Kolbenfüller, dessen Drehknopf sich hinter einer Blindkappe befindet. Wenn man sie abschraubt (sowohl das Schraubgewinde an der Innenseite der Kappe als auch das am Schaft sind aus Metall), stößt man auf einen Metalldrehknopf, mit dem sich der Füller problemlos aus dem Fass füllen lässt. Ein sehr nettes Gimmick ist hier der Überdrehschutz. Wenn der Kolben seinen oberen Totpunkt erreicht hat, stößt man nicht etwa auf Widerstand, sondern die Mechanik greift einfach nicht mehr, was durch ein Knacken angezeigt wird. Das jagt einen im ersten Moment einen Schreck ein, aber dann empfindet man es eigentlich als gut durchdachte Technik.
Die große Feder dürfte beim Füllen aus manchen Tintenfässern ohne Resttintensammler etwas Probleme bereiten.
Die Verwendung
Gleich vorab: Der Dolcevita Medium ist nicht für kleine, zarte Hände. Er ist wegen der enthaltenen Metallmechanik ein wenig "hecklastig", für mich aber sehr gut handhabbar. Ungewohnt ist für mich die M-Feder. Mit Ausnahme des Aurora Optima sind alle meine bisherigen Füller des Luxussegmentes mit B-Federn ausgestattet. Dass ich mich hier für die feinere Feder entschieden habe, liegt daran, dass ich bei der Arbeit oft große Mengen Gleichungen durchrechnen muss. Das artet mit einer breiten Feder schnell in Geschmiere aus aber es ist klar, dass eine M-Feder nicht den satten Tintenfluss hat und nicht ganz so weich über das Papier gleitet wie eine B. Man hat eben das Gefühl, stärker die Rauigkeit des Papiers zu spüren, so sie denn vorhanden ist.
Freunde flexibler Federn werden mit diesem Stück wohl eher nicht glücklich, denn die Feder ist eher rigide. Ich würde sagen nicht ganz so rigide wie die meines Aurora Optima aber trotzdem deutlich. Grundsätzlich kann ich damit allerdings gut schreiben. Obwohl ein Füller mit M-Feder natürlich einen geringeren Tintenverbrauch hat als einer mit B-Feder, musste ich schon einige Male nachtanken, aber ich habe ihn auch schon eine Menge benutzt.
Parallel zum Dolcevita hatte ich ich einen Pelikan M200 in Gebrauch, den ich z.B. für Anmerkungen und Markierungen verwendet habe. Jedes Mal, wenn ich länger mit dem Italiener geschrieben hatte, kam mir der Pelikan dann winzig klein und dünn vor.
Der Tintenfluss hängt für meine Begriffe recht stark von der Tagesform ab. Frisch gefüllt ist er sehr stark, um sich dann etwas abzuschwächen. Anschreibprobleme oder Aussetzer hatte ich bislang aber nie. Der Pelikan M1000 scheint mir aber etwas stärker zu fließen und er vermittelt auch ein insgesamt weicheres Schreibgefühl.
Der Gesamteindruck
Ein tolles Schreibgerät, keine Frage. Ich freue mich sehr an ihm. Gerade die Größe und die Dicke mache ihn für mich zu einem sehr angenehm handhabbaren Füller, den ich Leuten mit großen Händen sehr empfehlen kann. Die Farbe und wenn man ins Detail geht auch die Form dürften für einen allzu puristischen Benutzer vielleicht gewöhnungsbedürftig sein, aber irgendwie ist er doch sehr schön. Es gibt den "Stantuffo" übrigens auch in einer rein orangen Variante, die dann "ORO" heißt. Aber mir gefällt gerade der Kontrakst zwischen dem Schwarz von Kappe, Griffstück und Blindkappe und dem Orange des Schafts sehr gut.
Delta "Stantuffo" (bzw. Medium Kolben) - Erfahrungen
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Re: Delta "Stantuffo" (bzw. Medium Kolben) - Erfahrungen
Worauf bezieht sich der Smiley?
Re: Delta "Stantuffo" (bzw. Medium Kolben) - Erfahrungen
Vielen Dank für den Bericht.
Ich habe auch seit kurzem einen Delta Dolcevita Stantuffo in der Oro Ausführung, also komplett in orange. Ausgestattet ist er mit einer 18K B-Feder (Vorsicht: Gibt es auch mit einer Fusion-Feder, ist dann aber etwas günstiger). Gekauft habe ich den Füller neu bei ebay für knapp unter 200 Euro.
Das Positive: Der Füller ist sehr schön und liegt gut in der Hand. Habe ihn mit der MB White Forest Tinte gefüllt und einige Weihnachtskarten geschrieben. Die Feder schreibt sich hervorragend. Herrlich weich und ohne die geringste Spur von Aussetzern. Insgesamt ist die Feder recht nass.
Das Negative:
Der Füller ist leider in der Verbindung zwischen Gewinde und Sichtfenster nicht dicht. Es tritt dort Tinte aus und das nichtmal zu knapp. Das ist für mich natürlich ärgerlich. Ich werde mich nun mit dem italienischen Händler in Verbindung setzen und um Nachbesserung oder Tausch bitten. Wobei ich die Feder eigentlich gerne behalten würde.
Ich habe auch seit kurzem einen Delta Dolcevita Stantuffo in der Oro Ausführung, also komplett in orange. Ausgestattet ist er mit einer 18K B-Feder (Vorsicht: Gibt es auch mit einer Fusion-Feder, ist dann aber etwas günstiger). Gekauft habe ich den Füller neu bei ebay für knapp unter 200 Euro.
Das Positive: Der Füller ist sehr schön und liegt gut in der Hand. Habe ihn mit der MB White Forest Tinte gefüllt und einige Weihnachtskarten geschrieben. Die Feder schreibt sich hervorragend. Herrlich weich und ohne die geringste Spur von Aussetzern. Insgesamt ist die Feder recht nass.
Das Negative:
Der Füller ist leider in der Verbindung zwischen Gewinde und Sichtfenster nicht dicht. Es tritt dort Tinte aus und das nichtmal zu knapp. Das ist für mich natürlich ärgerlich. Ich werde mich nun mit dem italienischen Händler in Verbindung setzen und um Nachbesserung oder Tausch bitten. Wobei ich die Feder eigentlich gerne behalten würde.