Liebe Forengemeinde,
zu Beginn des neuen Jahres hau ich gleich mal wieder ein Review raus auf das meine mir zugeneigten Leser nicht denken ich sei nun gar weg vom Fenster.
Und meinen mir abgewandten Leser zum Trotz: Ich lebe noch!

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Aber jetzt wieder an’s Eingemachte...
Technische Daten:
Marke: Jinhao
Modell: 100 Centennial
Federstärke: „M“
Länge: 13,8 cm
Ø Schaft: 13mm
Ø Griff: 10,5 - 11,5
Gewicht: 28g
Befüllsystem: Patronen und/oder Konverter im internationalen Standard
Erhältliche Varianten: Schier unendlich... definitiv zu viel um sie alle einzeln zu nennen
Preis: 15,- bis 25,- € / Je nach Tagesangebot und Verfügbarkeit
(Bei diesem Modell lag er bei 15,98 € - über AliExpress)
Bezugsquellen:
AliExpress - Jinhao 100 centennial
Ebay - Jinhao 100 centennial
Etsy - Jinhao 100 centennial
Erster Eindruck:
Ausgepackt und in die Hand genommen ist dieser Füller ein wirklich edel anzusehendes Stück.
Bei gutem Licht oder viel Sonnenschein zeigt sich ein Lichtspiel mit vielen kleinen Reflexionen und Tiefen.
Einfach nur wunderbar anzusehen.
Das Farbenspiel von hellem und dunklen Grün, fast bis ins Schwarz gehende, wirkt so richtig nobel und gediegen.
Mich fasziniert eine solche Farbkombination immer wieder, bin ich denn wahrlich kein Freund der Farbe Grün.
Wie aber schon beim Crocodile 806, so bringt mich diese Kombination auch hier regelrecht aus der Fassung in seiner Noblesse und Attraktivität..
Man kann sich regelrecht bildlich vorstellen wie eine Person von höherem Stand oder dem Landadel mit einem solchen Füllfederhalter seine Dokumente beschreibt.
Das Bild von einem Aristokraten an einem großen schweren Sekretär sitzen, umgeben von den in Holz getäfelten Wänden seines hochherrschaftlichen Sitzes.
Ja, solche Bilder entstehen einem im Kopf bei so schönen Füllern.
Die Größe und das Gewicht sind angenehm und der Füller liegt sehr gut in der Hand.
Die Kappe lässt sich zwar nicht wirklich „posten“ - also hinten aufstecken - aber das braucht man auch nicht, denn er ist auch so lang genug um angenehm geführt zu werden.
Was auch sofort auffällt:
Er ist in seiner Formensprache eindeutig dem Parker Duofold nachempfunden, aber gerade nur so viel, um nicht mit diesem auf Anhieb verwechselt zu werden.
Zeigen sich doch Unterschiede am Clip und am Kappenband, die eindeutig sagen „ich bin kein Parker“.
Ebenso das am Kappenabschluß (Finial) angebrachte Logo von Jinhao sagt das Gleiche aus
Zu meinem Leidwesen aber muß ich auch gestehen, es gibt Versionen dieses Modells mit einem Parker typischen Arrow-Clip, die dann schon eher mal für Verwirrung sorgen können. Auch wenn hier das Kappenband noch anders ist.
Dennoch auch für mich schon sehr grenzwertig und nicht wirklich mein Beuteschema.
Homage in allen Ehren.
Aber manche Dinge gehen dann doch einen Schritt zu weit.
Zumindest will diese Modellreihe noch nicht so weit gehen und allein darum mag ich sie schon wieder.
Sie vermitteln einem das Gefühl der Haptik eines Parkers. Eine Idee davon, wie diese für einen selbst geeignet sein könnten oder auch nicht.
In sofern kann so ein Jinhao 100 auch eine Hilfe zur Kaufentscheidung sein.
Die Feder:
Nun...
Zu der bedarf es keiner vielen Worte. Große schon gleich gar nicht.
Es ist eine typische Feder aus Edelstahl in zweifarbigen Design (Gold/Silber) in Größe #6 mit einer Strichstärke in „M“.
Nicht besonderes aber auch nicht der letzte Müll.
Wobei mir das Wort „Müll“ gerade sehr schwer über die Lippen kam.
