"Petri Heil" oder: "Das Kreuz mit der Gravur"

(älter als 30 Jahre)

Moderatoren: MarkIV, Zollinger, desas, Linceo, Lamynator

Benutzeravatar
TomSch
Beiträge: 4153
Registriert: 28.05.2008 20:55
Wohnort: Land der (Ost-)friesischen Freiheit

"Petri Heil" oder: "Das Kreuz mit der Gravur"

Beitrag von TomSch »

Hallo aus dem sonnigen, vorfrühlingshaften Norden der Republik!

Ich möchte einen eher allgemeinen und praktischen thread eröffnen. En detail habe ich zwar schon hier und dort - auch in diesem Forum - die ein oder andere Bemerkung in diesem Zusammenhang gelesen, doch geht es mir hier vor allem um eine Sammlung unterschiedlicher Tipps zu einem Thema.

Die meisten der hier versammelten Foristinnen und Foristen kennen sicherlich diese Situation:
wieder einmal einen kurzen Angelurlaub gemacht (beim Kleintiermarkt um die Ecke oder in einer gar nicht einsamen Bucht) und vielleicht den ein oder anderen "dicken Fisch" an Land gezogen. Um dann, beim Auspacken in rastloser Erwartung und hektischer Vorfreude, den Fang in bebenden Händen haltend, festzustellen, dass eine nicht erwähnte Namensgravur den/die Schreiber ziert. :twisted: Den Stift möchte man ungern zurückgeben, aber andererseits die überflüssige Gravur doch gern loswerden.
Nach meiner Erfahrung kann man bei modernerem Plastik z.B. mit "Displex" (eigentlich für Kratzerentfernung bei Mobiltelefon-Displays, Danke für den korrekten Namen an Barbara) gute Erfolge erzielen. Das Zeugs löst das Plastik an und verteilt es beim Polieren in der Gravur, sodass die Oberfläche wieder glatt wird.
Bei mattiertem Stahl hilft vorsichtiges Abschleifen und ein Nacharbeiten der nun fehlenden Mattierung mittels feinen Schleifpapieres. Ähnlich war der Tipp mit dem Makrolon und der Nacharbeitung beim LAMY 2000.
Doch wie sieht es zum Beispiel
  • mit Bakelit
    oder mit altem Plastik à la Pelikan 100N
    oder mit Schildpatt aus?
Ich fände es toll, wenn wir diesbezüglich unsere Erfahrungen austauschen und teilen könnten!
Den konkreten Grund für die Anfrage habe ich noch als Außenstand; sobald er hier ist, werde ich ein Bild nachreichen, versprochen ;)

Erst einmal liebe Grüße,
Thomas
Zuletzt geändert von TomSch am 07.04.2013 20:04, insgesamt 1-mal geändert.
Sei nicht so; sei anders.
Benutzeravatar
Holunderbeere
Beiträge: 676
Registriert: 17.01.2011 15:54

Re: "Petri Heil" oder: "Das Kreuz mit der Gravur"

Beitrag von Holunderbeere »

Guten Abend,

Bin an der Thematik auch interessiert.

Allerdings, bist Du sicher, dass Du mit der Polierpaste nicht Displex meinst?
"Blistex"
hab' ich hier, das macht die Lippen schön zart. :lol:

Grüße,
Barbara
Füllerliebhaberin, Vollblutbibliophile & halbseidene Buchbinderin. Internetpräsenz inner Mache. :)
Der Füllerblog der Holunderbeere: http://thesebeautifulpens.blogspot.com
Benutzeravatar
TomSch
Beiträge: 4153
Registriert: 28.05.2008 20:55
Wohnort: Land der (Ost-)friesischen Freiheit

Re: "Petri Heil" oder: "Das Kreuz mit der Gravur"

Beitrag von TomSch »

Holunderbeere hat geschrieben: Allerdings, bist Du sicher, dass Du mit der Polierpaste nicht Displex meinst?
"Blistex"
hab' ich hier, das macht die Lippen schön zart. :lol:
Hallo Barbara. Jau, da hast du wohl Recht. Ob man mit geschmeidigen Lippen eine Gravur entfernen kann, ist in der Tat recht zweifelhaft :lol:
Ich hab's verbessert, nicht, dass noch jemand bei der Eingangsfrage auf falsche Ideen kommt ... :mrgreen:

Einen feinen Gruß, Thomas
Sei nicht so; sei anders.
Benutzeravatar
Tenryu
Beiträge: 5276
Registriert: 10.06.2004 0:45
Wohnort: Basel

Re: "Petri Heil" oder: "Das Kreuz mit der Gravur"

Beitrag von Tenryu »

Ich besitze einen alten Pelikan. Da ist die Gravur aber so klein, daß ich einfach den Clip drübergeschoben habe. So ist sie unsichtbar. :)

