Von Liegegläsern und Knickflaschen

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der Jens
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Re: Von Liegegläsern und Knickflaschen

Beitrag von der Jens »

mondindianer hat geschrieben:
15.02.2025 10:27
Anlass des Sammelns ab - etwa so wie Pilze im Wald
Also wenn es vor allem um die reine Schönheit des Objekts geht, dann sind dann z. B. Fliegenpilze schon äußerst attraktive „Sammelobjekte“!!! Wenn selbige auch in der Realität viel seltener (im Verhältnis zu anderen Pilzen) vorkommen als auf irgendwelchen Bildern.
Wenn dagegen es um die Verwendung als Speisepilze geht… :twisted:
Na, ich weiß nicht!
Jens
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mondindianer
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Re: Von Liegegläsern und Knickflaschen

Beitrag von mondindianer »

Und schließlich:
ich war ja auf der Suche nach Tintengläsern zum sauberen und flotten Befüllen meiner großfederigen Kolbenfüller. Viele meiner Lieblingstinten sind in Gläsern, die mir das nur bei hohem Füllstand erlauben (etwa die Pilot Iroshizuku-Gläser, im Bild rechts) oder praktisch gar nicht (etwa die Lamy T53 Crystal Ink-Gläser, im Bild links).
asa-gao+crystal-ink.jpg
asa-gao+crystal-ink.jpg (340.19 KiB) 2082 mal betrachtet
Die Idee war, diese Tinten in gebrauchte, saubere Liegegläser oder Knickflaschen umzufüllen. Ausprobiert habe ich das mit meinem MB149 mit F-Feder und meinem M805 mit EF-Feder.

Bei meinen Liegegläsern klappt das vollständige Befüllen nur, wenn die Tintengläser noch zu 40% bis 60% voll sind. Weniger Tinte bedeutet geringere Eintauchtiefe der Feder. Immerhin ist aber bei vielen Knickflaschen das Feder-Luftloch noch bedeckt, sodass wenigstens eine Teilfüllung möglich ist (zwischen 0,5 ml und 0,9 ml, also in etwa eine Standardpatronenfüllung). Zu sehen ist das im ersten Beitrag in diesem Bild.

Als vorteilhafter haben sich dagegen "Schuhgläser" erwiesen. Bei denen ist der Einfüllstutzen vom restlichen Reservoir ähnlich abgetrennt wie der Absatz bei einem (Damen-)Schuh, das Reservoir ist auf derselben Höhe.
Schuhgläser.jpg
Schuhgläser.jpg (352.08 KiB) 2082 mal betrachtet
Auch hier ist es so, dass das letzte Tröpfchen Tinte in den Absatz geschüttelt werden kann. Je höher die Trennung zwischen dem Absatz und dem Reservoir ist, desto geeigneter sind diese Gläser für große Federn, weil die Tinte nicht ins Reservoir zurückfließen kann. Solange die Füllhöhe im "Absatz" noch das Luftloch der Feder bedeckt, kann ich meine Kolbenfüller auftanken. Leider werden aktuellere Gläser wieder mit flacherem Absatz hergestellt.

Der Vollständigkeit halber noch ein Blick auf eine weitere Kategorie, die Kippgläser:
Kippgläser.jpg
Kippgläser.jpg (336.71 KiB) 2082 mal betrachtet
Sauberes Befüllen von Kolbenfüllern mit großem Durchmesser bei niedrigem Tintenstand bekomme ich damit nicht hin, daher sind sie für mich keine Alternative. Es gibt weitere Spezialgläser mit teils raffinierten Reservoirs, wie etwa die alten Sheaffer-Gläser oder die Flakons von P.W.Akkerman. An letztere kommt man aber leider noch schlechter als an Pelikan-Knickflaschen.

Was hingegen immer geht - entsprechende Material-Auswahl vorausgesetzt - ist die Schlauchmethode. Die verwende ich inzwischen wirklich oft - für Tintenproben ebenso wie für Lieblings-Resttinten.
Viele Grüße
Fritz
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Reorx
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Re: Von Liegegläsern und Knickflaschen

Beitrag von Reorx »

Bei Gläsern deren Inhalt zur Neige geht behelfe ich mir mit Probenröhrchen oder mit betanken von leeren Patronen mittels Spritze.
Zum Glück habe ich auch genügend Konverterfüller, die sich gerne um Tintenreste kümmern :).

