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MiLo
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Beitrag von MiLo »

Hallo Herr Hübener!
Axel Hübener hat geschrieben:
MiLo hat geschrieben: Die (im Durchschnitt!) vergleichweise mageren Umsatzrenditen im deutschen Einzelhandel sind ausreichend in der Wirtschaftspresse dokumentiert; zur Kenntnisnahme benötigt man also keinen Gewerbeschein als Facheinzelhändler.

Wenn man davon ausgeht, dass alle diese Dokumentationen auch richtig interpretieren können, sicherlich nicht. Aber selbst die Redakteure der Wirtschaftsmedien verstehen manchmal nicht, worüber sie schreiben.
Mag sein, aber die Umsatzrenditen sind oft genug korrekt wiedergegeben worden.
Axel Hübener hat geschrieben:
Gleichwohl können Sie auch nicht bestreiten, dass gerade die Margen bei "Luxusgütern" (wie edlen Schreibgeräten) überdurchschnittlich hoch sind. Dass der Verkauf hochwertiger Schreibgeräte von anderen Sortimentsteilen quersubventioniert wird, wäre mir absolut neu. Die Bilanzen, die ich bisher von Einzelhändlern gesehen habe, deuten jedenfalls nicht darauf hin.

Oh doch, gerade dies bestreite ich! Die Margen bei "Luxusgütern" sind meistens sogar noch geringer als bei den "Normalgütern", von Renditen ganz zu schweigen - aber dies liesst man nicht in Bilanzen, sondern nur in betriebsinternen Warenwirtschaftssystemen. Selbst wenn die Margen gleich wären, kommt bei den "Luxusgütern" die geringere Umschlagshäufigkeit hinzu, welches ein Return of Investment in weite Ferne schiebt. Diese beiden Faktoren, Margen und Rendite, dürfen nicht verwechselt werden!
Gehen Sie bitte davon aus, dass ich über die Unterschiede zwischen Marge und Rendite durchaus im Bilde bin - und auch konkrete Zahlen aus Warenwirtschaftssystemen kenne.

Das Argument mit der Umschlagshäufigkeit hängt sehr von der Positionierung bzw. vom Sortiment des Einzelhändlers ab. Allerdings will ich gerne zugeben, dass "Kleinvieh auch Mist macht".

Im Übrigen meinen Sie mit "Return of Investment in weite Ferne schieben" vermutlich, dass sich die Amortisation einer Investition in weite Ferne verschiebt. Die Kennzahl "Return ON Investment" ist eine periodenbezogene Kennzahl, die den (erwarteten) Mehrwert (alternativ: die in einer bestimmten Periode zurückfließenden Mittel) einer Investition ins Verhältnis zu den Investitionskosten setzt; sie kann sich also nicht zeitlich verschieben, weil sie auf einen bestimmten Zeitraum bezogen ist.
Axel Hübener hat geschrieben:
... Und weil sich der eine oder andere mit seinem Sortiment vergaloppiert hat oder eine längst fällige Sortimentsanpassung seit Jahren oder gar Jahrzehnten verschlafen hat; oder weil mal wieder eine Nachfolgefrage ungelöst geblieben ist...

Stimmt natürlich auch! Aber wenn ich das geschrieben hätte, wäre der erste Teil untergegangen.
Durch das Weglassen ist nun die Eigenverantwortung des Handels untergegangen...
Axel Hübener hat geschrieben:
Und wirkliche Individualprodukte werden noch teurer.
Diesen Zusammenhang hätte ich gerne (empirisch oder anhand von Beispielen] belegt.
Ein Beispiel habe ich mit der Federbreitenauswahl gebracht.
Sind Sie wirklich sicher, dass die Einschränkung der Federbreitenauswahl auf Preiserhöhungen basiert? Ich glaube eher, dass der Durchschnittskonsument heutzutage keine besonderen Federbreiten mehr haben möchte. Die meisten Kunden der Massenhersteller nehmen - angesichts mangelnder Kenntnis der Feinheiten und Unterschiede - ohnehin die Breite M, weil sie ihr Schreibgerät bestenfalls noch zum Unterschreiben verwenden. Warum sollten Massenhersteller dann noch Federnbreiten anbieten, die die breite Masse sowieso nicht interessiert? Und Kenner oder Sammler finden problemlos "exotischere" Angebote abseits der ausgetretenen Pfade. Oder warum sind gerade in den letzten zwanzig Jahren Neugründungen im Luxussegment zu verzeichnen, die auch eine besondere Sortenvielfalt (nicht nur im Federnbereich!) bieten (siehe z.B. Visconti und Stipula)? Solche Firmen bedienen eine höchst lukrative Nische und nicht die uniforme Masse. Diese unterschiedlichen Fokussierungen sind - aus meiner Sicht - durchaus zu begrüßen.
Axel Hübener hat geschrieben:
Meine Beobachtung ist gerade im Luxusgüterbereich eine völlig andere. So haben die Luxusuhrenhersteller mit jedem neuen Verkaufsrekord kräftig die Preise erhöht. Und die Konzernbilanzen von Richemont und LVMH und anderen sind blitzsauber. Die Händler haben die höheren Preise einfach an die Kunden weitergereicht.
Was hat eine Weitergabe von Preiserhöhungen von Herstellern mit Margen und Renditen eines Händlers zu tun? Die Konzerne haben sicherlich mehr Möglichkeiten, eine positive Bilanz vorzulegen, aber dies sagt doch nun wirklich nichts über die Situation der Händler aus; dort sind die Margen gleich gebleiben und die Renditen wegen gestiegener Kosten gesunken.
Wäre der Marktdruck so hoch, wie Sie suggerieren, dann wären die Preiserhöhungen weit moderater ausgefallen, weil Sie die Preiserhöhungen nicht im Markt hätten unterbringen können. Sie geben ja selbst zu, dass die Margen gleichgeblieben sind. Das sollten Sie mal mit anderen Branchen vergleichen...

Im Übrigen leben die Hersteller mit den gleichen Marktgesetzen wie die Händler. Der Handel übernimmt - grob gesprochen - lediglich die Distribution. Und positive Bilanzen lassen sich auf der Herstellerseite nicht erzeugen, ohne dass der Handel die Produkte erfolgreich absetzt. Woher soll denn der Erfolg des Hersteller kommen, wenn nicht vom Markt? Für alle, die anderer Meinung sind, empfehle ich, den Fall General Motors zu studieren.
Axel Hübener hat geschrieben:
Unser Wirtschaftssystem fußt ganz elementar auf den Grundsätzen der individuellen Freiheit. Hierzu zählt ganz besonders auch die Gewerbefreiheit, von der auch Sie profitieren. Aber auch die Freiheit des Eizelnen, sich selbst der Nächste zu sein. Dies ist übrigens keine neue "Erfindung" unserer Gegenwart. Das wohlstandsstiftende Prinzip des Eigennutzes wurde bereits vom Urvater der Nationalökonomie, von Adam Smith, im Jahre 1776 in "The Wealth of Nations" aufgezeigt. Demnach backt ein Bäcker das Brot und schlachtet der Metzger ein Schwein nicht, um anderen einen Gefallen zu tun. Sie tun es aus eigenem Antrieb, aus Eigennutz (um Einkommen zu erzielen); und indem sie dies tun, vermehren Sie zugleich den Wohlstand der Gemeinschaft, die mit den notwendigen Gütern versorgt wird. Bis heute ist dieser Grundsatz fester und zugleich unverzichtbarer Bestandteil unser Wirtschaftsordnung.
Diesem habe ich auch nie widersprochen! Ich habe nur versucht darzustellen, dass man sich - bei aller "Freiheit des Einzelnen, sich selbst der Nächste zu sein" - über die Langzeitfolgen im Klaren sein sollte.
Wie soll so etwas denn aussehen? Dass wir nun alle wieder fleißig Schreibmaschinen kaufen, damit uns der Schreibmaschinenhändler und der Schreibmaschinenhersteller erhalten bleiben? Noch einmal: Der Wandel gehört mit zu unserem Wirtschaftssystem. Präferenzen ändern sich, und damit Angebot und Nachfrage. Das ist nicht weiter schlimm.

Wenn die Leute dank des Internets heute "flexibler" und "globaler" einkaufen können, dann ist es durchaus in Ordnung, dieses Angebot zu nutzen. Ich kann dies umso mehr verstehen, als ich mich wundere, dass sich Deutschland noch immer ein Ladenschlussgesetz aus der Nazizeit leistet. In England kann ich mein Geld auch am Sonntag loswerden - wenn ich dies möchte, was oft genug vorkommt. Und bisher konnte ich nicht erkennen, dass deshalb dort die Welt (oder der Facheinzelhandel) untergegangen wäre. Ganz im Gegenteil: Die Konsumnachfrage ist in England deutlich stärker als in Deutschland, die Arbeitslosenquote liegt bei beneidenswerten 4% und das Wirtschaftswachstum (bisher) bei einem Mehrfachen des deutschen... Die Vorteile des Marktes werden dort weitaus besser genutzt als in Deutschland...
Axel Hübener hat geschrieben:
Zu unserem Marktgeschehen gehört auch, dass es das autonome Recht jedes Anbieters ist, Waren nicht mehr anzubieten. Damit muss halt dann der Kunde leben. Der eine oder andere Kunde mag dies beklagen, aber so ist der Lauf der Dinge.
Genau darauf habe ich hinweisen wollen.
Nur mit dem Zusatz, dass Sie für das Sterben des Facheinzelhandels das angeblich so "verwerfliche" Verhalten der Konsumenten verantwortlich machen. Genauso gut könnte ich den "sterbenden" Händlern vorwerfen, die Änderung der Kundenbedürfnisse verschlafen zu haben und so die Versorgung der Konsumenten leichtfertig aufs Spiel zu setzen...

Offensichtlich müssen alle ihre Hausaufgaben machen...
Axel Hübener hat geschrieben:
Glauben Sie tatsächlich, dass die Werbekampagne eines bekannten Elektroeinzelhändlers ganze Heerscharen von Konsumenten zu willfährigen, quasi ferngesteuerten Schnäppchenjagd-Verliebten machen kann, die nach dem Motto "Hauptsache billig" entscheiden?
Ja, der Meinung bin ich tatsächlich, dass sich viele Menschen von dieser (und anderen) Kampagne(n) beeinflussen lassen.
Bei allem Respekt, aber die Konzentration im Einzelhandel und das Ausdünnen des Facheinzelhandels ist weitaus älter als die Werbekampagne des bekannten Elektroeinzelhändlers. Zudem muss man sich einer solchen Strategie nicht anschließen; wenn man sich geschickt von der Billigpreisstrategie differenziert, kann man ebenfalls erfolgreich sein; siehe P&C im Kleidungsbereich.

Und wie so oft lohnt sich wieder ein Blick über den Tellerrand nach Großbritannien: Dort gibt es im Lebensmitteleinzelhandel z.B. Tesco, Asda und Lidl/Aldi auf der einen Seite und Waitrose und M&S auf der anderen. Erstere fahren eine Billigpreisstrategie, die anderen beiden arbeiten eher mit einem "Snob"-Faktor. Offensichtlich mit Erfolg: Die Sekretärin meiner Frau weigert sich, zu Aldi zu gehen, weil die so ein Billig-Image hätten und sie sich nicht mit einer Aldi-Tüte sehen lassen will. Sie kauft bei M&S. Übrigens auch am Sonntag, aber lassen wir das lieber...
Axel Hübener hat geschrieben:
Seit etlichen Jahren wird in Fachkreisen bereits das Phänomen des "Smartshoppers" diskutiert, der selektiv handelt, also sowohl auf Schnäppchenjagd geht als auch Luxusgüter nachfragt. Aber statt sich auf diese Konsumenten auszurichten, erstarrt die Branche lieber im Selbstmitleid, verharrt in Lethargie und beklagt das ach so ungehörige Verbraucherverhalten. Dabei heizt der Einzelhandel mit seinen Harakiri-Preisschlachtaktionen selbt das angeblich so schädliche Geiz-ist-geil-Verhalten an. Offensichtlich haben es deutsche Einzelhändler noch nicht wie ihre europäischen Nachbarn verstanden, den Verkauf von Waren attraktiver zu gestalten oder gar zu einem Erlebnis zu machen. Offensichtlich macht es vielen Deutschen mehr Spaß, mit dem Billigflieger zum "Shopping" nach Paris, London oder Mailand zu fliegen, statt in der immer wieder beklagten und oft auch tatsächlich vorzufindenen Dienstleistungswüste Deutschland den Einkauf vergällt zu bekommen. Dass hieran der deutsche Einzelhandel nicht unschuldig ist, das mag jeder erkennen, der schon einmal von dem oftmals äußerst höflichen und gut geschulten Personal im Facheinzelhandel des Auslands bedient wurde. Dort ist es nicht unfein, Diener des Kunden zu sein. Dort ist es auch selbstverständlich, dass der Verkäufer eines Montblanc-Schreibgerätes nicht wie die "Fachabteilungs-Repräsentantin" eines Karstadt-Hauses einen Kleidungsstil pflegt, den ich selbst nicht einmal dem Postboten bei der Entgegennahme eines Paketes an der Haustür zumuten würde. Erst recht würde dort niemand erwarten, dass der Kunde bei seinem Einkaufsvergnügen adretter gekleidet sein muss als der Repräsentant des Hauses, das ihm die Waren andienen möchte. Aber ich will dies hier nicht fortsetzen. Ich könnte noch stundenlang von Erlebnissen in der deutschen Konsumwelt und ihren Pendants im europäischen Ausland berichten...
Nun haben Sie, Milo, sich ja auch ganz schön in Rage geschrieben. Aber im Ausland ist auch nicht alles eitel Sonnenschein und in Deutschland nicht alles miess und schlecht. Es gibt hier wie dort positive und negative Ausnahmen. Natürlich ist es nicht "unfein", Diener des Kunden zu sein - aber der Stellenwert, das Ansehen eines Verkäufers ist z.B. in den USA auch sehr viel höher als bei uns. An dieser Entwicklung müssen wir hier in Deutschland noch viel arbeiten!!!
Am Stellenwert des Verkäufers kann in erster Linie der Verkäufer etwas verändern, wenn er beispielsweise lernt, als BMW-Verkäufer unvoreingenommen auf Jeans-Träger zuzugehen - in der Annahme, dass auch ein Jeans-Träger unter Umständen gerne BMW fahren möchte - und dazu über das nötige Kleingeld verfügt. Oder indem er sachkompetent antwortet, statt auf einen Ständer mit Prospekten zu verweisen.
Oder indem ein Verkäufer nicht am Samstagnachmittag 30 Minuten vor Geschäftsschluss - den nahen Feierabend vor Augen - mit dem Staubsauger durch die Herrenanzugabteilung läuft und ob des Getöses den Kunden nicht mehr wahrnimmt. So etwas ist mir England noch nie, ich wiederhole: noch nie passiert!
Axel Hübener hat geschrieben: In neuen Industrien entstehen neue Arbeitsplätze - keine Frage. In nicht mehr wettbewerbsfähigen Industiezweigen gehen welche verloren - auch das ist richtig.
Mir ging es aber in meiner Antwort an Tenryu und Karthasis eher darum, ihnen bewusst zu machen, dass z.B. ein deutscher Arbeiter in einem deutschen Automobilwerk, der sich aus legitimen, "autonomen Entscheidungsgründen" ein asiatisches Auto kauft, sich nicht wundern darf, wenn sein Arbeitsplatz verlagert wird.
Und warum denkt ein Automobilhersteller nicht darüber nach, warum selbst die eigenen Angestellten kein Auto der jeweiligen Marke mehr haben möchten? Warum denkt VW nicht darüber nach, dass der Phaeton als ""Volkswagen=Volksauto" reichlich überflüssig ist, wenn man bereits einen A8 im eigenen Konzern produziert? Warum ist ein Golf heutzutage nicht mehr der Inbegriff der Zuverlässigkeit, sondern ein japanisches Auto, das oftmals nicht einmal billiger ist und von Arbeitern gebaut wird, die ähnlich hohe Löhne gezahlt bekommen? Warum sagt man inzwischen selbst Mercedes-Automobilen hinter vorgehaltener Hand nach, dass sie bereits im Prospekt rosten?

