Cayman Tintensack Mechanik

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Lithographreak
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Cayman Tintensack Mechanik

Beitrag von Lithographreak »

Hallo,

ich hatte schon in 2 Beiträgen den Cayman gezeigt und nach Ersatzteilbezügen gefragt. Für den Tintensack ist das kein Thema, allerdings ist beim öffnen und säubern außer den zerbröselten Resten des Gummis noch folgendes mit aus dem Griffstk gekommen :
Cayman_7.jpg
Cayman_7.jpg (319.67 KiB) 395 mal betrachtet
Cayman_6.jpg
Cayman_6.jpg (406.46 KiB) 395 mal betrachtet
Das ist der Knopf und ein kläglicher Rest des Metallbügels. Ich habe hier leider keinen Plan wie dieser ausgesehen haben könnte bzw. welchen ich als Ersatz ordern müsste. Ggf. hat jemand eine Zeichnung oder eine Prinzipskizze von der Sache ?

Gruß, Alex
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Re: Cayman Tintensack Mechanik

Beitrag von Nitschewo »

Hallo Alex, auch die Druckstange ("Pressure Bar") bekommst du bei den Pendragons: https://vintagepensacsandparts.com/en-d ... rted-sizes

Es gibt sie in verschiedenen Längen, die die Bandbreite von Druckknopffüllern gut abdecken.
Viele Grüße

Bianka

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Re: Cayman Tintensack Mechanik

Beitrag von Lithographreak »

Hallo Bianka

Mein Problem ist jetzt, daß ich keine Ahnung habe welche Druckstange ich nehmen sollte. Da war ja nur noch ein Rest drin im Griffstück. Die haben ja sehr viele im Angebot. Daher diecFrage nach einer Zeichnung oder Prinzipsskizze damit man es ggf. herleiten könnte. Das ist mein erster Tintensack-füller und dann gleich Reparaturbedürftig. Wonach würde sich die Länge der Druckstange bemessen ?

Gruß, Alex
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mondindianer
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Re: Cayman Tintensack Mechanik

Beitrag von mondindianer »

Lithographreak hat geschrieben:
30.05.2025 23:25
Hallo Bianka

Mein Problem ist jetzt, daß ich keine Ahnung habe welche Druckstange ich nehmen sollte. Da war ja nur noch ein Rest drin im Griffstück. Die haben ja sehr viele im Angebot. Daher diecFrage nach einer Zeichnung oder Prinzipsskizze damit man es ggf. herleiten könnte. Das ist mein erster Tintensack-füller und dann gleich Reparaturbedürftig. Wonach würde sich die Länge der Druckstange bemessen ?

Gruß, Alex
Puh, das wird 'was Größeres für einen Newbie! Für die Länge der Druckstange (j-type pressure bar) gibt es hier bei Pendragons einen ersten Ansatz - möglicherweise muss du den dann noch angepassen (kürzen).
Du brauchst also: einen passenden Tintensack, einen passenden J-bar, Schellack-Kleber und etwas Talkum-Puder. Ach ja, und eine verständliche Anleitung für die verschiedenen Schritte. Kein Hexenwerk, wenn du steile Lernkurven nehmen kannst :)
Viele Grüße
Fritz
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Re: Cayman Tintensack Mechanik

Beitrag von Nitschewo »

Die Druckstange muss in etwa so lang sein wie der Schaft:

Bild

Ich habe gerade zwei Merlins bekommen, die neue Tintensäcke benötigen, und ich hoffe, ich schaffe das im Laufe des Tages (nicht weil es sehr aufwendig wäre, sondern weil noch andere Arbeiten warten, die mir wesentlich unsympathischer sind :mrgreen: ). Ich würde die einzelnen Schritte fotografieren und posten, inkl. Werkzeug und Zubehör.

