Lamy 27 und 99 - Ausbau der Kolbenmechanik

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Fountain Pen Passion
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Lamy 27 und 99 - Ausbau der Kolbenmechanik

Beitrag von Fountain Pen Passion »

Guten Abend,

wie bekommt man bei den Lamy Modellen 27 und 99 die Kolbenmechanik am schonensten aus dem Schaft heraus? Ich möchte mehrere defekte Mechaniken ersetzen, weiß aber leider nicht, wie der Ausbau zu bewerkstelligen ist. Kann mir hier vielleicht jemand auf die Sprünge helfen? Gibt es möglicherweise in den Tiefen des Netzes ein Filmchen zu dieser Problematik? Über Hilfestellung und/oder sachdienliche Hinweise freue ich mich sehr!

Beste Grüße,

Torsten
DiBa

Re: Lamy 27 und 99 - Ausbau der Kolbenmechanik

Beitrag von DiBa »

Hallo
auf fountainpennetwork.com gibt es einige Beiträge dazu.
Die 27 und 99 gibt es in vielen unterschiedlichen Varianten. Die Modelle mit Blindkappe haben einen Metallring zur Sicherung der Mechanik. Diesen Ring muss man rausschrauben. Nach ein wenig Einweichungszeit in Wasser geht es meist.
Die ohne Blindkappe sind nichts für schwache Nerven: Einfach den Kolben hochdrehen bis er anschlägt, dann immer weiter drehen, wenn die Ohren melden, dass der Füller jetzt gleich kaputtgeht noch weiter drehen und wenn die Geräusche unerträglich werden hast Du es fast geschafft.
Alternativ: Stereoanlage voll aufdrehen.
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Zollinger
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Re: Lamy 27 und 99 - Ausbau der Kolbenmechanik

Beitrag von Zollinger »

DiBa hat geschrieben: Die ohne Blindkappe sind nichts für schwache Nerven: Einfach den Kolben hochdrehen bis er anschlägt, dann immer weiter drehen, wenn die Ohren melden, dass der Füller jetzt gleich kaputtgeht noch weiter drehen und wenn die Geräusche unerträglich werden hast Du es fast geschafft.
Alternativ: Stereoanlage voll aufdrehen.
Lieber Dirk

Natürlich hast Du recht, das ist der einzige Weg. Leider.

.....aber, der Vollständigkeit halber möchte ich erwähnen dass die Spindel durchaus auch kaputt gehen kann dabei. Ist mir auf jeden Fall schon (mehrfach) passiert. Ich versuche es deshalb, wenn immer möglich die Mechanik NICHT auszubauen. Schmieren geht ja auch von vorne, und die Dichtungen sind sehr dauerhaft.

Hier ist ein altes (und schlechtes) Bild von mir eines zerlegten Lamy 86 (die späten Lamy 27 wie auch der 2000 funktionieren gleich). Darauf sieht man (leider nur knapp, da alles aus durchsichtigem Plastik) wie die Kolbenmechanik funktioniert:

Bild
zum Vergrössern draufklicken.

Z.
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Belami
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Re: Lamy 27 und 99 - Ausbau der Kolbenmechanik

Beitrag von Belami »

Ich hole mal diesen Thread hoch, da die Suchfunktion hier im Forum leider nichts hergibt bei Suche nach Lamy 27 (zumindest bei mir streikt die Suchfunktion bei Wörtern, die sie „zu klein“ findet sowie bei Zahlenkombinationen).

Seit kurzem scheint bei meine Lamy27 am Metallring in der Mitte undicht zu sein, was zu recht unansehnlich grünen Flecken an meinen Fingern führt. Hat jemand eine Ahnung? Kann man da etwas abdichten?
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ddss
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Re: Lamy 27 und 99 - Ausbau der Kolbenmechanik

Beitrag von ddss »

Hallo Belami,

wenn Du ganz großes Glück hast, ist überhaupt nichts defekt, sondern der Gummi-Ring auf dem Tintenleiter (auf Christofs Bild vom Profil: 3. Reihe von oben, rechts außen) dichtet Tank und Tintenleiter nicht mehr richtig ab. Dann könnte es reichen, den Schaft im Uhrzeigersinn vorsichtig gegen das Griffstück zu drehen. Aber: Äußerste Vorsicht: Dies ist die Schwachstelle dieses Füllers (und vieler anderer Plastik-Füller aus dieser Zeit): Es besteht die Gefahr, dass das Griffstück platzt.

Andernfalls würde ich 2 Ursachen vermuten:

1. Das Griffstück hat bereits einen Riss (hier wird die Reparatur sehr schwierig bis unmöglich).
2. Der bereits beschriebene Gummi-Ring ist nicht mehr in Ordnung (da müsste man eigentlich Ersatz finden). Eventuell reicht es sogar, das Gewinde des Schaftes vor dem Zusammenbau ein wenig mit Silikonfett einzustreichen.

VG
Michael
Belami
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Re: Lamy 27 und 99 - Ausbau der Kolbenmechanik

Beitrag von Belami »

Danke!
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Pensilea
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Re: Lamy 27 und 99 - Ausbau der Kolbenmechanik

Beitrag von Pensilea »

Auch ich möchte hier mal den Faden wieder aufnehmen.

Ist es für mich, Anfängerin, möglich, meinen Lamy 99 Demonstrator auseinander zu nehmen?
Ich müsste an die Gummidichtung, die den Tintentank nach oben abdichtet ran (s. Bild von Zollinger, das Teil ganz unten).
Leider bekam ich den Lamy noch gefüllt mit alter Tinte. Beim Säubern ist mir aufgefallen, dass Flüssigkeit über die Dichtung nach oben "kriecht". Ansonsten ist der Füller in einem tollen Zustand und schreibt super.
Aber ich bis im Moment auf die "Italiener" fixiert. Daher möchte ich diesen Füllhalter verkaufen und muss wohl diesen Mangel vorher beseitigen.
Ist es damit getan, dass ich die Dichtung erneuere oder mit Silikon behandel? Gibt es Youtube Videos zu diesem Thema oder kann mir jemand einen guten Reparaturservice nennen.
Herzliche Grüße, Angelika

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Halbstuermer
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Re: Lamy 27 und 99 - Ausbau der Kolbenmechanik

Beitrag von Halbstuermer »

Ich würde es auf jeden Fall erst einmal mit Silikonfett versuchen, da der Ausbau der Mechanik schwierig ist: https://www.youtube.com/watch?v=DDJHTWD8GPY. Wenn's hilft: alles okay. Wenn nicht, hast Du nichts verschlimmert.
Beste Grüße Helmut
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Pensilea
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Re: Lamy 27 und 99 - Ausbau der Kolbenmechanik

Beitrag von Pensilea »

Halbstuermer hat geschrieben:
20.09.2020 12:07
Ich würde es auf jeden Fall erst einmal mit Silikonfett versuchen, da der Ausbau der Mechanik schwierig ist: https://www.youtube.com/watch?v=DDJHTWD8GPY. Wenn's hilft: alles okay. Wenn nicht, hast Du nichts verschlimmert.
@Halbstürmer: Vielen Dank für Link. Scheint ja wirklich nicht so schwierig zu sein.
Aber es hat sich doch noch jemand gefunden, der den Lamy übernimmt in seine Sammlung. Das freut mich ganz besonders.
Herzliche Grüße, Angelika

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pradella2
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Re: Lamy 27 und 99 - Ausbau der Kolbenmechanik

Beitrag von pradella2 »

Die Kolbenmechanik ist das eine. Das Innenleben der Kappe (in diesem Fall der silbernen Metallkappe beim 99 Kolbenfüller) ist das andere. Und zwar eine gemeine Springfalle: Leicht und unbekümmert auseinandergenommen, wenn man genügend kräftige und rutschfeste Finger hat, in den Wahnsinn treibend beim Wiederzusammensetzen. Die Kappe besteht aus einem Teil zu viel, und das ist die kleine Sprungfeder, bekannt aus den federgelagerten, aus dem Vollen gearbeiteten Clips z.B. des Lamy 2000 und anderer Artgenossen. Hier vermutet man prima vista keine solche Spiralfeder, da der Clip aus Bandstahl ist und eher nach selbstfedernd aussieht. Das Gegenteil ist der Fall. Er wird nämlich durch die schmucke Schraube mit dem emaillartigen "L" lediglich lagegesichert und kann sich zumindest in eine Richtung frei bewegen. Die Sprungfeder gibt dieser freien Beweglichkeit dann die für die Clipwirkung erforderliche Spannung.

