Stellt Euch vor, Ihr müsst einen längeren, zusammenhängenden Text schreiben mit Überschrift, Kapitelüberschriften, Unterstreichungen....so etwa 30 Seiten (für den eigenen Gebrauch, nicht zur Weitergabe).
Nun, mittendrin geschieht es: der Tintenfluss des Füllers beginnt zu stocken, d.h. die Tintenfarbe wird blass – das zuvor recht einheitliche Schriftbild sieht nicht mehr gut aus.
Oder: man ist vertieft ins Schreiben, mit den Gedanken vollständig beim Thema – und plötzlich brüllt ein Kind, bellt der Hund, rappelt das Telefon, läutet die Türklingel...man erschrickt und auf dem Papier ist ein Krakel, der nicht hingehört...
Wieder gilt: das zuvor recht einheitliche Schriftbild schaut nicht mehr gut aus.
Durchstreichen und einfach weiterschreiben?
Zu Schul- und Studienzeiten konnte ich das (der Tintenkiller war noch nicht erfunden), im Berufsleben mit der Textverarbeitung im PC war es sowieso kein Thema mehr.
Ich ertappe mich immer öfter dabei, Seiten, auf denen mich die oben geschilderten "Brüche" im Schriftbild stören, neu zu schreiben, obwohl nur ich allein den Text lesen und nutzen werde....

Für "Ausrutscher" nutze ich kleine, weiße Klebetiketten (20mm lang, 8mm hoch) und schreibe neu drüber (die Etikettchen sieht man je nach Papier kaum).
Aber wenn es wirklich sichtbare Probleme mit dem Tintenfluss gibt – dann schreibe ich die Seite neu.
Und dann immer der Gedanke: wie würde der Text mit breiterer oder schmalerer Feder, anderer Tintenfarbe aussehen...ganz sicher viiiiel schöner...

Ist das sinnlose Pedanterie eines älteren Semesters mit zuviel Zeit – oder geht es Euch ähnlich?

Weiter im Text:
Wieder wie oben, eine Art Referat über ein bestimmtes Thema mit verschiedenen Kapiteln.
Schreibt Ihr alles vom ersten bis zum letzten Buchstaben in einer einzigen Tintenfarbe oder wechselt Ihr die Farben mit den Kapiteln? Und stellt nach 10 Seiten oder mehr fest: ist wohl doch nicht das Gelbe vom Ei...wieder neu beginnen?
Freue mich sehr darauf, Eure Meinungen, Ansichten und Gepflogenheiten diesbezüglich lesen zu dürfen – und kann auch mehr oder weniger diskrete Hinweise auf Behandlungsmöglichkeiten von zwanghaften Störungen gut wegstecken...

Aber diese Pedanterie entwickle ich ausschließlich beim Schreiben von Hand – wohl weil man angesichts der Korrekturmöglichkeiten bei der Textverarbeitung und der hervorragenden Drucker so gut wie nie ein nicht perfektes Schriftbild zu Gesicht bekommt, bei der guten alten Schreibmaschine war das noch anders...