Nebenbei bemerkt: In Deutschland verabschiedet sich die Produktion (industrieller Betriebe) als betriebswirtschaftliche Disziplin so langsam aus der universitären Managementausbildung. So verfügt die Universität Frankfurt beispielsweise über sechs Finanzierungs- und Kapitalmarkt-Lehrstühle, aber über keinen waschechten Produktionslehrstuhl. Ähnliches gilt inzwischen leider auch für die Universität Münster: Dort richtet man jetzt den vierten Finanzierungslehrstuhl ein - als Ersatz für den bisher einzigen Produktionslehrstuhl. Unsere Manager werden über kurz oder lang keinen großen Bezug mehr zur Produktion (von Sachgütern oder Dienstleistungen) entwickeln. Eher werden sie sich an der Faszination mobiler Finanzmärkte orientieren und dieses Denken auch auf die Industrieproduktion übertragen. Das allerdings ist keine Marktanpassung, sondern schlichtweg ein hausgemachtes Ausbildungsdefizit, denn Deutschland ist als Produktionsstandort für komplexe Güter durchaus konkurrenzfähig. Problematisch ist in in Deutschand lediglich die Produktion einfacher Güter oder die Fertigung mit einfachen, leicht zu beherrschenden Verfahren. Hier werden wir auch in Zukunft immer mehr Arbeitsplätze in Richtung Osteuropa oder China verlieren, wenn wir nicht unsere Arbeitsmärkte flexibilisieren. Aber aus irgendeinem Grunde herrscht diesbezüglich in Deutschland ein Denkverbot: Es darf hier nicht sein, dass einfache Arbeiten, die Niedrigqualifizierte ausführen können, auch niedrig bezahlt werden; das Besitzstandsdenken nimmt Überhand! Und das Ergebnis können wir inzwischen anhand der Arbeitsmarktdaten eindrucksvoll bewundern: knapp fünf Millionen Arbeitslose, die meisten mit niedrigen Qualifikationen. Die Arbeitslosen bleiben bleiben zurück, wenn die zugehörigen Arbeitsplätze längst im Ausland sind. Und statt in Bildung zu investieren oder Forschung zu erleichtern, leisten wir uns ein forschungsfeindliches Klima und besorgniserregende Mittelkürzungen - trotz aller Bekundungen. Aber dies führt nun langsam zu weit...
Axel Hübener hat geschrieben: Oder - auf unser Hobby verweisend - ein Interessent und Internetkäufer für einen hochwertigen Füllfederhalter sich nicht wundern darf, dass es bald kein Angebot für diese Nischenprodukte mehr "vor Ort" gibt, wo er die Haptik, das Gewicht, die Ballance, die Schreibqualität, verschiedene Federstärken usw. ausprobieren kann, wenn alle wie er handeln würden.
Ganz ehrlich: Nach den Erfahrungen, die ich in letzter Zeit in so genannten Fachgeschäften gemacht habe, sofern diese überhaupt geöffnet waren (warum machen Geschäfte mit Hochpreisschreibgeräten eigentlich mit Vorliebe an einem Samstagnachmittag früher zu, nur um an einem Montagmorgen früh zu öffnen?), greife ich inzwischen auch gerne bei Internethändlern zu, die z.T. durchaus auch Zusatzleistungen wie "Versand zur Ansicht" anbieten. Oder ich kaufe direkt im Ausland, weil ich dort angenehmere Erfahrungen mit dem Verkaufspersonal gemacht habe.
Axel Hübener hat geschrieben: Nun, zugegeben, es gibt noch nicht viele "Kollegenfirmen", die auf Kundenfreundlichkeit, Service, qualifiziertes Personal, Erlebniskauf usw. wert legen und die sich den geänderten Anforderungen des Marktes angepasst haben. Das beklage ich wie viele Konsumenten auch! Aber ich will mir dies nicht nur leisten, sondern auch leisten können - und das auch noch zukünftig!
Mit Dörrbecker http://www.doerrbecker.de und Scription http://www.scription.de haben meine Frau, meine MitarbeiterInnen und ich Tradition mit Innovation erfolgreich verbunden. Noch macht uns der Umgang mit schönen, hochwertigen Schreibgeräten und dem entsprechenden Umfeld viel Spaß und Freude. Auch eines meiner privaten Hobbies, das Sammeln von historischen Montblanc Füllfederhaltern, macht mir Freude. Ebenso wie die Weitergabe von Fachwissen darüber im Forum http://community.fountainpen.de/compone ... Itemid,41/.
Aber letztendlich entscheidet die Wirtschaftlichkeit darüber, wohin z.B. die Entwicklung der Schreibgerätebranche geht - vielleicht stellt sich dann heraus, dass die "Smartshopper" dann doch nicht so smart sind.
Der Smartshopper ist per definitionem smart.:wink:
Und als Teilzeit-Hedonist frönt er dem Luxus - nur inzwischen vermehrt woanders als in Deutschland. Aber dieses Thema hatten wir ja bereits diskutiert...

Ebenfalls besten Gruß

MiLo
absia
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Beitrag von absia »

Ähm, Axel, Dirk, MiLo ...,

dürfte ich mit Verlaub die bescheidene Anfrage stellen, eure Diskussionsbeiträge - natürlich unter Tilgung aller Namen - als Unterrichtsmaterial zu verwenden? Ihr schreibt mir geradezu in den LK-Geographie-Unterricht hinein! Was doch so ein Füllerforum alles hergibt! Kaum zu glauben! Macht mal noch'n bisschen weiter bitte! Seeehr interessant das alles!

Schöne Grüße
Peter
Martin Lesny
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Beitrag von Martin Lesny »

Mein lieber MiLo,

sowohl Axel als auch ich kennen den englischen Einzelhandel auch aus persönlicher Berufserfahrung und ich möchte manche Ihrer Aussagen hier etwas relativieren.

[Ich kann dies umso mehr verstehen, als ich mich wundere, dass sich Deutschland noch immer ein Ladenschlussgesetz aus der Nazizeit leistet. In England kann ich mein Geld auch am Sonntag loswerden - wenn ich dies möchte, was oft genug vorkommt. Und bisher konnte ich nicht erkennen, dass deshalb dort die Welt (oder der Facheinzelhandel) untergegangen wäre. Ganz im Gegenteil: Die Konsumnachfrage ist in England deutlich stärker als in Deutschland, die Arbeitslosenquote liegt bei beneidenswerten 4% und das Wirtschaftswachstum (bisher) bei einem Mehrfachen des deutschen... Die Vorteile des Marktes werden dort weitaus besser genutzt als in Deutschland...

[/quote]

Das deutsche Ladenschlußgesetz ist inzwischen deutlich liberalisiert worden. Und auch in England gibt es ein Ladenschlußgesetz, das z.B. die Verkaufszeiten Sonntags auf max. 6 Stunden festlegt. Die Welt ist in England sicher nicht untergegangen, der Facheinzelhandel jedoch durchaus. Versuchen Sie doch mal außerhalb Londons ein Schreibwarenfachgeschäft zu finden oder auch in London solch profane Dinge wie Bleistiftminen in verschiedenen Härtegraden zu finden.
Übrigens hat die Verlängerung der Ladenöffnungszeiten zu einem Abbau von Arbeitsplätzen vom Handel geführt, da die Umsätze trotz verlängerten Öffnungszeiten real gesunken sind.

Sie fragten sich, warum machen Geschäfte mit Hochpreisschreibgeräten eigentlich mit Vorliebe an einem Samstagnachmittag früher zu, nur um an einem Montagmorgen früh zu öffnen?

Die einfache Antwort darauf ist, weil man am Montag morgen mit Hochpreisschreibgeräten mehr Umsatz macht, als am Samstag nachmittag (das ist z.B. bei mir so und ich habe Samstag nachmittags gleichfalls geöffnet). Die wirklichen Luxusboutiquen haben übrigens in den meisten Städten der Welt kürzere Öffnungszeiten als in Deutschland. Das liegt vor allem daran, weil das Verkaufspersonal dort besonders qualifiziert sein muß und nicht einfach durch Aushilfen ersetzt werden kann.


