Kürzlich stellte unser - relativ - neues Mitglied Sabine hier: Link eine Frage zu einem nicht identifizierten Pelikan.
Nachdem alle Fragen dazu geklärt waren, bot ich ihr an, den Füller zu erwerben. Das führte letztlich dazu, dass sie ihn mir schenkte, unter der Voraussetzung, ich erwecke ihn wieder zum Leben. Zwei Tage später hatte ich ihn in Händen.
Er sah tatsächlich etwas mitgenommen aus, leider habe ich im Eifer des Gefechts versäumt, vorher ein Foto zu machen. Aber Sabines Beschreibung im obigen Link trifft den Kern recht gut.
Ich habe zuerst die Mechanik ausgebaut, da ich den Rest noch wässern wollte. Und es stellte sich heraus, dass dies mein erster 100er mit Korkdichtung werden würde, also eine der älteren Varianten. Zudem im Gegensatz zu den Kunststoffdichtungen leichter zu reparieren, da ich niemand kenne, der über passende Dichtungen verfügt. Kleiner Trick meinerseits noch dazu - man wärmt die alte Dichtung an, damit sie beim Ausbau keinen Schaden nimmt von wegen Brüchigkeit und verpasst ihrem Unterbau ein paar Lagen Teflonband. Das lässt sich mit einem Skalpell schön bündig abschneiden, sodass man beim einem noch transparenten Sichtfenster keine weißen Ränder des Bandes sieht.
Nach ausgiebigem Wässern und Ultraschallbehandlung habe ich dann Schaft und Tintenleiter gereinigt und den neuen Kork montiert. Dann ging es an die Politur des geriffelten Ebonit-Füllknopfs mit Zahnbürste, Auto Wenol, Simichrome und Micro Gloss, das ist auch recht gut gelungen. Zum Schluss ein wenig Olivenöl drauf, und der Füllknopf glänzte wieder schön.
Das Einzige,was mir bei dem Knopf aufgefallen ist - er hat am Ende eine kleine Vertiefung, die nicht nach einer Macke aussieht, eher nach einem Splintloch, wobei sich diese Stelle nur an einer Seite befindet. Ein wirklich vorhandener Splint ließe sich also gar nicht austreiben. Vielleicht weiß ja von euch einer mehr darüber!?
Die Politur des Schafts also mit den gleichen Mitteln, sogar die vermeintlichen Macken stellten sich als, ja was überhaupt, heraus? Jedenfalls ließen sie sich während des Polierens mit dem Fingernagel entfernen, ohne Spuren zu hinterlassen. Alte Kleberreste vielleicht?
Das letzte Problem stellte das Kappengewinde dar, der Füller griff mit etwa einem halben Gewindegang, ohne richtig zu schließen, er drehte leicht durch. Versuche mit anderen 100er-Kappen funktionierten wunderbar. Zumindest zeigten Vergleiche mit den Abbildungen aus dem Pelikanbuch von Dittmer & Co, dass Füller und Kappe zueinander gehören. Ich habe mir nur zu helfen gewusst, indem ich den Kappenkopf auf grobem Schleifpapier peu à peu verkürzt habe. Nicht mit seitlicher, sondern drehender Bewegung, damit der Rand eben blieb, er stellt ja schließlich eine Dichtung dar.
Zum Schluss war die Feder dran, eine oberflächlich etwas mitgenommene CN-Feder. Hier kam nur Micro-Gloss zum Einsatz, ich wollte nur die Patina entfernen, kleinere Kratzer durften bleiben, aber die fallen sowieso nur unter der Lupe auf. Dann noch ein wenig Schliff mit meinen MicroMesh Pads, und die Feder stellte sich als leicht flexible OM bis OB-Feder heraus, die sich sehr gut schreibt!
Alles in allem bin ich sehr froh über dieses Geschenks von Sabine, herzlichen Dank noch einmal an dieser Stelle! Noch ein paar Fotos, hier zeigt sich dann auch, dass meine Fähigkeiten und Equipment zum Reparieren das zum Fotografieren übertreffen. Wenn ich da an Christofs Familienfotos denke, kann ich nur staunen. Aber sei' drum:




