Kalligraphiefüller oder -federn?

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absia
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Kalligraphiefüller oder -federn?

Beitrag von absia »

Hallo miteinander!

Wir diskutieren sehr viel über die richtige Handschrift, was auch mir ganz neue und bedenkenswerte Einblicke ins Schreiben mit der Hand eröffnet hat. Auch die dort angegebenen Webseiten sind eine wichtige Hilfe auf der Suche nach der richtigen Schrift und der richtigen Handhaltung. Ich denke, dass die umfangreiche Vorstellung der Variationsbreite der Möglichkeiten einen Füller übers Papier zu führen durch unsere üppige Diskussion dazu geführt hat, dass jeder seine für sich geeignete Schreibhaltung finden könnte, wenn ...

Was wir noch nicht - bzw. immer mal wieder im Forum verstreut - diskutiert haben, ist die Frage nach dem geeigneten Schönschreibgerät. Dass dafür ein vermarktbares Bedürfnis bei den Konsumenten vorhanden ist, zeigen die Angebote von Kalligraphie- var. Schönschreibfüllern im Schulfüllerbereich. Über den (Un-)Sinn, ausgerechnet Schülern Kalligraphiefüller, die akurat gehalten und geführt werden müssen und nicht verkantet werden dürfen, als Alltagsfüller anzubieten, ließe sich lange streiten.

Diese Füller sind es aber nicht, die mich primär interessieren, sondern viel mehr die Frage, ob es auch im mittleren bis gehobenen Marktsegment ausgesprochene Kalligraphiefüller oder aber Standardmodelle mit nachrüstbaren Kalligraphiefedern gibt und welche Erfahrungen wer mit welchem Modell gemacht hat und wo eventuelle Tücken zu beachten sind.

Ich selbst schreibe schon lange, nachdem ich seinerzeit durch Zufall einen solchen in die Hand bekam, bevorzugt mit dem Pelikan MC 110 kalligraphisch, einem einmaligen Kolbenfüller in Federhalterform, den man heute der Traditionserie um den M200 zuordnen könnte, der aber leider nur wenige Jahre gebaut worden ist, weil er auf dem Markt keine Resonanz fand. Für mich ist er einer der größten Füllerangebotsverluste der letzten Jahre. Das Nachfolgemodell "Script" erfüllt als Patronenfüller weder optisch (hässliche Buntheit), noch haptisch, geschweige denn qualitativ (schnell brechende Jacketklemmen) die Erwartungen eines anspruchsvollen Kalligraphen an sein Schreibgerät. Auch Rotrings "Art-Pen" oder Lamys "joy" kommen für mich an den MC 110 nicht wirklich heran. Außerdem habe ich Sheaffers aktuelle Kalligraphiefüller genauso ausprobiert wie die von Pen Quest oder Reform selig. Der Erfolg war immer der gleiche: Letztlich habe ich meine alten MC 110 wieder benutzt. Leider haben aber auch die ihre Tücken. Vor allem die Kolbenmechanik ist - eigentlich pelikanuntypisch - ziemlich anfällig. Vielleicht war seinerzeit auch das ein Grund dafür, den Füller vom Markt zu nehmen.

Die echten Kalligraphiefreaks lehnen Füller für Schönschreibzwecke sowieso von vornherein ab. Sie behaupten, der wahre Kalligraph greife nur zur Feder in einem anspruchsvollen Halter, wie sie u. a. Dr. Jansen bei de Atramentis anbietet, oder - noch besser - gleich zum Pinsel. Auch da würde mich interessieren, welche Halter sich besonders eigenen und welche Federn welcher Qualität und welches Herstellers. Nach meiner Erfahrung gibt es bei uns im Schreibwarenhandel nur noch schäbige billige, schnell rostende Eisenfedern, die allen Ansprüchen an moderne Schreibkultur Hohn sprechen, in primitiven Weichholzhaltern, die bei Flüssigkeitskontakt sofort aufquellen und platzen, sodass der Lack abspringt und die Tinte aus dem Halterinneren die Finger versaut.

Wer kennt sich da noch aus?

Bitte um (Auf-)Klärung!

Auf Wiederschreiben
Peter
Zuletzt geändert von absia am 10.11.2006 23:18, insgesamt 1-mal geändert.
Dieter N
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Beitrag von Dieter N »

Hallo, Peter,

drei Punkte fallen mir dazu spontan ein:

Zum Einen habe ich diverse Stahl-Federn geerbt und bisher keine Probleme damit gehabt. Weder störender Rost noch Schreibprobleme sind aufgetreten. Es mag aber sein, dass heutige Federn billiger produziert werden.

Auch bei den Haltern habe ich nur optische Probleme. Der Lack hat sich in mehr als einem halben Jahrhundert zwar teilweise verabschiedet, aber das hat mir nie schmutzige Finder eingebracht. Aufsteigende Tinte kenne ich nicht und den Halter habe ich natürlich nie in die Tinte getaucht.

Allerdings ziehe ich den Füller mit dem gleichmäßigen Tintenfluss dem Federhalter vor. Vom Klecks bis zum permanent unterversorgten Strich produzieren die Dinger bei mir eine so nicht mehr gewollte Individualität.

Dafür habe ich zum Anderen einen ketzerischen Vorschlag, der bei mir durch Zufall entstanden ist: Ich habe einen billigen, aber noch ausreichend wertvoll aussehenden China-Füller (gelabelt mit Duke). Ich habe versucht, die Feder anzupassen und dabei entstand anfangs ungewollt eine Italic-Feder.

Man könnte also eine Bandzugfeder selbst an einem gut aussehenden, aber billigen Füller erstellen: Jedwede Feder vorne auf die Traumbreite kürzen und das Ganze schleifen, bis es gefällt. Mein Duke jedenfalls ist nicht schlechter als mancher Serienfüller.

Weiterhin gibt es ja noch gerade bei Lamy die Möglichkeit, die Federn der Joy-Füller auf andere Modelle zu stecken. Hier aus dem Forum habe ich die Kombination Lamy Studio und 1,1 Italic-Feder, die mich seit bestimmt einem Jahr immer wieder erfreut. Und für den Joy gibt es ja noch viel breitere Federn...

Viele Grüße
Dieter
diogenes
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Registriert: 10.10.2006 9:21

Beitrag von diogenes »

Dieter N hat geschrieben:Weiterhin gibt es ja noch gerade bei Lamy die Möglichkeit, die Federn der Joy-Füller auf andere Modelle zu stecken. Hier aus dem Forum habe ich die Kombination Lamy Studio und 1,1 Italic-Feder, die mich seit bestimmt einem Jahr immer wieder erfreut. Und für den Joy gibt es ja noch viel breitere Federn...
Danke für den Tipp! Ich habe mir heute eine solche Feder und einen Lamy Safari (Alu-Ausführung) samt Konverter gekauft und bin begeistert! Das ergibt ein recht schönes Schriftbild und davon abgesehen, gefällt mir damit endlich die Tinte Blau-Schwarz von Waterman richtig gut. Mein Eindruck ist, dass der Lamy einen üppigeren Tintenfluss hat als meine Pelikane (M215). Das Blau-Schwarz von Waterman sieht damit richtig gut aus, während es in meinen Pelikanen eher einem Türkis mit Grüntönen ähnelte.

Schöne Grüße,
diogenes
ms
Beiträge: 257
Registriert: 24.08.2005 12:33

Beitrag von ms »

Hallo,
zu Weihnachten bekam ich ein optisch sehr ansprechendes Kalligraphie-Set der Firma "online" geschenkt. Dabei bestehen Schaft und Kappe ganz aus Holz (laut Internet-Seite von online handelt es sich um "Wawa-Holz aus Plantagen der Elfenbeinküste"), die mitgelieferten Federn der Stärke 1,2 sowie 1,4 und 1,8 mm schreiben sehr leicht an und besitzen einen sehr guten Tintenfluß. So ergibt sich ein sehr schönes Schriftbild auch bei "Normalschrift". Ein Glas braune Tinte war bei dem Set auch dabei, ich weiß jedoch nicht, ob diese von online selbst hergestellt wurde oder ob es sich um eine Fremdmarke handelt. Insgesamt ein tolles Füllhalter-Set, das sich angenehm von den sonstigen "Trendfüllern" der Firma (welche ja wohl eher eine junge Käufergruppe ansprechen) abhebt.
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