Was ist stärker ? Pelikan oder Montblanc?

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Avantgarde93
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Beitrag von Avantgarde93 »

Hallo "Katharsis",

ich kann Deine Einwände durchaus verstehen! Ich finde auch, dass ein Brilli-Pen nicht besser schreiben kann und lediglich fürs Ego des Benutzers ist. Ich finde da ist die Grenze des guten Gechmacks überschritten worden und man kommt in die D+G Kindergartenecke.
Ein MB in seiner schlichten Form - denn man kann das schwarze "Resin" wie es aus marketingtechnischer Sicht heißt durchaus als schlicht und das Design der Meisterstücke auch mal als "langweilig" bezeichnen machen für mich den Reiz aus - für mich wohlgemerkt.
Die Editionen zeigen wie auch bei Pelikan immer die Leistungsfähigkeit und das Level der Handwerkskunst. Diese Füller werden meist nicht geschrieben und sind meiner Meinung nach wie ein Gemälde oder eine Skulptur zu betrachten. Es gibt bei diesen Limiteds und Editionen einfach traumhaft schöne Füller. Dies werden Dir auch Viscontisti und Pelikan-Fans von ihrer Marke erzählen! Deshalb entscheidet hier der Geschmack des Einzelnen.
Zum Kafka: Die Umsetzung ist einfach das für mich Entscheidende! Ich finde den Kafka als bekennender Kafka-Fan (also vom Autor) einfach genial und er spiegelt das wieder, was ich mit Kafka verbinde (die Kappe, die Feder...) und genau das ist der Reiz.

Grüße,
Stefan

PS.: Ich finde, einen 300 - 1000 Euro Füller kann man nicht als Statussymbol sehen! Oder beneidest Du einen Rollerfahrer, weil er 1000 Scheine für die Kiste gelöhnt hat? :shock: Jemand um so etwas zu beneiden, oder mit einem Füller Eindruck schinden zu wollen ist schon schwach. Mich schaut man im Büro eher komisch an weil ich überhaupt mit Füller schreibe. Egal was das nun für ein Modell ist.
Achso und ich bin 28 und fühle mich noch nicht sooo alt, habe aber festgestellt das man meine Handschrift nicht mehr lesen kann und die Kehrtwende gemacht zum Füller. :wink:
Katharsis
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Beitrag von Katharsis »

Ja klar gibt es auch bei MB schlichte Modelle, zu denen man sogar Kafka zählen könnte. Deswegen habe ich auch gesagt: Im ersten Moment ein wunderschöner Füller. Die Umsetzung/ Das Konzept sind wirklich gelungen. Aber wenn ich mir die Verarbeitung genauer ansehe, dann müsste es sich vom Preis her umgekehrt zu einem Pelikan M800 verhalten, den man um weniger als ein Drittel des MBs bekommt. Gib einem Laien einen M800 und einen MB Kafka in die Hand und er wird mit Sicherheit den Pelikan als den hochwertigeren Füller betrachten, auch wenn er das Design des Kafkas vielleicht sogar favorisiert.
Wenn man dem Kafka dann aber mehr die Umsetzung anrechnet, dann ist es genau das wovon ich soeben gesprochen habe: Es handelt sich weniger um ein Schreibgerät.
So schön beim ersten Anblick und dennoch habe ich soviele Kritikpunkte am MB Kafka auszusetzen, wenn ich ihn lediglich als Schreibgerät genauer beurteile. Vielleicht ist aber auch das Teil des Kafka Konzeptes, was dann sogar gelungen wäre :twisted:

(Übrigens bin ich jetzt eigentlich nur deshalb an den MB Kafka erinnert worden, weil ich heute "Das Schloß" zu Ende gelesen habe)

Das mit den 300 bis 1000 Euro, sehe ich aber definitiv anders als du. Ich beneide niemanden, der 1000 € für einen Roller bezahlt hat, denn dieser hat vielleicht nichtmal die Möglichkeit sich einen Wagen zu leisten, geschweige denn 1000 Scheine für einen Füller.

Jemand der 1000 Euro für eine Füllfeder ausgibt, kauft sich bestimmt keinen Roller... der hat andere "Sorgen".
Das mit dem Alter habe ich eher spaßhalber erwähnt, weil es bei einem Vorredner doch schon aufgetaucht ist und ich es ebenfalls witzig gefunden habe. Ich weiß lediglich, dass ich mich zu MB nicht aus Geschmacksgründen nicht hingezogen fühle, sondern eher wegen des Images von MB, welches ich einfach nicht unterstütze. MB Füller sind mir einfach "zu wenig Schreibgerät" und auch einem verhältnismäßig gelungenen Meisterstück bevorzuge ich einen Pelikan... ganz zu schweigen von den symphatischen Delta, Visconti oder gar OMAS, wovon viele klassische, schlichte Designs haben, teilweise den MBs sogar leicht ähnelnd, jedoch meistens einfach die besseren Schreibgeräte sind.
Avantgarde93
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Beitrag von Avantgarde93 »

Hallo "Katharsis",

also erstmal Glückwunsch zum Lesen des "Schlosses"!
Ein sehr atmosphärischer Roman. Leider unbeendet - also hast Du ihn gemau genommen nicht zu ende gelesen... :lol:
Weil es gerade paßt, gebe ich Dir noch was mit:

"Vom Autor geplanter, nicht ausgeführter Schluß: K. setzt seine Bemühungen fort, mit dem Schloß in Kontakt zu treten, stirbt jedoch vor Entkräftung. Kurz darauf trifft die amtliche Erlaubnis ein, die K. gestattet hätte, im Dorf zu leben und zu arbeiten."