Das ist vielleicht am einfachsten so? :)
Viele Grüße

Bianka

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Re: Cayman Tintensack Mechanik

Beitrag von Nitschewo »

mondindianer hat geschrieben:
30.05.2025 23:41
Du brauchst also: einen passenden Tintensack, einen passenden J-bar, Schellack-Kleber und etwas Talkum-Puder. Ach ja, und eine verständliche Anleitung für die verschiedenen Schritte. Kein Hexenwerk, wenn du steile Lernkurven nehmen kannst :)
Was mir gerade auffällt: Keine J-Bar. Die werden beim Hebelfüller verbaut, der Druckknopffüller braucht die gerade Variante ("Pressure Bar"). ;)
Viele Grüße

Bianka

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Re: Cayman Tintensack Mechanik

Beitrag von mondindianer »

Nitschewo hat geschrieben:
31.05.2025 7:17
mondindianer hat geschrieben:
30.05.2025 23:41
Du brauchst also: einen passenden Tintensack, einen passenden J-bar, Schellack-Kleber und etwas Talkum-Puder. Ach ja, und eine verständliche Anleitung für die verschiedenen Schritte. Kein Hexenwerk, wenn du steile Lernkurven nehmen kannst :)
Was mir gerade auffällt: Keine J-Bar. Die werden beim Hebelfüller verbaut, der Druckknopffüller braucht die gerade Variante ("Pressure Bar"). ;)
Du hast Recht - ich habe zwei Baustellen vermischt :( - eine gerade Druckstange muss es sein.
Viele Grüße
Fritz
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Re: Cayman Tintensack Mechanik

Beitrag von Lithographreak »

Erstmal zwischendurch : Vielen lieben dank für euren Support bei bei dem Thema. Das hilft echt ungemein weiter. Ich hatte wirklich vorher keine Vorstellung davon wie das ganze eigentlich aussehen und funktionieren sollte. Der zerlegte Füller von Bianka zeigt mir auf jeden Fall schon einmal welche Teile insgesamt dazu gehören. Ein paar Bilder von der Reparatur würden sicher die Erfahrung vertiefen. Vielen Dank dafür schonmal im vorraus :) .

LG, Alex
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Re: Cayman Tintensack Mechanik

Beitrag von Nitschewo »

Ich fange dann mal an mit meiner Reparatur-Doku …

Schritt 1: Griffstück demontieren, reinige und vermessen. Zunächst den Füller ein paar Stunden bis Tage wässern. Dann das Griffstück mit einem Föhn oder einer Heißluftpistole vorsichtig erwärmen. In der Regel sind die Griffstücke mit Schellack eingeklebt, der sich durch die Wärme löst. Mit einer gummierten Zange das Griffstück abschrauben (ggf. etwas alten Fahrradschlauch um die Backen einer Kombizange wickeln).

Bild

Meist ist der alte Tintensack verhärtet und mit Schellack auf den Kragen des Griffstücks geklebt und bricht einfach ab. Der verklebte Rest bleibt am Kragen haften und muss entfernt werden. Ich verwende dazu Zahnarzt-Haken und ein Skalpell, mit denen ich die Reste abkratze/-schabe. Nach Entfernung der Reste sieht man, dass der Kragen (Markierung) schmaler ist als der Teil des Griffstücks, der in den Schaft greift; hier ist es ein Gewinde, meist ist dieser Teil des Griffstücks aber glatt und wird in den Schaft geklebt und nicht geschraubt.

Bild

Tintenleiter und Feder sind für gewöhnlich gesteckt und werden vorsichtig ausgeschlagen. Einen Ausschlagblock kann man auch improvisieren, indem man Löcher verschiedener Stärke in ein Brett bohrt. Statt des Rundstahls kann man ein Rundholz, einen Durchtreiber oder Ähnliches verwenden.

Bild

Tintenleiter, Griffstück und Feder reinigen. Dann wird der Kragen des Griffstücks vermessen, hier 5,94 mm.

Bild

Nach der Größentabelle der Pendragons benötige ich also einen Tintensack der Größe 15.

Bild

Teil 2 folgt.
Viele Grüße

Bianka

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Re: Cayman Tintensack Mechanik

Beitrag von Nitschewo »

Teil 2: Tintensack einkleben

Griffstück und Schaft so platzieren, wie sie im zusammen gebauten Zustand ineinander greifen würden. Den Tintensack so positionieren, dass er von der Länge her in den Schaft passt. An der Stelle kürzen, an der er auf den Kragen geklebt wird (der Zahnstocher markiert diese Stelle).

Bild

Den gekürzten Tintensack auf eine Pinzette oder Ähnliches setzen. Den Kragen des Griffstücks dünn mit Schellack einpinseln und den Tintensack vorsichtig auf den Kragen ziehen.

Bild

Bild

Anschließend den Tintensack mit etwas Talkum einreiben. Dies dient dazu, dass er nicht so schnell mit Schaft oder Druckstange verklebt.

