hier habe ich 20 blauschwarze und dunkelblaue Tinten zum Zweck des Vergleichs in jeweils drei Zeilen auf zwei Blättern und in zwei Farbkreisen aufgetragen. Darunter habe ich noch zu jeder Tinte meine Eindrücke und persönliche Meinung aufgeführt, mit der Hoffnung, dass dies manchen von Euch zur Unterhaltung oder Entscheidungsfindung beiträgt.
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1 Montblanc Midnight Blue: Ich weiß nicht, wie MB zu dieser Namensgebung kommt, es ist nämlich keine Spur von Blau auf dem Blatt erkennbar. Nur beim Auswaschen des Füllers wird ein Blauanteil sichtbar. Schönes Shading, eine insgesamt gutmütige Tinte, die ich als Dunkelgrau interpretiert gut fände, wenn ich Grau schriebe, was ich nicht tue, weswegen ich sie nicht mag oder brauche.
2 Pelikan Edelstein Tanzanite: Ähnlich, wie bei der Vorherigen, nur dunkler und mit etwas mehr Ahnung, es könnte eine blaue Tinte sein. Sehr gutmütig, kaum Shading aber rotgoldener Schimmer, fließt wunderbar und beflutscht das Schreiben, interessiert mich aber aufgrund der eindimensionellen Grundfarbe wenig.
3 Graf von Faber-Castell Midnight Blue: Diese Tinte hat auf dem Papier ebenfalls wenig Blauanteil, fragt mich nicht warum, aber ich finde sie wunderbar! Sie behält auch auf Kopierpapier ihr elegantes Shading und ihre Gutmütigkeit und fließt genau richtig - ich interpretiere sie als die Lamy 2000 der Tinten, welche ich auch sehr gerne und viel miteinander kombiniere (in diesem Vergleich, z. B.).
4 Pelikan 4001 Blauschwarz: Eisengallushaltige Tinte. Eine meiner ersten nicht-königsblauen Tinten. Entsprechend hat sich die Tintenfarbe seit dem Öffnen des Glases vor einigen Jahren leicht zum Dunkelgrauen hin verändert, sie ist jedoch nach wie vor eine optisch ansprechende, professionelle und in einem fließfreudigen FFH zuverlässige Alltagstinte im besten Sinne.
5 Lamy Blauschwarz: Etwas zartere Sättigung, tolles Shading, leichter Rotstich - ich mag sie, bin jedoch nicht immer in der Laune für den Violetteinschlag. Tadellose Alltagstinte, besonders für Kopierpapier.
6 J. Herbin Bleu Nuit: Eher eine edle Verwandte einer Königsblauen. Noch nass sieht sie wie ein zartes Violett aus, trocken wird sie aber zu einem lebendigen Mittelblau mit frühlingshafter Leichtigkeit. Für den Job fast zu schade, ich würde damit unkitschige Liebespost schreiben (lassen).
7 Diamine Prussian Blue: Ich bin mir nicht sicher, ob auch wirklich Prussian Blue in der Patrone ist, weil sie viel grünlicher aussieht, als in anderen Darstellungen der Tinte. Naja, so ist sie mir zu grünlich. Ansonsten: für Diamine außergewöhnliche Wasserresistenz, gutes Fließverhalten, unproblematisch auf Kopierpapier, etwas eindimensional in der Optik.
8 Pilot Blue Black: Zunächst optisch unauffällige und unverfängliche blaulastige Alltagstinte. Und dann nutzt Du sie und merkst, dass da ein subtiles Feuerwerk abgebrannt wird: Shading, Sheen, Wasserresistenz, Fleißverhalten, alles vorhanden und bemerkenswert unaufdringlich. Wenn eine Tinte das japanische Arbeitsethos widerspiegelt, dann diese.
9 Rohrer & Klingner Salix: Eisengallushaltige Tinte. Tja, wir Zwei haben noch einiges auszuhandeln... Ihr Shading ist tief, ihre Farbe zu jedem Zeitpunkt schön, Wasser und schwammigstes Papier können sie nicht beeindrucken, und trotzdem zögere ich manchmal, sie einzusetzen. Der Grund ist, dass ihr PH-Wert zwischen Zirtonen- und Magensäure anzusetzen ist, und ich noch wenig Vertrauen in die Formel habe.

