Hallo Ihr Lieben!
Sehr schön, daß Nachfragen nach dem wie/womit/in welcher Reihenfolge etwas am geschicktesten erledigt wird, auftauchen - und glaubt mir, das weiß ich meistens vor her auch nicht.
Konkret geht es, so weit ich es verstehe, um die Rille für den Federdraht, der die Hebelmechanik an Ort und Stelle hält.
Natürlich wäre es blöd, wenn die Hebelmechanik in ihrer Nut fixiert ist, und der Schlitz für den Hebel nicht korrespondiert...
Aber das ist wirklich eines der "kleineren" Probleme!
Ich werde das hier explizit mit Bildern dokumentieren, aber vor ab - :
Die Nut vor dem Anbringen des Hebelschlitzes einzuschneiden, hat fertigungstechnische Vorteile. Es ist dann einfach ein kontinuierlicher Schnitt. Damit ist die Gefahr, daß der Schaft reißt sehr gering.
Schneidet man zuerst das Hebelfenster in den Schaft, hat man den Vorteil, zu sehen, wo die Nut entsteht - durch das Fenster kann das Schneidewerkzeug beobachtet und exakt positioniert werden. Dafür muss man mit einem unterbrochenen Schnitt leben - bei zu hohen Schneidkräften, reißt der Schaft an der Ecke des Hebelfensters...
Alles in allem, ist das aber halb so wild - der Schlitz wird einfach untermaßig, begrenzt durch zwei Bohrungen an den Enden, ausgeführt.
Der Radius der Bohrungen vermindert die Kerbwirkung an den Ecken, so daß der Schaft nicht so schnell reißt und das "Untermaß" sorgt für die richtige Positionierung...
Dem entsprechend sind beide Vorgehensweisen möglich und sinnvoll!
Die entgültigen Maße des Hebelfensters, werden dann mit der Schlüsselfeile hergestellt.
Ist zwar wenig Platz, im Inneren des Schaftes, aber ein paar zehntel Millimeter Plastik, sind schnell weggefeilt!

Was wirklich aufwändig und auch nervig ist, wird eigentlich wenig beachtet - das Kappengewinde!
Ein individuelles, mehrgängiges, mit der entsprechenden Mutter zusammenpassendes Gewinde mit Strehlern zu schneiden ist scheiße...
Entschuldigt bitte meine Ausdrucksweise (vielleicht sollte ich einfach sagen "aufwendig" - aber das trifft es eben nicht ganz...)!
In "Frodo's" Museum sah ich einige Gewindeschneidwerkzeuge aus der ehemalige Füllerproduktion. Drei- und viergängige Schneideisen für definierte Gewinde. Damit lässt sich ein passender Schaft in Nullkommanichts mit einem Gewinde versehen!
Ein individuelles Gewinde frisst schon einmal den ganzen Abend.
Zuerst einmal - was habe ich an Werkzeug/Strehlern da - prima, Außen- und Innenstrehler mit 36 TPI sind vorhanden (aus England).
Klasse - Gewindenorm BWF (Britisch Withwort Fine) damit lässt sich etwas anfangen. Withwort-Gewinde haben einen Flankenwinkel von 55° (entgegen metrischen Gewinden mit 60° Flankenwinkel).
Jetzt noch die Gewindesteigung, 36 TPI bedeutet 36 turns per Inch, also 25,4mm (entsprechend einem Inch)/36 - ergibt eine Gewindesteigung (metrisch) von 0,7.
Soweit alles klar?
Tja jetzt wollen wir aber ein dreigängiges Gewinde, das bedeutet, es liegen quasi 3 Gewindegänge nebeneinander, die effektive Gewindesteigung verdreifacht sich damit.
Das hat für den Füllernutzer natürlich Vorteile. Die Kappe schraubt sich bei einer Umdrehung 2,1mm weit hin und her ( 0,7mm x 3) und das Gewinde hat 3 Anfänge - entsprechend ist die Position der Kappe, beim Zuschrauben, alle 120° richtig für den Gewindeeingriff.
Nun braucht meine Drehbank also eine Getriebeübersetzung, die eine Gewindesteigung von 2,1 realisiert.
Ist leider vom Hersteller nicht vorgesehen... 2,0 oder 2,3 sind mit den beiliegenden Zahnrädern realisierbar.
Mit einem alternativen Antriebsritzel, ergeben sich aber ganz neue Möglichkeiten...
Also gut, dann rechne ich eben ein vierwelliges Getriebe durch ( mit Zahnrädern, die leider nicht, frei wählbar sind - man muss halt nehmen, was man hat...)
Passt endlich das Getriebe für die Leitspindel (das Bauteil der Drehbank, das zum Gewindeschneiden benötigt wird), stellt man fest, daß der Schaftdurchmesser leider zu klein ist, um mit dem Innenstrehler das Kappengewinde zu schneiden, er passt einfach nicht in die Bohrung!
Juhu Füllerbasteln macht Spaß!
Es wird also ein "Mixgewinde": Füllerschaft 36 TPI Withwort, Kappe metrisch mit 3 x 0,7 Steigung. Geht so herum, da die Mutter, in diesem Fall, einen größeren Flankenwinkel als die Schraube (der Füllerschaft) hat. Aus der Not geboren - als Strehler für das Innengewinde dient ein M4 Gewindebohrer...
Boah - so viel Text!
Bilder zum Gewindeschneiden reiche ich das nächste Mal nach.
Aber so ganz ohne Foto will ich auch nicht abschließen, deshalb möchte ich Euch zumindest das neue Material präsentieren.
Nachdem "Elforyn" raus ist, habe ich mich für den Klassiker Ebonit entschieden.
Natürlich nicht irgendein Ebonit - es muss schon die teuerste, gesuchteste, seltenste und extravaganteste Ebonitvariante sein, die jemals hergestellt wurde!
Waterman's "Red Rose Ripple" aus den späten 1920er Jahren...

- Red Rose Ripple Ebonit
- 16306153926540.jpg (150.85 KiB) 4052 mal betrachtet
Selbsterklärend war die Suche nach diesem Material ein Abenteuer für sich. Neben unzähligen Goldbarren in Fort Knox (die ich, als echter Füllerenthusiast, natürlich links liegen ließ - Federn habe ich genug) fanden sich im Hochsicherheitstrakt noch 3 Rohlinge in Red Rose Ripple - mehr wert als alles Gold.