Viele Grüße
Harald
Bücher kommen an Stellen, an die Filme nie hinkommen...
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Halbstuermer
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Re: Von Liegegläsern und Knickflaschen

Beitrag von Halbstuermer »

Im FPN wurden Fritzens Beobachtungen kürzlich wissenschaftlich noch fundierter präsentiert.
Beste Grüße Helmut
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Zollinger
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Re: Von Liegegläsern und Knickflaschen

Beitrag von Zollinger »

Vielen Dank für diesen informativen und fantastisch illustrierten Beitrag!

Da ich keins dieser Tintengläser mehr habe, kann ich lediglich noch Fotos von zwei weiteren Exemplaren beitragen (auch wenn's keine Gläser sind):

1. Soennecken, der Tank in der Westentasche:

BildBild

Bild

2. Pelikan 660:

Bild

Bild

Beide sehen aus wie Liegeflaschen, funktionieren aber nach dem Prinzip der Schuhgläser.

PS: zum Befüllen von Füllern mit grossen Federn empfehle ich das LAMY T52. Aber auch das kriegt man nicht restlos geleert...
Beitrag in schwarz: Zollinger als Sammler - Beitrag in grün: Zollinger als Moderator
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mondindianer
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Re: Von Liegegläsern und Knickflaschen

Beitrag von mondindianer »

Halbstuermer hat geschrieben:
19.02.2025 7:43
Im FPN wurden Fritzens Beobachtungen kürzlich wissenschaftlich noch fundierter präsentiert.
Hallo Helmut,
das ist ja ein toller Hinweis! Da fühle ich mich doch gleich normaler mit meiner schrägen Idee :D. Vielen Dank fürs Teilen.

Wenn ich diesen lesenswerten Beitrag von @Harold richtig verstehe, hat er so lange Tinte aus den Gläsern gesaugt wie es ging - egal wieviel Tinte dann im Füller war. Besonders beeindruckend finde ich in dem Zusammenhang die Technik aus den schlanken Robert-Oster-Fläschchen die letzten Tropen aufzunehmen (Scrollen bis zu den Bilderlisten und dann bei Robert Oster "Reveal hidden contents" anklicken). Er schlägt ja auch vor, die Tintengläser vorher zu schütteln, um die Tinte zu homogenisieren - dann sieht das anders aus als mit der Testflüssigkeit. :shock:

Das ist etwas für Hardcore-Enthusiasten, ich brauche einfachere und vorhersehbar sauberere Fülltechniken :) Wenn ich am Ende im Füller nicht wenigstens eine Patronenfüllung Tinte habe, war ich nicht erfolgreich. Und Menschen mit breiteren Federn als ich sie verwende werden das möglicherweise ähnlich sehen (Harold selbst merkt an einer Stelle an, dass er mit einer CON-70-Füllung nur 3 A5-Seiten beschreiben kann). Ich werde nun noch mal ausprobieren, ob ich eine vernünftige Füllung über die Rückseite des Tintenleiters hinbekommen kann - das habe ich auch hier im Forum schon mal als Tipp gelesen.

Jedenfalls habe ich eine ganze Reihe weiterer Tintenglastypen kennen gelernt und kann mir das weitere Testen von aktuellen Gläsern so glatt ersparen.
Viele Grüße
Fritz
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mondindianer
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Re: Von Liegegläsern und Knickflaschen

Beitrag von mondindianer »

Zollinger hat geschrieben:
19.02.2025 8:14
Vielen Dank für diesen informativen und fantastisch illustrierten Beitrag!

Da ich keins dieser Tintengläser mehr habe, kann ich lediglich noch Fotos von zwei weiteren Exemplaren beitragen (auch wenn's keine Gläser sind):

1. Soennecken, der Tank in der Westentasche:
[...]
2. Pelikan 660:
[...]
Beide sehen aus wie Liegeflaschen, funktionieren aber nach dem Prinzip der Schuhgläser.