Beim Auspolieren kommt es immer darauf an, wie tief die Gravur ist. Immerhin muß dabei entsprechend viel Material abgerragen werden, und es darf auch keine abgeflachte Fläche auf dem runden Teil entsehen.
mc_do
Beiträge: 20
Registriert: 18.02.2013 13:06
Wohnort: Dortmund

Re: "Petri Heil" oder: "Das Kreuz mit der Gravur"

Beitrag von mc_do »

Wenn die Gravur nicht tief ist, oder es sich (der Idealfall) um eine Beschriftung handelt, habe ich sehr gute Erfahrungen mit den "Cape Cod" Poliertüchern gemacht. Die sind in D bei
Proi-Idee oder über die Bucht zu bekommen.
Alterspatinierte Clips lassen sich damit übrigens mehr oder weniger in den Neuzustand bringen.

Grüße
Matthias
Cosmic
Beiträge: 136
Registriert: 31.01.2013 13:20
Wohnort: Greifswald

Re: "Petri Heil" oder: "Das Kreuz mit der Gravur"

Beitrag von Cosmic »

Interessantes Thema, auch wenn die Suche im Netz dazu schon ein paar Ergebnisse liefert. Displex wird ja nicht ganz unkritisch betrachtet, gerade weil es die Struktur des Materials chemisch angreift. Und wenn ich mir die Risse im Schaft meines zuletzt erworbenen Montblanc Nr. 31 vor Augen führe, ahne ich schon, dass gerade die Kombination Alterung + Strukturveränderung unter Umständen nicht ganz unproblematisch ist.

@mc_do:
Ich hatte die "Cape Cod Tücher" wegen meiner Uhren bisher immer nur auf Beobachtung, werde aber jetzt doch mal ein paar Stück ordern. Den Beiträgen im Uhrforum nach scheinen die ja fast ein kleines Zaubermittel zu sein.

Nachtrag:
Zumindest in Sache Politur meiner neuen alten Schätze greife ich regelmäßig auf Ceranfeldreiniger/Edelstahlreiniger oder aufgelösten Glaskeramikputzstein zurück. U.U. - ich werde das an meinem mit einer sehr schwachen Gravur versehen Sheaffer Cadet 23 versuchen - reicht bei sehr schwachen Gravuren schon die Paste, die man aus dem Stein gewinnt.
Grüße aus Greifswald
Dirk
Benutzeravatar
TomSch
Beiträge: 4153
Registriert: 28.05.2008 20:55
Wohnort: Land der (Ost-)friesischen Freiheit

Re: "Petri Heil" oder: "Das Kreuz mit der Gravur"

Beitrag von TomSch »

Hallo zusammen!

@ Peter: ein wichtiger Tipp mit der Berücksichtigung des abzutragenden Materials. Danke!

@ Matthias: Bei Metallen egal welcher Art habe ich bislang in der Regel das Silber-/Goldputztuch der Firma "Multi-Junge" genommen. Liegt im gleichen Preissegment und gibts bei jedem größeren Discounter oder in einer Drogerie.

@ Dirk: Die Crux mit den Rissen ist noch so eine Spezialabteilung. Ich habe auch schon das ein oder andere Griffstück endgültig dahingejagt, weil durch das sich verändernde Material zwar auf der einen Seite ein Haarriss gestopft werden konnte (ich benutze in solchen Fälleneine Nadel, Sekundenkleber und viel Zeit, danach Micromesh zum Beischleifen), auf der anderen Seite jedoch gleichzeitig neue entstanden. :evil:
Auf Ceranfeldreiniger und/oder Putzstein bin ich noch nicht gekommen, ist auf jeden Fall einen Versuch wert. Muss ich demnächst unbedingt ausprobieren!

Tschö woll, Thomas
Sei nicht so; sei anders.
mc_do
Beiträge: 20
Registriert: 18.02.2013 13:06
Wohnort: Dortmund

Re: "Petri Heil" oder: "Das Kreuz mit der Gravur"

Beitrag von mc_do »

"Zaubermittel" scheint die Tücher in der Tat am besten zu beschreiben.
Im Gegensatz zu den den Silber-Poliertüchern findet hier tatsächlich Materialabtrag statt.
Daher werden die Tücher auch sehr gerne zum entfernen von kleinen Kratzern an Uhren verwendet (Stichwort: Desktop-Diving Spuren ;-)), woher ich die Tücher auch kenne.
Beim Polieren fühlt es sich eher an, als würde man mit Öl, oder Seife arbeiten (die Tücher sind sehr "schmierig"), aber nach einigen (Dutzend) Polierzügen erkennt man die (meist verblüffende) Wirkung.
Benutzeravatar
Tombstone
Beiträge: 2742
Registriert: 03.01.2012 19:02

Re: "Petri Heil" oder: "Das Kreuz mit der Gravur"

Beitrag von Tombstone »

CapeCod oder Nevrdull - beides geht in ähnliche Richtungen.