Gemessen am europäischen Standard, definiert durch Federn von JoWo oder Bock, möchte ich sogar behaupten sie spielt in der oberen Mittelklasse mit.
Es gab keinerlei Probleme mit der Ausrichtung der Spitzen, keinen „Baby-Bottom“ und keinerlei ungewöhnliches oder negatives Feedback.
Eher im Gegenteil. Das Feedback ist - gemessen an anderen „M“ Federn - eher auf der geringeren Seite und sehr angenehm. Man hat stets eine sehr gute Kontrolle und fühlt das Papier, ohne aber eine jede Faser des Papiers wie ein Schlagloch zu empfinden.
Haptik & Schreiben:
Wie eingangs schon festgehalten:
Er liegt sehr angenehm in der Hand und fühlt sich auch richtig wertig und erwachsen an.
Sowohl Größe und Gewicht empfinde ich geradezu als Ideal für einen Füller, der einen solchen Auftritt hin legt.
So edel wie er erscheint, so edel fühlt er sich tatsächlich an und lässt sich gar ganz wunderbar auf gutem Papier Gassi führen. Ganz im Sinne des Crocodile 806, der dies auch zu schätzen weiß.
Auf dem für meine Testbögen verwendetem Clairefontaine Smart Print Paper mit 70g/m² macht er schon eine gute Figur, was viel sagt, denn dieses Papier ist eher von der leicht rauheren und etwas schneller trocknenden Sorte.
Fazit:
Das Material (Kunstharz / Acryllic / Resin) ist tatsächlich in seiner Anmutung als höherwertig einzustufen. In der Hand fühlt es sich keineswegs billig oder minderwertig an.
Die Verarbeitung ist speziell bei diesem Stück fast schon als „sehr gut“ zu bezeichnen. Gemessen aber an europäischen Standards, reicht es leider nur zu einem „gut“ oder - wie ich sagen würde - zu einer 2+.
Man muß aber auch sagen das bei der Verarbeitung auch schon mal der eine oder andere Unglücksfall auftreten kann.
Das liegt wiederum an der mangelhaften bzw. fehlenden Qualitätskontrolle.
Da kann es schon mal sein das ein Gewinde nicht richtig greift (siehe Review zum Jinhao 100 mit 14k Goldfeder) oder die Feder schlecht ausgerichtet oder poliert ist.
Auch wenn derartige „Ausfallerscheinungen“ in letzter Zeit immer weniger werden (anscheinend bemüht man sich mittlerweile etwas mehr), so muß man doch damit rechnen die eine oder andere Niete aus dem Lostopf zu ziehen.
Haptik und Ergonomie sind angenehm und lassen keinerlei Spielraum für Bemängelungen.
Auch hier schlägt er sich mit einer 2+ außerordentlich überdurchschnittlich.
Und damit sind wir beim Verhältnis von Preis/Leistung:
Was soll ich sagen?
Der Jinhao 100 Centennial, so wie er hier vor mir liegt, hat mich mal wieder vollkommen überzeugt - nein, regelrecht begeistert.
Man kann jetzt moralisch oder politisch von China-Füllern halten was man will. Das soll jeder für sich entscheiden.
Für mich definiert sich der Wert eines Füller nicht an seiner Herkunft, sondern an dem, was er für mich persönlich leistet.
In dieser Hinsicht ist der Jinhao 100 ein echter „RollsRoyce“ zum Preis eines VW-Käfers.
Für gerade mal knapp 16,- € bekommt man einen echt schmucken und grundsoliden Füller, der genau das tut, wofür er im Kern gedacht ist.
Er schreibt gut und sieht dabei noch extrem gut aus.
Was will man mehr?
Das teil soll schließlich arbeiten und nicht irgendwo in einer Vitrine vor sich hin dämmern.
Wer ein Schaustück oder gar eine Wertanlage sucht, der soll und muß dann zu anderen Marken-Füllhaltern greifen.
Dafür ist der Jinhao 100 Centennial nicht gedacht und auch nicht konzipiert.
Ich hoffe Ihr hattet Spaß beim lesen und bis demnächst mal wieder.
Ein schönes und gesundes neues Jahr wünscht Euch
Euer
SteamDevil
Anmerkung für Interessierte:
Zu diesem Review gibt es auch wieder ein Video auf YT.
Wer mag, der findet es hier: