Hallo in die Runde!
Im Blog "Aktenkunde" habe ich zwei Beiträge in Sachen Handschrift gefunden, die für den ein oder anderen hier vielleicht auch von Interesse sind.
Wer Germanistik o.ä. studiert hat, hat vielleicht auch mal Seminare zur Paläographie und Kodikologie besucht.
Dabei geht es meistens um die Entzifferung urmelalter handschriftlicher Dokumente.
Da aber in den letzen Jahrzehnten die Menge handschriftlicher Notizen kontinuierlich sinkt, die Schrift daher in vielen Fällen schlechter wird und moderne Schreibgeräte wie Kugelschreiber einen Einfluss auf das Schriftbild haben, werden auch zeitgenössische Akten immer schwerer zu entziffern.
Eine Herausforderung: "Diese Entwicklung kann die paläografische Methodik nicht ungeschoren lassen."
“Quellenkritik im digitalen Zeitalter”: Zum Positionspapier des Historikerverbands
http://aktenkunde.hypotheses.org/438
Schäftezählen im Advent
http://aktenkunde.hypotheses.org/449
Gruß,
Viola
"paläografische Terra Incognita": Handschriften der Gegenwart
Moderatoren: MarkIV, Zollinger, desas, Linceo, Lamynator
Re: "paläografische Terra Incognita": Handschriften der Gegenwart
Schön, dass diese Problematik inzwischen auch "offizieller" thematisiert wird. Ich habe u.a. bei meinem Doktorvater auch einige paläographische Oberseminare und Forschungsprojekte mitgemacht und sein ceterum censeo war schon damals, dass die historische Paläographie ein Kinderspiel sei im Vergleich zu aktuellen Handschriften - allerdings man mit den bekannten Verfahren und Methoden hier auch weiterkommen könne.
Nach wie vor halte ich moderne Schreiberei ein Graus im Vergleich zu alten Schriften, aber da gehen wir ja auch von ganz anderen Voraussetzungen aus...
Nach wie vor halte ich moderne Schreiberei ein Graus im Vergleich zu alten Schriften, aber da gehen wir ja auch von ganz anderen Voraussetzungen aus...
Gruß, Michael
Re: "paläografische Terra Incognita": Handschriften der Gegenwart
Ich frage mich, ob es heute überhaupt noch bedeutende Handschriften gibt.
Man kann wohl unbestritten davon ausgehen, daß alles, was wichtig und zur Veröffentlichung oder für andere Leser bestimmt ist, mit Schreibmaschine oder PC geschrieben wird. An Handschriften bleiben da höchstens noch Entwürfe, Schmierzettel, Notizen und vielleicht ganz selten persönliche Briefe. Wobei letztere nicht zuletzt im Interesse des Empfängers halbwegs leserlich geschrieben werden.
Am Verlust der Handschrift dürfte auch die Geschichtsforschung, insbesondere die Litteraturwissenschaft zu leiden haben. Kann man an einem Manuskript noch erkennen, wer es geschrieben hat, in welcher Verfassung der Schreiber war, was und wie oft, und von wem korrigiert oder ergänzt wurde, gehen diese Informationen bei Computerdateien und -Ausdrucken verloren.
Man kann wohl unbestritten davon ausgehen, daß alles, was wichtig und zur Veröffentlichung oder für andere Leser bestimmt ist, mit Schreibmaschine oder PC geschrieben wird. An Handschriften bleiben da höchstens noch Entwürfe, Schmierzettel, Notizen und vielleicht ganz selten persönliche Briefe. Wobei letztere nicht zuletzt im Interesse des Empfängers halbwegs leserlich geschrieben werden.
Am Verlust der Handschrift dürfte auch die Geschichtsforschung, insbesondere die Litteraturwissenschaft zu leiden haben. Kann man an einem Manuskript noch erkennen, wer es geschrieben hat, in welcher Verfassung der Schreiber war, was und wie oft, und von wem korrigiert oder ergänzt wurde, gehen diese Informationen bei Computerdateien und -Ausdrucken verloren.
Re: "paläografische Terra Incognita": Handschriften der Gegenwart
Archive übernehmen nach wie vor manche wichtigen Nachlässe zur Dokumentation repräsentativer Biographien und des Zeitgeschehens. Und hier gibt es immer noch eine ganze Menge handgeschriebener Notizen, Tagebucheinträge, etc. Insofern würde ich schon sagen, dass eine moderne, zeitgemäße Handschriftenkunde durchaus ihre Daseinsberechtigung hat - auch wenn es durch die zunehmende Individualisierung in der persönlichen Handschrift durchaus unübersichtlicher geworden ist.Tenryu hat geschrieben:Ich frage mich, ob es heute überhaupt noch bedeutende Handschriften gibt.
Gruß, Michael