10 Montblanc Permanent Blue: Pigmenttinte. Sie kann alles, immer. Shading? Check. Fluss? Check. Präsenz? Check. Wasserdicht? Check, wie keine Andere. Schon trocken? Check, schon lange. Kopierpapier? Pah, gib ihr Rhodia oder Löschpapier, es macht keinen Unterschied. FFH blockieren? Check, über Nacht und für immer (Breaking News: Die Kappe von Faber-Castells Ambition schließt undicht!).
11 Graf von Faber-Castell Cobalt Blue: Die Tinte ist sanft, sensibel und gleichzeitig präsent und entschieden, was vom dezenten Shading und der Ahnung eines Violetteinschlags kommt. Auch diese GvFC mag den mittleren Fluss des Lamy 2000 - sparsam aufgetragen sieht die Tinte beliebig aus. Tolle Alltagstinte, die durch ihren Nuancenreichtum von "Trauma-Schultinte" weit entfernt ist.
12 Diamine Majestic Blue: So, Schluss mit dem Gequatsche. Behold the Majesty and all her bling bling. Ich habe die Tinte ausschließlich wegen ihrer Optik, wegen der es sich wirklich lohnt, die Trocknungszeit, das Verschmieren, die Hydrophobie, das ewig andauernde Ausspülen und das zeitweise Durchbluten zu übersehen. Tipp: 1:1 mit Wasser verdünnt verringert den Sheen, verbessert Shading und eliminiert die meisten soeben angesprochenen negativen Eigenschaften, und ja, sie ist auch dann noch gut gesättigt.
13 Pilot Blue: Majestic Blue auf Japanisch - opak und leuchtend, besser auf Kopierpapier, mehr Sheen, Wasser ist ihr beinahe egal (seht Ihr den vom Wasser unbeeindruckten violetten Sheen?!)... Wahrscheinlich hat sie keine Seele

14 Diamine Midnight: Tiefe, dunkelblaue Tinte. Das war's auch schon.
15 Diamine Denim: Tiefe, dunkelblau-graue Tinte. Etwas mehr Shading als die Edelstein Tanzanite, etwas weniger Sheen, aber die Diamine-typische Flucht vor Wasser, weswegen Denim sich mir nicht aufdrängt.
16 Kaweco Midnight Blue: Dieses ist eine klassische, professionelle Tinte ohne Violett- oder Grüneinschlag, die sich auf jeden Fall als Tinte, nicht aber als wichtigtuerisch erkennen lässt. Würde ich jederzeit einer langweiligen Tinte vorziehen

17 Diamine Oxford Blue: Ah, wieder irgendeine dunkelblaue Diamine. FALSCH. Oxford Blue hat ein subtiles Shading und dadurch eine profunde Tiefe, fügt noch einen Hauch roten Schimmer hinzu und wird so zu einer Urgewalt in ihrem Genre. Sie fließt gut, möchte aber auch ordentlich aufgetragen werden, weil sie sonst tatsächlich blaugrün-gräulich erscheinen kann (was niemand ihr antun wollte).
18 Sailor Sei-Boku: Pigmenttinte. Tja, und hier ist es passiert. Diese Tinte möchte genauso gerne ordentlich aufgetragen werden, im Schriftbeispiel oben habe ich sie aber dummerweise mit einem etwas schwach fließenden Kaweco aufgetragen. Sie hat tolles Potenzial zu Shading und violettem Sheen, ihr müsst mir halt glauben oder Euch in anderen Betrachtungen überzeugen. Ich bin jedenfalls überzeugt.
19 Pilot Iroshizuku tsuki-yo: Mist, dass ich das Glas verkauft habe.
20 Diamine Indigo: Eine untypische blaue Diamine: sie widersteht Wasser recht orgendtlich, ist auf allen Papieren zufrieden, ist eher geringer gesättigt und verrichtet ihre Arbeit ohne Aufsehen zu erregen. Eine wirklich gute Arbeitstinte.
Liebe Grüße
Vincent
(Rechtschreibfehler korrigiere ich demnächst mal vor dem Absenden...)