Wahl Eversharp Doric

[Wurmbunt]

Hallo und weiter geht´s!
Das Dichtelement für die Sektion ist fertig.

Neues Dichtelement in blau

Dichtelement.JPG (48.57 KiB) 2564 mal betrachtet

Am hinteren Rand ist noch eine Gußnaht erkennbar, das ist die Stelle, an der die Beiden Formhälften aneinander stießen. Mit ein bisschen zupfen lässt sich der Überstand aber leicht entfernen.
Falls die Bilder ab jetzt etwas seltsam erscheinen - von der Größe, oder Schärfe her - bitte ich das zu entschuldigen. Normalerweise verfasse ich alle Beiträge mit meinem Handy. Das hat leider gestern seinen Geist aufgegeben, so daß ich meine altehrwürdige Digitalkamera reaktivieren musste!
Ist schon lustig - die Kamera, welche ausschließlich dafür da ist Fotos zu machen, hat eine Auflösung von 4 Megapixel, das Handy, das eigentlich telefonieren soll, hat eine interne Kamera mit 12 Megapixel - Moderne Zeiten. Ich hatte auch noch ein paar Bilder, vom entformen mit dem Steiger und von der Beweglichen Dichtung nach dem Ausformen, die jetzt leider verloren sind.
Dementsprechend habe ich noch Fotografiert was möglich war, ohne Verschraubungen, die mit Schellack fixiert wurden, wieder zu lösen. Deshalb gibt es die bewegliche Dichtung an der Stößelstange, leider nur im eingebauten Zustand.
Da ich sowieso mit Silikon zugange war, wollte ich auch die Dichtung, die im Füllerschaft verschoben wird gießen. Das hat auch den Vorteil, daß die kleinen Löcher des Originalpatents gleich an der richtigen Stelle positioniert werden können, ohne mit einem Ausstechwerkzeug arbeiten zu müssen.
Auch ist es, durch eine Form, gewährleistet, daß alles schön zentriert ist und der Außenrand der Dichtung auch genau zentrisch zum Befestigungsloch in der Mitte ist.

Messingdrehteil mit Stiften für die späteren Löcher

Guform.JPG (43.66 KiB) 2564 mal betrachtet

Die vier kleinen Stifte haben einen Durchmesser von 0,8mm, der Mittlere misst 2,5mm und entspricht damit der Aufnahme an der Stößelstange. Der Rand, bzw. die spätere Dicke der Dichtung am Rand, beträgt 0.8mm. Ein paar Tropfen Silikon (2K, additionsvernetzend, Shorehärte 50) füllen die Form ausreichend.
Wie schon gesagt, habe ich leider keine Bilder der einzelnen Dichtung mehr. Aber eingebaut sieht sie so aus:

Schiebedichtung auf der Gußform

bewegl_Dichtung.JPG (51.49 KiB) 2564 mal betrachtet

Die kleinen Überströmkanäle lassen sich erahnen

Siebdichtung.JPG (50.61 KiB) 2564 mal betrachtet

Stößelkopf von der Seite

Stöeldichtung.JPG (50.12 KiB) 2564 mal betrachtet

Die Dichtung habe ich nicht mehr heraus gebaut, weil das vordere Ebonitteil auf die Kolbenstange aufgeschraubt ist. Diese Verschraubung MUSS gesichert werden - hier mit Schellack. Der Bedienknopf, am hinteren Ende der Stößelstange, wird nach links aufgeschraubt - ebenso wie das vordere Befestigungselement der Dichtung. Wird an dieser Stelle keine Gewindesicherung verwendet, könnte sich die Dichtung lösen und die Füllmechanik damit versagen.
Soweit so gut - zusammenbauen und fertig!

[Wurmbunt]

Hallo,
Fertig
Zusammengebaut und alles funktioniert!
Hier ein Bild des komplettierten Füllfederhalters:

Fertig

Doric.JPG (47.69 KiB) 2546 mal betrachtet

Mit seiner facettierten Kappe und dem Schaft, sowie mit den dezenten Goldteilen, sieht er, finde ich zumindest, ziemlich hübsch aus.
Schaut man genauer hin, fallen noch ein paar Details auf. Die Feder natürlich, aber auch der Schaft hat es in sich!
Im Gegenlicht wird der, zuerst schwarz aussehende Schaft, auf einmal Durchsichtig. Aber ein Tintenfenster wäre, bei dem Aufwand der getrieben wurde, natürlich zu banal...
Deshalb verwendete die Wahl-Eversharp Company ein semitransparentes Zelluloid, das ohne Gegenlicht schwarz wirkt. Gegen das Licht gehalten wird das Material aber nicht einfach durchsichtig, sondern es mussten, zur Verzierung, undurchsichtige Adern eingearbeitet werden (Hatch-Pattern), die an ein Wurzelgeflecht erinnern...

Adern im semitransparenten Zelluloid

Sichtfenster.JPG (60.04 KiB) 2546 mal betrachtet

Solche Kleinigkeiten wie ein breites, durchbrochenes Kappenband, das schon fast an ein Overlay erinnert, oder eine Goldplakette mit dem Wahl "Dublecheck" (Garantiemarke - lebenslang für den Erstbesitzer, ähnlich dem "White Dot" von Sheaffer, oder dem "Blue Diamond" von Parker) fallen da schon kaum mehr ins Gewicht. Irgendwie habe ich so langsam einen Narren an diesem Füller gefressen...
Ja - nun steht noch die Schriftprobe aus...#

schreibt

Schriftprobe.JPG (81.36 KiB) 2546 mal betrachtet

Sorry nochmals, für die bescheidene Bildqualität!
Deshalb noch ein paar Worte zum Schreibverhalten. Egal in welcher Schieberstellung, schreibt die Feder ohne Druck eher trocken!
Sobald etwas Druck ausgeübt wird, fließt die Tinte üppig - im Flexmodus so reichlich, daß sie minutenlang auf dem Papier steht. Ein sogenanntes "Railroading" - also ein Abriß des Tintenflusses beim spreizen der Federschenkel, gibt es nicht.
Aus technischer Sicht betrachtet ein ideales Verhalten für einen Füllfederhalter mit flexiblen Federeigenschaften!
Entschuldigt bitte meine Ausdrucksweise, aber der Füller ist einfach GEIL!!!
Zur damaligen Zeit war die komplette Bauweise "Hightech" und sicher nicht kostengünstig zu fertigen. Ich gehe davon aus, daß der Doric die Wahl-Eversharp-Company richtig viel Geld gekostet hat. Ich möchte zum Abschluss noch aus dem Buch "Füllfederhalter" des Verlages "Delius" (Verschiedene Autoren) zitieren:
" ...darüber hinaus war ab 1932 die Feder mit einem verschiebbaren Einstellschlitten versehen... war aber nie besonders erfolgreich. Er (der Doric) war wirklich nicht teuer, 7,50 bis 10 Dollar 1931, aber vielleicht schreckte sein elegantes Äußeres die potentiellen Kunden ab... Die zusätzliche Wertanmutung war vielleicht ein negativer Faktor, da potentielle Kunden den Eindruck bekamen, sie würden mehr Geld ausgeben, als es tatsächlich der Fall war."
Der Doric war also zu der Zeit seiner Entstehung ein wirtschaftlicher Flop.
Bedenkt man noch, daß die Herstellung extrem aufwendig und damit teuer war, und der Verkaufspreis wahrscheinlich kaum die Herstellungskosten decken konnte, ist es kein Wunder, daß der Füller heute relativ selten ist.
Ich hoffe der Jung-Ingenieur "Bill" hat wenigstens die hübsche Dame aus der Rechnungsabteilung bekommen...

[Pelle13]

Wieder einmal ein spannender Thread vom ersten bis zum letzten Beitrag! Was für ein faszinierender und wunderschöner Füller der Doric doch ist - allerdings scheint er mir jeden "Reparatur-Laien" doch deutlich zu überfordern.

Vielen Dank für diesen bildreichen und ausführlich erklärten Faden,
Dagmar

[Thom]

Da muss der Meister ran.
Das:

" ...darüber hinaus war ab 1932 die Feder mit einem verschiebbaren Einstellschlitten versehen... war aber nie besonders erfolgreich.

war aber auch mein erster Gedanke. Ich bräuchte nur den maximalen Flex, alles andere machen die Finger.

V.G.
Thomas

[Zollinger]

Hallo Andi
Der ist ja super geworden. Gratuliere!
Z.

[Will]

Lieber Andi,

nun auch noch die individuell hergestellten Dichtungen - der Hammer! Ein wunderbarer Füllhalter und ein fantastischer Reparaturfaden, der unglaublich Spaß gemacht hat.

Ich kann Dir zu dem mehr als gelungenen Bericht und dem Ergebnis Deiner intensiven sowie äußerst gekonnten Arbeit nur gratulieren und Dir mir dem Doric nun ganz viel Schreibfreude wünschen.

Ein geiler Füllhalter für einen richtig geilen Schrauber!

Hab einen guten Wochenstart.

Liebe Grüße aus der Pfalz

Gerd

[fountainbel]

Respect,fantastischer Arbeit Andi !
Herzlicher grus aus Flandern,
Francis