interpens hat geschrieben: ↑17.01.2020 17:14
........... Die Weltwirtschaftskrise 1929 machte PARKER eine Strich durch die Rechnung und PARKER gab die Produktion wieder auf...........
Die Trennung der der Parker- Osmia- Connection war eine höchst interessante Geschichte und, obwohl man das immer wieder zu lesen bekommt, möglicherweise nicht von der Weltwirtschaftskrise bedingt.
Parkers Verkaufsmöglichkeiten in Europa waren gesetzlich sehr begrenzt, Osmia konnte seine Duofold- gleichen Produkte während der Zeit der Zusammenarbeit aber völlig unbegrenzt mit Hilfe einer sehr teueren Parker- Werbekampangne unbegrenzt auf eigene Rechnung absetzen. Viele Füllhalter- Größen und -Befüllungsmethoden tragen Parker- Kennungen. Innerhalb des Dossenheimer Betriebes arbeitete man mit von Parker beschafften Revolver- Drehbänken, die eine 3 - 5- fache Produktivität brachten. Osmia konnte wohl gute Umsatzzahlen schreiben, Parker nicht. Der große Kaufkraftunterschied zwischen dem Dollar und der Reichsmark und dem Zwang, allein den Fachhandel mit großen Rabatten zu beliefern, brachte Parker wenig Gewinn. Man hatte auch "Probleme mit dem deutschen Management" bei Parker- Osmia, wie Kenneth Parker in seinen Lebenserinnerungen schreibt und gegen Ende der 30er Jahre hatte Parker "genug". Parker löste den Vertrag mit der Osmia und musste ein insgesammt verwirtschaftetes Defizit von knapp einer Million Reichsmark verkraften. Trotzdem wurde Deutschland als Absatzgebiet nicht verlassen, in Berlin wurde mit weiteren Investitionsdollars eine Verkaufsagentur unter der Leitung von A.R. Zoccola eingerichtet. Man zahlte jetzt lieber den Einfuhrzoll als nach kostengünstigerer Einfuhr von Rohware in Dossenheim über den Tisch gezogen zu werden.
Die Weltwirtschaftskrise war auf dem Kontinent 1930 noch nicht spürbar. Nach dem Börsencrash an der Wall Street Ende Oktober 1929 begann die "Great Depression" in den USA, die wirtschaftlich erst mit Verzögerung auf dem Kontinent spürbar wurde. 1932 war für Füllhalter das schlechteste Absatzjahr in Deutschland, was aber Ende 1929 noch nicht erahnt werden konnte. Die Weltwirtschaftskrise als Grund für einen Rückzug Parkers ist nach meinem Ermessen deshalb wenig denkbar.
Das "Kleingedruckte" in Dirk Barmeyers hier veröffentlichten Werbeanzeige vom Dezember 1930 ist sehr interessant: Lamy, der "bei der heutigen Wirtschaftslage" und "unter Ausschaltung des enormen Zwischenverdienstes" womit die Umgehung des Einzelhandels gemeint war, begann eine Direkt- Vermarktung über Zeitungswerbung mit Postversand, Nachnahme und Rücknahmegarantie bei Nichtgefallen. Diese Geschäftsidee brachte ihm sicher anfangs - wie Zoccola - die Gegnerschaft des kartellartig waltenden "Reichsbundes der Papier- und Schreibwarenhändler" ein. Trotz der Anfäge aus dem Nichts heraus (Die erste Produktionsstätte war eine Garage mit einem Mitarbeiter) war das Geschäft erfolgreich und die Rabatte von 45% bereits bei Abnahme von 4 Füllhaltern glichen fast den Einkaufspreisen für Händler. Ob die normalen Verkaufspreise für eine damals völlig unbekannte Marke gerechtfertigt waren, ist allerdings nicht eruierbar.
Ein wunderschöner Füller, der kleine blaue Orthos. Auch in folgenden Jahren produzierte C.J. Lamy bemerkenswert schöne zeittypische Schreibgeräte.
Gruss, Frodo