Wobei bei den CapeCod-Tüchern auffällt, das hier v.a. an den scharfen Kanten der Kratzer Abtragungen stattfinden, wodurch der Oberfläche ein "weicheres" Äußeres gegeben wird, so dass es glatter aussieht.

Ich unterschiede inzwischen in den Oberflächen:

- nicht-metallisch: CapeCod
- metallisch: NevrDull

PS: ich habe gerade mal gekuckt, das gibts in der Bucht ja echt in Klinikpackungen - wie lange man wohl für das Aufbrauchen von 9 Dosen braucht... :lol:
Ciao - Peter

Handle stets so, dass die anderen sich wundern, warum sie Dir noch keine reingehauen haben...
Benutzeravatar
TomSch
Beiträge: 4153
Registriert: 28.05.2008 20:55
Wohnort: Land der (Ost-)friesischen Freiheit

Re: "Petri Heil" oder: "Das Kreuz mit der Gravur"

Beitrag von TomSch »

Hallohallöchen.

Der Außenstand, von dem ich zu Beginn schrieb, ist heute eingetrudelt.
Ich versprach Fotos nachzureichen, was ich hiermit gern tue.

Es handelt sich - wie auch auf der Beschriftung der OVP zu sehen - um ein Geha-Set 760 in Perlbraun. Füller und Bleistift befinden sich in einem bemerkenswert guten, neuwertigen Zustand; keine Mängel, Macken, Risse. Die flexible OM-Feder ist ein Traum für sich. Einziger "Fehler", und damit sind wir bei dem Thema des threads, eine deutlich sichtbare Namensgravur auf dem Schildpatt beider Stifte. "Clip drüber" scheidet leider in diesem Fall aus. Mit Displex trau ich mich nicht so recht. Schleifpaste? Lieber vorsichtig mit verschiedenen Meshies?

Viele Fragen, trotzdem erst einmal begeisterte und dazu liebe Grüße,
Thomas
Sei nicht so; sei anders.
Cosmic
Beiträge: 136
Registriert: 31.01.2013 13:20
Wohnort: Greifswald

Re: "Petri Heil" oder: "Das Kreuz mit der Gravur"

Beitrag von Cosmic »

Moin moin!

Neben dem - wie ich finde - unfassbar gutaussehenden Aurora Hastil (ob er praktisch ist, weiß ich noch nicht :wink: ) kam gestern auch ein "neuer" Diplomat zu mir, den ich in letzter Sekunde mit Mindestgebot aus seinem traurigen Dasein bei ebay retten konnte. Auch der kam nahezu unbenutzt und als "Full-Set, heißt also mit sehr schönem, unbeschädigtem Etui, Bedienungsanleitung, 2 Patronen (das Thema alter Diplomat und Patronen ist ja nicht so ganz unproblematisch) und Patronenhalter.

Leider aber auch mit Gravur, die aber mehr auflackiert als eingraviert ist. Ich bin jetzt am überlegen, der Farbe (die quasi übersteht) ganz vorsichtig mit Nagellackentferner auf Q-Tips zu Leibe zu rücken. Gute oder schlechte Idee?
Diplomat_Gravur_1.jpg
Diplomat_Gravur_1.jpg (194.15 KiB) 7392 mal betrachtet
@Thomas:
Tolle Stifte. Ich wäre sehr vorsichtig. Andererseits - und so geht es vielleicht auch Dir - hat so ein Stift mit Gravur für mich keinen richtigen Wert. Den bekommt er erst, wenn die Gravur weg ist. Wie tief geht denn die Gravur? Kannst Du das abschätzen?

Nachtrag:
Gestern abend habe ich endlich die Cape Cod Tücher bestellt (meine Breitling hat eine Politur sowieso dringend nötig, ich trau mich schon gar nicht mehr, Fotos von Füllhaltern für den Faden "Womit schreibt Ihr heute?" mit ihr zu "garnieren" :lol: ) und heute vormittag werde ich mal bei den Mobilfunkläden nach Blistex, äh nein, Displex Tüchern Ausschau halt. :wink:
Grüße aus Greifswald
Dirk
meinauda
Beiträge: 4548
Registriert: 31.12.2010 3:53
Wohnort: Bielefeld

Re: "Petri Heil" oder: "Das Kreuz mit der Gravur"

Beitrag von meinauda »

