Pelikan 140 mit ... interessanter Feder

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Jonny
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Pelikan 140 mit ... interessanter Feder

Beitrag von Jonny »

Hallo liebes Forum,

nachdem ich inzwischen schon ein halbes Jahr lang ebenso regelmäßig wie still hier mitlese, wird es Zeit, mal selbst eine Frage zu stellen: Bisher schreibe ich regelmäßig mit einem schönen Waterman und einem ordentlichen, universitätstauglichen Pelikan, allerdings beide mit Stahlfedern (man ist ja armer Student… und liest daher erstmal bewundernd über all die schönen Füller mit, bevor man selbst mal über Anschaffungen nachdenken kann).
Allerdings wollte ich schon immer mal einen Füller mit Goldfeder haben und habe mich daher mal umgeschaut. Zugegangen ist mir ein alter Pelikan 400 in sehr schönem äußeren Zustand, ohne Kratzer, Risse etc. und ohne das manchmal beklagte leichte Abblättern der Vergoldung, allerdings mit einer komisch verbogenen Feder. Im ersten Moment dachte ich ‚o Gott‘, aber dann habe ich mir doch ein Herz gefasst und Tinte geladen. Was soll ich sagen… Kolben funktioniert einwandfrei, dicht ist er – und er schreibt sogar - und wie! In ganz normaler Schreibhaltung, mit ganz normalem Schwung, fliegt er seidenweich über das Papier – eine ganz andere Liga als meine Stahlfedern… ganz selten kratzt sie ein bisschen, bei starken, schnellen Aufschwüngen, aber das merke ich nur, wenn ich wirklich große Schwünge mache, nicht beim normalen Schreiben. Und dafür gibt sie ein sehr schönes Schriftbild mit Variationen in der Strichbreite.
Kurz und gut: Was ist denn das? Eine Feder, die aussieht, als habe sie jemand als Brechstange verwendet, aber schreibt, als wäre sie fast neu? Werden solche Federn wirklich hergestellt? Und wenn ja, für wen? Oder ist die tatsächlich mal unter die Räder gekommen und ich habe unglaubliches Glück, dass sie noch schreibt? Kann man die gerade biegen (vermutlich nicht, aber nachdem hier manche ihren Federn auch mit Nagelschleifen auf die Pelle rücken, kann man ja mal fragen)?

Ein schönes sonniges Wochenende und vielen Dank für die Antworten,
Jonny


PS: Ich habe mal ein paar Bilder der Feder angehängt, Schreibtest leider stilecht nur auf billigem Collegeblock.

http://imageshack.us/photo/my-images/843/s5005897.jpg/

http://imageshack.us/photo/my-images/577/s5005903.jpg/

http://imageshack.us/photo/my-images/819/s5005905.jpg/

http://imageshack.us/photo/my-images/16/s5005911.jpg/
werner
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Re: Pelikan 140 mit ... interessanter Feder

Beitrag von werner »

Hallo Jonny,

nach dem Einstellen Deiner Bilder habe ich mir einige Modelle 140/400/400NN meiner Belegexemplare angesehen. Genau diese Federforum findet man in den Füllern aus den 50er und 60er Jahres häufiger.
Aufgefallen mit der extrem nach unten gebogenen Federspitze sind mir dabei besonders die Federn der Breiten OM, OB und OBB.

Die Frage sollte daher nicht lauten: Werden solche Federn hergestellt sondern Wurden solche Federn hergestellt und warum? Vielleicht kann jemand darüber Auskunft geben. Schreiben kann man - wie ich selbst feststelle - damit ganz hervorragend.

Viele Grüße
Werner
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Faith
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Re: Pelikan 140 mit ... interessanter Feder

Beitrag von Faith »

Hallo Jonny,

die Feder meines M500 sieht ebenfalls so aus. Sie schreibt auch gut, sagt mir aber nicht so 100%ig zu. Vielleicht habe ich nur den Dreh noch nicht so ganz raus, man weiß es nicht.
Viele Grüße
Faith

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Will
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Re: Pelikan 140 mit ... interessanter Feder

Beitrag von Will »

Hallo Jonny,

die Feder ist völlig in Ordnung, also bitte keinesfalls daran herumbiegen, wenn Du weiterhin Freude an dem alten Stück haben willst.

Dass sich die Federn in der Hand heutiger Schreiber oft kratzig anfühlen oder gar im Papier verhaken, liegt in den meisten Fällen an der Schreibhaltung. Diese ist kugelschreiberkonform für eine alte und weiche Feder zusteil. Moderne Füllhalter haben i. d. R. eine starre Feder mit Kugelspitze, damit lässt sich dann auch kulilike schreiben. Die Spitze einer alten Feder ist flacher und bei breiten Federn sogar recht kantig geschliffen. Wird eine soche Feder allerdings flacher aufgesetzt gleitet sie wie Butter über das Papier.

