Anschreibprobleme nach dem Befüllen von Parker Aerometric „51“ Füllhalter

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Nitschewo
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Re: Anschreibprobleme nach dem Befüllen von Parker Aerometric „51“ Füllhalter

Beitrag von Nitschewo »

Auf FPN bin ich heute auf eine mögliche Ursache für Tintenfluss-Probleme beim „51“ gestoßen, die ich nicht kannte und ganz interessant fand. Da der Special davon häufig betroffen ist, ist es hoffentlich okay, wenn ich es in Udos Thread einmal poste.

Offenbar wurden im Special anfangs noch Kollektoren aus dem Vacumatic verbaut, die eine Besonderheit aufweisen, nämlich einen winzigen Hartgummi-Stecker am schmalen Luftschlitz des Kollektors. Seine Funktion ist es, den Schlitz offen zu halten. Fehlt dieser oder gibt den Geist auf, schließt sich der Schlitz und der Tintenfluss reißt ab. Jüngere Kollektoren waren so gearbeitet, dass der Schlitz ohne dieses Hilsmittel offen blieb.

Ich habe mir daraufhin einen älteren und einen neueren Kollektor aus meiner Kramkiste mit der Lupe angeschaut und dabei festgestellt, dass der ältere wohl auch irgendwann einmal so einen Hartgummi-Stecker gehabt haben muss, der nun fehlt; es ist eine deutliche Bohrung sichtbar, die ich mit meinem nicht sehr ausgeprägten Foto-Können einzufangen versucht habe.

Bild
Beim jüngeren Kollektor links ist der Luftschlitz ohne Hilfsmittel offen, beim älteren rechts sieht man die leere Bohrung ohne den Hartgummi-Stecker; hier ist der Luftschlitz schon deutlich enger und dürfte sich beim Einsetzen ganz schließen.

Die Tüftler auf FPN haben das Problem auf sehr pragmatische Weise gelöst, indem sie eine 0,7 mm-Bleistiftmine auf einen Durchmesser von etwa 0,64 geschliffen und in die Bohrung eingesetzt haben.

Das hilft natürlich bei einer verbogenen Feder nicht weiter, aber interessant fand ich es dennoch.
Viele Grüße

Bianka

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LuettkenMo
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Re: Anschreibprobleme nach dem Befüllen von Parker Aerometric „51“ Füllhalter

Beitrag von LuettkenMo »

U_T hat geschrieben:
08.12.2024 13:03
[...]
Zunächst: Die Probleme mit dem Tintenfluß haben nach dem Befüllen alle „51“. Diese schreiben etwas trockener am Anfang, werden aber mit der Zeit vom Tintenfluß her nasser. Die Füllhalter haben keine Aussetzer und schreiben immer sofort an. Ich denke, damit kann ich leben, scheint wohl normal zu sein. Durch den Wechsel auf eine andere Tinte wurde dies auch besser. Ist also eher Jammern auf hohem Niveau.

Was ich aber an dem Füllhalter meines Sohnes vorgefunden habe, hat mit den o.g. Problemen nichts zu tun, das ist tatsächlich ein Problem. Der Füllhalter schreibt überhaupt nicht mehr, die Feder ist kratzig. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Ich bin mit meinem Latein am Ende, der Füllhalter ist wieder montiert. Mein Sohn schwört, das der Füllhalter gefallen ist, noch das er ihn unsachgemäß benutzt hat. Ich glaube ihm, er benutzt diesen schon lange und weiß wie man mit Füllhalter umgeht.

Ich kann sehr gerne diesen noch einmal morgen demontieren und Fotos machen. Ich meine, es liegt an der Feder.
[...]
Danke für die Aufklärung, dass es sich um zwei getrennte Probleme handelt. :) Nun ergibt das alles auch mehr Sinn für mich.

