Conklin Glider … oder nicht?

(älter als 30 Jahre)

Moderatoren: MarkIV, Zollinger, desas, Linceo, Lamynator

Antworten
Nitschewo
Beiträge: 851
Registriert: 24.08.2008 15:05
Wohnort: Münsterland

Conklin Glider … oder nicht?

Beitrag von Nitschewo »

Zwei Jahre lag der schwarze Conklin vom Antikmarkt nun schon in der Reparaturkiste. Nach der letzten Bestellung bei den Pendragons war er nun endlich an der Reihe: Er bekam eine neue Druckstange und einen passenden Tintensack, wurde wieder zusammengesetzt und befüllt. Identifiziert hatte ich ihn schon nach dem Kauf. Hebelmechanik, stromlinienförmiges Design, schwarz, Tintensichtfenster. Ein Glider. Klar.

Bild

Die Conklin Pen Company wurde 1898 in Toledo/Ohio von Roy Conklin gegründet, dessen Crescent Filler als erster funktionierender Selbstfüller galt. In den 1920er Jahren verlor der Stift mit der voluminösen Mechanik aber immer Marktanteile gegenüber Sheaffers Hebelfüllern. Schließlich brachte auch Conklin seine Enduras wahlweise als Crescent oder Lever Filler heraus. Der Nozac punktete in den 30ern mit einer neuartigen Kolbenmechanik, konnte den Untergang aber nicht mehr aufhalten: 1938 wurde das Unternehmen an ein Syndikat verkauft und nach Chicago umgesiedelt. Produziert wurde nun der Glider, ein billiger Füller, immerhin noch bestückt mit der 14c-Cushon Point-Feder. (Kein Tippfehler. „Cushion“ hätte sich markenrechtlich nicht schützen lassen.)

Bild

Der Clip des Glider war starr verbaut im Gegensatz zu den alten, federnd gelagerten Conklin-Clips, und ebenso spärlich vergoldet wie der einfache Kappenring. Es gab ihn in der Standardgröße (5 Inch/12,7 cm) und in einer gleich langen, schlankeren Version. Eine Oversize-Version hatte eine Länge von 5 1/16 Inch. Angeboten wurde er in gestreiftem Zelluloid in vier Farben und Tintensichtfenster zum Preis von 2,75 US-Dollar.

Auf PenHero sinniert Jim Mamoulides über den Glider und den Untergang von Conklin, der sich in einem Billigfüller und dessen Weg ins Dunkel manifestiert. Eine Weile wurde der Glider noch beworben und schließlich zum Preis von 1 US-Dollar verramscht. Schließlich verschwanden Conklin und der Glider in der Versenkung, vermutlich in den 50ern kam das Aus für das Unternehmen (bis Yafa Brands in den 2000ern die Markenrechte kaufte und bunte Acrylfüller mit alten Modellnamen auf den Markt warf).

Aber auch zu Chicagoer Zeiten war man der Tristesse abhold, so Mamoulides. Es gab den Glider nur in bunt gestreift. Einen schwarzen Glider, meint er, müsste es doch auch gegeben haben, jeder Hersteller hatte doch für den puristischen Kunden auch ein schwarzes Exemplar im Programm. Jedoch habe er noch nie eines erblickt.

Nun war ich ein wenig verunsichert, denn meiner war unbestreitbar und ganz puristisch schwarz. Beim Vermessen zeigte er eine Überlänge von 5,4 Inch/13,7 cm (was aber auch einer geschrumpften Zelluloidkappe geschuldet sein kann, Mamoulides gibt die Größen im geschlossenen Zustand an). Und der Clip ist abgeschrabbelt, wie es sich für einen Glider gehört, aber federnd gelagert, was sich für einen Glider nicht gehört.

Ein kleines Rätsel, dieser Conklin. Schreiben, immerhin, tut er brav. Und was wäre das Füllersammeln ohne Rätseln und Forschen. (Jim Mamoulides zum Conklin Glider: https://www.penhero.com/PenGallery/Conk ... er1944.htm)

Bild
Viele Grüße

Bianka

"Blessed are the cheesemakers!" Monty Python
Benutzeravatar
TomSch
Beiträge: 4220
Registriert: 28.05.2008 20:55
Wohnort: Land der (Ost-)friesischen Freiheit

Re: Conklin Glider … oder nicht?

Beitrag von TomSch »

Tach Bianka,

beim "Stiftehelden" erscheinen mir zudem die vorgezeigten Glider eher stattlicher proporzioniert als deiner. Vielleicht irritiert allerdings auch das gestreifte Celluloid meinen Sehnerv? Ich persönlich habe auch noch keinen schwarzen gesehen.
Macht ja nix, du hast den Oldie wieder hinbekommen und er funktioniert. Prima! ;)

Sonnige grüße, Thomas
Sei nicht so; sei anders.
Benutzeravatar
Sokko
Beiträge: 468
Registriert: 08.11.2005 15:49
Wohnort: Berlin

Re: Conklin Glider … oder nicht?

Beitrag von Sokko »

Hallo Bianka,

das hast Du ja mal wieder super hingekriegt. Nicht nur die Reparatur des Patienten, sondern dass Du uns noch einen Abriss der Firmenhistorie in einem Kriminalfall präsentierst. Dass sich nicht alle Fälle aufklären lassen, ist halt so. Aber die Hoffnung der Kommissarin stirbt zuletzt.
Vielen Dank für den Beitrag!
Viele Grüße
Dirk
Benutzeravatar
stift
Beiträge: 3087
Registriert: 05.12.2004 13:00
Wohnort: Wien

Re: Conklin Glider … oder nicht?

Beitrag von stift »

Toll gemacht und ein schöner Füller.
LG
Harald
#Non, je ne regrette rien#
Antworten

Zurück zu „Alte Schreibgeräte/Oldies“