An die Lehrer (und Eltern?) unter euch: Leserlichkeit schriftlicher Leistungen
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Re: An die Lehrer (und Eltern?) unter euch: Leserlichkeit schriftlicher Leistungen
Das beantwortet jetzt auch die Frage, warum so viele Jüngere Druckschrift schreiben, wenn etwas besonders ordentlich sein soll.
Das hat mich nämlich neulich gewundert, für mich bedeutet Druckschrift eine deutliche Verlangsamung, weil ich mich konzentrieren muss, nicht in Schreibschrift zu fallen.
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Re: An die Lehrer (und Eltern?) unter euch: Leserlichkeit schriftlicher Leistungen
Ja und nein. Das Problem ist sicher vielschichtiger, wie ich auch an meinen Kindern sehen kann. Sicher ist, dass in der Grundschule heute sicher nicht mehr so sehr auf eine saubere Stiftführung geachtet wird, wie das vor 50 oder gar 100 Jahren der Fall war. Andererseits fehlt es aber auch am täglichen Training. Wie sehr sich das auf die Schreib- und Lesekompetenz auswirkt, kann man sehr schön in China beobachten. Vor einigen Tagen sah ich einen Bericht im TV, der darüber berichtete, dass die chinesische (Bilder-)Schrift zu erlernen, tatsächlich nicht schwieriger ist, als unsere phonetische Schrift, auch wenn es mehr Zeichen sind. Es zeigt sich jedoch, dass die Menschen, durch die vermehrte Verwendung von Computern, dadurch dass sie ein Hilfsprogramm mit Namen Pinyin zur Erstellung der chin. Schriftzeichen verwenden, das Schreiben verlernen, obwohl sie es vorher beherrschten. Nun mag es leichter sein, sich an unsere nur 26 +-3 Buchstaben zu erinnern, jedoch bleibt das Grundproblem, dass wir einfach zu wenig schreiben und statt dessen mehr tippen. Auch bei uns fehlt das tägliche Training. Notizen machen wir größtenteils nur noch für uns, in der Regel braucht die kein anderer zu entziffern. Nur Lehrer müssen noch längere Texte entziffern, die ein anderer als sie selbst geschrieben haben. Aber selbst in der Schule halten Laptop und Tablet Einzug. In einem wissenschaftlichen Vortag an der FU Berlin, in dem auch Studenten der höheren Semester saßen, hat mich das Geklapper der Tastaturen hinter mir extrem gestört, aber so ist der Lauf der Dinge.SpurAufPapier hat geschrieben: ↑08.06.2022 18:45Das Problem beginnt in der Grundschule. Ich habe von meinen Kindern immer eine ordentliche Handschrift verlangt, stand aber ziemlich allein da. Wenn die Grundschullehrerinnen nicht am selben Strang ziehen, hat man keine Chance.
Auch hier greift die Argumentation des fehlenden Trainings. Denn auch das "Gehoppel" würde man, wenn man das Schreiben denn wirklich noch benötigen würde und ständig längere Texte schriebe, ganz schnell abstellen, indem man die hakenden Stellen im Schreibfluss "ausschleift". Die Schrift wird dann "ausgeschriebener". An den Punkt kommt aber kaum noch jemand. Statt dessen sieht man auch bei jungen Erwachsenen (häufiger bei Männern) viele Handschriften, die eher nach einer Kinderschrift aussehen. Bei Frauen sieht man häufiger diese "Druckschriftschreibschrift", die etwas erwachsener wirkt. So jedenfalls mein Eindruck, denn ich beim Ausfüllen der Formulare für die Coronatests gewinnen konnte.Matthias MUC hat geschrieben: ↑09.06.2022 2:06... über diese druckschrift-gestylten MEGAhässlichen Großbuchstaben im ansonsten ganz passabel verbundenen Schreibfluß vom Rest stolperst Du wie über umgeworfene Mülltonnen auf der Straße.....