Die flachere Schreibhaltung ist auch angenehmer für Finger und Handgelenk, was Mitschriften und Klausuren entspannter und krampfloser werden lässt. Eine bei mir leider etwas späte Erkenntnis.
Wir haben hier im Forenbauch einen schönen Threat zum Thema mit erläuterndem Bildmaterial, wenn ich diesen gleich finde, hänge ich den Link noch an.

Ich wünsche Dir viel Freude mit dem 140er Pelikan und schöne Grüße aus der Pfalz

Gerd
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Faith
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Re: Pelikan 140 mit ... interessanter Feder

Beitrag von Faith »

Will hat geschrieben:Dass sich die Federn in der Hand heutiger Schreiber oft kratzig anfühlen oder gar im Papier verhaken, liegt in den meisten Fällen an der Schreibhaltung. Diese ist kugelschreiberkonform für eine alte und weiche Feder zusteil. Moderne Füllhalter haben i. d. R. eine starre Feder mit Kugelspitze, damit lässt sich dann auch kulilike schreiben. Die Spitze einer alten Feder ist flacher und bei breiten Federn sogar recht kantig geschliffen. Wird eine soche Feder allerdings flacher aufgesetzt gleitet sie wie Butter über das Papier.
Nicht so richtig, ich halte den Füller schon flach wie es meiner Meinung nach sein müsste, ein Kuli versagt bei der Schreibhaltung. Die Feder ist nicht kratzig, sie gleitet weich über das Papier, aber ich habe Federn, die besser zu mir passen. Ist denke ich auch kein Verbrechen. ;)
Will hat geschrieben:Die flachere Schreibhaltung ist auch angenehmer für Finger und Handgelenk, was Mitschriften und Klausuren entspannter und krampfloser werden lässt. Eine bei mir leider etwas späte Erkenntnis.
Wir haben hier im Forenbauch einen schönen Threat zum Thema mit erläuterndem Bildmaterial, wenn ich diesen gleich finde, hänge ich den Link noch an.
Jupp, das ist wohl wahr. Habe die Erkenntnis auch zu spät gehabt, meine Handgelenke sind inzwischen seit gut 4 Monaten nur zeitweise schmerzfrei. :(
Ich denke du meinst diese Beiträge hier, oder?
Viele Grüße
Faith

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Will
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Re: Pelikan 140 mit ... interessanter Feder

Beitrag von Will »

Hallo Faith,

ich gehe nicht davon aus, dass Du ein Füllhalterverbrechen begangen hast. Wer kontrolliert sowas eigentlich, die Pen-Police? Zu was wird man im Fall des Falles verurteilt, verschärftes Werbekugelschreiberschreiben?

Wie auch immer, herzlichen Dank für den Link, genau den Fred hab ich gemeint.

Liebe Grüße aus der sonnigen Pfalz

Gerd
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stift
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Re: Pelikan 140 mit ... interessanter Feder

Beitrag von stift »

Hallo
Die Feder ist eindeutig verbogen!!
Erst zurecht biegen und dann Einschreiben oder mit Polierfeile bearbeiten.
Der Halter dürfte runter gefallen sein so sieht das für mich aus.
Gruß Harald
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feelidae
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Re: Pelikan 140 mit ... interessanter Feder

Beitrag von feelidae »

Ich habe einen Pelikan 400NN, dessen Feder genauso gebogen ist. Habe ihn allerdings bei eBay erworben und keine Ahnung, was der Vorbesitzer damit gemacht hat - aber da er tadellos schreibt, sehe ich keinen Grund, etwas an ihm zu ändern :wink:
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stift
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Re: Pelikan 140 mit ... interessanter Feder

Beitrag von stift »

Hallo
Wenn er gut schreibt warum auch nicht :D
Gruß Harald
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Jonny
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Re: Pelikan 140 mit ... interessanter Feder

Beitrag von Jonny »

Hallo,

danke für die vielen, vielen Antworten! Das ist wirklich ein sehr schönes Forum mit überaus netten Mitgliedern!

Das sind ja interessante Antworten. Die meisten meinen also, die Feder gehöre so und haben ähnliche Federn - ich vermute das inzwischen auch, denn wenn die Feder gewaltsam so verbogen worden wäre, würde sie kaum noch so gut schreiben, wie es der Fall ist. Nur die Frage, warum Federn so verbogen wurden, ist leider immer noch unbeantwortet. Mal sehen, ob jemand dazu auch eine Antwort hat...
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Will
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Re: Pelikan 140 mit ... interessanter Feder

Beitrag von Will »

Hallo Gemeinde,

ich habe mal meine Pelikane alt und neu nebeneinander gelegt. Die neuen weisen nahezu keine Krümmung auf und sind ziemlich gerade, die Krümmung der alten Federn ist recht deutlich wobei mein 140er von allen noch die geringste Krümmung hat. Um dies etwas zu veranschaulichen habe ich die Federn nebeneinander gelegt und ein Foto gemacht. Dabei fiel mir auf, dass die Optik je nach Winkel die tatsächliche Krümmung der Feder über- oder unterzeichnet. Die stärkste Krümmung hat übrigens der IBIS mit alter Pelikanfeder. Hier die Reihenfolge der Füllhalter auf dem Foto:

---------------------140 OM
---------------------400NN OB
M800 IB---------400NN OM
M100 F----------400NN F
---------------------IBIS B
---------------------400N OBB

Schöne Maifeiertagsgrüße

Gerd

PS: Meinen 100N habe ich vergessen abzulichten, dieser findet sich jedoch auch in einem anderen Faden am Seitenende (http://www.penexchange.de/forum_neu/vie ... 9&start=45) und hat nur eine minimale Federkrümmung.
Dateianhänge
DSC01972.JPG
DSC01972.JPG (187.26 KiB) 7587 mal betrachtet
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Jonny
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Re: Pelikan 140 mit ... interessanter Feder

Beitrag von Jonny »

Ah, das ist nicht nur ein sehr aussagekräftiges Bild, sondern auch eine sehr schöne Sammlung. Es zeigt nochmal gut, dass die Federn früherer Federhalter offenbar tatsächlich eine stärkere Krümmung aufwiesen, auch wenn mein Füller wiederum immer noch am oberen Ende Deiner Skala rangiert. Aber auf Grund des Tintenleiters muss es sich auch um einen der älteren 140er handeln.
Da Du gleich über 4 400NN verfügst, noch eine Frage: Unterscheidet sich das Schreibgefühl zwischen den Füllern eigentlich, oder ist das recht ähnlich?
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stift
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Re: Pelikan 140 mit ... interessanter Feder

Beitrag von stift »

Hallo
So sind die Federn richtig,obwohl ich kein Liebhaber der 140er Pelikan bin.
Seit Sonntag habe ich wieder einen schönen 100N mit einer flexiblen EF Feder, und vor drei Wochen ist mir ein 500er Double in die Hände gerutscht mit einer M Feder.
Schreiben beide ganz toll obwohl ich mehr die Füller aus den 20er Jahren mag.
Gruß Harald
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Will
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Re: Pelikan 140 mit ... interessanter Feder

Beitrag von Will »

Hallo Jonny,

jeder Füllhalter schreibt anders, klingt vielleicht komisch, ist aber so. Im vorliegenden Fall sind es zwar verschiedene Federbreiten, aber selbst wenn alle identisch wären, würden diese sich beim Schreiben nicht gleich anfühlen, nur grundsätzliche Ähnlichkeiten blieben erhalten. Die Federn sind von Hand geschliffen und z. B. auch die Krümmung der drei 400NN ist different, von dem 400N garnicht zu reden. Dies ist allerdings eine Eigenheit, die man sogar bei modernen Federn finden kann. In diesem Thread http://www.penexchange.de/forum_neu/vie ... f=3&t=5319 ging es um eine Souverän Italic, ich hatte 6 baugleiche Pelikan-Federn im Test, das Schreibverhalten war mehr als unterschiedlich. Romantisiert kann man durchaus behaupten, jede Feder hat ihre eigene Seele, etwas prosaischer könnte man wenigstens bei modernen Federn von Qualitätsdifferenzen in der Fertigung sprechen.

Mein 140er fällt für die Federmarkierung OM eigentlich zu breit - eher wie OB - aus, was mir grundsätzlich mehr liegt. Allerdings kann ich den 140er nicht ohne aufgesteckte Kappe nutzen, da er mir ohne zur kurz ist. So schreibe ich gerne auch mit gößeren Füllhaltern, weshalb der 140er nicht so intensiv genutzt wird, wie die anderen. Deinen Hinweis zum Tintenleiter irritiert mich ein wenig, da ich den 140er nur mit Hartgummi-/Ebonittintenleiter kenne. Wenn Du einen mit Quer- und nicht mit Längsrillen siehst, dürfte der alte Tintenleiter und warscheinlich auch die Feder durch moderne Bauteile ausgetauscht worden sein. Damit sind allerdings die ursprünglichen Schreibeigenschaften passé.

Mir liegt eigentlich nicht daran Dich zu verwirren, doch ist das Schreibgefühl auch von der persönlichen Tagesform des/der Schreibenden abhängig. So wird Dich eine Feder an einem Tag mehr beglücken als an einem anderen und wenn wir die verschiedenen Tinten und Papiere mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften noch dazunehmen ist es ganz aus.

Ich bin z. B. ein Freund breiter Federn, gerne oblique, doch mein Lieblingsfüllhalter ist ein Orgea mit M-Feder und mein 100N mit OF-Feder schreibt ganz wunderbar und liegt mir äußerst gut in der Hand. Es gibt also nicht mal ein eigenes Gesetz, welches für einen tollen Füllhalter nicht sofort über Bort geworfen würde. Am Ende hilft nur ausprobieren und das euphorische Gefühl, wenn man den richtigen gefunden hat.

Nun habe ich wieder viele Worte gemacht, doch mit einem einfachen "ja" oder "nein" lässt es sich eben schwer treffen.

@Harald,
Deine Freude über den 100N kann ich gut nachvollziehen, das Glück einen 500er Double probieren zu dürfen war mir allerdings noch nicht beschieden.

Sonnige Grüße in den ersten Mai

Gerd
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