Quelle: Franz Kafka, Das Schloß: Kurzinhalt. In: Bibliothek X·libris: Franz Kafka, CD-ROM. München 1996. München 1996.

Nur zur Info.

So ja Du hast natürlich auch Recht, ABER: Man kann doch wirklich nicht behaupten, dass ein Pelikan hochwertiger sei als ein Montblanc!
Ich finde es gibt eine gewisse Schnittmenge zwischen den beiden Unternehmen was die Qualität mancher Baureihen angeht, aber es gibt eben auch niederpreisige Füller von Pelikan und höchstpreisige von MB (Guinnesbuch-Eintrag). Deshalb verbieten sich Vergleiche außerhalb besagter Schnittmenge.
Ich habe im übrigen, weil mir Deine Reaktion etwas gereizt vorkam, (entschuldige bitte, falls ich es falsch aufgefaßt habe!) in keinster Weise jemanden oder eine Marke angreifen wollen, sondern nur objektiv (ja es ist sehr schwer!) beide Marken zu sehen versucht, soweit ich es eben kann.

Montblanc hat in den 90ern den Sprung zum Anbieter von Lifestyle-Produkten (was immer das sein mag) gewagt und ist damit nicht schlecht gefahren. Natürlich ist das nichts für Puristen! Es gibt auch Leute, die mit einem modernen BMW nichts anfangen können, sich aber dennoch gerne den Spaß eines BMW gönnen wollen. Daher fahren manche eben eine älteren 5er und benutzen ein Meisterstück in klassischem Design. Naja ich will es nicht weiter ausbreiten, weil man Fans, wie ich schon geschrieben habe, auch mit Engelszungen nicht von einer anderen Meinung überzeugen kann.

MB ist also keineswegs Luxus so lange man es nicht dazu macht. Ich halte einen Füllhalter für 300 - 500 Euro als tägliches Accessoire nicht für überteuert, weil ich eben einen gewissen Standard an die Dinge lege, die ich täglich benutze und die immer bei mir sind. So ist es auch logisch, das MB auch Uhren und Lederprodukte herstellt. Die ich nicht nutze, weil es auch andere schöne Uhren- und Lederfabrikate gibt.
Übrigens kommen die Lederprodukte aus der Montblanc Leather GmbH in OFFENBACH / Main.
Über die weiteren kulturellen und sozialen Aktivitäten von MB will ich hier nicht sprechen...
Ich sehe den Füller als mein Werkzeug das ich täglich nutze und dieses Werkzeug braucht eine gewisse Qualität. So wie ein Schreiner einen ordentlichen Hobel braucht. MB erfüllt diesen Anspruch und wenn es nur ein 50 Jahre alter günstiger 3-42er ist, den ich ab und an benutze für Tinten-Sonderfarben und der wie am ersten Tage aussieht und schreibt. :wink:

Pelikan kann diese Ansprüche sicher auch erfüllen, aber mich verbindet eben weniger mit dieser Marke. So einfach ist das.
Geha ist da schon wieder eine emotionalere Sache bei mir, aber naja Geschichte.

Grüße,
Stefan
Dieter N
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Beitrag von Dieter N »

Katharsis hat geschrieben:Federn ab etwa 100 bis 200 Euro unterscheiden sich nicht mehr durch Qualität, sondern lediglich durch Luxus.
Hallo, Katharsis,

ich möchte mich nur auf dieses Zitat "stürzen".

Du wirfst damit ja fast alle Goldfedern in einen Topf und sagst, die seien gleichwertig. Meine persönlichen Erfahrungen zeigen da aber anderes.

Das hieße, dass z.B. ein Charleston die gleiche Qualität hätte wie ein Pelikan 800 oder ein Sailor mit diesen Federn von dem japanischen Meister (Der Name fehlt mir im Moment). Das kann nicht sein. Der Charleston ist ein guter 100-Euro-Basis-Füller aus Plastik und sein Geld allemal wert - ich nutze einen seit Jahren! Der 800er ist als gut verarbeiteter hochwertiger Füller mit Kolben wohl nur schwerlich als nur gleichwertig anzusehen. Und der Sailor soll - ich habe noch keinen in den Fingern gehabt - eine geniale Feder haben, die aber auch ihr Geld kostet.

Na gut - bleiben wir bei Pelikan. Sind 400er, 600er und 800er gleichwertig? Wohl nicht, denn der 600er ist vorrangig durch seine Größe teurer, aber ohne Vergleich nicht nobler. Und der 800er hat eine andere Technik, die eben auch den Preis bestimmt, auch wenn der Messingmechanismus manchmal auch nachteilig sein soll - es war doch dein Füller, der sich deshalb zerlegt hatte, nicht wahr?

