Von einem wahrhaft seltenen Wasservogel

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JohannesG

Von einem wahrhaft seltenen Wasservogel

Beitrag von JohannesG »

Neulich flog mir ein älterer Pelikan zu. Äußerlich ein ganz normale 400 NN in grün-gestreift, noch gut erhalten, aber sonst eigentlich nichts besonderes.
geschlossen.jpg
Wer die Kappe aufschraubt ahnt sofort: Hier ist irgend etwas ganz ungewöhnlich, nur was?
Mittel.jpg
Die Feder ist ein Volltannenbaum und ziemlich breit. Eine von diesen alten, großkalibrigen Pelikan OBB oder gar BBB - Federn?

Doch nein, das ist weder eine OBB noch eine BBB, da steht tatsächlich RBB. Oh gut, endlich mal ein vernünftiger Werbestift von Radio Berlin-Brandenburg nur für seine treuesten Hörer? Hmm ...das kann nicht sein, diese Sendeanstalt besteht penetrant auf Kleinbuchstaben und nennt sich selbst immer nur „rbb“.
Bleibt nur noch eine Schlußfolgerung: Diese Feder ist eine Reverse Oblique, und zwar in Doppelt Breit!
Federn.jpg
Theoretisch war mir ja bekannt, daß es solche Federn früher gab. Nur daß ich in freier Wildbahn mal einen solchen Vogel würde fangen können hätte ich nie zu träumen gewagt.
Und wie schreibt sich die RBB - Feder? Ich sollte vorausschicken, daß ich ein geborener „normal - oblique“ Schreiber bin. Es hat ein paar Übungsschwünge gebraucht, ehe ich die RBB schreiben konnte. Dann ging es vergleichsweise einfach, sanft und semi - flexibel. Natürlich hat sie Stub - Charakteristik und damit richtungsabhängige Linienbreiten - Variation, und das nicht zu knapp. Seht selbst.
Scheibprobe.jpg
Ein Pelikan als Paradiesvogel - wer hätte das gedacht.

JohannesG
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hoppenstedt
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Re: Von einem wahrhaft seltenen Wasservogel

Beitrag von hoppenstedt »

Sagenhaft :o
Wo & wie „fliegt“ einem denn solch Vogel „zu“ :?:

Genialer Einblick in eine Zeit, in der Handschrift und das nötige Handwerkszeug dazu noch andere Stellenwerte hatten als heute, in einem Nischenmarkt! Leider auch bei Pelikan ist die Zeit der riesigen Auswahl vorbei… :cry:

Mich würde ja auch interessieren, wie ich als Rechtshänder mit Neigung zu normalen Obliques mit einer solchen Reverse Oblique schriebe…

Danke für Bilder und Erklärung dazu! :)
Grüße von Alfred
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Knorzenbach
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Re: Von einem wahrhaft seltenen Wasservogel

Beitrag von Knorzenbach »

Ich sag´s ja wie oft, man lernt nie aus.

Danke für die Vorstellung dieser Feder!

Gruß,
Tomm
buchfan
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Re: Von einem wahrhaft seltenen Wasservogel

Beitrag von buchfan »

Hui, eine tolle Feder! So spannend, dein Fund.
Danke fürs Teilen.
lg
mecki
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Zollinger
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Re: Von einem wahrhaft seltenen Wasservogel

Beitrag von Zollinger »

so eine hatte ich bis jetzt noch nie gesehen. sehr schön!
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mbf
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Re: Von einem wahrhaft seltenen Wasservogel

Beitrag von mbf »

Großartig. Und dann dieses präzise geschliffene Korn, das sich nahtlos in die Feder einfügt und als organische Verlängerung derselben eine funktionale Einheit bildet - und nicht nur so ein aufgesetzter Knubbel ist... ;)
Grüße, Matthias

--
Man kann durchaus zu viele Füller, Papiere und Tinten haben - aber niemals genug.
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Will
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Re: Von einem wahrhaft seltenen Wasservogel

Beitrag von Will »

Mensch JohannesG,

das ist mal eine seltene Feder! Eine solche habe ich auch noch nie gesehen. Herzliche Glückwunsch zu dem Fund. Hab vielen Freunde mit dem Pelikan.