PS: zum Befüllen von Füllern mit grossen Federn empfehle ich das LAMY T52. Aber auch das kriegt man nicht restlos geleert...
Hallo Zollinger,
danke für die freundliche Einordnung :)
Den Soennecken-Tank kannte ich noch nicht, insbesondere die Schnittzeichnung finde ich prima. Danke fürs Zeigen.
Von Pelikan gab es zwei Reisetintenfässer aus Hartgummi, die in den Katalogen seit den 30er Jahren zu finden sind. Ich habe bislang nur einmal das von dir gezeigte 660 gefunden, und das sollte 500 Dollar kosten. Ein Test ist also erst einmal auf unbestimmte Zeit verschoben ;)
Viele Grüße
Fritz
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Querkopf
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Re: Von Liegegläsern und Knickflaschen

Beitrag von Querkopf »

mondindianer hat geschrieben:
18.02.2025 20:03
... ich war ja auf der Suche nach Tintengläsern zum sauberen und flotten Befüllen meiner großfederigen Kolbenfüller. ... Solange die Füllhöhe im "Absatz" noch das Luftloch der Feder bedeckt, kann ich meine Kolbenfüller auftanken. Leider werden aktuellere Gläser wieder mit flacherem Absatz hergestellt. ...
Mit den alten Pelikan-Liegegläsern oder neuen MB-Schuhgläsern ging/ geht ziemlich viel, wenn man die "Schuhsohle" aufbockt (Schreibblock oder Taschenbuch drunter), so dass sich im "Absatz" großzügig Tinte sammelt.
mondindianer hat geschrieben:
19.02.2025 17:34
... ich brauche einfachere und vorhersehbar sauberere Fülltechniken :) Wenn ich am Ende im Füller nicht wenigstens eine Patronenfüllung Tinte habe, war ich nicht erfolgreich. ...
Für diesen Fall - oder auch für kleine Proben - kann ich als Alternative zur Schlauchmethode das hier empfehlen. Ok, man muss aus dem Tintenglas oder dem Probenbehältnis umfüllen in dieses Ding. Daraus kriegt man dann aber noch das allerletzte Tintentröpfchen mit Kolbenfüllern, auch großfedrigen, aufgesogen. Und das Teil selbst ist in Nullkommanix wieder sauber.

Das Ding im Foto gibt's so leider nicht mehr, der Macher musste aus gesundheitlichen Gründen den Beruf aufgeben :cry:. Bei einer regionalen Glasbläserei sagte man mir "kein Problem, sowas können wir machen". Falls jemand Interesse dran hat: bitte PN - nachhaken muss ich da eh, meine Bestellung "hängt" bisher... (Kosten: deutlich weniger als ein Flohmarkt-Liegeglas :) .)
Schöne Grüße
Doris
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mondindianer
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Re: Von Liegegläsern und Knickflaschen

Beitrag von mondindianer »

Querkopf hat geschrieben:
19.02.2025 23:37
[...]
Für diesen Fall - oder auch für kleine Proben - kann ich als Alternative zur Schlauchmethode das hier empfehlen. Ok, man muss aus dem Tintenglas oder dem Probenbehältnis umfüllen in dieses Ding. Daraus kriegt man dann aber noch das allerletzte Tintentröpfchen mit Kolbenfüllern, auch großfedrigen, aufgesogen. Und das Teil selbst ist in Nullkommanix wieder sauber.
[...]
Hallo Doris,
prima, dass du diesen älteren Faden wieder hervorholst :).
Ich finde, so ein "Tinten-Geizhals" ist eine ansprechende Lösung. Das Umfüllen aus dem Originalglas bleibt mir ja ohnehin nicht erspart, und mit einer Spritze und ein wenig Erfahrung kann ich ziemlich genau das benötigte Tintenvolumen einfüllen (das mache ich ja bei der Schlauchmethode auch ständig).
Ich bin mal gespannt, was daraus wird.
Viele Grüße
Fritz
thobie
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Re: Von Liegegläsern und Knickflaschen

Beitrag von thobie »

Ich finde die Gläser, die hier gezeigt wurden, super.

Allerdings mache ich es inzwischen ganz anders. Ich habe Füllhalter mit ausnehmend große Federn. Das ist insbesondere der Pelikan 1000 und der Delta Dolce Vita Oversize. Selbst die Lamygläser kommen da an ihre Grenzen.

Ich habe mir Proberöhrchen zugelegt. Da gehen knapp 15 ml hinein und die Röhrchen sind etwa 7,5 cm hoch. Vorteil ist auch, dass ich nicht mit den Füllhaltern in die Tintengläser gehen muss. Das verhindert Schimmel im Vorrat. Ich habe mir für eine Aufnahmevorrichtung für die Röhrchen aus Holz gebaut. Es gehen 63 Röhrchen in die Vorrichtung (ist im Prinzip ein Brett mit Löchern und Beinen dran. Das Ganze verschwindet in einer Ablageschublade aus Kunststoff. Dauerhaft will ich da noch eine Holzschublade bauen.

Viele Grüße
Thomas
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mondindianer
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Re: Von Liegegläsern und Knickflaschen

Beitrag von mondindianer »

thobie hat geschrieben:
28.02.2025 2:50
[...]
Ich habe mir Proberöhrchen zugelegt. Da gehen knapp 15 ml hinein und die Röhrchen sind etwa 7,5 cm hoch. Vorteil ist auch, dass ich nicht mit den Füllhaltern in die Tintengläser gehen muss. Das verhindert Schimmel im Vorrat. Ich habe mir für eine Aufnahmevorrichtung für die Röhrchen aus Holz gebaut. Es gehen 63 Röhrchen in die Vorrichtung (ist im Prinzip ein Brett mit Löchern und Beinen dran. Das Ganze verschwindet in einer Ablageschublade aus Kunststoff. Dauerhaft will ich da noch eine Holzschublade bauen.
[...]
Hallo Thomas,
ich dachte mir schon, dass auch andere Füllerliebhaber dasselbe Problem haben ;)
Ein Bild wäre sehr aufschlussreich. Meinst du so etwas?
Viele Grüße
Fritz
thobie
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Re: Von Liegegläsern und Knickflaschen

Beitrag von thobie »

Hallo Fritz,

meine Variante ist nicht so edel. Ich habe eine Platte Multiplex genommen, die Löcher mit einem kopfschneidenden Fräser eingefräst (der größte Aufwand war der Bau der Schablone) und dann habe ich auf der Unterseite vorn und hinten jeweils einen Streifen Holz als Fuß angeleimt.

Wenn ich mal viel Zeit habe (werde am 30.04.25 in den Ruhestand versetzt), dann baue ich das Ganze noch einmal aus einem edleren Holz. Ich denke dabei an Eiche und die Füß aus Akazie. Dann auch nicht mit einer einfachen Verleimung, sondern mit Fingerzinken. Ich plane mir nämlich für die Füllhalter und die Tenen einen Schrank mit Vitrine zu bauen und da wird das ein Einbau. Ich muss das mal in Ruhe planen. Wird ein Schrank für mein neues Arbeitszimmer.
agathon
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Re: Von Liegegläsern und Knickflaschen

Beitrag von agathon »

thobie hat geschrieben:
03.03.2025 2:35
Ruhestand […] neues Arbeitszimmer.
tolle Kombi und meinen Glückwünsch! Auf den Einbau darf man gespannt sein.
thobie
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Re: Von Liegegläsern und Knickflaschen

Beitrag von thobie »

Ich weiß: Arbeitszimmer und Ruhestand klingt nach einem Widerspruch. Ist es aber nicht.

Denn ich werde im Ruhestand noch einmal studieren. Und ich muss ja auch unsere Reisen planen. Dazu haben wir noch zwei Häuser zu renovieren. Und das dritte steht an. Entweder Renovierung oder Verkauf. Nach den letzten Gesprächen mit dem Denkmalschützer und danach mit unserem Architekten neige ich momentan eher zum Verkauf. Ich habe leider nirgendwo einen Esel stehen, der goldene Dukaten schei**.

Viele Grüße
Thomas
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pradella2
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Re: Von Liegegläsern und Knickflaschen

Beitrag von pradella2 »

Der Faden ist schon etwas fadenscheinig, aber Fritz´ Quellenforschung und der damit verbundene Erkenntnisgewinn über die Evolution der Pelikan-Tintenflaschen sind hocherfreulich. Da möchte ich doch den Anlass nutzen und zur frühen 72 S - Knickhalsflasche noch ein paar Fotos beitragen mit (wenn auch verblichenem) Etikett und leicht konkav geformtem Bakelitdeckel.
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Philipp
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