Zu den beiden Füllern mit nachlassendem Tintenfluss:
Wie befüllst du diese denn mit Tinte? Im besten Falle haben wir es hier bloß mit einem Anwendungsfehler zu tun.
Wenn du die Feder ins Tintenglas hältst, ein paar Mal den Aerometric-Mechanismus betätigst, die Feder abputzt und losschreibst, halte ich einen anfangs zu starken Tintenfluss, der sich dann allmählich normalisiert, nicht für verwunderlich. Das konnte ich selbst bei meinem "51" reproduzieren und habe ich auch schon öfter so gelesen. In der Praxis ist das auch kein großes Problem und wird nicht jedem Anwender auffallen.
Abhilfe schafft da das "korrekte" Befüllen:
Nachdem der Tintensack gefüllt ist, drücke nochmal leicht auf den Mechanismus und ziehe die Feder erst dann mit gedrücktem Mechanismus aus der Tinte. Nun kannst du den Aerometric-Mechanismus loslassen, am besten mit nach oben gerichteter Feder, und diese dann abputzen.
Das führt dazu, dass der Kollektor und das Steigrohr im Inneren nicht übermäßig geflutet sind und der Füller von Anfang an einen gleichmäßigen Tintenfluss hat.
Sollte das nichts bringen, halte ich Biankas Entdeckung mit dem fehlenden Hartgummiproppen für eine Sache, der du mal nachgehen könntest. ;)
Mir fällt gerade noch etwas ein, das die Fehlersuche hoffentlich nicht noch verwirrender macht:
Ist vielleicht ein kleiner Spalt zwischen Feder und Tintenleiter? Wenn diese nicht dicht genug beinander sind (sie sollten sich berühren), kann es auch zu unregelmäßigem Tintenfluss kommen. Das lässt sich, da der Tintenleiter beim "51" aus Hartgummi besteht, glücklicherweise einfach mit "heat setting" beheben.

Was den dritten Füller angeht:
Kratzen kommt ja meistens von schief ausgerichteten oder verdrehten Federschenkeln. Vielleicht kannst du das ja mal mit einer Lupe prüfen und/oder fotografieren. Dafür müsstest du den Halter normalerweise auch nicht nochmals auseinanderbauen. Eventuell lässt sich das dann ja einfach richten. Monikas Idee, dass ein Schenkel verkantet ist und nun vielleicht dauerhaft höher oder tiefer steht als der andere, klingt mir da durchaus plausibel. Das könnte sowohl Kratzen als auch fehlenden Tintenfluss erklären.

Viele Grüße
Mo
Viele Grüße
Mo
U_T
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Re: Anschreibprobleme nach dem Befüllen von Parker Aerometric „51“ Füllhalter

Beitrag von U_T »

Hallo,

zunächst einmal vielen herzlichen Dank für eure Hilfe und Kommentare. Es ist nicht selbstverständlich, die eigene Freizeit für Probleme anderer Leute zu opfern. Danke nochmals!

Wie versprochen, habe ich das Vorderteil des Füllhalter noch einmal zerlegt,
und den Feeder nach der Recherche von Bianka einmal von oben fotografiert:

Meines Erachtens steckt in dem Luftschlitz ein Stück einer Polymer- bzw. Graphitmine.

Aber seht bitte selbst.

Gruß,

Udo
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U_T
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Re: Anschreibprobleme nach dem Befüllen von Parker Aerometric „51“ Füllhalter

Beitrag von U_T »

Hier noch ein Bild der Federspitze, die beiden Federschenkel berühren sich im vorderen Teil.
Federspitze.jpg
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Nitschewo
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Re: Anschreibprobleme nach dem Befüllen von Parker Aerometric „51“ Füllhalter

Beitrag von Nitschewo »

Hallo Udo, der Collector sieht schon mal gut aus. Das schwarze Teil ist der Hartgummi-Proppen, der dort hin gehört. An der Feder sehe ich jetzt auch auf den ersten Blick keine Deformation.

Vielleicht waren Feder und Tintenleiter falsch gesteckt? Der breitere Luftschlitz muss oben positioniert sein.

Was mir noch auffällt: Das Luftröhrchen sieht aus, als stamme es auch aus einem Vacumatic. Wenn du dir die Fotos von Zollinger anschaust, ist das Röhrchen des Aerometric wesentlich länger. Normalerweise schreibt der Stift allerdings auch ganz ohne Luftröhrchen (manche neigen zum Weggammeln), er lässt sich dann nur nicht komplett befüllen.

Ist das Röhrchen denn frei oder sitzt es vielleicht zu?

Was du bezüglich der Feder noch überprüfen kannst, neben dem korrekten Aufliegen auf dem Tintenleiter und dem Gleichstand der Federschenkel: Es kann beim „51“ hin und wieder vorkommen, dass die Feder mit der Oberseite direkt an der Mundstück-Hülle anliegt. Auch in dem Fall kommt dann vorn keine Tinte mehr an.
Viele Grüße

Bianka

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Zollinger
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Re: Anschreibprobleme nach dem Befüllen von Parker Aerometric „51“ Füllhalter

Beitrag von Zollinger »

Ich finde, dass der Federschlitz schon sehr eng (und irgendwie verdreht) aussieht. Ein bisschen Aufweiten mit 0.3mm Messingblech könnte bestimmt nicht schaden.

Nitschewo hat geschrieben:
09.12.2024 20:06

Was mir noch auffällt: Das Luftröhrchen sieht aus, als stamme es auch aus einem Vacumatic. Wenn du dir die Fotos von Zollinger anschaust, ist das Röhrchen des Aerometric wesentlich länger. Normalerweise schreibt der Stift allerdings auch ganz ohne Luftröhrchen (manche neigen zum Weggammeln), er lässt sich dann nur nicht komplett befüllen.
Bei den späteren „51“ (und ich glaube bei den Special) kamen oft wieder solche Röhrchen zum Einsatz. Streng genommen waren das aber keine richtigen Aerometrics mehr…
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Reorx
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Re: Anschreibprobleme nach dem Befüllen von Parker Aerometric „51“ Füllhalter

Beitrag von Reorx »

Liegt das an meinen Augen? Fü mich sieht es aus, als würde der rechte Federschenkel gar nicht bis ins Schreibkorn gehen?
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U_T
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Re: Anschreibprobleme nach dem Befüllen von Parker Aerometric „51“ Füllhalter

Beitrag von U_T »

Vielen Dank für eure Infos.

@Bianka:

Die Feder liegt auf dem breiten Luftschlitz und nicht auf dem feinen?

Das Luftröhrchen habe ich durchgepustet, dieses ist frei.

@Zollinger:

Ich habe leider keine 0,3 mm Messingplatte zum „Nachschlitzen“. Wo bekomme ich so etwas? Ich denke da an eine Schlosserei?

@Reorx:

Das ist schlecht fotografiert, die Federspitze ist einwandfrei.
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Re: Anschreibprobleme nach dem Befüllen von Parker Aerometric „51“ Füllhalter

Beitrag von Manifold »

U_T hat geschrieben:
09.12.2024 21:29
Ich habe leider keine 0,3 mm Messingplatte zum „Nachschlitzen“. Wo bekomme ich so etwas? Ich denke da an eine Schlosserei.
Hier zum Beispiel bekommst du sie.
https://landsiedel-fw.com/products/blec ... ass-sheets

Bis zum 31.12.2024 kannst du sie auch hier kaufen:
https://www.tintenprobe.de/tinten.html
Helmut
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Re: Anschreibprobleme nach dem Befüllen von Parker Aerometric „51“ Füllhalter

Beitrag von Helmut »

Alternativ zu Messingblechen kann man auch Fühlerlehren zum Einstellen des Ventilspieles nehmen. Die gibt es im Internet, im Kfz-Werkzeugzubehör und in Motorradshops wie Polo & Co.
Es funktioniert auch wenn man Rasierklingen eines Rasierhobels zusammenklebt. Je nach Hersteller hat eine Rasierklinge eine Blattstärke von 0,08 bis 0,12mm. Schneiden dann, wegen Verletzungsgefahr vorsichtig mit einem Panzertape abkleben.