Und was ist mit Füllern mit genialen Tintenleitern? Edson, OMAS usw. Sicherlich sind die Materialien an sich günstiger als die Hunderte von Euro, aber auch hier bekommt der erheblich höhere Preis als Ausgleich einen technischen Mehrwert, den es nicht für einen Hunderter gibt.

Allerdings werde ich wohl auch zukünftig keinen MB kaufen, was an deren Service und sekundär auch den hohen Preisen liegt.

Viele Grüße
Dieter
Katharsis
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Beitrag von Katharsis »

Hallo Dieter,

Was du schreibst ist natürlich korrekt. Jedoch scheint es - vielleicht wegen meiner unbegründeten Formulierung - dass wir aneinander vorbeigeredet haben.

Was ich mehr oder weniger gemeint habe, ist dass man bereits um 100 Euro Füllfedern bekommt, die qualitativ mit weit kostspieligeren Füllfedern mithalten. Dass es nicht alle Füller um 100 € sind, ist - davon bin ich ausgegangen - klar. Als solches Exemplar sehe ich auch den Charleston nicht.

Weiters habe ich die Grenze vielleicht auch zu unüberlegt gesetzt. Aber prinzipiell würde ich sie bei ca. 100 - 300 Euro belassen.

Übrigens finde ich nicht, dass sich ein M400 zu einem M600 qualitativ unterscheided... wohl eher quantitativ. Und zwischen M600 und M800 verhält es sich meiner Meinung nach auch nicht anders. Größer, schwerer. Vorteile bringt der Messingfüllmechanismus meines Erachtens nach nicht. Es hängt von den persönlichen Vorlieben ab für welches Modell man sich entscheidet. Ausserdem fällt doch ein M800 auch in die Preisspanne, die ich genannt habe. Und mehr Qualität als bei einem M800 bekommt man wohl nicht. Natürlich kann man weiters sagen: Ein OMAS hat aber noch einen Ebonit-Tintenleiter. Ja das stimmt auch. Aber einen OMAS könnte man immernoch in die Preisspanne setzen. Der Retailpreis liegt wohl etwas höher, aber vom Straßenpreis müsste es hinkommen. Ich will mich hier aber auch nicht festnageln. Ich sagte ja bereits die Preisspanne ist circa gesetzt und da kann man noch Füller hineingeben die etwas darüber aber sogar darunter liegen. Ausserdem stellt sich die Frage ob bei heutigen steifen Federn ein Ebonittintenleiter überhaupt als qualitative Verbesserung gesehen werden kann... oder fängt hier der Luxus bereits an? Ganz klar ist Ebonit schwieriger zu verarbeiten und und und verglichen mit Kunststoff und somit teuerer. Doch genauso verhält es sich mit Silber und Gold. Und in der Folge mit Edelsteinen. Man sieht also man kann die Grenze nicht scharf ziehen, das ganze bleibt eine "fuzzy" definierte Menge.
Und während alte, flexible Federn die Ebonitleiter einfach brauchen, weil sonst der Tintenfluss früher abreißt, entdecke ich bei Ebonitleitern und Kunststoffleitern bei modernen Füller kaum einen Unterschied.

Aber wie schon gesagt. Ob dieser Bereich jetzt bei 100 - 300 Euro oder bei 200 - 400 liegt, spielt keine Rolle. Es geht mir nur darum zu verdeutlichen, dass ab einem bestimmten Preis die Füller nicht mehr qualitativ hochwertiger werden, sondern lediglich luxuriöser werden.

Du hast natürlich recht, dass ein 2000 Euro Füller hochwertiger ist, wie ein 200 Euro Füller. Aber qualitativ besteht kaum ein Unterschied. Man kann hier ganz einfach einen Pelikan Souverän mit einer limited Edition vergleichen... dürfte preislich hinkommen. Ab einem bestimmten Preis schreiben sie nun mal nicht besser, lassen sich nicht besser befüllen, sind nicht länger haltbar usw.

Übrigens, ja es war mein M800 der nach relativ kurzer Zeit die Kappe zum Füllen verloren hat. Das scharfe, harte Messinggewinde hat sich in das Gewinde der Kappe geschnitten. Wurde von Pelikan natürlich anstandslos repariert.

Was die Federn von Sailor's "Nibmaster" betrifft... ich denke es handelt sich um Nagahara.

Grüße
Dieter N
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Beitrag von Dieter N »

Hallo, Katharsis,

dann sind wir uns ja einig. Mir war halt die Grenze zu tief gesteckt und manchmal gibt es m.E. auch Gründe für hochpreisige "Ausrutscher" besserer Qualität.

Das Geld, das ich z.B. in einen Serenite gesteckt habe, hat jedenfalls nichts mit Qualität, sondern nur mit Design und Philosophie zu tun. Würde er mich nicht immer wieder an meine praktizierten ostasiatischen Sportarten und deren philosophischen Intentionen erinnern, würde er mich nicht dauernd mit Tinte gefüllt begleiten.

Viele Grüße
Dieter
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