Noch zwei, drei Anmerkungen:
Sonnenleder zeigt täglich den neuesten Knuff. (Foto unten)
Gäbe man diesen Sprache, könnte man eine Ereigniskette nachbilden und Geschichten erzählen. Sonnenleder dokumentiert Zeit, aber wir wissen die Zeichen nicht zu deuten.
Sonnenleder ist untauglich ab unterer Managementebene und für alles Geschniegelte darüber.
Dort wo die Krawattenbindung Symbolkraft hat,
kann man nicht mit fleckigem Leder auftauchen.
Also spritzt man das Leder mit Farbe voll.
Das ist der Rest des Marktes.
Diese Lederwaren nehmen nichts an. Wasser perlt an ihnen ab. Fett läßt sich wegwischen. Staub wegblasen. Sie bleiben anonym.
Diese Lederwaren altern nicht. Man sieht ihnen ihre Vergangenheit nicht an.
Das Leder ist so mit Kunstharz verklebt: Selbst grobe Malträtierung erzeugt weder Kratzer noch Striemen.
Es ist Vorzeigeleder, geeignet für unteres, mittleres und oberes Management.
Ein Foto unten zeigt Industrieleder. Dieses Stifteetui wird in Jahren noch genauso aussehen wie jetzt.
In der Warenkultur versuchen wir den Alterungsprozess irreversibel zu gestalten: Die Dinge sollen uns überdauern. Doch neiden wir ihnen dies und nehmen Rache und haben eine Warenwegwerfkultur etabliert. Das, was nicht stirbt, wird künstlich entsorgt. Im Kampf gegen die Sterblichkeit errichten wir Materiewüsten und erfreuen uns daran, wie alles zu Bruch geht; um uns sofort mit dem neuesten Schick zu umgeben.
Alles haben wir doppelt.
Ein Foto zeigt einen maßgeschneiderten Auslaufschutz für einen 100er.
Diese kleine Lederhülle macht praktisch genauso viel Arbeit wie eine große Tasche.
Ich habe mich gefragt, warum Sonnenleder praktisch in allen Etuis dieselbe monotone Innenausstattung anbietet.
Ich vermute mal: Die verdienen an diesen Kleinlederwaren zu wenig.
Große Variation ist nicht drin.
So ein Etui verkaufen sie für 50, eine große Tasche aber für 400 Euro.
Die große Tasche macht aber nicht viel mehr Arbeit, vom Mehrleder abgesehen, als ein kleines Etui.
Also verkaufen sie lieber Einkaufstaschen.
Mein Händler sagt: Seine Marge bei Sonnenleder wäre geringer als üblich, weil sie mit den Etuis nicht beliebig nach oben gehen können. Also knappsen sie an seiner Handelsspanne.
Gelegentlich gehe ich in einen Schreibwarenladen und greife zu Weißberg und Grafenburg.
Dann mache ich den Blindtest:
Ich schließe die Augen, lasse die Fingerkuppen über das Etui gleiten und suche nach Anhaltspunkten: Ist das jetzt Leder oder Plastik?
Dann führe ich das teure Gut unter die Nase:
Riecht das nach Leder oder nach Farbstoff?
Dann rolle ich das Stück in der Hand:
Schmiegt es sich schmeichlerisch in die Finger oder steift es vor Status?
Zuletzt gucke ich auf das Logo.
Dominiert es die Gestaltung, lege ich das Teil sofort zurück.
Anschließend kaufe ich immer Sonnenleder.
Was soll man von 'Sonnenleder' halten?
Moderatoren: MarkIV, Zollinger, desas, Linceo, Lamynator
Re: Was soll man von 'Sonnenleder' halten?
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Re: Was soll man von 'Sonnenleder' halten?
Niemals blind kaufen.
Hierzu ein Beispiel:
Schönes Etui, reichlich Platz für vier Füller.
Aber, die Schlaufen passen weder von der Anordnung, noch von der Schlaufenweite.
Man kann die vier Füller nur lose hineinlegen.
Selbst wenn man einen oder zwei in Schlaufen fixieren könnte,
brächte man die beiden anderen dann nicht mehr Seite an Seite dazwischen.
Es fehlt der nötige Raum.
Bei einem anderen Etui ist man auf die Idee gekommen,
eine Lederbrücke einzunähen.
Hier könnte man zwei Füller unterschieben.
Könnte, weil man natürlich zusätzlich unter der Lederbrücke die Gummischlaufen hat stehenlassen.
(Wozu? Und wozu dann das Lederband?)
Dadurch wird das Reinschieben des zweiten Füllers zu nerviger Pfriemelei.
Im Alltag läßt man das.
Tatsächlich brächte man sogar drei Füller bequem unter.
Zwei unter der Lederbrücke, einen lose.
Vielleicht trenne ich mir das Gummiband heraus. Eine Seite liegt frei.
Die andere Seite scheint zusammen mit dem Lederstreifen vernäht zu sein.
Trotz Lupe kann ich das nicht genau erkennen.
Wahrscheinlich laß' ich das.
Oder:
Bei einem Etui verschwindet der Schieber des Reißverschlusses zwischen den Etuihälften, wenn geöffnet.
Klappt man Etui dann zu, bleibt der Schieber drinnen und ist unmöglich zu greifen.