Dort gibt es im Lebensmitteleinzelhandel z.B. Tesco, Asda und Lidl/Aldi auf der einen Seite und Waitrose und M&S auf der anderen. Erstere fahren eine Billigpreisstrategie, die anderen beiden arbeiten eher mit einem "Snob"-Faktor. Offensichtlich mit Erfolg: Die Sekretärin meiner Frau weigert sich, zu Aldi zu gehen, weil die so ein Billig-Image hätten und sie sich nicht mit einer Aldi-Tüte sehen lassen will. Sie kauft bei M&S. Übrigens auch am Sonntag, aber lassen wir das lieber...
Der Erfolg Tescos ist ja doch gerade darauf zurückzuführen, daß sie sich von dem Billigimage komplett verabschiedet haben und mit der erfolgreichen Eigenmarke Tesco' Finest gerade auch M&S angreifen. Und "Marks and Sparks" glänzt längst nicht mehr so wie in vergangenen Jahren. Die reinen Lebensmittel-Discounter haben in England nur einen Bruchteil des Marktanteils, den sie in Deutschland haben. Der englische Verbraucher bezahlt für seine Lebensmittel mehr, genießt einen besseren Service (und mehr Personal im Supermarkt) und erlaubt dem Handel höhere Margen - dies führt zu mehr Beschäftigung , mehr Wachstum und mehr Wohlstand. Für mich bestätigt dieser Vergleich Axel Hübeners These, daß wir uns mit einer "Geiz ist Geil" Mentalität in die Krise hineinsparen.

Ihre Schelte für das gesamte deutsche Verkaufspersonal ist mir viel zu allgemein. Ich habe es auch in England erlebt, daß ich z.B. bei M&S erst 30 Minuten überhaupt nicht beachtet wurde und dann von einem vollkommen inkompetenten Verkäufer ratlos stehen gelassen wurde. Ich habe es dort auch schon erlebt, daß eine Supermarktverkäuferin nicht in der Lage war, eine einzige akzeptable Scheibe Parmaschinken abzuschneiden usw usf.

Gleichzeitig kann ich mir in meiner Heimatstadt meine Getränke in den Keller liefern lassen (da muß ich nicht mal zu Hause sein, die haben meinen Kellerschlüssel), ein Besuch bei meinem Weinhändler ist ein feuchtfröhliches Freizeitvergnügen, mein Computer und auch mein Hifi Händler bieten mir beste Beratung bei gleichzeitig guten Preisen - kurz und gut ich werde in den inhabergeführten Geschäften meiner Stadt gut und kompetent beraten und bedient.

Bei angestellten Verkaufspersonal würde ich - wenn man schon verallgemeinern muss - die deutschen Mitarbeiter als besser ausgebildet und fachlich fundierter, die englischen jedoch als freundlicher und offener bezeichnen. Wir haben Harrods übrigens mit kontinentaleuropäischen und deutschen Mitarbeitern beste Erfahrungen gemacht und Harrods rekrutiert im Modebereich gezielt die Absolventen deutscher Fachhochschulen.

Ihrem Klagelied auf den Niedergang der deutschen Industrie und unserer Ausbildung würde ich auch gern entgegensetzen, daß der industrielle Anteil am Bruttosozialprodukt innerhalb der westlichen Welt nur noch in Italien auf dem deutschen Niveau ist und daß die Ingenieursausbildung in deutschen Fachhochschulen weltweit auf allergrößte Anerkennung stößt (In Esslingen kann man übrigens inzwischen mit einem MBA abschließen).

Und um wieder zurück auf unsere eigentliche Passion zu kommen: Die deutsche Schreibgerätefertigung ist führend in der Welt - von einer "Pen Industry" kann in England keine Rede sein.

Natürlich ist die deutsche Wirtschaft malade, aber das liegt eben auch daran, daß wir Deutsche uns eher aufs Jammern und Wehklagen konzentrieren (und daß machen sie, Milo auf ihre Art und Weise genauso), als daß wir mit unserem Verbraucherverhalten dazu beitragen, daß unsere Innenstädte überleben, daß wir guten Service erhalten und daß lokale Arbeitsplätze erhalten und geschaffen werden. "Buy British" ist ein erfolgreicher Slogan , der ganz und gar nicht nationalistisch rübergebracht wurde. Als die ehemalige Verbraucherministerin Künast eine ähnliche Initiative zur Stützung deutscher Produkte vorgeschlagen hat, wurde sie von etlichen Vertretern ihrer Zunft als naiv belächelt. Und doch sollten wir uns als Füllhalterfreunde überlegen, ob nicht ein Montblanc, Pelikan, Lamy oder Cleo Skribent so manchem Italiener oder internationalem Produkt mit tatsächlicher Hersteller in China vorzuziehen ist (da spricht übrigens auch die Qualität dafür: wenn ich bei Montblanc die Rücklaufquoten meiner Italiener hätte, wäre bei mir Land unter!).

Der wirkliche Smartshopper kauft sein Gemüse auf dem Markt, hat nen Winzer als besten Freund, weiß woher sein Fleisch kommt und kann sich auf seine Fachgeschäfte verlassen. Damit spart er Zeit, Geld und lebt gesünder und zufriedener, als derjenige, der immer nur dem größtmöglichen Schnäppchen hinterherhechelt.

Mit vielen Grüßen

Martin Lesny










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Ich besitze in Esslingen am Neckar ein Fachgeschäft für hochwertige Schreibgeräte.
Auch wenn ich meine Kunden am liebsten in meinem Laden persönlich berate, bearbeite ich auch gerne telef. Anfragen (0711 5774436) oder e-mails.
Atlan
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Beitrag von Atlan »

absia hat geschrieben:Ähm, Axel, Dirk, MiLo ...,

Was doch so ein Füllerforum alles hergibt! Kaum zu glauben! Macht mal noch'n bisschen weiter bitte! Seeehr interessant das alles!

Schöne Grüße
Peter
Finde ich auch.....


Gruß, Atlan
MiLo
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Beitrag von MiLo »

Hallo Herr Lesny!
Martin Lesny hat geschrieben: [...]Und auch in England gibt es ein Ladenschlußgesetz, das z.B. die Verkaufszeiten Sonntags auf max. 6 Stunden festlegt.
In Deutschland: 0 Stunden. Mit Ausanahme von Sondergenehmigungen z.B. für Tankstellen oder Geschäfte an Flughäfen und Bahnhöfen. Vergleichen Sie doch mal die Geschäftigkeit und den Besucherzustrom in Hamburg, Berlin, Köln oder München an einem Sonntag mit dem auf der Regent Street oder der Oxford Street in London.
Martin Lesny hat geschrieben: Die Welt ist in England sicher nicht untergegangen, der Facheinzelhandel jedoch durchaus. Versuchen Sie doch mal außerhalb Londons ein Schreibwarenfachgeschäft zu finden oder auch in London solch profane Dinge wie Bleistiftminen in verschiedenen Härtegraden zu finden.
Das dürfte in Deutschland außerhalb der Ballungszentren sicherlich nicht einfacher sein.
Martin Lesny hat geschrieben: Übrigens hat die Verlängerung der Ladenöffnungszeiten zu einem Abbau von Arbeitsplätzen vom Handel geführt, da die Umsätze trotz verlängerten Öffnungszeiten real gesunken sind.
Sie benutzen hier ein Argument, das von den Einzelhandelsverbänden und Gewerkschaften immer wieder bemüht wird. Dabei ist das Hauptproblem des deutschen Ladenschlussgesetzes nicht die Gesamtdauer der Öffnungszeiten, sondern das Öffnungsverbot zu bestimmten Zeiten. Warum soll nicht jeder Kaufmann selbst am besten wissen und entscheiden, wann er sein Geschäft öffnen möchte? Warum muss ihm das staatlich verordnet werden? Bei einer Abschaffung des Ladenschlussgesetzes stünde es jedem frei, zu beliebigen Zeiten und so lange zu öffnen, wie es dem Händler (und dessen Kunden!) gefällt. Ich wünschte mir manchmal, für die Anschaffung langlebiger Güter stünde in Deutschland auch der Sonntag zur Verfügung. Aber nein, hier schreitet Vater Staat ein - und die Kirchen gleich im Gefolge...
Martin Lesny hat geschrieben: Sie fragten sich, warum machen Geschäfte mit Hochpreisschreibgeräten eigentlich mit Vorliebe an einem Samstagnachmittag früher zu, nur um an einem Montagmorgen früh zu öffnen?

