Füller Restauratoren / Reparateure – gut das es sie gibt.

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hotap

Füller Restauratoren / Reparateure – gut das es sie gibt.

Beitrag von hotap »

Hallo zusammen,

ich besitze einen historischen Montblanc 333½ Füllfederhalter seit über 10 Jahre.
Zur Geschichte und zum besseren verstehen, bitte hier diesem Link folgen.

Ich habe ihn damals rege genutzt, bis er das Schicksal vieler meiner Füller ereilte…er kam in die Mappe und wurde kaum genutzt. Ab und an mal wieder hervorgeholt, kurz gereinigt, befüllt und damit geschrieben und dann wieder zurück.
Vor einigen Wochen, nach bestimmt über einem Jahr in der Mappe, habe ich ihn wieder hervorgeholt um etwas mehr damit zu schreiben.
Leider lief mir dann nach der Befüllung die Tinte hinten am Drehknopf heraus. Okay, war mir dann klar, dass der Korkkolben oder eine Dichtung oder beides hin ist. Kolbenfüller reparieren kann ich nicht (Hebel- und Druckknopffüller sieht schon besser aus bei mir mit Reparaturen). Ich weiß nicht, welcher Teufel mich dann geritten hat, warum ich Feder samt Tintenleiter entfernen wollte. Jedenfalls hat es sehr schnell knack gemacht und der Tintenleiter war gebrochen.
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Zur Feder noch folgendes: Auch wenn die beiden Schenkel nicht korrekt zusammen liegen und die Spitze gestaucht war, ich konnte wunderbar ohne Probleme damit schreiben.
Ach ja, den kaputten Tintenleiter habe ich mit ein wenig UHU Patafix-Klebepad mit der Feder fixiert.

Jetzt kam dir große Überlegung – was tun?
Es ist der Füller, mit entsprechender Biografie, einer guten Bekannten und diese Bekannte weilt schon seit 6 Jahren nicht mehr unter uns.
Soll der Füller jetzt sein weiteres Leben, defekt in der MB-Mappe fristen?

Nein, waren Monikas und meine Meinung. Koste es, was es wolle, er wird repariert - so er sich noch reparieren lässt. Gesagt, gefragt, getan und den Füller anschließend nach Hamburg geschickt.

Was soll ich sagen, als ich/als wir den Füller wieder zurückbekamen und auspackten? Gut, das unsere Brillengläser sich automatisch verdunkeln, wenn es hell wird. Denn der Füller glänzte und blinkte*, als sei er grad bei Montblanc in den 1930er Jahren von kundigen Händen hergestellt und verpackt worden.
Er, unser „Montblanc dreihundertdreiunddreissigeinhalb“ hat eine komplette Wartung, eine neue Korkdichtung und einen neuen Tintenleiter bekommen. Die Feder wurde gerichtet und ebenso wie alle Oberflächen poliert. Der Kappenriss ist auch nicht mehr vorhanden. Boah ey!
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Gut, die gerichtete Feder und ich mussten uns erstmal wieder zusammenraufen (ist links abgeschrägt und ich habe ja die Unart, den Stift beim schreiben zu drehen), aber klappt jetzt auch wieder vorzüglich.

Fazit? Ich werde ihn nie wieder trocken werden lassen, oft und viel damit schreiben und ihn weiterhin „in Ehren halten“.
Und ich glaube, unsere Bekannte hat „von oben" wohlwollend auf uns geschaut. :wink:

Schöne Grüße
Günter

* leider kommt das schöne glänzen auf meinen Fotos nicht soooo zur Geltung wie es aktuell aussieht.
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TomSch
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Re: Füller Restauratoren / Reparateure – gut das es sie gibt.

Beitrag von TomSch »

Hallo Günter.

Dem kann man wirklich nicht mehr viel hinzufügen:
Ein wundervoller Füller,
ein böses Missgeschick,
eine wundersame Fügung,
eine jahreszeitliche anrührende Geschichte,
ein toller Service und
nach der Wiederherstellung ein Prachtstück.
Ich kann deine Ansicht über die kaum erhoffte positive Wendung des Problems nachvollziehen und nur unterstreichen. Manchmal gibt es Dinge zwischen Himmel und Erde ...

Ich wünsche euch weiterhin viel Freude, besinnliche Stunden, wie erfüllte Schriften zusammen.

Liebe Grüße,
Thomas
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Ex Libris
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Re: Füller Restauratoren / Reparateure – gut das es sie gibt.

Beitrag von Ex Libris »

Hallo Günter,

da sage ich Dir und Monika mal einen herzlichen Glückwunsch zu der erfolgten Behebung aller Schäden und Mattheiten :mrgreen: des Füllers. Wunderbar.

Viele Grüße,
Florian
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Beginner
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Re: Füller Restauratoren / Reparateure – gut das es sie gibt.

Beitrag von Beginner »

Es ist beachtlich, welcher Aufwand betrieben wird, um einen Füller zu "reanimieren", der für 99,9995% der übrigen deutschen Bevölkerung ein einfacher Gebrauchsgegenstand/Wegwerfartikel ist. Dann denke ich: Haben wir sie noch alle? und nehme meinen restaurierten Geha Schulfüller zur Hand 8)

Hier kommt noch ein persönlicher Bezug hinzu der den Aufwand erst recht rechtfertigt. Das Ergebnis ist wirklich toll!
hotap

Re: Füller Restauratoren / Reparateure – gut das es sie gibt.

Beitrag von hotap »

Hallo zusammen
und danke für eure antworten.

Tja, nun habe ich ein Problem…oder das Schlimme daran ist jetzt, dass meine anderen genutzten Füller wohl demnächst beleidigt sind, weil ich sie zurzeit kaum nutze. :wink:
Es macht aber halt einfach richtig Spaß mit „DEM NEUEN ALTEN“ zu schreiben.

Schöne Grüße
Günter
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Beginner
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Re: Füller Restauratoren / Reparateure – gut das es sie gibt.

Beitrag von Beginner »

Ein Problem das ich sehr häufig mit alten Füllern (auch Montblanc) hatte und habe, ist der abreißende Tintenfluss. Wenn ich schneller schreibe und die Feder dann noch etwas flacher zum Papier steht, kommen die alten Schätzchen nicht mehr hinterher. Hast du dieses Problem mit diesem MB auch?

Mich interessiert das gerade spontan, weil ich überlege ob das an den alten Tintenleitern und flexiblen Federn oder an meiner Schreibhaltung liegt.

Grüße Roberto
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Strombomboli
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Re: Füller Restauratoren / Reparateure – gut das es sie gibt.

Beitrag von Strombomboli »

Mich würde interessieren, was du bezahlt hast. Für die Wiederherstellung eines Füllers, der mit so viel persönlicher Geschichte verbunden ist, würde gewiß jeder viel zahlen, aber wenn es ein Flohmarktfund gewesen wäre, dann wohl eher nicht. Darum: verrätst du uns, was es gekostet hat?
Iris

Mein Avatar ist ein Gemälde von Ilja Maschkow (1881-1944): Selbstporträt; 1911, das in der neuen Tretjakow-Galerie (am Krimskij Wal) in Moskau hängt, wo ich es fotografiert habe.
hotap

Re: Füller Restauratoren / Reparateure – gut das es sie gibt.

Beitrag von hotap »

Beginner hat geschrieben:Ein Problem das ich sehr häufig mit alten Füllern (auch Montblanc) hatte und habe, ist der abreißende Tintenfluss. Wenn ich schneller schreibe und die Feder dann noch etwas flacher zum Papier steht, kommen die alten Schätzchen nicht mehr hinterher. Hast du dieses Problem mit diesem MB auch?
Nein, überhaupt nicht Roberto. Er macht alles so, wie er es machen soll.
Zur Zeit habe ich nicht viele ältere Füllfederhalter (die vor 1940 hergestellt worden sind) „unter Tinte“. Aber bei den Pelikan, Aurora, Onoto, OWA, Transparix, Waterman, Onward die ich nutze, ist mir dieses auch nicht aufgefallen. Im Gegenteil, außer dem Pelikan 100, sind die mir manchmal zu lauffreudig.
Müsste ich mal ausprobieren, die Feder flacher zu halten beim schreiben. Aber ob ich das hinbekomme?
Strombomboli hat geschrieben:Mich würde interessieren, was du bezahlt hast. Für die Wiederherstellung eines Füllers, der mit so viel persönlicher Geschichte verbunden ist, würde gewiß jeder viel zahlen, aber wenn es ein Flohmarktfund gewesen wäre, dann wohl eher nicht. Darum: verrätst du uns, was es gekostet hat?
Nein!
Wie ich auch schon bei einigen PN geantwortet habe. Bei Preisen (im privaten Bereich) halte ich es immer so, das ich „das Mäntelchen des Schweigens“ drüber ausbreite.

Schöne Grüße
Günter
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