Aus dem Gesagten ergibt sich die ketzerische Frage, ob es überhaupt noch wichtig ist, leserlich zu schreiben, oder ob es nicht in Zukunft reicht, wenn man seine eigen "Hieroglyphen" lesen kann? Wie die herrschende Meinung hier im Forum dazu ist (mich eingeschlossen), kann ich mir lebhaft denken, ob jedoch unsere Kinder und Kindeskinder das genauso sehen, wird man dann sehen.
Anbei noch ein Link zu nur einem der Texte, die das Problem junger Chuinesen mit dem Schreiben behandeln:
https://www.nzz.ch/wissen/wissenschaft/ ... -ld.620489
Beste Grüße
Hermann
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Re: An die Lehrer (und Eltern?) unter euch: Leserlichkeit schriftlicher Leistungen
Zwischen "nicht mehr so sehr" und "komplett egal" ist noch mal ein deutlicher Unterschied. Bei uns war es leider letzteres -"Hauptsache, ich kann es lesen".HeKe2 hat geschrieben: ↑09.06.2022 12:02Sicher ist, dass in der Grundschule heute sicher nicht mehr so sehr auf eine saubere Stiftführung geachtet wird, wie das vor 50 oder gar 100 Jahren der Fall war.SpurAufPapier hat geschrieben: ↑08.06.2022 18:45Das Problem beginnt in der Grundschule. Ich habe von meinen Kindern immer eine ordentliche Handschrift verlangt, stand aber ziemlich allein da. Wenn die Grundschullehrerinnen nicht am selben Strang ziehen, hat man keine Chance.
Ja, in der 2. Klasse konnte(n) sie es noch lesen. Die Lehrer der 5. dann aber nicht mehr.
Grüße
Vikka
Das Leben ist zu kurz für schlechte Schreibgeräte
Vikka
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Re: An die Lehrer (und Eltern?) unter euch: Leserlichkeit schriftlicher Leistungen
Am Rande bemerkt, ich würde sogar noch etwas vor die Grundschule greifen, nämlich in die "Vorschule" im Kindergarten. Als Kind der 70-er Jahre habe ich damals noch Schleifen und Schwünge in der Vorschule gemalt und in der Grundschule dann die lateinische Schrift gelernt. Und heute? Da lernen sie schon die Großbuchstaben in Druckschrift im Kindergarten ohne viel Vorübungen (zumindest war das bei meinen Kindern vor einigen Jahren so) zu lesen auch schreiben und erst viel später, nach dem Lernen der Druckschrift, die Lateinische. Dass der Weg so herum schwieriger ist, wurde aschon in anderen threads schon behandelt.
Mein Sohn hat gerade sein Abi gemacht, ich hoffe, seine Lehrer können die Schrift einigermaßen lesen - die Kleine kommt hat jetzt bis zum Ende der 4. Klasse trotz meiner Begeisterung für Füller und Handschrift auch noch keine wirklich schöne Schrift entwickelt, obwohl ihre Lehrerin durchaus Wert auf eine gute Lesbarkeit legt... ich hoffe immer noch, das ändert sich im Laufe der Zeit!
Ich hätte jedenfalls Verständnis dafür, wenn die Lehrkräfte einen Punkteabzug bei Unleserlichkeit geben...
Mein Sohn hat gerade sein Abi gemacht, ich hoffe, seine Lehrer können die Schrift einigermaßen lesen - die Kleine kommt hat jetzt bis zum Ende der 4. Klasse trotz meiner Begeisterung für Füller und Handschrift auch noch keine wirklich schöne Schrift entwickelt, obwohl ihre Lehrerin durchaus Wert auf eine gute Lesbarkeit legt... ich hoffe immer noch, das ändert sich im Laufe der Zeit!
Ich hätte jedenfalls Verständnis dafür, wenn die Lehrkräfte einen Punkteabzug bei Unleserlichkeit geben...
Grüße von Cordula
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Ein Optimist ist jemand, der Kreuzworträtsel mit Tinte löst.
