S. Roeder OHG 1841-1952. Aufstieg und Untergang eines deutschjüdischen Unternehmens
München, 30. November 2015. 1841 von dem Lehrer und Papierhändler
Samuel Roeder in Preußens prosperierender Hauptstadt
Berlin gegründet, avancierte die S. Roeder OHG neben zahlreichen
Konkurrenten wie etwa Brause & Co., Heintze & Blanckertz oder
Soennecken rasch zu einem der führenden Hersteller von Schreibfedern
im Deutschen Reich. Die 1885 von Samuels Sohn Max
erworbene A. Ney OHG rundete das Angebot mit Büroartikeln aller
Art und später auch mit Schreibmaschinen ab. In seiner Blüte in den
Goldenen Zwanzigern, in dritter Generation gemeinsam von den drei
Brüdern Hans, Fritz und Curt geführt, beschäftigte das in der
Ritterstraße in Kreuzberg ansässige Unternehmen mehr als 300
Arbeiter und Angestellte und exportierte seine Qualitätserzeugnisse
auf alle Kontinente.
Das beeindruckende Lebenswerk von drei Generationen Roeder,
einer patriotischen, in der Arbeiterfürsorge Vorbildliches leistenden
jüdischen Familie jener Zeit, wurde in der Krisenzeit der Weimarer
Republik durch eine in letzter Minute abgewendete Insolvenz und ab
1933 vor allem durch die nationalsozialistische Rassenpolitik massiv
gefährdet. Nachdem die Familie den Entzug ihres Unternehmens
lange Zeit verhindern hatte können, wurde dieses schließlich 1939
durch einen karrieristischen Profiteur des Regimes, den Flugingenieur
Dr. Richard Heim, und die auf der Suche nach einer vielversprechenden
Investition befindliche Danziger Verlegerfamilie
Fuchs mit kühler Geste arisiert und auf Kriegsproduktion umgestellt.
Des Verlusts seines nach Schlesien ausgelagerten und damit nach
Kriegsende durch die sowjetische Besatzungsmacht demontierten
Maschinenparks, des Wegfalls großer Teile seiner Kernabsatzgebiete,
des Mangels an Rohstoffen und der geänderten Schreibgewohnheiten
der Konsumenten wegen – die Schreibfeder wurde auch in Europa
durch den Füller und den Kugelschreiber abgelöst – konnte das unter
öffentliche Verwaltung gestellte Unternehmen nach dem Ende des
Zweiten Weltkrieges nicht mehr an seine alte Erfolge anknüpfen und
wurde schließlich 1952 in aller Stille eingestellt.
Die vergessene Geschichte der S. Roeder OHG und ihrer Eigentümerfamilie,
mit Unterstützung der beiden in den USA geborenen
und lebenden Enkel der letzten Firmeninhaber erstmals recherchiert
und dargestellt, zeigt anschaulich und stellvertretend für viele andere
Schicksale, welch unermesslichen Verlust sich Deutschland durch die
Vernichtung jüdischen Lebens in der Schreckenszeit des Nationalsozialismus
zugefügt hat.
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Mit seinem Buch möchte der Autor die Geschichte der Familie
Roeder und ihres Unternehmens dem Vergessen entreißen und einem
Auftrag gerecht werden, den die ehemalige Präsidenten des Zentralrats
der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, formuliert und
den er der Widmung des Buches an seine Kinder vorangestellt hat:
»Wir müssen die nachfolgenden Generationen ermutigen, aus freien
Stücken und eigener Überzeugung heraus ihre Verantwortung für das
Vermächtnis der deutschen Geschichte zu übernehmen: Nie wieder!
[…] Die unkündbare Erinnerung an den Holocaust macht uns die
Verletzlichkeit auch unserer Freiheit und Demokratie bewusst.
Zivilisation ist nie selbstverständlich. Der Mensch bleibt zur Unmenschlichkeit
imstande.«
Bernhard Taubenberger: S. Roeder OHG 1841-1952. Aufstieg
und Untergang eines deutsch-jüdischen Unternehmens, München
2015, Osterhofener Verlag, ISBN 978-3-00-049826-8, € 12,90.
Versandkostenfrei bestellbar über info@osterhofener-verlag.de.
Für Rückfragen der Redaktion:
Osterhofener Verlag
Bernhard Taubenberger
Geiselgasteigstraße 69b
81545 München
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Buch über die S. Roeder OHG
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Buch über die S. Roeder OHG
Meine Freundin hat mir eine Pressemitteilung geschickt, die hier auf Interesse stoßen dürfte, ich kopiere sie mal hier herein.
Iris
Mein Avatar ist ein Gemälde von Ilja Maschkow (1881-1944): Selbstporträt; 1911, das in der neuen Tretjakow-Galerie (am Krimskij Wal) in Moskau hängt, wo ich es fotografiert habe.
Mein Avatar ist ein Gemälde von Ilja Maschkow (1881-1944): Selbstporträt; 1911, das in der neuen Tretjakow-Galerie (am Krimskij Wal) in Moskau hängt, wo ich es fotografiert habe.