Hallo, es gibt für mich bei den Gravuren offensichtlich Unterschiede:
Mit "Gerda" von @ Thomas würde ich wohl weiter schreiben, mit Herrn Baumeister von @Cosmic eher nicht.
Aber so wird es euch sicherlich auch gehen.
Ich versuche andrerseits Gravuren, die verblasst sind, wieder hervorzuheben.
Die INKA-PASTE, eine sofort trocknende Metallglanzfarbe, geht gut dafür.
Cosmic
Beiträge: 136
Registriert: 31.01.2013 13:20
Wohnort: Greifswald

Re: "Petri Heil" oder: "Das Kreuz mit der Gravur"

Beitrag von Cosmic »

So, eine zweckentfremdete Mittagspause später: :D

Nach dem sehr vorsichtigen Einsatz von Nagellackentferner mittels Q-Tips und einer feinen/sehr feinen, flexiblen Fingernagelfeile (Rossmann):
Diplomat_Gravur_2.jpg
Diplomat_Gravur_2.jpg (174.54 KiB) 7346 mal betrachtet
Danach kam aus dem gleichen Hause die entsprechende Polierfeile zum Einsatz, und zwar alle drei Segmente (ausgleichen, glätten, polieren, und das je nach Beanspruchung der Oberfläche durch das vorherige Schleifen mehrfach hintereinander):
Diplomat_Gravur_3.jpg
Diplomat_Gravur_3.jpg (214.16 KiB) 7332 mal betrachtet
Den letzten Feinschliff erledigten Autosol Metallpolish und anschließend Ceranfeldreiniger:
Diplomat_Gravur_4.jpg
Diplomat_Gravur_4.jpg (200.73 KiB) 7334 mal betrachtet
Von der Gravur und der Bearbeitung ist nichts mehr zu sehen.
Diplomat_Gravur_5.jpg
Diplomat_Gravur_5.jpg (186.34 KiB) 7336 mal betrachtet
Die "Gravur" war in diesem Fall wirklich nur sehr oberflächlich, so als ob die aufgebrachte Farbe - dort wo aufgetragen - den Kunststoff entweder chemisch angelöst oder aufgrund der (möglicherweise hohen) Aufbringungstemperatur leicht angeschmolzen hätte.
Diplomat_Gravur_6.jpg
Diplomat_Gravur_6.jpg (187.79 KiB) 7340 mal betrachtet
So komplett sind Füllhalter, die um die 40 Jahre alt sind, selten zu finden. Sogar zwei der sehr raren Patronen sind dabei. Alles in allem hat die Entfernung der Gravur etwa 45 Minuten gedauert.
Diplomat_Gravur_7.jpg
Diplomat_Gravur_7.jpg (196.2 KiB) 7327 mal betrachtet
Grüße aus Greifswald
Dirk
meinauda
Beiträge: 4548
Registriert: 31.12.2010 3:53
Wohnort: Bielefeld

Re: "Petri Heil" oder: "Das Kreuz mit der Gravur"

Beitrag von meinauda »

Pfeif,pfeif
p e r f e k t !
Benutzeravatar
TomSch
Beiträge: 4153
Registriert: 28.05.2008 20:55
Wohnort: Land der (Ost-)friesischen Freiheit

Re: "Petri Heil" oder: "Das Kreuz mit der Gravur"

Beitrag von TomSch »

Hello again ;)

Alle Achtung, Dirk, eine schöne Arbeit, wie neu!
Und ein schönes Diplomaten-Exemplar. Zum Glück muss ich nicht neidisch werden, denn dieses Modell liegt inzwischen in unterschiedlichsten Farbvariationen in meiner Sammlung. Heute kam noch einer mit einer Steno-Feder hinzu.

Um deine Fragen zu beantworten:
Wenn du Displex finden willst, musst du nicht nach Tüchern, sondern einer kleinen roten Tube (Paste) Ausschau halten.
Nein, die Tiefe der Gravur kann ich schlecht abschätzen. Bei billigeren Schreiberlingen, Kriegst-du-ständig-nach-Füllern oder Schwärmen aus der Bucht habe und hatte ich solche Bedenken nicht. Auch einige Pelikäne (150er, 200er und 400er) waren schon so frei, ihre Gravur loszulassen. Aber aufgrund der doch deutlich zu erkennenden Buchstaben und des Gefühls beim Darüberfahren stellt sich mir hier schon die Frage, ob der Abtrag nicht zu gravierend wird (zumindest beim Füller) ... Wer mag schon gern selbst ein Loch in einen Tintenbehälter hineinraspeln, und das bei einem so schönen und toll erhaltenen Set?!
Ich bin mir in diesem Fall wirklich unsicher. Wahrscheinlich halte ich mich an die Devise von Else Marie: "Lieber so benutzen!"

Wärmer werdende, frühlingshafte Grüße,
Thomas
Sei nicht so; sei anders.
Antworten

Zurück zu „Alte Schreibgeräte/Oldies“