Die einfache Antwort darauf ist, weil man am Montag morgen mit Hochpreisschreibgeräten mehr Umsatz macht, als am Samstag nachmittag (das ist z.B. bei mir so und ich habe Samstag nachmittags gleichfalls geöffnet).
Sehen Sie: Das ist Ihr gutes Recht. Genauso wie es mein gutes Recht ist, auf einen Einkauf bei solchen Geschäften zu verzichten, die genau dann geschlossen haben, wenn ich zum Einkauf Zeit hätte...
Martin Lesny hat geschrieben: Die wirklichen Luxusboutiquen haben übrigens in den meisten Städten der Welt kürzere Öffnungszeiten als in Deutschland. Das liegt vor allem daran, weil das Verkaufspersonal dort besonders qualifiziert sein muß und nicht einfach durch Aushilfen ersetzt werden kann.
Noch einmal: Es kommt nicht auf die Gesamtöffnungszeiten an, sondern auf die Verteilung der Öffnungszeiten. Aber hier wiederhole ich mich. Warum verbindet man auf der Handelsseite die FREIGABE von Öffnungszeiten immer gleich mit einer VERLÄNGERUNG der gesamten Ladenöffnungszeiten? Ich bin der Meinung, dass jeder dann öffnen können soll, wenn er dies tun möchte. So einfach ist das. Ganz ohne staatliche Bevormundung.
Martin Lesny hat geschrieben: Der Erfolg Tescos ist ja doch gerade darauf zurückzuführen, daß sie sich von dem Billigimage komplett verabschiedet haben und mit der erfolgreichen Eigenmarke Tesco' Finest gerade auch M&S angreifen. Und "Marks and Sparks" glänzt längst nicht mehr so wie in vergangenen Jahren.
Den Fall Tesco sehe ich anders.
Martin Lesny hat geschrieben: Die reinen Lebensmittel-Discounter haben in England nur einen Bruchteil des Marktanteils, den sie in Deutschland haben. Der englische Verbraucher bezahlt für seine Lebensmittel mehr, genießt einen besseren Service (und mehr Personal im Supermarkt) und erlaubt dem Handel höhere Margen - dies führt zu mehr Beschäftigung , mehr Wachstum und mehr Wohlstand. Für mich bestätigt dieser Vergleich Axel Hübeners These, daß wir uns mit einer "Geiz ist Geil" Mentalität in die Krise hineinsparen.
Sie tun gerade so, als ob sich die deutschen Kunden geradezu freiwillig aus der Nutzung von Dienstleistungen in eine reine Geiz-ist-geil-Mentalität hinein verabschiedet hätten. Ich sehe dies anders: Dem deutschen Handel fällt angesichts der zuweilen erbärmlichen Dienstleistungsmentalität nur noch der Preiskampf als adäquates Mittel im Kampf um Marktanteile ein. Gerade im Lebensmittel- und im Elektroeinzelhandel ist dies ein hausgemachtes Problem.
Martin Lesny hat geschrieben: Ihre Schelte für das gesamte deutsche Verkaufspersonal ist mir viel zu allgemein.
Hier haben Sie in einem gewissen Maße Recht, denn die Schilderungen sind zugegebenermaßen spitz formuliert. Wenn Sie sich aber die Historie der Diskussion ansehen, werden Sie auch nachlesen können, dass ich durchaus einräume, dass es (noch immer oder inzwischen wieder) Facheinzelhändler gibt, die sich stärker dem Kunden verbunden fühlen und entsprechenden Service anbieten.
Martin Lesny hat geschrieben: Ich habe es auch in England erlebt, daß ich z.B. bei M&S erst 30 Minuten überhaupt nicht beachtet wurde und dann von einem vollkommen inkompetenten Verkäufer ratlos stehen gelassen wurde. Ich habe es dort auch schon erlebt, daß eine Supermarktverkäuferin nicht in der Lage war, eine einzige akzeptable Scheibe Parmaschinken abzuschneiden usw usf.
Ähnliches habe ich auch schon erlebt, aber längst nicht in einer solchen Häufung wie in Deutschland. Aber bitte: Der Erfahrungshorizont mag hier unterschiedlich sein.
Martin Lesny hat geschrieben: Gleichzeitig kann ich mir in meiner Heimatstadt meine Getränke in den Keller liefern lassen (da muß ich nicht mal zu Hause sein, die haben meinen Kellerschlüssel), ein Besuch bei meinem Weinhändler ist ein feuchtfröhliches Freizeitvergnügen, mein Computer und auch mein Hifi Händler bieten mir beste Beratung bei gleichzeitig guten Preisen - kurz und gut ich werde in den inhabergeführten Geschäften meiner Stadt gut und kompetent beraten und bedient.
Sie sind ein beneidenswerter Mensch. Und das sage ich ohne Ironie.
Martin Lesny hat geschrieben: Bei angestellten Verkaufspersonal würde ich - wenn man schon verallgemeinern muss - die deutschen Mitarbeiter als besser ausgebildet und fachlich fundierter, die englischen jedoch als freundlicher und offener bezeichnen. Wir haben Harrods übrigens mit kontinentaleuropäischen und deutschen Mitarbeitern beste Erfahrungen gemacht und Harrods rekrutiert im Modebereich gezielt die Absolventen deutscher Fachhochschulen.
Ihre Aussage zur Qualifikation kann ich so nicht unterschreiben. Haben Sie einmal in Deutschland versucht, beim Kauf rahmengenähter Schuhe fachlich gut beraten zu werden? Und dann vergleichen Sie dies mal mit einem Einkauf in der Jermyn Street in London - oder in der Burlington Arcade. Lassen Sie sich von einem deutschen Schuh"fach"verkäufer doch einmal den Unterschied zwischen einer Goodyear- und einer Blake-Rapid-Verarbeitung erklären. Er wird nur hilflos mit den Achseln zucken. Ich wette, dass man bei Crockett&Jones, Church's, Tricker's oder Foster&Son's Ihnen freundlich und zuvorkommend die Vorzüge und Nachteile dieser beiden Verfahren erklären könnte. Aber bitte: Jeder macht seine eigenen Erfahrungen. Meine fallen in England (und auch in anderen Ländern) deutlich zugunsten des dortigen Verkaufspersonals aus.
Martin Lesny hat geschrieben: Ihrem Klagelied auf den Niedergang der deutschen Industrie und unserer Ausbildung würde ich auch gern entgegensetzen, daß der industrielle Anteil am Bruttosozialprodukt innerhalb der westlichen Welt nur noch in Italien auf dem deutschen Niveau ist und daß die Ingenieursausbildung in deutschen Fachhochschulen weltweit auf allergrößte Anerkennung stößt (In Esslingen kann man übrigens inzwischen mit einem MBA abschließen).
Und was wollen Sie damit sagen? Der Anteil der Industrie sinkt leider auch in Deutschland seit Jahren. Und der Weltruhm der deutschen Diplom-Ingenieure beruht sicherlich eher auf dem Ruf der deutschen Technischen Hochschulen und Universitäten. Fachhochschulen spielen hier eher eine sekundäre Rolle.

Der MBA-Titel wird inzwischen leider so inflationär vergeben (von z.T. fehlender oder zweifelhafter Akkreditierung einiger MBA-Programme ganz zu schweigen), dass er einen immer geringeren Stellenwert einnimmt. Zudem ist die deutsche Bildungspolitik bei der Umsetzung des Bologna-Prozesses eindeutig über das Ziel hinausgeschossen, indem sie die Abschaffung der deutschen Diplome gegen den Willen der Universitäten durchgedrückt hat, statt lediglich die Einrichtung neuer gestufter Abschlüsse zu forcieren. Von der Zwangseinstellung der kombinierten Studiengänge zum Diplom-Wirtschafts-Ingenieur will ich gar nicht erst sprechen.