Bild

Nun sitzt der Tintensack und ich kann mein Griffstück wieder in den Schaft schrauben. Bei einem Griffstück ohne Gewinde muss dieses ebenfalls mit Schellack eingeklebt werden.

Teil 3 folgt.
Viele Grüße

Bianka

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Re: Cayman Tintensack Mechanik

Beitrag von Nitschewo »

Teil 3: Druckstange einsetzen

Die Druckstange hat, wenn man Glück hat, nur ein wenig Flugrost, den man mit Micromesh oder einem anderen feinen Schleifmittel entfernen kann.

Bild

Nun wird die Druckstange vorsichtig von hinten in den Schaft eingefädelt. Vorsicht, dass der Tintensack nicht geknautscht oder beschädigt wird. Die Druckplatte zeigt dabei zum Tintensack, da sie der Teil der Druckstange ist, der den Druck auf den Tintensack ausübt.

Bild

Ist die Druckstange korrekt platziert, schaut nur noch das leicht gebogene Ende heraus, auf das der Druckknopf greift.

Bild

Zum Schluss wird der Druckknopf vorsichtig mit einer Spitzzange, die die einzelnen Lamellen etwas zusammendrückt, wieder in das Ende des Schafts bugsiert. Das erfordert etwas Fingerspitzengefühl.

Bild

Wenn alles richtig montiert ist, spürt man beim Druck auf den Knopf nun, wie die Druckstange federt und der Tintensack zusammen gepresst wird. Mit dem Aufziehen von Tinte muss man jedoch noch etwas warten, denn der Schellack sollte etwa 24 Stunden trocknen.

Ich hoffe, das hilft ein bisschen. :)
Viele Grüße

Bianka

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Re: Cayman Tintensack Mechanik

Beitrag von Lithographreak »

Hallo Bianka

Wow das ist ja sehr ausführlich. Denke damit werd ich es wohl hinbekommen. Demontiert ist der Füller ja schon komplett. Reinigen steht noch aus. Der Schellack vom Tintensack sollte dann wohl leichter und restloser abgehen wenn man ihn vorher erwärmt ? Der Knopf vom Cayman ist nicht aus Metall sondern Plastik, da befürchte ich mit der Spitzzange beim zusammendrücken einen Bruch. Vielleicht sollte ich das vorher auch erst erwärmen. Ich dachte zuerst das erst der Knopf, dann die Druckstange und dann der Tintensack eingeschoben werden, alles Federseitig aus. Aber so machen die Schlitze im Knopf auch mehr Sinn.
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Re: Cayman Tintensack Mechanik

Beitrag von mondindianer »

Nitschewo hat geschrieben:
31.05.2025 16:25
Ich fange dann mal an mit meiner Reparatur-Doku …

Schritt 1: [...]

Teil 2 folgt.
Das ist doch mal eine klare und gut bebilderte Anleitung! Ein guter Ausgangspunkt für Anfänger, auch wenn hier der eine oder die andere das im Detail etwas anders machen wird.

Könnte man die nicht in das Reparatur-Archiv verschieben, damit sie leichter auffindbar ist?
Viele Grüße
Fritz
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Re: Cayman Tintensack Mechanik

Beitrag von Lithographreak »

Bei der Vorbereitung / Säuberung der Einzelteile für die Neumontage hat sich gerade ein kleines Problem aufgetan. Der alte Tintensack ist zum Teil an der Innenseite des Tintenbehälters angeklebt und ausgehärtet. Leider gefühlt hart wie Beton und irgenwie nicht abzubekommen. Hat jemand von den erfahrenen Restaurateuren einen Tip wie ich die Reste dort herausbekomme ohne den Tintenbehälter zu gefährden ?

Gruß, Alex
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Re: Cayman Tintensack Mechanik

Beitrag von Nitschewo »

Wie beim Kragen benutze ich Zahnarzt-Besteck, wenn ein Tintensack im Schaft klebt. Gegebenfalls tut es auch ein sehr kleiner Schlitzschraubendreher. Oder ein spatelförmiges Gerät zur Nagelpflege (keine Ahnung, wie diese Geräte heißen). Jedenfalls alles, was man zum Kratzen und Schaben nutzen kann.

Vorheriges Erwärmen kann auch hier helfen.
Viele Grüße

Bianka

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