(Marcel Achard, 1899-1974)
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Re: An die Lehrer (und Eltern?) unter euch: Leserlichkeit schriftlicher Leistungen
Die paar Proben von vereinfachter Ausgangsschrift die ich bislang gesehen habe, fand ich auch etwas schwer zu entziffern (und etwas hässlich). Aber ich denke das liegt zu einem sehr großen Teil einfach daran, dass ich diese Schrift eben nicht gewohnt bin.Matthias MUC hat geschrieben: ↑09.06.2022 2:06An der vereinfachten statt der lateinischen Ausgangsschrift hat mein Eheweiberl auch schon zu leiden gehabt. ("nur" Grundschule Religionsunterricht = für Schönschrift nicht mal zuständig). Sie mußte die sich selber beibringen, und die Erfahrung bei Lehrersvolk (auch im Kollegium) wie mit den Schüler*innen ist, über diese druckschrift-gestylten MEGAhässlichen Großbuchstaben im ansonsten ganz passabel verbundenen Schreibfluß vom Rest stolperst Du wie über umgeworfene Mülltonnen auf der Straße....
Was das Mischen von Druckbuchstaben mit Schreibschrift angeht: Das habe ich in meiner Handschrift (die ich zwar nicht für supertoll, aber auch nicht für eine völlige Sauklaue halte) auch
Auch Uneindeutigkeit von Buchstaben kommt vor; Paradebeispiel: 'n' und 'u', die in meiner Handschrift schwer bis nicht zu unterscheiden sind. Auch großes 'I' und kleines 'l' sehen quasi gleich aus (was allerdings wie man sieht beim Tippen auch nicht anders ist

Wenn ich mir hier im Forum die Schriftbeispiele (zB im Gedichtethread oder bei Tintenvorstellungen) durchschaue, bin ich damit auch keineswegs allein - und das unter durchaus handschriftaffinen Menschen

In Fällen wo es auf Eindeutigkeit ankommt (Links, Passwörter, Adressen, etc.) verwende ich daher auch meist Druckschrift statt normaler Handschrift - was dann leider tatsächlich oft nach etwas unbeholfener Kinderschrift aussieht (ähnlich, wenn ich versuche "richtige" Schreibschrift (Lateinische Ausgangsschrift) zu schreiben).
Ich bin mir nicht so sicher, ob ich in den "die heutige Jugend kann nicht mehr richtig schreiben"-Chor einstimmen würde. Ich denke eher, dass sich manche Probleme mit der zunehmenden Verbreitung von Tippen statt von-Hand-Schreiben zwar etwas verstärkt haben könnten, aber dass insgesamt kein so ein großer Unterschied zu "früher" besteht; Klagen über schlecht lesbares Gekritzel ist nicht wirklich was Neues.HeKe2 hat geschrieben: ↑09.06.2022 12:02Auch hier greift die Argumentation des fehlenden Trainings. Denn auch das "Gehoppel" würde man, wenn man das Schreiben denn wirklich noch benötigen würde und ständig längere Texte schriebe, ganz schnell abstellen, indem man die hakenden Stellen im Schreibfluss "ausschleift". Die Schrift wird dann "ausgeschriebener". An den Punkt kommt aber kaum noch jemand. Statt dessen sieht man auch bei jungen Erwachsenen (häufiger bei Männern) viele Handschriften, die eher nach einer Kinderschrift aussehen. Bei Frauen sieht man häufiger diese "Druckschriftschreibschrift", die etwas erwachsener wirkt. So jedenfalls mein Eindruck, denn ich beim Ausfüllen der Formulare für die Coronatests gewinnen konnte.
Andererseits bin ich aber weder Elternteil noch Lehrer - will also nicht komplett ausschließen, dass mir möglicherweise das Ausmaß des Problems nicht ganz bewusst ist.
Re: An die Lehrer (und Eltern?) unter euch: Leserlichkeit schriftlicher Leistungen
Ich bin Elternteil und habe mehrere Kinder.
Meine beiden Ältesten sind mit einem Jahr Unterschied in die Grundschule eingeschult worden. Beide hatten die gleichen Lehrer hier an unserer kleinen Dorf-Grundschule. Also auch die gleichen Startbedingungen für das Schreiben lernen.
Aber mein Sohn, dessen Begabungen im naturwissenschaftlichen Segment liegen, hat eine ganz fürchterliche und schwer entziffenbare Schrift entwickelt. Er schreibt meistens mit Fineliner und Bleistift oder tippt am PC.
