Sheaffer Icon

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Nitschewo
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Sheaffer Icon

Beitrag von Nitschewo »

Sheaffers Icon ist hochwertige Handwerkskunst für treue Sheaffer-Fans, die die Leidenschaft für innovatives Design teilen. Ich hab ihn trotzdem gekauft. Also trotz des grauslichen Marketing-Geschwafels. Der Füller ist schon ganz okay, auch wenn er weder über innovatives Design verfügt noch handwerklich gefertigt ist.

Gekauft habe ich ihn bei Appelboom. Gelistet war er dort als vorrätig, wie so oft war das aber nicht der Fall. Die Lieferung erfolgte dennoch recht schnell: Weihnachten bestellt, zwei Wochen später war er da. Ich hatte mich für den Metallic Blue entschieden, der ein wenig dezenter daher kommt als die Varianten Metallic Red, Matte Black oder Polished Chrome.

Ein Blick auf die Verpackung klärt den stolzen Besitzer bereits darüber auf, dass das hochwertige Objekt der Begierde offensichtlich in einem für seine Handwerkstradition berühmten, jedoch für seine preisgünstige Massenproduktion noch berühmteren Land gefertigt wurde: Schon unter dem Dach von BIC und Cross wurden Sheaffer in China gefertigt, da hat sich unter William Penn/Ray & Bluestone nix geändert.

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Was nun das innovative Design betrifft, so ist der Icon in der Form an den Legacy angelehnt, der seinerseits ein Reissue des PFM darstellt. Der Clip hingegen erinnert an den Targa.

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Ohne Kappe kommt die Erinnerung an einen berüchtigten Lotterie-Füller aus dem Hause Sheaffer auf: Der Taranis! Auch er wurde seinerzeit im fernen China gefertigt und verfügte über waschechte Jinhao-Eigenschaften: Entweder schrieb er fantastisch oder gar nicht.

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Die kleine halbverdeckte Rundfeder des Taranis hat man beibehalten, der Icon ist jedoch ein heutiges China-Produkt: Schreiben tut er auf jeden Fall. Und das sheaffer-typisch in der Regel eher schmal. Eine Sheaffer-M schreibt für gewöhnlich schmaler als eine Pelikan-F (oder EF). Angeboten werden lediglich die Federbreiten F und M. Wer's gerne breiter, stubbiger oder irgendwie exotisch (Naginata) mag, muss aber nicht verzweifeln: Die Feder ist identisch mit den Rundfedern, die beispielsweise im Wing Sung 601 verbaut werden, und auch gegen Bobby Nibs lässt sie sich austauschen. Dazu muss man sie beherzt heraus reißen und die Ersatzfeder auf den Tintenleiter schieben. Ob sich der Icon, anders als der Taranis, demontieren lässt, habe ich noch nicht herausgefunden, ich gehe aber nicht davon aus.

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Der Clip ist über eine Metallspange an der Kappe befestigt, eine recht praktische Lösung, sodass sich der Füller leicht einklipsen lässt; auf der Metallspange ist der Firmenname nochmals eingeprägt.

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Was die Haptik betrifft, so ist der Icon ein gut ausbalancierter Füller. Mit einem Gesamtgewicht von 43 Gramm ist der Metallfüller natürlich eher auf der schweren Seite. Anders als der sehr kopflastige Taranis lässt er sich aber dank des leichteren Griffstücks angenehmer führen, während das Gewicht des Metallschafts auf der Hand ruht (Gewicht ohne Kappe: 29 Gramm). Die Kappe lässt sich weit genug aufstecken, um den Füller auch gepostet noch gut führen zu können (Maße: Länge geschlossen 133 mm; Länge ohne Kappe 126 mm; Länge mit aufgesteckter Kappe 145 mm).

Appelboom bietet für 10 Euro Aufpreis "Nib customization" an. Darauf habe ich verzichtet. Die Feder kam mit einem leichten Schenkelschiefstand an und war recht sangesfreudig. Darüber hinaus bewegte sie sich beim Schreiben, was mich dann doch verstörte. Zwar bewirbt Sheaffer sie auf der Website als "flexible", aber ein flexible Rundfeder ...? Das hielt ich anhand der Federgeometrie für ausgeschlossen.

Tatsächlich ließ sich der Tintenleiter mitsamt der Feder minimal auf- und abbewegen. Na gut, Flexibilität ist vielleicht ein Auslegungsbegriff. Angesichts dieser Auslegung von Flexibilität war die kleine Operation zum Ausgleichen des Schenkelschiefstands eine aufregende Angelegenheit. Nun schrieb die Feder zwar zufriedenstellend, ich machte mir aber dennoch Sorgen und wandte mich mit einem kleinen Video meines "wobbly feed" an Herrn Appelboom, der daraufhin an den Tintenleiter seiner Shop-Icons wackelte und mir mitteilte, "all pens show this flexibility".

Nun gut, dann ist das wohl normal. Ich bin auch ganz zufrieden mit dem durchaus schönen, leicht glitzernden blauen Metallmonster, das sich angenehm schreibt. Nur für Mr. Penns Marketingabteilung hätte ich noch einen super Slogan anstelle von Handwerkskunst und innovativem Design (denn das hat ja irgendwie jeder): "Sheaffer Icon - Experience a new definition of flexibility!"

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Viele Grüße

Bianka

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TomSch
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Re: Sheaffer Icon

Beitrag von TomSch »

Hallo Bianka,

gerade recht kommst du mit deinem Bericht über die Ikone der Schafhirten. :P

Habe ich mich doch hie und da schon dabei ertappt, ein Exemplar zu erjagen, um es meiner Sammlung einzuverleiben und eventuell in Dienst zu stellen. Davon hast du mich dankenswerter Weise nun abhalten können. Hauptgrund wäre in dem Fall nicht das "made in China", auch nicht Form oder Gewicht, sondern eher das "wobbling".
Eigentlich bin ich bekennender Liebhaber semi- oder flexibler Federn, die ich für das beabsichtigte Schriftbild jedoch entsprechend kontrollieren können muss. Wenn Feder-/Tintenleiterverhalten jedoch dahin führen, dass man - so entnahm ich es deinem sehr ausführlichen und vorbildlichen Bericht - so etwas Unbestimmtes oder Unkonkretes bezüglich des Schreibgefühls entwickelt, ist dat nix für Mamas Ältesten. :lol:

Danke dir und wünsche einen entspannten Abend, Thomas
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Re: Sheaffer Icon

Beitrag von buchfan »

Ein interessanter Bericht, danke dafür!
lg
mecki
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TomSch
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Re: Sheaffer Icon

Beitrag von TomSch »

Noch einmal Hallo!

Es war einen Ticken zu spät, um noch etwas zu ergänzen: der Clip des Icon ist von dem ehemaligen WW2-Modell Tuckaway bzw. "400" der Sheaffers abgeschaut. Damals nannte der sich "military clip" und verlief auch über die Kappe.

Tschö, Thomas
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Nitschewo
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Re: Sheaffer Icon

Beitrag von Nitschewo »

TomSch hat geschrieben:
12.01.2025 20:33
Habe ich mich doch hie und da schon dabei ertappt, ein Exemplar zu erjagen, um es meiner Sammlung einzuverleiben und eventuell in Dienst zu stellen. Davon hast du mich dankenswerter Weise nun abhalten können. Hauptgrund wäre in dem Fall nicht das "made in China", auch nicht Form oder Gewicht, sondern eher das "wobbling".
Also, das Wobbeln ist gar nicht so fies, wie es klingt. Die meisten Schreiber mögen ja eine gewisse Elastizität lieber als eine starre Feder. Das allerdings über einen wobbelnden Tintenleiter zu erreichen ist für mich etwas befremdlich, unterm Strich aber nicht unangenehm.

Ich bin mir auch nicht sicher, ob sich alle Icons so verhalten, ob das eine neue Modifikation ist oder vielleicht nur eine Charge so ausgeliefert wurde. Vielleicht können andere Besitzer der Ikone hier Aufschluss geben?

Den Tuckaway hatte ich bei den Vorbildern gar nicht auf dem Schirm.
Viele Grüße

Bianka

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Strombomboli
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Re: Sheaffer Icon

Beitrag von Strombomboli »

Auch ich danke für den ausführlichen Bericht, liebe Bianka!

Der neugeborene Viper von Diplomat hat ja auch so eine kleine und noch viel verdecktere Feder, vielleicht kommt das gerade wieder in Mode. Die Innovation bestünde dann im Griff ins richtige Fach der Retrokiste.

Was mich vom Kauf dieses Sheaffer abhalten würde, wäre der markante Sheaffer-Schriftzug auf dem Griffstück. Beim Schreiben, das ja oft mit Denken einhergeht, würde mir diese permanente Werbeeinblendung außerordentlich auf die Nerven gehen, wodurch das Denken verhindert würde.

Ich habe drei alte bis sehr alte Sheaffer in täglicher Benutzung und liebe sie alle drei. Im Vergleich ist dieser hier wirklich ... hm. Nothing to write home about, würde man wohl in Fort Madison, Iowa, sagen.
Iris

Mein Avatar ist ein Gemälde von Ilja Maschkow (1881-1944): Selbstporträt; 1911, das in der neuen Tretjakow-Galerie (am Krimskij Wal) in Moskau hängt, wo ich es fotografiert habe.
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Knorzenbach
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Re: Sheaffer Icon

Beitrag von Knorzenbach »

Toller Bericht, liebe Bianka!

Ich habe ihn mit viel Freude gelesen.

Gruß,
Tomm
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