Korrosion durch schwarze Tinte

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dnic
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Korrosion durch schwarze Tinte

Beitrag von dnic »

Hallo zusammen,

kann man diesem Ring eines M800 noch helfen? Ggf. wie?

Denke das Problem ist bekannt, ich habe es leider schon öfter gesehen.
Wurde blaue Tinte (4001) verwendet, gibt es keine Schäden, aber bei farbigen, insbesondere schwarzen Tinten ist die Vergoldung hier oft angegriffen.

Vielen Dank & Gruß
Dominic
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DanielH
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Re: Korrosion durch schwarze Tinte

Beitrag von DanielH »

Also ich kann mit schwerlich vorstellen, dass es sich dabei um Korrosion handeln soll. Gold ist extrem stabil. Selbst Eintauchen z.B. in starke Säuren (blaue Tinte ist ja recht sauer aber ich meine Säuren in der Größenordnung von Batteriesäure und stärker) können Gold nichts anhaben. Das sieht für mich eher aus wie ein mechanisch induziertes Abblättern. Das wiederum ist nicht ganz unwahrscheinlich, weil Gold zwar chemisch sehr widerstandsfähig aber auch sehr weich ist.
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dnic
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Re: Korrosion durch schwarze Tinte

Beitrag von dnic »

Hallo Daniel,

da hast Du sicher recht, Gold korridiert nicht, vielleicht die Legierung, vielleicht ist "abgeblättert" auch zutreffend.
Wie auch immer der Prozess zustande gekommen ist: Mich interessiert ob man mit Galvanik oder ähnlichem Vorgehen etwas "retten" kann, oder das z.B. wegen zu dünnem Material o.ä. keine Erfolgsaussichten bestehen.

Und dieser "Prozess" entsteht auf jeden Fall häufiger und m.E. im Zusammenhang mit der verwendeten Tinte. Wie ich schon geschrieben habe. Finde ich einen "verklebten" M800 mit blauer Tinte strahlt er nach einer Reinigung wieder wie neu, wasche ich grüne oder scharze Tinte aus dem Füller sieht der Zierring auch meist so aus, wie auf den Fotos.

Viele Grüße
Dominic
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Edelweissine
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Re: Korrosion durch schwarze Tinte

Beitrag von Edelweissine »

Dem kann ich nur heftigst beipflichten! Genau so sah der Zierring meines MB 144 nach Verwendung der schwarzen MB Originaltinte aus.Da hift nix mehr, die "Goldflöckcken" kann man mit dem Fingernägel leicht abkratzen. Schwarze Tinte hat mir auch die Oberfläche meines Lamy Studio Palladium verätzt. Seitdem benutze ich schwarze Tinte, die mir optisch sehr zusagt, nicht mehr in meinen teuren Haltern, das Risiko ist mir zu groß. Und nach Benutzung in robusteren Füllern wird sofort gespült! Aber, liebe Chemiker, was passiert hier denn? Und wie kann man solchen Schäden, wie Dominic sie zeigt, vorbeugen :cry: ?
Gruß,
Heike
Illoran
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Re: Korrosion durch schwarze Tinte

Beitrag von Illoran »

Moin,

da fällt mir als Chemiker erstmal wenig zu ein ... auch mit einigem Nachdenken komm ich auf keine Möglichkeit wie Tinte das anrichten kann. Einige Annahmen dazu:

1. Pelikan 4001 Königsblau ist die sauerste und damit aggressivste mir bekannte Tinte.
2. Die meisten modernen Tintenformulierungen, speziell in den hochpreisigen Tintenlineups sind fast pH-neutrale Lösungen organischer Farbstoffe.
3. Die Hersteller haben kein Interesse daran das ihre Halter von ihren eigenen Tinten zerfressen werden, da hier massive Regressansprüche auf sie zukämen.
4. Edelmetalle sind in Säuren und Laugen weitgehend stabil.
5. Sollte eine Tinte tatsächlich das Metall angreifen, dann müsste sie auch die Federn zerfressen und das wäre eine Katastrophe.

