Alte Schriften im öffentlichen Raum

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Grimbart
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Re: Alte Schriften im öffentlichen Raum

Beitrag von Grimbart »

Heute machte ich mal einen Ausflug in den Südosten der Hauptstadt. Am Bahnhof Friedrichshagen entdeckte ich im Ausgangsbereich zur Bölschestraße einige historische Photos der Gegend sowie Aufnahmen eines Photoateliers und dessen Visitenkarte. So machte man vor mehr als 100 Jahren auf sich und seine Kunst aufmerksam:
S-Bhf. Friedrichshagen 1.jpg
S-Bhf. Friedrichshagen 1.jpg (170.55 KiB) 1792 mal betrachtet
Der junge Mann wurde natürlich für den Besuch beim Photographen ordentlich eingekleidet. Auch die standesgemäße Kopfbedeckung fehlt nicht - und man(n) trägt sie innerhalb geschlossener Räume selbstverständlich nicht auf dem Kopf. Auch das hat sich geändert, wie leider vielerorts zu beobachten ist.
Und wie man am unteren Rande sieht, machen junge Männer heute auf ganz andere Weise auf sich und ihre "Kunst" aufmerksam.
S-Bhf. Friedrichshagen 2.jpg
S-Bhf. Friedrichshagen 2.jpg (180.28 KiB) 1792 mal betrachtet
S-Bhf. Friedrichshagen 3.jpg
S-Bhf. Friedrichshagen 3.jpg (275.5 KiB) 1792 mal betrachtet
Von meiner Großmutter besitze ich ein Photo aus dem Jahre 1907, auf dessen Rückseite sich der Photograph ebenfalls äußerst kunstvoll verewigt hat:
Tilly Rappe 1907 Rückseite.jpg
Tilly Rappe 1907 Rückseite.jpg (187.87 KiB) 1792 mal betrachtet
In der Bölschestraße traf ich dann auf die Schaufenster eines Handwerksbetriebes mit erheiternder, aber auch nachdenklich stimmender Dekoration:
Bölschestraße 1.jpg
Bölschestraße 1.jpg (210.82 KiB) 1792 mal betrachtet
Bölschestraße 2.jpg
Bölschestraße 2.jpg (188.59 KiB) 1792 mal betrachtet
Gruß von Gernot

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Grimbart
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Re: Alte Schriften im öffentlichen Raum

Beitrag von Grimbart »

Ein weiterer Ausflug in den südwestlichen Teil Berlins und darüber hinaus führte mich heute über den S-Bahnhof Rahnsdorf (eine Station hinter Friedrichshagen) zur Woltersdorfer Schleuse.
Vom Bahnhof Rahnsdorf verkehrt eine historisch zu nennende Straßenbahn zunächst durch den Köpenicker Forst und dann über die Stadtgrenze hinaus durch Woltersdorf bis zur Schleuse zwischen Kalk- und Flakensee.
Pufferküsser und andere an historischen Bahnen Interessierte können hier https://de.wikipedia.org/wiki/Stra%C3%9 ... oltersdorf sehr ausführlich nachlesen, was es zu dieser 1913 eröffneten Bahnlinie zu wissen gibt.

Mir geht es hier mehr um die Beschriftung der Wagen.
Da es sich um eine Linie mit nur einem Wagen im Zweirichtungsbetrieb handelt, steht auf jeder Stirnseite des Wagens das Ziel der jeweiligen Richtung.
Woltersdorf 1.JPG
Woltersdorf 1.JPG (209.67 KiB) 1688 mal betrachtet
Da wird also nichts ausgewechselt, nur der Fahrer wechselt an der Endstation den Arbeitsplatz.
Woltersdorf 2.JPG
Woltersdorf 2.JPG (151.36 KiB) 1688 mal betrachtet
Und so sieht der Arbeitsplatz aus:
Woltersdorf 5.JPG
Woltersdorf 5.JPG (196.73 KiB) 1688 mal betrachtet
Für die Fahrgäste sieht es so aus:
Woltersdorf 6.JPG
Woltersdorf 6.JPG (244.65 KiB) 1688 mal betrachtet
Die Sitzpolster sind erneuert worden, ursprünglich gab es nur Holzbänke.
Gruß von Gernot

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Grimbart
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Re: Alte Schriften im öffentlichen Raum

Beitrag von Grimbart »

Die beiden Wagen, mit denen ich die Hin- und Rückfahrt machte, sind sogenannte "Gothawagen", da sie vom VEB Waggonbau Gotha hergestellt wurden. https://de.wikipedia.org/wiki/Gothawagen
Woltersdorf 4.JPG
Woltersdorf 4.JPG (189.73 KiB) 1681 mal betrachtet
Der Wagen Nr. 30 (Hinfahrt) wurde 1960 und der mit der Nummer 28 ein Jahr früher gebaut.

Auch im Straßenbild sind alte Schriften zu sehen, besonders auf den Straßenschildern:
Woltersdorf 3.jpg
Woltersdorf 3.jpg (302.87 KiB) 1681 mal betrachtet
Gruß von Gernot

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Re: Alte Schriften im öffentlichen Raum

Beitrag von Grimbart »

In Berlin-Moabit gibt es ein ehemaliges Straßenbahn-Depot, in dem sich jetzt ein Depot für wertvolle alte Autos befindet, die Classic Remise.
Dort sah ich heute einen Lieferwagen der Firma Wittler-Brot aus dem Jahre 1943.
Lieferwagen Wittler-Brot 1.jpg
Lieferwagen Wittler-Brot 1.jpg (488.67 KiB) 1346 mal betrachtet
Das technisch Besondere an dem Fahrzeug ist, daß es da, wo man den robusten Diesel vermuten würde, einen Elektromotor hat.
Lieferwagen Wittler-Brot 2.jpg
Lieferwagen Wittler-Brot 2.jpg (590.58 KiB) 1346 mal betrachtet
Das lag daran, daß im Krieg Benzin knapp war und man es für andere Zwecke brauchte (s.a. "Frontbegradigung", Rückwärtsbewegung"). Erklärt wird dies auf einem Schild neben dem Wagen.
Lieferwagen Wittler-Brot 3.jpg
Lieferwagen Wittler-Brot 3.jpg (94.54 KiB) 1346 mal betrachtet
Wie zu lesen ist, wurden diese Lieferwagen bis in die 1970er Jahre eingesetzt.
Gruß von Gernot

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Grimbart
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Re: Alte Schriften im öffentlichen Raum

Beitrag von Grimbart »

Gerade fand ich einen interessanten YT-Film zur Woltersdorfer Straßenbahn (-> mein Beitrag vom 09.10.24): https://m.youtube.com/watch?v=c-u6x2s5cVk.

Für alle, die in Berlin oder der (südöstlichen) Umgebung wohnen, wäre das doch mal ein netter Ausflugs-Tipp. Die Umgebung von Woltersdorf eignet sich hervorragend für Spaziergänge und Wanderungen. Es gibt da Seen, Wald und sogar "Berge"!

Die Anreise erfolgt am besten mit der S-Bahn (S 3) aus der Stadt oder von Erkner aus bis zum Bahnhof Rahnsdorf, dann mit der Straßenbahn weiter. Die Endhaltestelle der Linie 87 befindet sich am nördlichen Ausgang des Bahnhofes. Aber besser nicht heute, denn da dürften viele Fußball-Fans die S-Bahn benutzen, spielt doch Union in der Alten Försterei gegen den Dauermeister.
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Re: Alte Schriften im öffentlichen Raum

Beitrag von Grimbart »

Bei einem Spaziergang durch Lichterfelde sah ich nicht nur viele schöne Häuser aus der Zeit um 1900, sondern auch einen kleinen Laden mit stilvoller Beschriftung.
Schrauben-Neumann.jpg
Schrauben-Neumann.jpg (743.38 KiB) 828 mal betrachtet
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Re: Alte Schriften im öffentlichen Raum

Beitrag von Strombomboli »

Grimbart hat geschrieben:
15.03.2025 10:06
spielt doch Union in der Alten Försterei gegen den Dauermeister.
Weil mich mein liebster Freund, der wegen Union nach Oberschöneweide gezogen ist, schon einmal gar nicht amüsiert korrigiert hat, sage ich's dir auch, für alle Fälle, auch in Lichterfelde könnte es Union-Fans geben: die spielen nicht in, sondern an der Alten Försterei. Darauf legen sie Wert.
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Mein Avatar ist ein Gemälde von Ilja Maschkow (1881-1944): Selbstporträt; 1911, das in der neuen Tretjakow-Galerie (am Krimskij Wal) in Moskau hängt, wo ich es fotografiert habe.
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Re: Alte Schriften im öffentlichen Raum

Beitrag von Grimbart »

Auf einem Spaziergang durch Michelstadt sah ich gleich zwei Motive für diese Abteilung.

Da wäre zum einen das Hotel "Drei Hasen",
Michelstadt, Hotel Drei Hasen.JPG
Michelstadt, Hotel Drei Hasen.JPG (169.91 KiB) 253 mal betrachtet
das durch eine alte Schrift und die berühmten drei Hasen mit den drei Ohren (jeder nur ein Ohr!) auf eine alte Tradition (lt. Internet-Seite besteht das Hotel seit 333 Jahren) hinweisen will.

Zum anderen gibt es hinter dem Elfenbein-Museum, durch eine sehr enge Gasse erreichbar, das Café "Elefantenhaus",
Michelstadt, Elefantenhaus.JPG
Michelstadt, Elefantenhaus.JPG (209.54 KiB) 253 mal betrachtet
in dem es aber weder Elefanten noch einen Sitzplatz oder Kuchen gab. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.

Und an einer Kirchentür entdeckte ich die Hand Gottes, die den Weg zum offenen Tor wies.
Michelstadt, Die Hand Gottes.JPG
Michelstadt, Die Hand Gottes.JPG (164.48 KiB) 253 mal betrachtet
Gruß von Gernot

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Re: Alte Schriften im öffentlichen Raum

Beitrag von Grimbart »

Hier https://de.wikipedia.org/wiki/Drei_Hasen_(Michelstadt) habe ich einen ganz interessanten Artikel zum Hotel und Restaurant "Drei Hasen" gefunden.
Und in diesem Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Dreihasenbild wird die Symbolik des Bildes erklärt.
Die Sache mit der "Hand Gottes" ist sicherlich allgemein bekannt, oder?
Gruß von Gernot

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