Spors Kuriositäten

[Wurmbunt]

Hallo,
in einem amerikanischen Konvolut befand sich ein kurioser Füllfederhalter der Marke "Spors".
Eigentlich wollte ich ihn gar nicht zeigen, da er beim Versuch die Sektion zu lösen zerstört wurde...

Schaftbruch hinter dem Gewinde

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Der Füller ist aber so absonderlich, daß ich ihn Euch nicht vorenthalten will.
Es handelt sich um einen Crescent-filler mit Glasfeder aus Japan, der bis zum 2. Weltkrieg über die Firma Frank Spors in den USA verkauft wurde! Über den (japanischen) Hersteller konnte ich leider nichts herausfinden - über Spors vertrieben wurden diese Glasfedermodelle (es gab auch Hebelfüller) aber ab den 1920er Jahren.
Im Netz habe ich auf einer amerikanischen Seite auch den Grund für die Zerstörung gefunden - der Hersteller hat die Sektion in den Schaft eingeklebt (nicht mit Schellack) und diese Art der Verbindung auch noch damit beworben, daß sich nichts mehr verdrehen kann...
Gute Idee, wenn man bedenkt, daß der Tintensack regelmäßig getauscht werden muss.
Ich fand das Ding aber so kurios, daß ich ihm einen neuen Schaft mit Kappe spendiert habe - damit ist es jetzt eigentlich kein "historischer" Füllfederhalter mehr!
Trotzdem zeige ich den Stift hier - zumindest die Beschlagteile sind original.

Halbhistorisch

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Spors war nur der Vertrieb in den USA

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Crescent-filler mit Glasfeder - was es alles gibt!

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[Frodo]

Hi Andi
Wunderschöne Füller, das Original und der Nachbau den ich als solchen nicht erkannt hätte.
Die Geschichte hinter dem Füller ist aber eigentlich gar nicht so kurios: Auch Dr. Hans Roggenbuck war wohl Anfang der 20er Jahre als Vertreter dieser japanischen Firma, deren Namen ich allerdings auch nicht kenne, in Deutschland unterwegs. Die Füller waren enorm preiswert im Vergleich zum anglo-amerikanischen oder mitteleuropäischen Niveau, aber von der Qualität her diesen nicht gewachsen. Roggenbuck eröffnete 1926 unter dem Namen HARO seine erste Füllhalterfabrik in Schlesien und behielt aber in den meisten seiner Füllhalter die Glasfedern, die zwar keinen flexiblen Komfort hatten aber mit der mehrere Durchschläge mit Kohlenpapier gemacht werden konnten, bei. Die HARO- Glasfedern sind von der Ansicht her den Spors Crescent Federn sehr ähnlich.
Gruss F

[Wurmbunt]

Hallo Thomas, schön von Dir zu hören!
Die Verbindung zu Deutschland ist in der Tat sehr interessant!
Der, in Minnesota lebende, "Frank Spors" - Importeur für die USA - hieß, laut der amerikanischen Quelle, eigentlich Franz.
Zum Beginn des Eintritts der USA in den Krieg, nach "Pearl Harbour", stand Mr. Spors unter Beobachtung des FBI - auch weil seine Verwandtschaft deutsche Offiziersränge bekleidete. Damit war der Import von Füllfederhaltern des verfeindeten Japan natürlich unmöglich geworden - man sah ihm genau auf die Finger.
Ob und in wie fern der deutsche Importeur Roggenbuck da involviert ist, entzieht sich leider meiner Kenntnis.
Allzuviel habe ich über die Marke nicht in Erkenntnis bringen können - allerdings stolperte ich über eine Werbeanzeige der frühen 1930er Jahre. Ein paar Jahre vorher ließ "Parker", die ja damals mit "Osmia" kooperierten, ihren Duofold den Grand Canyon hinunter werfen - um zu beweisen, wie stabil ihr neues Material ist. Das publikumswirksam "Permanit" genannte Material, war nichts anderes als Zelluloid...
Spors warb, ähnlich rigoros, damit, die Glasfedern in Weichholz zu rammen, um die Haltbarkeit derselben zu demonstrieren.

[V-Li]

Das ist dann wie das Bleistiftwerfen von Faber-Castell. Na ja, Tesla schießt Autos ins Weltall heutzutage.

[Frodo]

Hi Andi
Vielen Dank, es ist doch immer wieder überraschend, wie viel über einen hierzulande vollkommen unbekannten Füller veröffentlicht worden ist bzw. recherchiert werden kann. Sehr interessant sind auch politische Hintergründe oder wirtschaftliche Praktiken wie zB. die Mail- order- Vermarktung, die dann Jahre später durch Lamy erstmalig in Deutschland durchgeboxt wurde.
Nur kurz bemerkt, weil ich nicht vom Thema abschweifen will, Parkers öffentlichkeitswirksame Demonstrationen, Duofolds unzerstört in den Grand Canyon runterzuschmeißen, könnte ein Taschenspielertrick gewesen sein. Obwohl sich der Luftwiderstand eines Gegenstands im freien Fall zur dritten Potenz erhöht, sodass sich eine gleichförmige Bewegung ergibt, ist diese doch noch so schnell, dass das Projektil beim auftreffen auf einen Gesteinshaufen am Rande der Talsohle atomisiert werden müsste. Unter den Teilnehmern des Suchtrupps, der vielleicht eine Ahnung von der durch Seitenwinde verzerrten Wurfparabel und dem vermuteten Auftreffquadranten gehabt haben könnte, könnte auch eine eingeweihte Person gewesen sein, die "zufällig" einen baugleichen Füller im Ärmel gehabt haben könnte. Vielleicht sollte der Versuch einmal unter kontrollierten Laborbedingungen nachgemacht werden.
Das einhämmern von Glasfedern in Weichholz (Redwood?) halte ich aber für durchaus möglich wenn man parallel zur Faser und mit einem Gummihammer arbeitet. Genug Versuchsfedern müssten zu finden sein. Wenn ein Füller mit Glasfeder allerdings -Spitze voran- auf einen Steinboden fällt, springt unweigerlich ein kleines Scheibchen von der Spitze ab und hinterlässt einen scharfen Grat, der recht einschneidende Folgen haben kann.
Gruss F

[Will]

Lieber Andi und lieber Frodo,

Glasfedern sind ja jetzt gar nicht meins, doch ist dieser Faden in mehrfacher Hinsicht dennoch äußerst interessant. Erst ist es einmal bedauerlich, dass das alte Stück so unglücklich verklebt war. Aus den Resten dann einen einen komplett neuen Crescent-Füllhalter zu bauen, verdient Respekt. Chapeau! Der Nachbau ist mehr als gelungen. Die Geschichte um die Herstellung, den Vertrieb und die Werbemaßnahmen ist nicht weniger spannend. Dann bekommt das ganze einen politischen Aspekt, mit Kriegszeit, FBI und Exkurse zu anderen Herstellern sowie weiteren Geschichten. Ich habe schon lange keinen so spannenden und kurzweiligen Faden mehr gelesen. Ich danke Euch sehr herzlich dafür.

Liebe Grüße aus der Pfalz

Gerd