Will hat geschrieben: ↑10.11.2019 21:31
Mit etwas Glück liest Frodo mit und kann evtl. etwas zur Materialalterung von Bakelit sagen...........
Hi Gerd
ok,ok, ich lese schon mit...
Zum Bakelit kann ich nichts definitives sagen. Ich habe einzwei französische Füller, die wahrscheinlich aus Bakelit gemacht wurden, da sind winzige Stückchen herausgebröckelt. So etwas zeigt eine Verhärtung und Versprödung an. Das Material reagiert weiter, wenn auch die Reaktionsgeschwindigkeit nach der Verfestigung drastisch abgenommen hat. Die Versprödung scheint lange Zeit bekannt gewesen zu sein denn man hat zur Erhaltung der Struktur Hilfsstoffe mit eingepresst, Papier oder dünnen Stoff. Nach der Aushärtung ist das Material nicht mehr unzersetzt schmelzbar. Bakelit ist sicher erheblich schwerer spanabhebend zu bearbeiten im Vergleich zu Hartgummi oder Galalith. Die Toleranzen der Bohrungen gab Pelikan mit 1/100 mm an. In einer sehr frühen Werbeanzeige wurde verlautbart, man könne 1000 Pelikanhalter zerlegen, alle Einzelteile durchmischen und würde nach erneuem Zusammenbau vertauschter Teile wieder garantiert 1000 funktionsfähige Pelikan- Halter erhalten.
Bei der chemischen Reaktion tritt Wasser aus (= Polykondensation), das muss irgendwo geblieben sein, möglicherweise in winzigen kanalartigen Hohlräumen im Material. In die könnten sich nach Jahren immer wieder kleine Mengen von Tintenfarbstoffen absetzen und so die Fenster verdunkeln. Die waren anfangs wohl fast wasserklar.
Nein....eigentlich hatte mich das genaue Datum der Erstangebote des Pelikan- Halters interessiert. Ich habe deshalb den Jahresband 1929 der Fachzeitschrift "Der Papierhändler", Fachblatt für den Papier- Schreibwaren-, Bürobedarfs- und Büromaschinenfachhandel durchgearbeitet und kein Anzeichen des Pelikan- Halters gefunden, weder im Anzeigenteil noch in den Verlautbarungen. MB bewarb heftig die Erfindung des Stoßfüllers, die Badische Federhalterfabrik schaltete mannigfaltig Anzeigen über die Neuerwerbung des Namens KAWECO und Günter Wagner bewarb aufwändig seine Erfindung.......des Klebstoffs Pelikanol. Pelikan war lange Zeit bekannt für Farben Tinten und Künstlerbedarf sowie auch für Bürobedarf, wie Farbbänder und Kohlenpapier. (Tatsächlich wurde einmal eine öffentliche Befragung gemacht, ob es Kohlepapier oder Kohlenpapier heißen sollte) Aber nix von Füllern. Könnte das die Angst vor der eigenen Courage gewesen sein, ein völlig neues Füllsystem anzubieten, das vielleicht zum teueren Flop werden könnte?
Weiter gings mit dem Band "Der Papierhändler" 1930. Endlich ein Hinweis von einer Veranstaltung der Günter- Wagner- Werke vor etwa 350 Einzelhändlern am 26. Januar 1930: Der Leiter der Füllhalterabteilung Dr. ing. Zell referierte über die Geschichtliche Entwicklung des Füllhalters und fasste am Schluss zusammen <dass ein guter Selbst- Füllhalter amerikanischer Bauart in den letzten Jahren auch das deutsche Publikum überzegen und begeistern konnte und dieses Füllsystem dem Sicherheitsfüller überlegen sei>
Huuuch!! Günther Wagner hatte ein neues Füllsystem in der Mache und die eigenen Leute predigen in der Öffentlichkeit vom besseren Ami- Füller? Kovacs war etwa seit 10 Jahren Europas bester Füller- Ingenieur und es gab sicher eine ganze Reihe von Versuchsmodellen, die sicher schrieben und eine Revoution am Füllermarkt gebracht haben, warum also diese dramatische Retardation?
In der Ausgabe Nr 13 vom 29. März 1930 gab es schließlich die erste Werbeanzeige des neuen Pelikanhalters und in der 28. Ausgabe vom 12. April 1930 die zweite Anzeige.
Gruss, Frodo