Pelikan 100 - Der geschenkte Gaul

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newlife
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Pelikan 100 - Der geschenkte Gaul

Beitrag von newlife »

Hallo Foristen!

Kürzlich stellte unser - relativ - neues Mitglied Sabine hier: Link eine Frage zu einem nicht identifizierten Pelikan.

Nachdem alle Fragen dazu geklärt waren, bot ich ihr an, den Füller zu erwerben. Das führte letztlich dazu, dass sie ihn mir schenkte, unter der Voraussetzung, ich erwecke ihn wieder zum Leben. Zwei Tage später hatte ich ihn in Händen.

Er sah tatsächlich etwas mitgenommen aus, leider habe ich im Eifer des Gefechts versäumt, vorher ein Foto zu machen. Aber Sabines Beschreibung im obigen Link trifft den Kern recht gut.

Ich habe zuerst die Mechanik ausgebaut, da ich den Rest noch wässern wollte. Und es stellte sich heraus, dass dies mein erster 100er mit Korkdichtung werden würde, also eine der älteren Varianten. Zudem im Gegensatz zu den Kunststoffdichtungen leichter zu reparieren, da ich niemand kenne, der über passende Dichtungen verfügt. Kleiner Trick meinerseits noch dazu - man wärmt die alte Dichtung an, damit sie beim Ausbau keinen Schaden nimmt von wegen Brüchigkeit und verpasst ihrem Unterbau ein paar Lagen Teflonband. Das lässt sich mit einem Skalpell schön bündig abschneiden, sodass man beim einem noch transparenten Sichtfenster keine weißen Ränder des Bandes sieht.

Nach ausgiebigem Wässern und Ultraschallbehandlung habe ich dann Schaft und Tintenleiter gereinigt und den neuen Kork montiert. Dann ging es an die Politur des geriffelten Ebonit-Füllknopfs mit Zahnbürste, Auto Wenol, Simichrome und Micro Gloss, das ist auch recht gut gelungen. Zum Schluss ein wenig Olivenöl drauf, und der Füllknopf glänzte wieder schön.

Das Einzige,was mir bei dem Knopf aufgefallen ist - er hat am Ende eine kleine Vertiefung, die nicht nach einer Macke aussieht, eher nach einem Splintloch, wobei sich diese Stelle nur an einer Seite befindet. Ein wirklich vorhandener Splint ließe sich also gar nicht austreiben. Vielleicht weiß ja von euch einer mehr darüber!?

Die Politur des Schafts also mit den gleichen Mitteln, sogar die vermeintlichen Macken stellten sich als, ja was überhaupt, heraus? Jedenfalls ließen sie sich während des Polierens mit dem Fingernagel entfernen, ohne Spuren zu hinterlassen. Alte Kleberreste vielleicht?

Das letzte Problem stellte das Kappengewinde dar, der Füller griff mit etwa einem halben Gewindegang, ohne richtig zu schließen, er drehte leicht durch. Versuche mit anderen 100er-Kappen funktionierten wunderbar. Zumindest zeigten Vergleiche mit den Abbildungen aus dem Pelikanbuch von Dittmer & Co, dass Füller und Kappe zueinander gehören. Ich habe mir nur zu helfen gewusst, indem ich den Kappenkopf auf grobem Schleifpapier peu à peu verkürzt habe. Nicht mit seitlicher, sondern drehender Bewegung, damit der Rand eben blieb, er stellt ja schließlich eine Dichtung dar.

Zum Schluss war die Feder dran, eine oberflächlich etwas mitgenommene CN-Feder. Hier kam nur Micro-Gloss zum Einsatz, ich wollte nur die Patina entfernen, kleinere Kratzer durften bleiben, aber die fallen sowieso nur unter der Lupe auf. Dann noch ein wenig Schliff mit meinen MicroMesh Pads, und die Feder stellte sich als leicht flexible OM bis OB-Feder heraus, die sich sehr gut schreibt!

Alles in allem bin ich sehr froh über dieses Geschenks von Sabine, herzlichen Dank noch einmal an dieser Stelle! Noch ein paar Fotos, hier zeigt sich dann auch, dass meine Fähigkeiten und Equipment zum Reparieren das zum Fotografieren übertreffen. Wenn ich da an Christofs Familienfotos denke, kann ich nur staunen. Aber sei' drum:


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Grüße von Klaus!
meinauda
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Re: Pelikan 100 - Der geschenkte Gaul

Beitrag von meinauda »

Glückwunsch zu dem Geschenk und
Respekt, Respekt zur Wiederbelebung.
Gut sieht er aus!
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YETI
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Re: Pelikan 100 - Der geschenkte Gaul

Beitrag von YETI »

Es ist doch immer wieder schön, wenn so ein altes Schätzchen fit gemacht werden kann. Glückwunsch zu der gelungenen Wiederbelebung.

Gruß

Andreas
Es ist besser ein kleines Licht anzuzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen.
Füllerschreiber
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Re: Pelikan 100 - Der geschenkte Gaul

Beitrag von Füllerschreiber »

Mit größtem Respekt ziehe ich den Hut ...

... vor Sabine, die den Füller mit einer "gewissen" Bedingung abgegeben hat
und
... vor newlife, der diese Bedingung erfüllt hat! Das Restaurieren des Pelikans ist wunderbar gelungen!

Beste Grüße
Euer
Füllerschreiber
Sabine
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Re: Pelikan 100 - Der geschenkte Gaul

Beitrag von Sabine »

Herzliche Glückwunsch, die Restaurierung ist Dir wirklich gelungen! auf eine Schriftprobe wäre ich noch neugierig, denn ich habe noch nie eine "CN"-Feder schreiben sehen.
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stefan-w-
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Re: Pelikan 100 - Der geschenkte Gaul

Beitrag von stefan-w- »

servus klaus,

danke für die schöne geschichte. :)

ich ziehe meinen hut vor deinen reparatur-fähigkeiten! unglaublich, was man alles kann, wenn mans kann (und weiss, mit welchem werkzeug und mittelchen man arbeiten muss).

gratuliere zur gelungenen sanierung!
liebe grüße,

stefan.

sollten die hier abwesenden versalien zu unwohlsein führen, empfehle ich, diesen beitrag zu überlesen.
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Zollinger
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Re: Pelikan 100 - Der geschenkte Gaul

Beitrag von Zollinger »

Ja, Gratulation auch von meiner Seite...und danke für die Komplimente.
Über den Splint im Sackloch habe ich mich auch schon gwundert - das war wohl nur für den einmaligen Zusammenbau und nicht fürs Auseinandernehmen gedacht.
C.
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stift
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Re: Pelikan 100 - Der geschenkte Gaul

Beitrag von stift »

Hallo Klaus!
Natürlich von mir auch meine Gratulation für den gelungenen 100er. :wink:
Wenn man den 100er auf bekommt dann sind die ja gar nicht so schwer zu Restaurieren.
Ich finde es ist eine gemütliche Arbeit,und wenn der Füller fertig ist hat man Freude damit.
Gruß Harald
#Non, je ne regrette rien#
newlife
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Re: Pelikan 100 - Der geschenkte Gaul

Beitrag von newlife »

Und hier kommt noch die von Sabine gewünschte Schriftprobe.


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Jetzt fragt mich bitte nicht, warum die Schriftprobe nach dem Upload in photobucket nach wie vor auf weißem Grund erscheint, hier aber nach dem Verlinken auf pinkfarbenem. Ich kann's mir nicht erklären. Na ja, die Schrift erkennt man ja trotzdem . . . :(
Grüße von Klaus!
Sabine
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Re: Pelikan 100 - Der geschenkte Gaul

Beitrag von Sabine »

Beeindruckend, wirklich! besonders die unterschiedlichen Breiten der verschiedenen Richtungen, die ich sonst nur von "Schönschreibfedern" kenne. Vielen Dank für die Schriftprobe!
(Im übrigen ist es ja längst inzwischen D e i n Pelikan, lieber Klaus!)
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