Also klappt man das Etui wieder auf, schiebt den Schieber raus, klappt wieder zu und schließt dann das Etui.
Alles eine Frage der Motivation.
Um die Ausgangsfrage 'Was soll man von 'Sonnenleder' halten?' zu beantworten:
Im Prinzip gut, im Detail unausgereift.
Mir jedoch lieber als das ganze gelackte Zeug.
Man wünscht der Firma einen Hausdesigner,
der statt von Böll bis Nietzsche,
statt der Variation des Immergleichen,
neben der Bleistift-Klientel auch die Füllerfreunde zu bedienen versteht.
Und darin nicht die Geschäftsfreundefüllergeschenkstatusgeber,
auch nicht die Sammler, die mit jedem Erwerb das nichten, was sie schon haben,
sondern die, die tatsächlich noch händisch notieren.
Aber diese Jung-Designer können ja nicht mehr schreiben,
die wischen nur noch, klicken und ziehen.
Deswegen designen die auch nur noch Smartphone- und Smarttablethüllen.
140 Zeichen.
Man wundert sich, dass noch gelesen wird.
Hierzu ein Beispiel:
Schönes Etui, reichlich Platz für vier Füller.
Aber, die Schlaufen passen weder von der Anordnung, noch von der Schlaufenweite.
Man kann die vier Füller nur lose hineinlegen.
Selbst wenn man einen oder zwei in Schlaufen fixieren könnte,
brächte man die beiden anderen dann nicht mehr Seite an Seite dazwischen.
Es fehlt der nötige Raum.
Bei einem anderen Etui ist man auf die Idee gekommen,
eine Lederbrücke einzunähen.
Hier könnte man zwei Füller unterschieben.
Könnte, weil man natürlich zusätzlich unter der Lederbrücke die Gummischlaufen hat stehenlassen.
(Wozu? Und wozu dann das Lederband?)
Dadurch wird das Reinschieben des zweiten Füllers zu nerviger Pfriemelei.
Im Alltag läßt man das.
Tatsächlich brächte man sogar drei Füller bequem unter.
Zwei unter der Lederbrücke, einen lose.
Vielleicht trenne ich mir das Gummiband heraus. Eine Seite liegt frei.
Die andere Seite scheint zusammen mit dem Lederstreifen vernäht zu sein.
Trotz Lupe kann ich das nicht genau erkennen.
Wahrscheinlich laß' ich das.
Oder:
Bei einem Etui verschwindet der Schieber des Reißverschlusses zwischen den Etuihälften, wenn geöffnet.
Klappt man Etui dann zu, bleibt der Schieber drinnen und ist unmöglich zu greifen.
Also klappt man das Etui wieder auf, schiebt den Schieber raus, klappt wieder zu und schließt dann das Etui.
Alles eine Frage der Motivation.
Um die Ausgangsfrage 'Was soll man von 'Sonnenleder' halten?' zu beantworten:
Im Prinzip gut, im Detail unausgereift.
Mir jedoch lieber als das ganze gelackte Zeug.
Man wünscht der Firma einen Hausdesigner,
der statt von Böll bis Nietzsche,
statt der Variation des Immergleichen,
neben der Bleistift-Klientel auch die Füllerfreunde zu bedienen versteht.
Und darin nicht die Geschäftsfreundefüllergeschenkstatusgeber,
auch nicht die Sammler, die mit jedem Erwerb das nichten, was sie schon haben,
sondern die, die tatsächlich noch händisch notieren.
Aber diese Jung-Designer können ja nicht mehr schreiben,
die wischen nur noch, klicken und ziehen.
Deswegen designen die auch nur noch Smartphone- und Smarttablethüllen.
140 Zeichen.
Man wundert sich, dass noch gelesen wird.
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Re: Was soll man von 'Sonnenleder' halten?
Michi, Du erzaehlst uns hier sehr viel ueber Sonnenlederprodukte - ich habe ja noch nie von der Firma gehoert -, aber hast Du auch schon mal Sonnenleder davon erzaehlt? Das sind die einzigen, die Dir helfen koennten.
Cepasaccus
Cepasaccus
Re: Was soll man von 'Sonnenleder' halten?
Die Homepage von Sonnenleder scheint mir eigentlich ganz okay und so ein hochwertiges Schreibetui von Sonnenleder hätte ich mir zur Schulzeit schon gewünscht.
Die Stecketuis für ein oder zwei Stifte halte ich allerdings nicht für empfindliche Schreibgeräte geeignet. Ein Lamy 2000 (01) hundertmal rein und raus, dürfte dem Füllhalter dank rauer Innenfläche eine ungewollt polierte Oberfläche verpassen. Zudem sind die Etuis nur für recht kleine Schreibgeräte geeignet.
Grüße, Dirk
Die Stecketuis für ein oder zwei Stifte halte ich allerdings nicht für empfindliche Schreibgeräte geeignet. Ein Lamy 2000 (01) hundertmal rein und raus, dürfte dem Füllhalter dank rauer Innenfläche eine ungewollt polierte Oberfläche verpassen. Zudem sind die Etuis nur für recht kleine Schreibgeräte geeignet.
Grüße, Dirk
Grüße aus dem Weserbergland,
Dirk
Dirk