Grüsse
Helmut
moniaqua

Re: Anschreibprobleme nach dem Befüllen von Parker Aerometric „51“ Füllhalter

Beitrag von moniaqua »

Da muss ich jetzt mal einhaken. Ist es 0,03 mm oder 0,3 mm? Doodlebud testet auf 0,04 mm; er sagt, Pelikan nutze dies bei ihren Federn. Das passt auch zu den Federn, die ich habe, 0,3 mm wäre viel zu breit m.E., ich habe das aber andernorts auch schon so gehört/gelesen.
Ich hatte bei Doodlebud 0,4 mm gehört (hat er auch gesagt, er hatte sich versprochen und es dann beim Schnitt korrigiert) und Fühlerlehren aus dem Baumarkt besorgt, die tun es leider nicht, jedenfalls nicht für mich (ich dachte schon im Baumarkt "Die schauen aber riesig aus!"). Also habe ich einen Satz feine bestellt.
Rasierklinge ist übrigens gut, die hat schon geholfen, als ich noch keine feinen Fühlerlehren hatte :) Rasierklingen sind überhaupt recht praktisch; die nutze ich für vieles, nur nicht zum rasieren :lol:
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Zollinger
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Re: Anschreibprobleme nach dem Befüllen von Parker Aerometric „51“ Füllhalter

Beitrag von Zollinger »

Ich empfehle Messing, weil es schön weich ist. Stahl kann an den Schnittflächen des Federschlitzes Kratzer hinterlassen, welche durch Kapillarwirkung einen ungewollten Tintenfluss an die Federoberfläche erzeugen. Beim P "51" mag das keine Rolle spielen, aber trotzdem...
moniaqua hat geschrieben:
10.12.2024 13:23
...ich habe das aber andernorts auch schon so gehört/gelesen....
Im Gegensatz dazu, praktiziere ich. Und das schon lange.

Also glaub' mir, 0.3 passen schon. Bei 0.2 oder dünner wird das Mesingblech instabil wie Folie und lässt sich nicht richtig anwenden.
Ausserdem sind die Federschenkel elastisch. Sie bleiben nicht bei 0.3mm nachdem das Blech wieder entfernt wird.
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moniaqua

Re: Anschreibprobleme nach dem Befüllen von Parker Aerometric „51“ Füllhalter

Beitrag von moniaqua »

Zollinger hat geschrieben:
10.12.2024 13:25
Ich empfehle Messing, weil es schön weich ist.
Das ist ein valider Punkt :) Ja, bei Rasierklingen muss man sehr aufpassen und ich hole wenn immer möglich die Feder raus, so dass sie nicht auf dem Tintenleiter ist. Dann kommt man erstens besser durch den Schlitz und zweitens ist keine Gefahr, den Tintenleiter zu beschädigen.
moniaqua

Re: Anschreibprobleme nach dem Befüllen von Parker Aerometric „51“ Füllhalter

Beitrag von moniaqua »

Da hatte sich was überkreuzt...
Zollinger hat geschrieben:
10.12.2024 13:25
Also glaub' mir, 0.3 passen schon. Bei 0.2 oder dünner wird das Mesingblech instabil wie Folie und lässt sich nicht richtig anwenden.
Ausserdem sind die Federschenkel elastisch. Sie bleiben nicht bei 0.3mm nachdem das Blech wieder entfernt wird.
Ah, gut, dass wir drüber gesprochen haben. Das war aneinander vorbeigeredet. Um den Schlitz zu erweitern verwende ich auch dickere Lehren, eben weil die Federschenkel wieder zusammengehen. Der Schlitz an sich sollte aber bei 0,04 mm liegen und das teste ich erst einmal, bevor sich erweitere :)
Nitschewo
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Re: Anschreibprobleme nach dem Befüllen von Parker Aerometric „51“ Füllhalter

Beitrag von Nitschewo »

U_T hat geschrieben:
09.12.2024 21:29
@Bianka:

Die Feder liegt auf dem breiten Luftschlitz und nicht auf dem feinen?
Genau. Eine gute Adresse für DIY-Reparaturen ist immer Richard Binder. Hier findest du eine Anleitung für den "51", für ein Foto des Collectors mit gesetzter Feder fast bis zum Ende scrollen: http://www.richardspens.com/ref/repair/51_dissy.htm
Viele Grüße

Bianka

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