Mit dem Diplom sterben die deutschen Diplom-Ingenieure, von denen Sie gerade noch so geschwärmt haben, ebenfalls aus, weil nur noch die Grade BA und MSc vergeben werden dürfen - ganz abgesehen davon, dass vor allem die technischen Fakultäten gerade erst wieder betont haben, dass der BA nicht berufsqualifizierend sei. Die Juristen haben diese Feststellung inzwischen sogar auf dem Rechtswege erstritten, so dass BA-Absolventen der Weg in höhere juristische Positionen (höherer Dienst, Richteramt etc.) versperrt bleibt. Kurzum: Vom Ruf des einstmals so gelobten deutschen Bildungssystems bleibt möglicherweise nicht mehr viel übrig, wenn in Deutschland dreijährig ausgebildete BA-Absolventen mit ihren vierjährig ausgebildeten Kommilitonen in den angelsächsischen Ländern konkurrieren sollen.
Martin Lesny hat geschrieben: Und um wieder zurück auf unsere eigentliche Passion zu kommen: Die deutsche Schreibgerätefertigung ist führend in der Welt - von einer "Pen Industry" kann in England keine Rede sein.
Soll heißen? Ich wäre der Letzte, der die Vorzüge deutscher Produktionstechnologie verneinen würde. Aber viele unserer Probleme sind hausgemacht. Dabei bleibe ich.
Martin Lesny hat geschrieben: Natürlich ist die deutsche Wirtschaft malade, aber das liegt eben auch daran, daß wir Deutsche uns eher aufs Jammern und Wehklagen konzentrieren (und daß machen sie, Milo auf ihre Art und Weise genauso), als daß wir mit unserem Verbraucherverhalten dazu beitragen, daß unsere Innenstädte überleben, daß wir guten Service erhalten und daß lokale Arbeitsplätze erhalten und geschaffen werden.
Bei allem Respekt, aber das Jammern und Wehklagen ist nun wirklich nicht meine Absicht. Vielmehr versuchte ich aufzuzeigen, dass wir fehlgehen, wenn wir die Ursachen unserer Probleme im Kundenverhalten suchen. Der Kunde ist der Hauptarbeitgeber; das sollten wir nicht vergessen.
Martin Lesny hat geschrieben: "Buy British" ist ein erfolgreicher Slogan , der ganz und gar nicht nationalistisch rübergebracht wurde.
Und ein Slogan, der , wenn ich mich recht erinnere, eigentlich aus der Zeit des ersten Weltkrieges stammt und sehr wohl nationalistisch geprägt war. Empfehlenswert wäre hier übrigens ein Besuch des Londoner Markenmuseums von Robert Opie (http://www.museumofbrands.com/).
Martin Lesny hat geschrieben: Als die ehemalige Verbraucherministerin Künast eine ähnliche Initiative zur Stützung deutscher Produkte vorgeschlagen hat, wurde sie von etlichen Vertretern ihrer Zunft als naiv belächelt.
Bei allem Respekt, aber als Vertreterin eines Landes, das wie kein anderes davon abhängt, dass die Angehörigen anderer Nationalitäten nicht der gleichen Philosophie verfallen, sollte man solch einen dümmlichen Vorschlag besser für sich behalten. Was machen Sie eigentlich, wenn sich die Konsumenten anderer Länder auch so verhalten würden? Ich kann es Ihnen sagen: Jeden zweiten Arbeitsplatz in Deutschland abschaffen!
Entsprechend angemessen hat die Wirtschaft diesen Vorschlag als wenig hilfreich zurückgewiesen.
Martin Lesny hat geschrieben: Und doch sollten wir uns als Füllhalterfreunde überlegen, ob nicht ein Montblanc, Pelikan, Lamy oder Cleo Skribent so manchem Italiener oder internationalem Produkt mit tatsächlicher Hersteller in China vorzuziehen ist (da spricht übrigens auch die Qualität dafür: wenn ich bei Montblanc die Rücklaufquoten meiner Italiener hätte, wäre bei mir Land unter!).
Ich besitze Produkte deutscher UND italienischer Hersteller. Ich kann nicht behaupten, dass die Entscheidung unbedingt "entweder - oder" lauten musste.
Martin Lesny hat geschrieben: Der wirkliche Smartshopper kauft sein Gemüse auf dem Markt, hat nen Winzer als besten Freund, weiß woher sein Fleisch kommt und kann sich auf seine Fachgeschäfte verlassen. Damit spart er Zeit, Geld und lebt gesünder und zufriedener, als derjenige, der immer nur dem größtmöglichen Schnäppchen hinterherhechelt.
Amen!

Mit bestem Gruß

MiLo
MiLo
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Beitrag von MiLo »

Hallo Peter!
absia hat geschrieben:Ähm, Axel, Dirk, MiLo ...,

dürfte ich mit Verlaub die bescheidene Anfrage stellen, eure Diskussionsbeiträge - natürlich unter Tilgung aller Namen - als Unterrichtsmaterial zu verwenden?
Nur zu! Es wäre schön, wenn Schüler aus solch einer Diskussion etwas mitnehmen könnten.

Viele Grüße

MiLo
G-H-L
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Lagenschlußzeiten

Beitrag von G-H-L »

Hallo,

ich war vor einigen Jahren in Irland. Ich weiß nicht mehr wo, aber da wurde an einem großen Plakat geworben, daß zukünftig auch am Sonntag geöffnet sei. In der Praxis, war es dann so, daß wesentlich weniger Verkäufer anwesend waren - auch weniger Kundschaft. Einige Abteilungen waren trotzdem geschlossen. Viele andere Geschäfte in der Umgegend waren ebenso geschlossen.

Auch das einfüllen der Ware, am Ende der Kasse, wurde unter der Woche von Hilfskräften durchgeführt. Am Sonntag mußte das der Kunde wieder selbst machen.

Wenn hierzulande das Ladenschlußgesetz aufgehoben und auch am Sonntag geöffnet werden darf, befürchte ich, daß dies verstärkt auf dem Buckel der Belegschaft und der Kunden ausgetragen wird.

Gruß
Gerhard
Gruß
Gerhard

Nein, das ist keine unleserliche Handschrift!
Der Text ist nur analog verschlüsselt! :)
Dirk Barmeyer

Beitrag von Dirk Barmeyer »

Hallo Absia,

klar darfst Du meine Beiträge verwenden ! Aber bitte bereite es gut auf, sonst verstehen deine Schüler gar nichts mehr.

Aus der Diskussion, in welchem Land man am besten einkaufen kann, muß ich mich mangels ausreichendem Wissen heraushalten. Ich habe jedoch das Gefühl, daß man in jedem Landstrich gute, schöne und interessante Geschäfte finden kann. Man muß sie nur suchen.

Als damals fast alle Radio-Geschäfte hier in meiner Stadt zugemacht haben haben sicherlich viele Faktoren eine Rolle gespielt :
- Viele Geschäfte hatten kein Konzept
- etliche hatten keinen Nachfolger für die "Gründergeneration"
- Die Eigenkapitalstruktur war, gelinde gesagt, gewagt
- und dann drückte Sturn und Media markt mit Macht in den Markt
Das war dann einfach zu viel auf einmal.
Aber jede Pleite und jede Schließung macht Platz für neues !

Das Ladenschlussgesetz ist für mich auch ein rotes Tuch. Warum nur Tankstellenbetreiber und Bahnhofsläden Sonntags Bier Kistenweise verkaufen dürfen ist ja nun wirklich nicht einfach zu erklären.

Hinsichtlich der Federbreiten glaube ich nicht, daß der Verbraucher mit einer geringen Auswahl zufrieden ist. Zumindest im Bereich hochwertiger Schreibgeräte.
"Massenhersteller" gibt es ja kaum oder sind höchstens Montblanc, Pelikan, Lamy etc. Und über deren Auswahl kann man ja nicht klagen. O.K., Sanford ist keine kleine Klitsche. Nach meiner Erfahrung aber mit hochpreisigem ab 200 Euro in Deutschland nicht so gut vertreten.
Man sieht aber, daß sowohl sehr große als auch sehr kleine Hersteller es fertigbringen, verschiedene Federbreiten anzubieten. Gute Verkäufer bringen es sicherlich fertig, diese auch zu verkaufen. Somit sehe ich tatsächlich den schwarzen Peter bei manchen Herstellern, die keine Lust haben und somit lieber auf mich als Kunden verzichten möchten (CdA, Parker, und viele andere mehr). Das schöne dabei ist nur, daß sowohl diese Hersteller als auch ich es verschmerzen können :-)

Wobei noch zu beweisen wäre, daß das persönliche Glück von der Anzahl guter Fachgeschäfte im näheren Umkreis abhängt :-)
Oder überhaupt vom Umfang des Konsums etc.
Bewiesen ist ja nur, daß das persönliche Glück maßgeblich von der Anzahl der eigenen Füllfederhalter (oder Bleistifte) abhängt :-) Und in meinem Fall sind dies hauptsächlich alte Stifte, so daß ICH der Untergang des deutschen Fachhandels bin !

