Romane und Erzählungen, in denen Füllhalter ...

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dirk1503
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Romane und Erzählungen, in denen Füllhalter ...

Beitrag von dirk1503 »

... eine Rolle spielen (könnten). ;-)

Bild

In den letzten Jahren habe ich eine Vorliebe für kleine, gut gebundene Büchlein entwickelt. Der zu dieser Gruppe gehörende Band "84, Charing Cross Road" wurde dieses Jahr bei Hoffmann und Campe neu aufgelegt und findet sich daher in jeder gut sortierten Buchhandlung.

Der Band dokumentiert den Briefwechsel zwischen der New Yorker Autorin Fräulein (!) Helene Hanff ("Schicken Sie Dichter, die Liebe machen können, ohne zu sabbern.") und dem Londoner Buchhändler Frank Doel, und versetzt den Leser in den Zeitraum von 1949 bis 1969.

Bei dem Briefwechsel kam sicherlich auch der eine oder andere Füllhalter zum Einsatz, vermutlich lokale Fabrikate. Eine explizite Erwähnung findet allerdings nicht statt. Da ich in diesem Forum die passende Klientel vermute, möchte ich der Gemeinde das Werk trotzdem nicht vorenthalten.

Frau Hanff entpuppt sich rasch als anspruchsvolle Kundin, die ihre Meinung nicht hinter dem Berg hält:

18. November 1949

Was um alles in der Welt für eine schlechte protestantische Bibel ist denn das?!

Wären sie so freundlich und würden den Verantwortlichen der anglikanischen Kirche Englands mitteilen, dass sie, wer immer ihnen den Auftrag gab, an der Vulgata herumzupfuschen, die schönste Prosa, die je geschrieben wurde, versaut haben? Sie werden dafür in der Hölle braten, das können sie sich merken!

Mir macht das, da ich selber Jüdin bin, nichts aus. Aber ich habe eine katholische Schwägerin, einen Ganzen Tross von presbyterianischen Neffen (über meinen Großonkel Abraham, der konvertierte) und eine Tante, die Gesundbeterin bei der Christian Science ist, und ich bin mir sicher, dass keiner, wirklich keiner von ihnen diese anglikanische Lateinbibel akzeptieren würde, falls sie wüssten, dass es sie gäbe. (Und ehrlich gesagt, wissen sie nicht einmal, dass es Latein gibt.)


Über die Versorgungslage in Nachkriegsengland informiert, handelt die resolute Kundin umgehend:

20. Dezember 1949

Sehr geehrtes, liebes Fräulein Hanff!

Rasch die Nachricht, dass Ihr Geschenkpaket heute sicher bei uns ankam und der Inhalt unter den Mitarbeitern aufgeteilt wurde. Herr Marks und Herr Cohen bestanden darauf, dass wir ihn unter uns aufteilen und die "Bosse" dabei nicht berücksichtigen.

Ich möchte hinzufügen, dass wir alles in Ihrem Paket entweder nie zu Gesicht bekommen oder allenfalls auf dem Schwarzmarkt zu erhalten ist. Es war ungemein freundlich und großzügig von Ihnen, und wir alle sind Ihnen sehr dankbar.


Die Antwort:

25. März 1950
Frank Doel, was tun Sie eigentlich da drüben?? Sie tun gar nichts, sie sitzen nur herum!
Wo bleibt …

Das bereits 1970 in den USA und England erschienene Büchlein wurde dort rasch zu einem Kultbuch, die deutsche Übersetzung erschien erst im Jahr 2002.

Auch als Geschenk geeignet.

Grüße aus dem Weserbergland,
Dirk


http://www.84charingcrossroad.co.uk
http://www.hoffmann-und-campe.de/buch-i ... -buch-7113
Grüße aus dem Weserbergland,
Dirk
Füllerschreiber
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Re: Romane und Erzählungen, in denen Füllhalter ...

Beitrag von Füllerschreiber »

Lieber Dirk,

herzlichen Dank für den Hinweis auf dieses Buch! Ich habe es mir inzwischen besorgt: einzigartig!!!
Das Buch hat nur einen Haken: Alles, was ich sonst so zu erledigen hätte, bleibt liegen, weil ich doch unbedingt noch den nächsten Brief lesen muss ...

Inzwischen bin ich allerdings zu der Einsicht gelangt, dass die Briefe - also der Inhalt des Buches - nicht mit dem Füller, sondern mit der Schreibmaschine geschrieben wurden. Aber das macht nichts: Das Buch ist bezaubernd! Abgesehen davon werden Füller im Leben der Protagonisten gewiss eine wesentliche Rolle gespielt haben, auch wenn das nicht erwähnt wird.

Nochmals: Danke!
Dein
Füllerschreiber
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dirk1503
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Re: Romane und Erzählungen, in denen Füllhalter ...

Beitrag von dirk1503 »

@Füllerschreiber:
Zugegeben, der Brückenschlag zum Füllfederhalter war etwas kühn.

Freunde der Schreibmaschinen haben übrigens einen Grund zur Freude: KLICK
Nur nützen würde es nichts: KLICK

Absolute Sicherheit bieten halt nur Bleistift und Füllhalter. ;-)


Grüße,
Dirk
Grüße aus dem Weserbergland,
Dirk
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Cepasaccus
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Re: Romane und Erzählungen, in denen Füllhalter ...

Beitrag von Cepasaccus »

Heute ist Elektronik so klein, dass man sicher auch Bewegungssensoren, Funksender und Batterie in einen Bleistift integrieren kann mit dem man dann aus der Ferne das Geschriebene ermitteln kann.

Cepasaccus
Füllerschreiber
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Re: Romane und Erzählungen, in denen Füllhalter ...

Beitrag von Füllerschreiber »

dirk1503 hat geschrieben:@Füllerschreiber:
Zugegeben, der Brückenschlag zum Füllfederhalter war etwas kühn. (...)
Grüße,
Dirk
Spielt doch keine Rolle, lieber Dirk! So bin ich in den Genuss eines reizenden Büchleins gekommen! Vielleicht auch andere Forumsleser ...
Dieses Lesevergnügen lasse ich mir auch nicht durch Gedanken an die Abteilung Spökenkieker & Partner verderben.
Falls Dir mal wieder so eine nette Lektüre unterkommt, bin ich für eine Empfehlung immer dankbar, gerne auch per PN.

Liebe Grüße
Dein
Füllerschreiber
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glucydur
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Re: Romane und Erzählungen, in denen Füllhalter ...

Beitrag von glucydur »

Passend zur Überschrift fällt mir eine Textstelle aus dem Martin Suter Roman "Allmen und die Dahlien" S.165 am Ende ein:

..."Haben Sie etwas zum Schreiben?" Er (Allmen) zog sein ledegebundenes Notizbuch aus der Brusttasche und zog den rauchfarbenen Ebonit-Füller...

Eine tragende Rolle spielt der Füllfederhalter in diesem relativ trivialen, aber stellenweise ganz unterhaltsamen Roman allerdings nicht. Dieses Detail passt aber ganz gut zur Romanfigur Allmen, der von Suter als eleganter, feingeistiger Lebemann mit finanziellen Problemen entworfen wird.

VG

Alexander
Gutta cavat lapidem.
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