Meine Tochter hingegen, deren Begabungen im geisteswissenschaftlichen Bereich liegen, hat ein wunderschönes, feines Schriftbild und liebt es, mit Füller und Tinte zu schreiben.
Ich habe für mich die Theorie entwickelt, dass es auch mit Veranlagung zu tun haben könnte, wie sich die Schrift entwickelt.
Meine beiden Ältesten sind mit einem Jahr Unterschied in die Grundschule eingeschult worden. Beide hatten die gleichen Lehrer hier an unserer kleinen Dorf-Grundschule. Also auch die gleichen Startbedingungen für das Schreiben lernen.
Aber mein Sohn, dessen Begabungen im naturwissenschaftlichen Segment liegen, hat eine ganz fürchterliche und schwer entziffenbare Schrift entwickelt. Er schreibt meistens mit Fineliner und Bleistift oder tippt am PC.
Meine Tochter hingegen, deren Begabungen im geisteswissenschaftlichen Bereich liegen, hat ein wunderschönes, feines Schriftbild und liebt es, mit Füller und Tinte zu schreiben.
Ich habe für mich die Theorie entwickelt, dass es auch mit Veranlagung zu tun haben könnte, wie sich die Schrift entwickelt.
Herzliche Grüße, Angelika
"Zuweilen macht es ja wohl nichts aus, wenn man seine Arbeit auf später verschiebt." (Der kleine Prinz)
"Zuweilen macht es ja wohl nichts aus, wenn man seine Arbeit auf später verschiebt." (Der kleine Prinz)
Re: An die Lehrer (und Eltern?) unter euch: Leserlichkeit schriftlicher Leistungen
Dem kann ich nur zustimmen. Ich hatte in der Grundschule noch Kopfnoten, eine davon war Schönschrift. Das war immer meine schlechteste Note.
In der 2. Klasse bekam ich einen Banknachbarn mit schöner Schrift, von dem sollte ich mir sie abgucken. Meine Schrift wurde nicht besser aber seine Noten wurden besser.

Mit viel Übung ist meine Schrift mittlerweile auch für andere gut leserlich, ich konnte meine eigenen Notizen manchmal gerade so entziffern. Vor allem manche Vorlesungsmitschrift war eher den Hieroglyphen zuzuordnen als der lateinischen Schrift. Da ich aber meistens noch bildlich wußte, was ich da geschrieben habe, konnte ich es übersetzen.
Und ich habe immer handschriftliche Notizen bevorzugt.
Ich bewundere Handschriften, die so gleichmäßig sind, als ob sie an Computer entstanden sind.
Für mich habe ich es mittlerweile aufgegeben, eine solche Schönschrift zu erüben. Dafür scheint irgendwas mit meiner Handkoordination nicht zu passen. An der Geduld liegt es nicht. Ich habe mehrere Romane abgeschrieben, ohne nach einer anfänglichen leichten Verbesserung echte Fortschritte zu sehen.
LG
Andrea
Andrea
Re: An die Lehrer (und Eltern?) unter euch: Leserlichkeit schriftlicher Leistungen
So geht das, denn gebranntes Kind scheut das Feuer.JulieParadise hat geschrieben: ↑08.06.2022 11:10Ansonsten gilt an der Schule übrigens auch, dass das, was nicht lesbar ist, quasi nicht vorhanden ist, also auch nicht gewertet wird. ...

V.G.
Thomas
Re: An die Lehrer (und Eltern?) unter euch: Leserlichkeit schriftlicher Leistungen
JulieParadise hat geschrieben:
Das ist natürlich erst mal nur eine Hypothese und müsste untersucht werden. Ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, dass das Erlernen anderer Schriftsysteme einen positiven Einfluss darauf hat, besser lesbar zu schreiben. Ganz interessant ist auch das Erlernen vom Schriftsystemen, die von links nach rechts schreiben. Im Translanguaging-Unterricht gibt es auch schon Erfahrungen mit noch anderen Schriftsystemen (z.B. chinesisch) - das steckt in Deutschland allerdings noch 'in den Kinderschuhen'.
Viele Grüße
Hanjo
Sinas Hinweis scheint mir ganz wichtig - allerdings kann man das auch noch anders interpretieren: Bei zwei- und mehrsprachigen Menschen ist bekannt, dass sie schon sehr früh eine höhere Aufmerksamkeit auf die Spezifik von Sprachen entwickeln (sog. metasprachliches Bewusstsein) und in der Folge auch schneller neue Sprachen lernen. Das ließe sich ggf. auch auf die Mehrschriftigkeit übertragen. Menschen, die sich in mehreren Schriftsystemen bewegen, bekommen wahrscheinlich einen schärferen Blick für Unterschiede und Gemeinsamkeiten - und eventuell wirkt sich das auf eine höhere Sorgfalt im Umgang mit dem eigenen Schreiben aus.Hervorgehoben wurde aber mal vor 2 (3?) Jahren in einem Sommerfest-Plaudergespräch mit dem Schulleiter, dass der Russisch-Zug (je eine der beiden grundständigen Klassen beginnt in der 5. Klasse mit Russisch als zweiter Fremdsprache, die andere mit Spanisch) eine doch bemerkbar schönere und sauberere Handschrift hat. Da hat sich offenbar das nachdrückliche Triezen der Russischlehrerinnen beim Erlernen der kyrillischen Schreibschrift auch auf den Rest der Handschrift ausgewirkt.
Das ist natürlich erst mal nur eine Hypothese und müsste untersucht werden. Ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, dass das Erlernen anderer Schriftsysteme einen positiven Einfluss darauf hat, besser lesbar zu schreiben. Ganz interessant ist auch das Erlernen vom Schriftsystemen, die von links nach rechts schreiben. Im Translanguaging-Unterricht gibt es auch schon Erfahrungen mit noch anderen Schriftsystemen (z.B. chinesisch) - das steckt in Deutschland allerdings noch 'in den Kinderschuhen'.
Viele Grüße
Hanjo
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Re: An die Lehrer (und Eltern?) unter euch: Leserlichkeit schriftlicher Leistungen
Hanjoro hat geschrieben: ↑11.06.2022 0:38JulieParadise hat geschrieben:Sinas Hinweis scheint mir ganz wichtig - allerdings kann man das auch noch anders interpretieren:Da hat sich offenbar das nachdrückliche Triezen der Russischlehrerinnen beim Erlernen der kyrillischen Schreibschrift auch auf den Rest der Handschrift ausgewirkt.
Ich kann Sina nur zustimmen - ja, speziell bei Russisch ist es das Triezen und ein eigenes Vorbild seitens der Lehrerinnen. Und nicht ein Zauber, der der Mehrsprachigkeit innewohnt* (der äußert sich höchstens beim Sprechen).
Mag sein, dass manche Menschen ihre Begabungen woanders haben und eine Sauklaue denen quasi angeboren ist; die meisten verbessern sich aber, wenn sie dauernd fleißig üben und auf ein ordentliches Ergebnis Wert gelegt wird (und ein schlechtes ggf. bestraft wird). Schließlich lernt man irgendwann auch mit Besteck zu essen und Zähne zu putzen, wenn man es oft genug macht.
*Schon erstaunlich, wie man noch vor ein paar Jahren naserümpfend als "nicht integriert" abgestempelt wurde, wenn man eine andere Sprache als Deutsch benutzte (das galt natürlich nicht für Französisch, Englisch usw., da war es wiederum schick). Mittlerweile ist es wohl erkannt worden, dass es eine Leistung ist, sich in mehreren Sprachen verständigen zu können, gegenüber nur einer.
Grüße
Vikka
Das Leben ist zu kurz für schlechte Schreibgeräte
Vikka
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Re: An die Lehrer (und Eltern?) unter euch: Leserlichkeit schriftlicher Leistungen
Also ich habe auch Russisch gelernt. Das hat sich nicht im Geringsten auf meine Handschrift ausgewirkt (und im Grunde auch nicht auf meine Russischkenntnisse
).
V.G.