Dummerweise muss man dafür die Haltemutter (Messing), die Distanzhülse (gealterter Kunststoff) und besagte Feder (aggressiver Federstahl, dynamisch wie am ersten Tag) wie auf einem zu kleinen Tablett ohne Rand auf der Innenkappe arrangieren und dieses wackelige Konstrukt dann exakt genordet in die Kappenhülle schieben, und zwar so, dass die größere der beiden Ausnahmen der Distanzhülse im "Süden" sitzt, dort wo das Clip die Kappe verlässt, und die Sprungfeder im Norden, dort wo das gefederte Widerlager des inneren Clipendes unterstützt werden muss.

Ich zählte eines Abends im Zuge einer Generalreinigung eines frisch zugelaufenen 99ers zu den Unbekümmerten und schraubte nach Pelikanomanier die "L"-Schaube ab. Das hätt ich man nicht machen solln, um es mit Peter Licht zu sagen. Saubergemacht war schnell, und dann begann das enervierende Puzzle- und Balancierspiel des Wiederzusammenbaus. Die Lösung bestand darin, Messingmutter, Distanzstück und Feder mit einer winzigen Portion Knetradiergummi in ihrer Lage auf dem oberen Ende der Blindkappe zu fixieren, dann den Clip im Kappenrohling einzuhängen und dann mittels eines Essstäbchens die Innenkappe mit dem darauf provisorisch fixierten Arrangement aus Distanzhülse, Messingmutter und Sprungfeder lagegerecht genordet von unten in den beclipten Kappenrohling einzuführen, sodass von oben die "L"-Schraube nebst V-Unterlegring eingeschraubt werden konnte. Jetzt ist die Kappe 0,2 g schwerer als vorher, aber das Nervenkostüm blieb heil. Für Aficionados anbei einige Fotos vom Set und eine Skizze über den Aufbau des Kappeninneren. Viel Spaß beim kostenlosen Resilienztraining.
Vor dem Auseinandernehmen
Vor dem Auseinandernehmen
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Die Einzelteile
Die Einzelteile
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Die drei Kandidaten im Inneren, genordet
Die drei Kandidaten im Inneren, genordet
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Fertig
Fertig
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Schnittskizze
Schnittskizze
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GoldenBear
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Re: Lamy 27 und 99 - Ausbau der Kolbenmechanik

Beitrag von GoldenBear »

Wahnsinn. Deine Zeichnung ist das i-Tüpfelchen von dem, was sich wie ein Krimi liest! Man zittert beim stapeln fast mit :oops: Chapeau für deine Geduld, und die Idee mit dem Knetradierer.
Herzliche Grüße,
Daniel
Nitschewo
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Re: Lamy 27 und 99 - Ausbau der Kolbenmechanik

Beitrag von Nitschewo »

Vielen Dank für diese praktische Lösung. Und für die Warnung! Ich denke, ich werde lieber keine Lamy-Kappe auseinander nehmen...
Viele Grüße

Bianka

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Zollinger
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Re: Lamy 27 und 99 - Ausbau der Kolbenmechanik

Beitrag von Zollinger »

Ich bedanke mich ebenfalls für den super illustrierten Beitrag.

Und ja, Kappen mit gefedertem Klipp haben's in sich. Da habe ich auch schon meine blauen Wunder erlebt :twisted:
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TomSch
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Re: Lamy 27 und 99 - Ausbau der Kolbenmechanik

Beitrag von TomSch »

Tach zusammen.

Da kann ich mich dem hier herrschenden Tenor - nicht Bass - nur anschließen: ge-ni-ol! ☼

Tolle Idde und dabei sehr anschaulich.
Abendgrüße, Thomas
Sei nicht so; sei anders.
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