Viele Grüße
Dirk
Axel Hübener

Beitrag von Axel Hübener »

Moin zusammen,

es ist immer schwer, mit einem Theoretiker, der noch nie das Weisse im Augen des Kunden gesehen hat, zu diskutieren. Noch schwieriger wird es, wenn er dann auf "empirische Daten", "Statistiken", "Veröffentlichungen" oder sonstige "Dokumentationen" zurückgreift und sogar noch davon überzeugt ist, dass diese alle richtig sind. Und wenn dann noch persönliche Empfindungen (die keinem wirklichen Vergleich standhalten) als Fakten dahingestellt werden, wird es unsachlich.

In der Praxis sieht es aber meistens anders aus und von empirisch errechneten Durchschnittsdaten weichen 99% aller Fälle ab.

Zu Martin Lesnys richtigerweise erwähnten, persönlichen Erfahrungen hinter und vor dem Tresen unsereseits mit dem von MiLo zitiertem, englischen Einzelhandel und deren Öffnungszeiten, muss ich noch hinzufügen, dass die wöchentliche Ladenöffnungszeiten dort auch nicht länger sind als bei uns - im Gegenteil, bei den wirklichen Fachgeschäften sind sie sogar kürzer. Um 18:00 (früher 17:00) sind - in London bis auf einen Wochentag, wo bis 21:00 geöffnet ist - die Geschäfte, mit wenigen Ausnahmen bei großflächigen und Selbstbedienungs Geschäften, schon geschlossen. Und was die Qualifikation der Angestellten angeht, hat Martin es auch genau auf den Punkt gebracht.
Martin Lesny hat geschrieben: Bei angestellten Verkaufspersonal würde ich - wenn man schon verallgemeinern muss - die deutschen Mitarbeiter als besser ausgebildet und fachlich fundierter, die englischen jedoch als freundlicher und offener bezeichnen.
Dies mag jemand, der zu Besuch oder als Urlauber in einem anderen Land / einer anderen Stadt ist, subjektiv ganz anders empfinden. Dies ist ja auch ganz natürlich, denn dort ist er auch in einer ganz anderen, persönlichen Stimmung.
MiLo hat geschrieben: Ihre Aussage zur Qualifikation kann ich so nicht unterschreiben. Haben Sie einmal in Deutschland versucht, beim Kauf rahmengenähter Schuhe fachlich gut beraten zu werden? Und dann vergleichen Sie dies mal mit einem Einkauf in der Jermyn Street in London - oder in der Burlington Arcade. --- Meine fallen in England (und auch in anderen Ländern) deutlich zugunsten des dortigen Verkaufspersonals aus.
Und haben Sie auch die Preise verglichen? Ich kann auch hier in Bremen (z.B. bei Reiter) handgenähte Schuhe mit einer hervorragenden Beratung bekommen - muss dann aber auch bereit sein, ein paar Hunderter dafür auf den Tresen zu legen.

Es bestreitet ja keiner, dass es in Deutschland früher "besser" war und dass es heutzutage viele negative Beispiele im Handel gibt. Auch dass der Konkurenzdruck im Handel zu einer Qualitätsverschlechterung geführt hat, ist leider nicht zu leugnen. Aber es gibt noch Ausnahmen und es gibt auch positive Entwicklungen - und diese möchte ich unterstützen und hochhalten.
MiLo hat geschrieben:
Axel Hübener" hat geschrieben:
Wenn man davon ausgeht, dass alle diese Dokumentationen auch richtig interpretieren können, sicherlich nicht. Aber selbst die Redakteure der Wirtschaftsmedien verstehen manchmal nicht, worüber sie schreiben.
Mag sein, aber die Umsatzrenditen sind oft genug korrekt wiedergegeben worden.
Ist dies wirklich so? Mir fällt dazu nur ein: "Glaube nie einer Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast". Dies kann man wunderbar auf Berichte, "Dokumentationen" und Bilanzen übertragen. Vielen Medien und ihren Redakteuren sind Sensationen doch wichtiger als Fakten. Und ebenso ist es vielen Vorständen von Konzernen wichtig, gute Zahlen zu präsentieren um den Aktienkurs nicht zu gefährden.


MiLo hat geschrieben:
... Warum soll nicht jeder Kaufmann selbst am besten wissen und entscheiden, wann er sein Geschäft öffnen möchte? Warum muss ihm das staatlich verordnet werden? Bei einer Abschaffung des Ladenschlussgesetzes stünde es jedem frei, zu beliebigen Zeiten und so lange zu öffnen, wie es dem Händler (und dessen Kunden!) gefällt. Ich wünschte mir manchmal, für die Anschaffung langlebiger Güter stünde in Deutschland auch der Sonntag zur Verfügung.
Dies ist genau der Irrglaube vieler. Ja glauben Sie, MiLo, denn wirklich, dass qualifiziertes Personal dafür zur Verfügung stünde? Die meisten Entscheider wissen, dass das Ladenschlussgesetz (auch) ein Verbraucherschutzgesetz ist.

Schon jetzt liegen die Personalkosten im Flachmarkt bei ca. 6% vom Umsatz, beim Fachhandel zwischen 25 und 30%. Dass bei einer durch Öffnung oder Abschaffung der Ladenschlusszeiten diese Spanne nicht noch größer würde, können auch Sie, MiLo, nicht bestreiten - es sein denn, Sie sind wirklich realitätsfremd. Und dass dann Ihr Smartshopper noch mehr auf den Preis achtet, werden Sie auch nicht bestreiten können.

Die Folge davon wäre eine weitere Verringerung der Fachgeschäfte und dass damit eine weitere Verarmung des Angebotes entstehen würde, ist wohl auch unstrittig. Geregelte Ladenöffnungszeiten sind daher auch zum langfristigen Wohle des Verbrauchers und nicht nur für seinen kurzfristigen Vorteil. - Das mag Ihnen vielleicht nicht schmecken, doch es ist so.
MiLo hat geschrieben: Und warum denkt ein Automobilhersteller nicht darüber nach, warum selbst die eigenen Angestellten kein Auto der jeweiligen Marke mehr haben möchten? Warum denkt VW nicht darüber nach, dass der Phaeton als ""Volkswagen=Volksauto" reichlich überflüssig ist, wenn man bereits einen A8 im eigenen Konzern produziert? Warum ist ein Golf heutzutage nicht mehr der Inbegriff der Zuverlässigkeit, sondern ein japanisches Auto, das oftmals nicht einmal billiger ist und von Arbeitern gebaut wird, die ähnlich hohe Löhne gezahlt bekommen? Warum sagt man inzwischen selbst Mercedes-Automobilen hinter vorgehaltener Hand nach, dass sie bereits im Prospekt rosten?
Entschuldigung, aber das ist in meinen Augen polemisch und hat mit den wirklichen Gründen nichts zu tun.

MiLo hat geschrieben:
Martin Lesny hat geschrieben:
Sie fragten sich, warum machen Geschäfte mit Hochpreisschreibgeräten eigentlich mit Vorliebe an einem Samstagnachmittag früher zu, nur um an einem Montagmorgen früh zu öffnen?

Die einfache Antwort darauf ist, weil man am Montag morgen mit Hochpreisschreibgeräten mehr Umsatz macht, als am Samstag nachmittag (das ist z.B. bei mir so und ich habe Samstag nachmittags gleichfalls geöffnet).


Sehen Sie: Das ist Ihr gutes Recht. Genauso wie es mein gutes Recht ist, auf einen Einkauf bei solchen Geschäften zu verzichten, die genau dann geschlossen haben, wenn ich zum Einkauf Zeit hätte...
... und genau so hat ein Händler auch das Recht, auf einen Kunden zu verzichten. - Aber dies ist jetzt auch polemisch.

...

Auch wenn ich jetzt Peter (absia) und Atlan enttäuschen werde, aber dies Thema scheint jetzt tot zu sein. Weitere "Argumente" können den Sachverhalt nicht ändern und - wie ich eingangs schon sagte - hat es weinig Sinn, mit Theoretikern zu diskutieren.

Besten Dank an alle, die mitgelesen haben.

