am langen Wochenende bin ich endlich dazu gekommen, ein paar Bilder meines Schildpatt-Duos zu machen. Der eine müsste ausweislich seiner Merkmale aus 1954 sein, der andere ist aus 2016. Die Gegenüberstellung beider Füller war für mich ziemlich spannend, zumal ich mich mit Vintage-Füllern noch nie richtig befasst habe und ich mir des wunderschönen Detailreichtums des 400ers bis zu diesem Augenblick bis dahin gar nicht wirklich bewusst war.
Euch einen schönen Start in die kurze Woche!
Pelikan Schildpatt-Braun: 1954 und heute

Der erste Pelikan-Füller mit dem markanten Schildpatt-Streifenlook wurde in den 1950er Jahren mit dem Pelikan 400 eingeführt. Eines dieser frühen Modelle ist dem 2016 lancierten Pelikan M400 Schildpatt-Braun Special Edition erstaunlich ähnlich – zumindest auf den ersten Blick.
Die Geschichte des Schildpatt-Brauns im Überblick
Die Frage, woran man gutes Design erkennen kann, dürfte eine sehr persönliche und wohl nur individuell zu beantwortende Frage sein. Einen Grundsatz hört man in diesem Zusammenhang aber immer wieder: Gutes Design ist zeitlos. Wenn man die Produkte der Firma Pelikan näher betrachtet, kann man diese Zeitlosigkeit getrost bejahen. Die einzelnen Gestaltungsmerkmale der Pelikan-Füller haben sich im Laufe der Zeit nur nuancenhaft verändert.
Vor allem die Gestaltung der Korpora ist eines der charakteristischsten Designmerkmale der Schreibgeräte: Während die ersten Kolbenfüller der Firma Pelikan – der von 1929 bis 1944 produzierte Pelikan 100 sowie der von 1944 bis 1954 hergestellte Pelikan 100N (das N steht für neu) – überwiegend marmorierte Korpora in verschiedenen Farben besaßen, kam mit dem 1950 eingeführten Pelikan 400 erstmals der berühmte Streifenlook zum Einsatz.
Der Pelikan 400 wurde bis zum Jahr 1956 produziert. Danach hat ihn der Pelikan 400N abgelöst, der nach kurzer Produktionszeit im selben Jahr durch den Pelikan 400NN ersetzt wurde. Sowohl der Pelikan 400N als auch der Pelikan 400NN hatten ein rundlicheres Design, das sich bis zum Auslaufen der Produktion Ende der 1970er halten konnte. Erst mit der Einführung der heute noch verwendeten M-Nomenklatur (M400, M600, M800, M1000) im Jahr 1982 führte Pelikan das ursprüngliche 400er-Design wieder ein.
Sowohl in den Nachkriegsjahren als auch seit der Einführung der Pelikan M-Serie im Jahr 1982 war Schildpatt-Braun lange als reguläre Farboption erhältlich: Der M400 wurde bis 2006 in Schildpatt-Braun verkauft, von dem M800 wurden im Jahr 1991 750 Exemplare hergestellt. Danach war Schildpatt-Braun nur noch als Special Edition erhältlich, nämlich als M800 im Jahr 2013 und als M400 im Jahr 2016.
Beide Füller im Bilder-Vergleich
Zahlen sind das eine, Bilder das andere: Woran könnte man die Zeitlosigkeit eines Designs besser festmachen als in einem direkten Vergleich zwischen einem 1954 produzierten Pelikan 400 und dem Pelikan Souverän M400 Schildpatt-Braun Limited Edition (die ausführliche Review ist hier zu finden) aus dem Jahr 2016?
Diesmal sollen vor allem die Bilder sprechen, ohne dass eine konkret erläuternde Gegenüberstellung erfolgt. Nur so viel vorab: Während sich die beiden Füller auf den ersten Blick lediglich anhand der Zierringe voneinander zu unterscheiden scheinen, offenbart der zweite Blick zahlreiche kleine, aber feine Details. Dies betrifft nicht nur die Beschriftungen und die Federn, sondern vor allem das detaillierte Erscheinungsbild des Schildpatt-Brauns, das umso unterschiedlicher wirkt, je genauer man hinschaut.










Das Alter der Füller wird auch beim Schreiben deutlich. Der Pelikan Souverän M400 Schildpatt-Braun Limited Edition gleitet mit seiner nassen B-Feder wie von selbst über das Papier und hinterlässt einen intensiven, präsenten Tintenstrich auf selbigem. Der Pelikan 400 hat ebenfalls eine Feder in der Breite B, schreibt ohne Druck jedoch deutlich feiner. Erst etwas Druck erzeugt einen äußerst breiten, eindrucksvollen Strich. Das Alter kommt dem Pelikan 400 zugute, denn alte Federn sind – zurecht – beliebt für ihre Flexibilität.

Der Pelikan M400 wurde mit Octopus Burgunder befüllt, der Pelikan 400 mit J. Herbin Ambre de Birmanie.

Das Schreibgefühl der beiden Füller, die gut 60 Jahre trennen, lässt sich ein wenig mit dem Fahrgefühl alter und neuer Autos vergleichen. In neuen Autos funktioniert alles spielend leicht und ohne Widerstand, während Young- und Oldtimer ein wenig mehr Kraft und Handarbeit benötigen.
Abschließende Worte
Ich mache kein Geheimnis daraus, dass der schildpattbraune Pelikan M400 mein Lieblingsfüller ist. Dies liegt nicht nur an dem wunderbaren Erscheinungsbild, sondern auch an dem nassen und weichen Charakter der breiten Feder und der für mich perfekten Größe. Gerade aufgrund dieser Affinität zum M400 habe ich mir den Pelikan 400 gekauft, der nichts geringeres als das Pelikan’sche Urgestein in Schildpatt-Braun ist.
Da die letzten Wochen sehr arbeitsintensiv waren, konnte ich mich erst beim Fotografieren der Bilder für diesen Beitrag so richtig mit dem Füller beschäftigen. Was sich mir hierbei an beeindruckenden Details und einem hohen Maß an Schönheit offenbart hat, hat meine Einstellung zu Vintage-Füllfederhaltern vollkommen verändert. Denn während ich bislang glaubte, keinen Zugang zu alten Schreibgeräten zu haben, hat mich der Pelikan 400 derart begeistert, dass ich angefangen habe, mich in die Materie einzuarbeiten und mich auf die Suche nach schönen Vintage-Füllfederhaltern zu begeben. Vor allem das Schildpatt-Braun des Pelikan 400 von nahem, die Gestaltung des Pelikan-Schriftzugs auf der Feder des 400er Modells und das eingravierte Pelikan-Logo auf der Kappenspitze (im Vergleich zum bloß gedruckten Logo des neuen Modells) haben es mir angetan. Auch das Schreibgefühl ist ein völlig anderes. Manchmal lohnt es sich, über den vermeintlichen Tellerrand hinauszuschauen.
Pelikan Schildpatt-Braun: 1954 und heute auf Der Bürokrat