Thomas

V.G.
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Re: An die Lehrer (und Eltern?) unter euch: Leserlichkeit schriftlicher Leistungen
Zurück zur Ausgangsfrage:
Wie entscheidet denn der Rest des Kollegiums? Darüber wurde doch bestimmt nicht zum ersten Mal gesprochen bzw. sollte es doch auch Absprachen oder Entscheidungen der Schul- oder Gesamtkonferenz geben, oder?
Und, wenn schon ein so fülleraffiner Kollege da ist,
ließe sich das Ganze doch auch spielerisch aufgreifen, etwa mit einem Projekttag, einem Sütterlinlehrgang oder so, der auch mit Ausflügen in andere Schriften wieder Lust aufs Schreiben macht.
Wie entscheidet denn der Rest des Kollegiums? Darüber wurde doch bestimmt nicht zum ersten Mal gesprochen bzw. sollte es doch auch Absprachen oder Entscheidungen der Schul- oder Gesamtkonferenz geben, oder?
Und, wenn schon ein so fülleraffiner Kollege da ist,

Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede | julieparadise.de/berlin-e-ink-meetup
Re: An die Lehrer (und Eltern?) unter euch: Leserlichkeit schriftlicher Leistungen
Nicht falsch verstehen: Ich meinte nicht, dass die Jugend nicht richtig schreiben kann. Vielmehr haben sich die Anforderungen and die Schreibkunst verschoben. Die Entwicklung passt sich dem nur an. Wir Menschen ticken nun mal so, dass wir das, was wir nicht dringend brauchen, normalerweise vernachlässigen. Das mag man zum Teil bedauern, aber es ist wohl auch notwendig Prioritäten zu setzen, um so das Wesentliche zu erledigen. So ist der Lauf der Dinge bzw. eine völlig normale Entwicklung. So gesehen pflegen wir eine Kulturtechnik, die Gefahr läuft, obsolet zu werden, zumindest zum Teil. Damit müssen wir uns abfinden, nicht die vielen Schreiber. Die Geschichte geht meist "ihren" Lauf, nicht unseren, jedenfalls solange wir nicht selbst Geschichte schreiben.Chia hat geschrieben: ↑09.06.2022 13:18Ich bin mir nicht so sicher, ob ich in den "die heutige Jugend kann nicht mehr richtig schreiben"-Chor einstimmen würde. Ich denke eher, dass sich manche Probleme mit der zunehmenden Verbreitung von Tippen statt von-Hand-Schreiben zwar etwas verstärkt haben könnten, aber dass insgesamt kein so ein großer Unterschied zu "früher" besteht; Klagen über schlecht lesbares Gekritzel ist nicht wirklich was Neues.
Beste Grüße
Hermann
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Re: An die Lehrer (und Eltern?) unter euch: Leserlichkeit schriftlicher Leistungen
Es heißt ja, Geschichte würde von Siegern geschrieben, aber ich sage immer, am Maß der Geschichte gemessen, sind Siege nur temporäre Erscheinungen.
Das Problem wird sich nicht mit 2 Schreibübungen lösen lassen, sobald die Mandanten schnell schreiben müssen, fallen sie wieder in die alten Schreibmuster. Also, Strafe + langsamer schreiben. Die Handschrift hat tatsächlich ihre frühere enorme Bedeutung im öffentlichen Leben größtenteils verloren (ich kriege nur noch handschrftl. polizeiliche Strafzettel und da haperts auch mit der Kalligraphie). Aber wie der Godfather of "Digitalisierung" Gutenberg sagen würde, die Digitalisierung schafft Werkzeuge und wie mächtig die auch sein mögen, sind es immernoch Werkzeuge und keine Lösungen. Und es sind eben auch nicht für alle Aufgaben die allerbesten Werkzeuge.
V.G.
Thomas

V.G.
Thomas
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Re: An die Lehrer (und Eltern?) unter euch: Leserlichkeit schriftlicher Leistungen
Bei Lehrerinnen, die aus Russland stammen und selbst die dortige Schönschriftdressur durchgemacht haben?
Grüße
Vikka
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