Axel
MiLo
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Beitrag von MiLo »

Sehr geehrter Herr Hübener,

leider komme ich nicht mehr umhin, Ihr Verhalten als unwürdig zu bezeichnen. Statt sich mit den vorgetragenen Argumenten auseinanderzusetzen, fangen Sie nun an, Ihren Diskussionspartner als (angeblich lebensfremden) "Theoretiker" zu verunglimpfen, nur weil Ihnen dessen Argumente nicht passen oder weil er Ihre offensichtlichen methodischen Fehler korrigiert ("RoI"), die Sie ihm selbst belehrend um die Ohren schlagen wollten ("Marge ist nicht mit Rendite zu verwechseln").

Nun möchte ich jetzt nicht kommentieren, ob Ihr Vorwand einer objektiven Nachprüfung tatsächlich standhalten würde, zumal Sie mich nicht persönlich kennen und Sie sich folglich auch über mich oder meine beruflichen oder theoretischen Kenntnisse und Erfahrungen kein Urteil erlauben können; aber ich darf zumindest anfügen, dass es unter gebildeten Menschen den Grundstz gibt, ein Argument nicht danach zu beurteilen, von wem (vermeintlich!) es stammt, sondern allein danach, ob es zutrifft oder nicht. Es ist bedauerlich, dass Sie diesem Grundsatz nicht gerecht werden können oder wollen.

Im Übrigen liegt es an Ihnen, mir Fehler in der Argumentation nachzuweisen. Bisher jedenfalls kann ich jedoch nichts Substanzielles entdecken, was meine Argumentation erschüttern würde. Stattdessen verlieren Sie sich nun in irgendwelchen Verschwörungstheorien von angeblichen Theoretikern, die möglicherweise ihre Argumentationsbelege auch noch gefälscht haben oder ihre Kenntnisse angeblich nur aus der (Fach-)Presse entnommen haben sollen. Meiner Erfahrung nach werden solche Argumente gerne dann angeführt, wenn man selbst - außer der eigenen Lebenserfahrung und einigen Publikationen des eigenen Fachverbandes - keine weiteren Quellen angeben kann. Liege ich hier womöglich richtig?

Herr Hübener, Ihr Vorwurf der Unsachlichkeit fällt schlussendlich auf Sie selbst zurück. Nur in einem Punkt haben Sie Recht: Eine weitere Disksussion hat in dieser Form sicherlich keinen Zweck.

Guten Tag!

MiLo
Dirk Barmeyer

Beitrag von Dirk Barmeyer »

Hallo Axel,

so ganz unwichtig finde ich die Theorie nicht.
Allerdings habe ich auch den Verdacht, daß die ganz kleinen Unternehmen (und von denen sprechen wir ja) kaum wahrgenommen werden.
Und aus meiner Erfahrung lassen die Probleme kleinster Unternehmen sich kaum aus dem Jahresabschluß und schon gar nicht aus Statistiken ersehen.
Das folgende ist kein Scherz :
Kreditsachbearbeiter der Bank "Ihre Eigenkapitalquote ist ja gesunken !"
Antwort von mir : "Na ja, die Bilanzsumme ist eben erheblich gestiegen durch den Kauf von Grundvermögen."
Erwiderung der Bank : "Ja gut, aber das ist trotzdem gar nicht schön."
Antwort von mir : "Gut, dann gründen wir eine neue Gesellschaft und bekommen dann Kredit in beliebiger Höhe von Ihnen."
Bank : "Äh, wie ?"
Mein Schluß des Gesprächs "Klar, Eigenkapitalquote von 100 %, besser geht es nicht."

Der Theoretiker wird sagen, daß natürlich jede Kennzahl etc. bewertet werden muß.
Der Praktiker dagegen weiß, daß eine solche Bewertung leider ganz unten kaum stattfindet.

Auch falls alle Theorien besagen sollten, daß der Kauf via Internet und bei großen Ketten kein Problem sei bleibt bei mir der Verdacht, daß das nicht gut enden kann.

Und jetzt wissen wir alle, daß wir die freie Wahl haben,
entweder
in Bremen
oder in Esslingen
oder per Versand in Neustadt an der Weinstraße
zu kaufen.
(in alphabetischer Reihenfolge)

Viele Grüße
Dirk
AT
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Beitrag von AT »

...und das Ganze nur, weil Katharsis festgestellt hat, dass er besser mit einer F-Feder klarkommt, als mit einer M- Feder...

Nein, Peter, ich ruf nicht nach Harmonie (vielen Dank für deine private mail), ich bin nur erstaunt über die vielen Buchstaben, die Katharsis ausgelöst hat.
Hoffentlich hat er mit seiner F- Feder schon so viele geschrieben.

Gruß
Andreas Tillmans
MiLo
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Beitrag von MiLo »

Hallo Dirk,

da hätte ich auch noch eine Anekdote anzubringen. Bei einem Beratungsprojekt bei einer Bank kam es bei einem meiner Kollegen einmal zu der Situation, dass der Vorstand (allesamt "gestandene Bankpraktiker", was immer man damit verbinden möge) einige unerfreuliche Kreditausfälle zu analysieren hatte. Es stellte sich heraus, dass die Kreditausfälle bei Kunden mit siebenstelligen Kontonummern im Durchschnitt sigifikant höher ausfielen als bei Kunden mit sechsstelligen. Einer der Bankvorstände schlug daraufhin vor, einfach nur noch sechsstellige Kontonummern zu vergeben.

Da fällt es schwer, als angeblicher Theoretiker nicht in schallendes Gelächter auszubrechen.

Gruß

MiLo

PS: Auflösung des Phänomens: Siebenstellige Nummern wurden nur in bestimmten Stadtgebieten vergeben. Diese hatten ausgerechnet eine etwas "schwierigere" Sozialstruktur. Wenn man zu solchen Analyseergebnisse nur als Theoretiker vorstoßen kann, dann lasse ich mich gerne als reinen Theoretiker bezeichnen.

PPS: Weder mein Kollege noch ich hatte zuvor das "Weiße in den Augen der Kreditnehmer gesehen".
Axel Hübener

Beitrag von Axel Hübener »

Moin Dirk,

ich gebe Dir natürlich Recht, unwichtig ist die Theorie natürlich nicht - nur muss dann das, was in der Theorie erdacht wird, sich auch in der Praxis beweisen und bewähren.
Dirk Barmeyer hat geschrieben:Das folgende ist kein Scherz :
Kreditsachbearbeiter der Bank "Ihre Eigenkapitalquote ist ja gesunken !"
Antwort von mir : "Na ja, die Bilanzsumme ist eben erheblich gestiegen durch den Kauf von Grundvermögen."
Erwiderung der Bank : "Ja gut, aber das ist trotzdem gar nicht schön."
Antwort von mir : "Gut, dann gründen wir eine neue Gesellschaft und bekommen dann Kredit in beliebiger Höhe von Ihnen."
Bank : "Äh, wie ?"
Mein Schluß des Gesprächs "Klar, Eigenkapitalquote von 100 %, besser geht es nicht."
Aber wofür brauchst Du dann noch die Bank?

Und folgendes darf ich noch ergänzen:
[quote="Dirk Barmeyer]
Und jetzt wissen wir alle, daß wir die freie Wahl haben, entweder
in Bremen im Ladengeschäft oder per Versand
oder in Esslingen im Ladengeschäft
oder per Versand in Neustadt an der Weinstraße
oder in München im Ladengeschäft oder in Stuttgart oder in Bonn oder in Hamburg oder, oder, oder
zu kaufen.
[/quote]
Es gibt ja doch auch woanders noch wirkliche und gute Fachgeschäfte für hochwertige Schreibgeräte mit qualifizierten und engagierten MitarbeiterInnen.

Viele Grüße
Axel
Dirk Barmeyer

Beitrag von Dirk Barmeyer »

Axel Hübener hat geschrieben:Mein Schluß des Gesprächs "Klar, Eigenkapitalquote von 100 %, besser geht es nicht."
Aber wofür brauchst Du dann noch die Bank?[/quote]
Super, der ist gut :-) Beim nächsten Existenzgründer bringe ich den Witz mal an.
Axel Hübener hat geschrieben: Es gibt ja doch auch woanders noch wirkliche und gute Fachgeschäfte für hochwertige Schreibgeräte mit qualifizierten und engagierten MitarbeiterInnen.
Eindeutig : JA !
Mehr als man bei unserem Jammern denkt,
aber trotzdem noch zu wenig :-)

Viele Grüße
Dirk
Antworten

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