Aufgrund dessen fällt mir kein Szenario ein in dem Tinten die Füllhalter verätzen oder eine Tinte schlimmer sein sollte als die andere.

Was ich mir vorstellen könnte ist, dass durch kleinste Oberflächliche Beschädigungen unter die Beschichtung dringt. Diese verliert dann durch Verdampfen oder thermische Ausdehnung bei Temperaturschwankungen (unterschiedliche Ausdehungskoeffizienten des Grundmaterials und der Beschichtung könnten generell ein Problem sein) langsam den Halt auf dem Untergrund und beginnt irgendwann abzublättern. Das ist der Mechanismus nach dem im Winter auf Strassen die schönen Schlaglöcher entstehen. Ob das nun zutrifft weiß ich nicht und wie man sich dagegen schützen könnte noch weniger.

Meine Idee wäre: Hoffen dass nichts passiert und falls doch mit dem Service des jeweiligen Herstellers reden.

mfg Illo
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Linceo
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Re: Korrosion durch schwarze Tinte

Beitrag von Linceo »

Illos Ausführungen beruhigen mich ein wenig, denn ich verwende zwar keine schwarzen, dafür aber diverse grüne Tinten von Pelikan, Diamine, Caran D'Ache und Akkerman in verschiedenen Souveränen von M300 bis M1000, z.T. schon seit Jahren. Dabei hatte ich noch mit keiner Tinten in keinem Halter auch nur das kleinste Problem.
Würde sich so ein Phänomen wie an Dominics M800 zeigen, würde ich mich vertrauensvoll an den Pelikan Service wenden.

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Tenryu
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Re: Korrosion durch schwarze Tinte

Beitrag von Tenryu »

Diese Beobachtung habe ich auch schon machen müssen. Zum Glück nicht an einem teueren Souverän, aber an einem billigen Füller, der einen vergoldeten Ring am Ende hatte. Und auch hier war schwarze Tinte über längere Zeit im Spiel.
Die schwarze Pelikan 4001 hat (wenn ich mich recht entsinne) einen ph-Wert um 8. Ist also ganz leicht basisch.
Evtl. wird gar nicht das Metall, sondern der darunter liegende Kunststoff angegriffen, so daß dem Golde die Grundlage entzogen wird, wodurch es abblättert. Oder die Tinte reagiert mit Bestandteilen der Luft und bildet dann eine angressivere Verbindung. Alles sehr mysteriös. :?
DanielH
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Re: Korrosion durch schwarze Tinte

Beitrag von DanielH »

Was ich wohl noch zum Thema beitragen könnte ist, dass in meinem Pelikan M200, den ich oft für bunte Tinten nutze, die Vergoldung der Feder langsam abblättert und gleiches beobachte ich auch für den Diplomat Lord. Idee dazu: Eine Vergoldung ist ja auf der Oberfläche angebracht. Ich halte es für nicht ganz ausgeschlossen, dass es irgendwelche Inhaltsstoffe in einer Tinte gibt, die Gold von der Metalloberfläche gleichsam verdrängen, weil sie eine höhere Affinität zum Metall (sehr wahrscheinlich Stahl) haben als der Stahl zum Gold. Wir hätten es also nicht mit einem "Abätzen" des Goldes zu tun, sondern mit einer Oberflächenveränderung, die dazu führt, dass das Gold nicht mehr haftet.
rorro
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Re: Korrosion durch schwarze Tinte

Beitrag von rorro »

Julia Gusano ist jedenfalls der Meinung, daß schwarze Tinte generell für Füller nichts gutes bedeutet (schon früher hier verlinkt gewesen):

http://www.welt.de/lifestyle/article251 ... eller.html
Viele Grüße, Ralf
Freddy
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Re: Korrosion durch schwarze Tinte

Beitrag von Freddy »

Wie alt ist dein M800?
Denn es korrodiert nicht das Gold, sondern das was darunter ist und blättert dann das Gold weg.
Es gab in den 90gern wohl ein Problem in der Legierung und es sind so einige Zierteile betroffen.
Hatte selber einen M800 mit dem Problem, allerdings nur am Clip der Kappe. Habe ich ohne Erwartungen
eingeschickt und kostenlos nach circa einer Woche zurück bekommen, mit einem nagelneuem Clip. :)


Klick dich durch :wink:

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dnic
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Re: Korrosion durch schwarze Tinte

Beitrag von dnic »

Tja, ist ein Old Style, also könnte das mit den 1990ern auch hinkommen.

Ich hätte eher nicht an den hervorragenden Pelikan Service gedacht, da ich den Fehler nicht bei Pelikan gesehen habe sondern bei der verwendeten Tinte.

Ich habe auch einen Toledo mit gleichem Problem (aber nicht so ausgeprägt), da wäre es mir dann schon unangenehm...

Reparaturerfahrungen hat aber wohl keiner (bisher).

Gruß
Dominic
Freddy
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Re: Korrosion durch schwarze Tinte

Beitrag von Freddy »

dnic hat geschrieben: Reparaturerfahrungen hat aber wohl keiner (bisher).

Gruß
Dominic
Wenn du nicht selbst sicher in galvanischen Verfahren bist, dann sollte mans lieber einschicken.
So einen Ring mit üblichen Werkzeugen zu tauschen, wird wohl extrem schwer sein.
Deshalb einfach einschicken und entweder Kostenvoranschlag bekommen, oder eine kostenlose Reparatur.
In jedem Fall kostet diese Gewissheit nicht mehr als 5€ an Porto.

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Thom

Re: Korrosion durch schwarze Tinte

Beitrag von Thom »

dnic hat geschrieben:Ich habe auch einen Toledo mit gleichem Problem (aber nicht so ausgeprägt), da wäre es mir dann schon unangenehm...
Hallo Dominic,

mich würde mal interessieren, wie Du die Füller eventuell nach der schwarzen Tinte reinigst.

Viele Grüße
Thomas
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glucydur
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Re: Korrosion durch schwarze Tinte

Beitrag von glucydur »

Ich könnte mir auch vorstellen, dass das Phänomen etwas mit der Methode der Aufbringung des Goldes zu tun hat. Ich weiß definitiv, dass mein Old-Style M600 eine andere "Vergoldung" hat als die jüngeren Modelle. Sieht man u.a. an der Farbe. Früher bewarb Pelikan die Applikationen seiner Modelle als "goldplattiert". Dieser Begriff wird unterschiedlich verwendet: sowohl für die galvanische Methode als auch für die mechanische Aufbringung, im Sinne von Doublé. Bei beiden Methoden findet sich tatsächlich eine Goldschicht auf dem Trägermaterial. Heutige "Vergoldungen" sind oft nur noch PVD-Vergoldungen, wo überhaupt keine Goldschicht mehr vorhanden ist, die abgerieben werden könnte. PVD-Vergoldungen gelten als robuster und langlebiger als galvanische bzw. mechanische Verfahren. Da kann faktisch nichts mehr "abblättern".

VG

Alexander
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dnic
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Re: Korrosion durch schwarze Tinte

Beitrag von dnic »

Ich verwende selbst nur blaue 4001 Tinte.
Das gibt es nie Probleme.
Den Füller habe ich mit den Tintenresten bekommen und habe ihn unter fließendem Wasser gesäubert.
Da waren die Schäden schon genau so zu erkennen.
In Wasser "einweichen" und ein kurzes Ultraschallbad zur gründlichen Reinigung (haben den Schaden nicht verstärkt)
und der Füller ist sauber wie am ersten Tag. Aber leider nicht in dem Zustand ;-)
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