Herzliche Grüße und den noch jungen Morgen

Gerd
Blauer Hautausschlag, erhöhte Temperatur, Bewusstseinstrübungen - oh Gott, das muss Flexfieber sein!
rubicon
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Re: Von einem wahrhaft seltenen Wasservogel

Beitrag von rubicon »

Vielen Dank für die Vorstellung der ungewöhnlichsten Feder, die ich bisher gesehen haben. Manchmal fragen ja Füllernutzer, ob es ok ist, mit dem Füller revers zu schreiben. Diese Frage stellt sich hier gar nicht erst.
LG
Andrea
lion
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Re: Von einem wahrhaft seltenen Wasservogel

Beitrag von lion »

Hallo JohannesG,

Vielen Dank für die Vorstellung dieser seltenen Feder. Tolle Fotos von einer sehr interessanten Feder. Da wird sich das Schreiben schon ein wenig anders anfühlen - spannend.
Viel Freude mit diesem seltenen Vogel.
Es ist eine Dummheit, sich von hier fortzusehnen, die meisten Anstalten sind noch schlechter. György Konrád
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alec
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Re: Von einem wahrhaft seltenen Wasservogel

Beitrag von alec »

Oh wow, die Feder würde mich auch reizen! Ein super Fund, Hans. Glückwunsch auch von mir.
penparadise
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Re: Von einem wahrhaft seltenen Wasservogel

Beitrag von penparadise »

Eine mit "RBB" gekennzeichnete Feder habe ich auch noch nicht gesehen. Toller Fund :!:

Mir waren bisher nur rechts abgeschrägte Federbezeichnungen MO, BO oder BBO bekannt (z.B. bei Aurora). Afaik waren diese speziell für Linkshänder vorgesehen.
Mit besten Grüßen
Axel
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hoppenstedt
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Re: Von einem wahrhaft seltenen Wasservogel

Beitrag von hoppenstedt »

OMAS hatte grundsätzlich immer bzw. recht lange Reverse Oblique im Programm.
Dazu gab es hier nach meiner Erinnerung auch einen Thread...

Diese Pelikan RBB beschäftigt mich allerdings weiterhin sehr positiv. Tolles Teil.
Grüße von Alfred
JohannesG

Re: Von einem wahrhaft seltenen Wasservogel

Beitrag von JohannesG »

Danke für all die freundlichen Kommentare hier. Auf zwei davon möchte ich eingehen:

Auf „hoppenstedt“s Frage, „wie und wo“ man so einen Vogel denn fangen kann?

Aufpassen beim Angeln in der Bucht! Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, wirklich alle eingestellten Fotos zu vergrößern und genau zu betrachten, auch das an 5. oder 6. Stelle kommende. Aus reinem Eigenschutz, da manche Experten dort nämlich durchaus scharfe Fotos von Schäden ablegen in der Hoffnung, daß keiner mehr so genau hinschaut. In diesem Zusammenhang bin ich auf ein Foto mit RBB auf der Feder gestoßen - Glück gehabt.

Auf die Anmerkung von „penparadise“ „Afaik waren diese speziell für Linkshänder vorgesehen“:

Das ist eine hochinteressanter Punkt! Da scheint sich die Expertenmeinung im Laufe der Jahrzehnte ja durchaus auch mal um 180 Grad zu drehen. In der alten Wahl-Eversharp - Werbung die von „Knorzenbach“ im Werbungs-Thread des Forums „Alte Schreibgeräte“ schon vorgestellt wurde:

download/file.php?id=105535

wird das genaue Gegenteil empfohlen: linksschräge Obliques für den Linkshänder und rechtsschräge für den Rechtshänder!

Meine private Meinung dazu: Wer als Rechtshänder nach maximaler Linienbreitenvariation sucht sollte eine Bandzugfeder nehmen, und das ist nach Definition eine nach rechts abgeschrägte Stahlfeder. Die von mir vorgestellte Pelikan RBB ist eine rechts abgeschrägte Goldfeder, die schöne Linienbreitenvariation daher auch nicht weiter verwunderlich. Aaaaber: Ob das subjektiv für den Scheibenden auch mit einer wirklich bequemen Handhaltung einhergeht, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Wenn ich sowohl bequem als auch mit Linienbreitenvariation schreiben will, muß ich eine linksschräge Stub-Oblique nehmen. Das sind auch meine Lieblingsfedern. Die geben dann eben etwas weniger Breitenvarianz, lassen mich aber dafür ermüdungsfrei schreiben.

LG, JohannesG
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hoppenstedt
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Re: Von einem wahrhaft seltenen Wasservogel

Beitrag von hoppenstedt »

@Johannes: Danke für deine differenzierten Ausführungen :)

Ebay Angebote schaue ich mir auch immer sehr genau an, insbesondere nachdem ich Opfer eines durchaus nennenswerten und auch strafrechtlich relevanten Betruges geworden bin.

(Die Diskussion darüber, ob Oblique Federn der Varianz der Strichstärken oder vielmehr dem Entgegenkommen der individuellen Schreibhaltung dienen, wurde hier im Forum ja schon öfters und an verschiedenen Stellen geführt.)
Grüße von Alfred
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