eine Vorstellung gibt’s noch und zwar von meinem neuen Sailor Starburst Galaxy – einer auf 500 Exemplare beschränkten Special Edition (man könnte auch Limited sagen, aber die Einzelexemplare sind nicht nummeriert). Vor zwei Wochen stöberte ich durch meinen Lieblingsfüllerladen in Münster und stolperte über diesen kleinen, glitzernden Sailor, noch größer war meine Freude über den Fund, als sich herausstellte, dass eine music nib verbaut war, denn mit einer solchen habe ich schon länger geliebäugelt, seit ich meinen Sailor Chrysanthemum in einem Anfall von kurzfristiger Umnachtung hergegeben habe, weil mir das Maki-e auf Dauer doch zu bunt war...
Größe und Gewicht
Der Füller ist klein und recht schmal, vergleichbar mit einem Pelikan M200/M400, die Form ist allerdings bauchiger. Als Freund eher kleiner Schreibgeräte komme ich damit ganz gut klar, auch ohne aufgesteckte Kappe lässt sich gut damit schreiben, er ist gut ausbalanciert. Allerdings ist das Griffstück schon recht schmal… für langes Schreiben zu schmal. Die Waage sagt, er habe magere 19 Gramm (mit halb vollem Konverter). Sprich: Er ist klein und wirklich sehr leicht.
Material und Verarbeitung
Hier wird’s interessant: Die Sailor Sapporos (oder neuerlich Pro[fessional] Gear Slim) kommen in allerlei Farben. Stets handelt es sich um Resin und man sieht – wie bei Pelikan M200ern – eigentlich immer die Verbundstelle des Spritzgusses. Im Gegensatz zu ihren großen Brüdern, den Pro Gears (ohne das 'Slim'), haben die Sapporos 'nur' eine 14kt-Feder, während Sailor ansonsten ja eher mit seinen 21kt-Federn von sich reden macht und hier ganz besonders mit den sehr speziellen nib tips. Der Sapporo ist dagegen eher langweilig – normalerweise. In unserem Fall allerdings handelt es sich um eine Special Edition aus tief dunkelblauem, transluzenten Resin, das mit kleinen Glitzerpartikeln gespickt ist (nicht nur oberflächlich, sondern durchgehend). Schon etwas bling-bling, aber recht dezent und allemal dezenter (und weit günstiger), als raden-urushi oder maki-e. Darüber hinaus ist die Verarbeitung makellos (wenn man von der Spritzgusslinie absieht): Alles sehr präzise und passgenau gearbeitet, keiner der eingelassenen Ringe bewegt sich. Die Kappenlippe schließt perfekt am Korpus ab, die Innenkappe perfekt mit dem Griffstück. Beides wird durch eine vertrauenerweckende Schwergängigkeit bei der letzten Umdrehung quittiert. Bei vielen Künststoff-Füllern mit Schraubkappe stört mich, dass sie sich häufig verhältnismäßig leicht in der Sakkotasche aufschrauben. Zu fest zugeschraubt ergeben sich demgegenüber leicht Kappenrisse. Nichts davon beim Sapporo (und ich hatte bisher 5, zum Teil über Jahre, die allesamt immer perfekt gehalten haben). Der eingelassene Anker am Kappenkopf ist perfekt mit dem Clip zentriert – ich mag solche Details. Und wo wir gerade bei Details sind: Unterhalb des Gewindes, welches Griffstück mit Schaft verbindet, ist eine Dichtung eingesetzt, falls der Konverter mal leckt. (Was übrigens das einzige nennenswerter Problem bei Sailor ist: Die Konverter funktionieren zwar tippitoppi [im Gegensatz zum Pilot Con 50 bspw.], aber ich hatte nirgends so häufig Probleme mit undicht werdenden Konvertern, wie bei Sailor… Es ist nie einer komplett ausgelaufen, aber häufig kam Tinte hinter die Kolbendichtung...)
Schreibeigenschaften
Nicht nur das Resin ist etwas besonderes an diesem Starburst Galaxy, sondern auch die Feder – jedenfalls so halb. Es handelt sich um Sailors 14kt music nib. Nur ein Schlitz ähnelt sie sehr einer Stub-Feder, deren Federkorn allerdings noch recht voluminös ausgeschliffen ist. Satter Tintenfluss (was bei der geringen Konverterkapazität für sehr häufiges Nachfüllen sorgt) und perfekter Schliff sorgen für angenehm weiches Schreibgefühl mit einem Hauch von Feedback, ohne dass man die Federkanten wirklich merkt. Also weit weg von 'crisp italic' und vollkommen anfängertauglich. Klar hat das auch seinen Preis: Die Strichvarianz ist nicht so stark, wie sie sein könnte. Aber mir gefällt es. Und hier noch zweierlei erwähnenswerte Punkte. Erstens: Sailor ist traditionell japanisch in seinen Federbreiten, also alles grob eine Strichbreite schmaler als europäisch. Wo Pilot sich in seinen M-Federn sehr stark an westliche Breite angepasst hat (bei F-Federn allerdings nicht!!!), ist eine Sailor-M echt schmaler (und dann gibt’s da ja auch noch Zwischengrößen wie M-F). Die Music-Nib ist allerdings grob 1mm breit, also wirklich recht breit. Zweitens: Sailor ist einer der wenigen Anbieter, wo die music nib meist ohne Aufpreis zu bekommen ist (hier ist sie auch einschlitzig, im Gegensatz zu vielen, die zweischlitzige Federn verbauen – der Aufpreis ist also durchaus berechtigt) und nicht zuletzt das macht sie als Stubfeder-Alternative so interessant. Ich hatte bisher nie Probleme mit Sailor-Federn und das will schon was heißen. Neben dem angenehm glatten, aber doch Feedback gebenden Schreibgefühl ist der sichere Kappenverschluss hervorhebenswert, was dafür sorgt, dass die Sailors lange, lange liegen können, ohne einzutrocknen und auch offen trocknet die Feder kaum merklich ein.
Preis
Sapporos kommen zu einem vergleichsweise fairen Preis (140–169€), zumal man sie im Ausland häufig noch etwas günstiger bekommt als in Deutschland. Auch gebraucht lassen sich die kleinen immer mal wieder finden und da ist das Preisleistungsverhältnis in meinen Augen unschlagbar. Dass die Musikfeder meist keinen Aufpreis kostet, ist sehr nett und ganz besonders, dass die Starburst Edition hierzulande keinen Aufpreis kostet, ist ebenfalls sehr nett. In Amerika scheint das anders zu sein, jedenfalls bei Mottishaw ist der Starburst teurer als die normalen Sapporos.
Fazit
Alles in allem ist das Preisleistungsverhältnis hier in meinen Augen nicht zu übertreffen: Man bekommt bei normalen Sapporos schon viel Stift fürs Geld und Musikfeder, Limitierung auf 500 Exemplare, sowie Special Edition Resin gibt’s praktisch kostenlos oben drauf! Das alles bei einem Schreibgerät mit hervorragender Verarbeitung, interessanter und eigenständiger Optik und besten Schreibeigenschaften. Mein persönlicher Füller des Jahres

Und natürlich noch Bilder:












